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Ponisten Holberg von 400,000 Mk. Zu erwähnen sind aber auch die Vermächtnisse einer ledigen Wäscherin Amalie Schellbach in Höhe von 7300 Mk. für ver schiedene Zwecke ihrer Heimatstadt Rötha. * — Aus dem Hauptbureau der königlich sächsischen Staatseisenbahnen geht uns folgende Mitteilung zu: Turch das am 10. October 1901 in Kraft tretende Zusatz-Uebereinkommen zum Internationalen Ueberein kommen über den Eisenbahnfrachtoerkehr vom 14. Oc tober 1890 werden neue Frachtbrief-Formulare einge führt; doch können die bisherigen Formulare noch bis 9. October 1902 verwendet werden. Eine Verlängerung dieses Zeitpunktes ist unbedingt ausgeschloffen. Das Formular enthält in gleicher Weise, wie die Frachtbriefe der deutschen Eisenbahn-Verkehrsordnung, Vordruck für Ladegewicht und Ladefläche des Wagens, sowie einen Vermerk, daß bei Verladung durch den Absender dieser die Wagennummer einzutragen hat. Die Eilfrachtbriefe werden nicht mehr auf rothes Papier, sondern auf weißes Papier mit rothem Rand gedruckt. - Tie diesjährigen Wahlfähigkeits-Prüfungen für solche Hilfslehrer und Hilfslehrerinnen, welche ihre Candidaten-Prüfung schon Ostern 1899 bestanden haben, sollen zwischen Michaelis und Weihnachten stattfinden. Hilfslehrer, welche sich dieser Prüfung unterwerfen wollen, haben spätestens am 15. September, Hilfs lehrerinnen dagegen spätestens am 31. August ihre Zu- lassuugsgesuche bei dem Bezirksschulinspector ihres Wohn ortes unter Beifügung der mH 16 der Prüfungsord nung vom 1. November 1877 (Seite 313 des Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1877) vorge schriebenen Zeugnisse einzureichen. * — In der am 14. d. von nachmittags 3 Uhr ab stattgehabten Bezirksausschußsitzung zu Glauchau wurden genehmigt das Ortsftatut über die Herstellung und Unterhaltung gewisser Brücken in der Gemeinde Falken, die Schankerlaubnißgesuche Schneiders in Oberwinkel und Görners in Falken, dagegen abgelehnt das Gesuch Lindners in Langenchursdorf um Erlaubniß zum Bier- und Branntweinschank. Ferner befaßte sich der Bezirks ausschuß mit dem Gesuche des Musikdirigenten Lindner in Altwaldenburg um Erlaubniß zur Mitwirkung seiner fortbildungsschulpflichtigen Lehrlinge bei Tanzmusiken. *— Das Finanzministerium hat in Uebereinstimmung mit dem im Königreiche Preußen beobachteten Verfahren hinsichtlich der Besteuerung der zur Ableistung ihrer Dienstpflicht einberufenen Wehrpflichtigen das Folgende an die zuständigen Behörden verfügt: „Tie Einkommen steuer derjenigen Personen, welche im Laufe des Steuer jahres zur Ableistung ihrer Dienstpflicht in das Heer oder in die kaiserliche Marine eintreten, ist vom 1. desjenigen Monats ab, in welchem der Eintritt erfolgt, auf Anlangen durch die Hebebehörde in Wegfall zu stellen, sofern feststeht, daß der nunmehrigen Militär- Person ein nach den Vorschriften des Einkommensteuer gesetzes steuerpflichtiges Einkommen von über 400 Mk. nicht mehr anzurechnen ist. Verbleibt aber einem Bei tragspflichtigen auch nach dem Eintritte in das Heer oder in die Marine ein steuerpflichtiges Einkommen von mehr als 400 Mk. (z. B. aus Grund- oder Kapital vermögen), so kann eine Ermäßigung der veranlagten Einkommensteuer nur dann beansprucht und bewilligt werden, wenn ausnahmsweise die in ß 47a Absatz 2 des Einkommensteuergesetzes angegebenen Voraussetzungen Vorliegen und der Anspruch auf Ermäßigung bis zum Ablaufe des Steuerjahres angemeldet wird." — Ein höchst interessantes Naturschauspiel konnte in den letzten Tagen an der Ecke der Auen» und Walden burger Straße in Glauchau beobachtet werden. Dort sammeln sich gegen Sonnenuntergang Tausende von Staaren auf den im Hofe der Bäßler'schen Fabrik stehenden Bäumen. Die Vögel kommen in einzelnen großen Schwärmen nach und nach angerückt. Anwohner wollen beobachtet haben, daß diese einzelnen Schwärme in einer bestimmten Reihenfolge sich nicderlassen, und zwar kommt immer erst der nächste Schwarm heran, wenn der vorhergehende in den Bäumen Platz gefunden hat. Trifft aber eine Schaar der Staarmätze zu früh ein, so wird sie von den anderen wieder zurückgeschcucht, und man will beobachtet haben, daß der Schwarm später Von einzelnen Vögeln, die gewissermaßen Adjutanten, dienste verrichten, wieder hereingeholt wird. Die ein zelnen Schwärme kommen theilweise weit her von den Fluren der Umgegend. — Der Cigarrenarbeiter Karl Gustav Hormann in Zwtckan, 50 Jahre alt, wurde am 6. August von einem Zwickauer Straßenbahnwagen, in den er aus Unachtsamkeit lief, zu Boden geschleudert und ist am Montag, ohne das Bewußtsein erlangt zu haben, ver storben. — Die Vergnügungssteuer war wiederholt Gegen stand der Berathungen der beiden städtischen Collegien in Zwickau. Schließlich kam man überein, bei Ab haltung von Tanzvergnügungen und anderen Vereins veranstaltungen, die bis 12 Uhr nachts währen, 4 Mk., bis 2 Uhr früh 8 und über diese Zeit hinaus 12 Mk. für die Armenkasse einzuheben. Nun hat auch der Kreis- -ausschuß dieser Bestimmung seine Zustimmung ertheilt. — Siebzehn Beamten- und Arbeiter-Wohnhäuser, so wie zwei Villen für die Directoren hat bis jetzt das König Albert-Werk in Llchteutaune, und zwar in un mittelbarster Nähe des Werkes, errichten lassen. — Die Scheune des Gutsbesitzers Blockwitz in Erl bach bei Colditz wurde am Montag Abend durch Blitz schlag eingeäschert. Aus dem Sachseulan-e. — Die Staatseisenbahnverwaltung hat ihr gejamm tes Personal angewiesen, nur Stahlfedern deutschen Ur sprungs zu verwenden und nur in den dringendsten Fällen zu ausländischen Fabrikaten, namentlich englischen, zu greifen. — Der am Mittwoch Nachmittag in Dresden ab gelassene letzte diesjährige Alpensonderzug beförderte 439 Personen nach den Bergen. Die Züge von Bayern sind jetzt dicht mit aus den Ferien wieder heimkehrenden Reisenden gefüllt. — Eine Massen-Verurtheilung von Unteroffizieren nahm das Dresdener Militärgericht vor. Ter Unter offizier Herschel wurde wegen Anstiftung Untergebener zur Mißhandlung von Kameraden in 3 Fällen, Miß handlung außerhalb des Dienstes in 61, Mißhandlung im Dienst in 20 Fällen und vorsätzlicher Körperver letzung zu 5 Monaten Gefängniß verurtheilt. Ferner erhielten die Unteroffiziere Mönchen 3 Wochen, Lindner 3 Tage, Rothe 3 Wochen Mittelarrest, Vicefeldwebel Schaller 8 Tage gelinden Arrest, Unteroffizier Schulrot 2 Monat Gefängniß. — Wie nunmehr endgiltig festgestellt ist, findet das 50jährige Jubiläum des Herrn Geh. Kirchenrathes Professors Or. Fricke, Director des neutestamentlich-exe- getischen Seminars an der Universität Leipzig, am 13. October ds. I. statt. An diesem Tage im Jahre 1851 wurde Geh. Kirchenrath Or. Fricke, der auch Ehren bürger der Stadt Leipzig ist, zum Ordinarius in Kiel ernannt. Am 7. Mai 1867 trat er als ordentlicher Professor in die theologische Fakultät unserer Landes universität ein. — Wegen Zechbeirugs erfolgte in Leipzig die Ver haftung einer 42 Jahre alten Frauensperson. Die durstige Dame nahm in einem Restaurant nach und nach nicht weniger als 15 Glas Bayrisch Bier zu sich. Als die Trinklustige Zahlung leisten sollte, stellte es sich her aus, daß sie keinen Pfennig besaß. — Wegen Unterschlagung von über 6000 Mk. wurde am Donnertag früh ein in einem größern Bureau in Leipzig in Stellung gewesener, aus Weißenfels ge bürtiger, 34jähriger Expedient in Haft genommen. Das Geld hatte er hauptsächlich auf der Rennbahn verwettet. — In der am Mittwoch stattgehablen Sitzung des Bezirksausschusses für die Amtshauptmannschaft Chemnitz theilte Herr Amtshauptmann Or. Hallbauer mit, daß nach einer Umfrage bei den Gemeinden des dortigen BHirks diese mit 61,728 Mk. Einlegerguthaben an dem Concurs der Leipziger Bank betheiligt seien. — Der seiner Zeit in Grotzenhain von dem in zwischen Verstorbenen Gustav Böhme gegründete Sächsische Handwerkerbund hat sich aufgelöst, da infolge der langen Krankheit Böhme's und seines gleichfalls gestorbenen Nachfolgers Wurachs die Agitation für den Bund auf hörte. Das Bundesvermögen wurde der Stadtgemeinde Großenhain überwiesen. — Bei dem am Montag Abend vor 11 Uhr in Lausigk und in der Umgegend ziemlich stark auftretenden Gewitter fuhr ein Blitzstrahl auf der Giebelseite in das Wohnhaus des Herrn Gutsbesitzers Aurich in Lauterbach, zertrümmerte den in der Oberstube stehenden Kleider schrank und verbrannte eine Anzahl darin befindlicher Kleidungsstücke, richtete jedoch sonst keinen weiteren Schaden an. — Tie Schützengesellschaft in Lichtenstein feiert, wie wir schon mehrfach erwähnt, vom 17. bis mit 26. August ihr 100jähriges Jubiläum, verbunden mit Fahnen weihe. Am Montag (19. Aug.) dem Hauptfesttage, findet ein historischer Festzug statt, zu welchem ganz her vorragende Arrangements getroffen sind. — Tem 12 Jahre alten Schulknaben Hermann Rudolf Hirsch in Oberlungwitz ist von der Kreis hauptmannschaft Chemnitz für die am 13. April mit be- wundernswerther Entschlossenheit bewirkte Errettung eines vierjährigen Kindes vom Tode des Ertrinkens eine Geld belohnung gewährt worden. — Unweit des Bahnhofes in Riesa wurde am Donnerstag Morgen auf dem Bahndamme des nach Leipzig führenden Gleises die gänzlich verstümmelte Leiche eines beim 68. Artillerie-Regiments in Garnison ge standenen Unteroffiziers aufgefundcn. — In Adorf ist der gewiß seltene Fall eingetreten, daß ein Kaufmann von einem Rechtsanwalt im Auf trage einer Firma wegen 20 Pfennigen Portoabzug verklagt worden ist. Die klägerische Firma befindet sich in Reichenbach i. V. — Aus nicht aufgeklärter Ursache stürzte sich am Montag früh in der Nähe des Freibades in Löbau die Ehefrau des Gasanstaltsschlossers Gubsch von dort ins Wasser. Der Ehemann der Genannten kam indeß noch zurecht, um seine Frau noch lebend dem nassen Element zu entreißen und nach Hause zu bringen. Kurze Zeit darauf schenkte die Frau einem kleinen Erdenbürger das Leben. — Eine stürmische Rathssitzung fand am Freitag in Auerbach i. B. statt. Stadtrath Langhof hatte be antragt, um den Schein einer persönlichen Anfeindung angeblich zu vermeiden, dem Militärverein „Kamerad schaft" zu seiner Fahnenweihe ein Fahnenband durch den Bürgermeister überreichen zu lassen. Die bei Be- rathung dieses Gegenstandes sich entwickelnde Aussprache zwischen den Stadträthen einerseits und dem Bürger meister andererseits nahm eine so erregte scharfe Form an, daß der Bürgermeister das Sitzungszimmer verließ und dadurch den Fortgang der Rathssitzung unmöglich machte. Da die Kreishauptmannschaft Zwickau laut Verordnung jedes Stadtrathsmitglied mit einer Strafe von 100 Mk. bedroht, welches die Sitzung vor Be endigung derselben verläßt, hat der Stadtrath den Be schwerdeweg betreten, den Entscheid der königl. Kreis hauptmannschaft anheimstellend. — Ter bei Herrn Baumeister Jungk in Ellefeld beschäftigt gewesene, aus Oberreichenbach gebürtige 23 Jahre alte Maurer Emil P., welcher zum Militärdienst ausgehoben worden war und im Herbst beim Infanterie- Regiment Nr. 105 in Straßburg i. E. eintreffen sollte, hat sich am Montag Abend in einem Schuppen eines Oeconomen, bei dem er zuvor Erntearbeiten verrichtet hatte, entleibt. — Tie Vorarbeiten für die Gartenbau-Ausstellung in Gera schreiten rüstig vorwärts. Der große Schützen platz ist nach einem schön entworfenen Plane in Beete getheilt, auf die in geschmackvoller Anordnung die ein zelnen Blumengruppen vertheilt werden. Die beiden „Jubiläumsbeete" sind bereits fertig und werden ein herrlicher Schmuck für die Ausstellung. Vermischtes. Allerlei. Im Militärgefängniß zu Athen brach unten den Sträflingen eine Revolte aus. Das Militär griff ein. Zahlreiche Sträflinge wurden getödtet, eine Anzahl schwer verwundet. — Der Holzhändler Hau aus Ebensfeld bei Bamberg in Bayern hat Wechselfälschun gen im Betrage von 80- bis 100,000 Mk. verübt und ist entflohen. — Echt orientalisch ist der Prozeß verlaufen, der soeben in Sofia gegen eine Räuber bande, die früheren Leiter des makedonischen Revolutions- comitees, verhandelt wurde. Die Herren, die gerade genug auf dem Kerbholz haben, um einen Kopf kürzer gemacht zu werden, wurden freigesprochen. Nun können sie neue Mordpläne ausführen. — Bei einer Manöver- Übung des Kriegervereins zu Emsdetten bei Münster in Westfalen explodirte ein Böller, wodurch 3 Personen verletzt wurden. — Am Bahnhof in Wehlau (Ost preußen) fiel bei der Einfahrt des O-Zuges Donners tag früh ein Gerüst ein. Ein Arbeiter blieb auf der Stelle todt, zwei liegen hoffnungslos darnieder. — Auf der Grube bei Neurode (Schlesien) fand eine Schlag wetter-Explosion statt. 5 Bergleute erlitten so schwere Brandwunden, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Mehrere andere Arbeiter wurden leichter verletzt — Wegen Unterschlagung anvertrauter Depots wurde der Prokurist Schröpfer in Rudolstadt zu 2 Jahren Ge fängniß verurtheilt. — Zur Erinnerung an jene öster reichischen und preußischen Krieger, die in der Schlacht bei Hochkirch 1758 verwundet und nach ihrem Tode unweit des Schlosses Lämberg bei Reichenberg in Böhmen begraben wurden, findet am Sonntag, als am Geburtstage Kaiser Franz Joseph's, die feierliche Ent hüllung einer Gedenktafel im Schlosse Lämberg und die Einweihung eines neuerrichteten Kriegerdenkmals statt. In dem Massengrabe sollen an 1000 Krieger beerdigt sein. — Eine neue Entdeckung ist im Verlauf der Nach forschungen wegen der Massendiebstähle in der königl. Pulverfabrik zu Spandau gemacht worden. Man fand am Havelufer außerhalb der Stadt ein unterirdisches Lager von Diebesbeute. Bisher sind zehn Verhaftungen vorgenommen. — In Königsberg i. Pr. stürzte am Donnerstag das Gerüst an dem Ehren-Empfangsgebäuds des Ostbahnhofes ein. Drei Maler fielen herab, von denen einer getödtet, zwei verletzt wurden. Telegramme. Chemnitz, 16. August. Gestern Bormittag wurde in ihrer in der Logenstr. 4 gelegenen Wohnung di« KettenscheererS-Wittwe Anna Lachmuth, gebürti- auS Schlesien, 43 Jahre alt, in ihrem Bett mit einer Schußwunde in der Herzgegend todt ausge- sunoen. In einem vorgestern Abend an di« Pflege eltern ihres KindeS gerichteten Schreiben gab sie die Absicht zu erkennen, gemeinsam mit ihrem Geliebte« dem Kettenscheerer Karl Weihönig a«S Böhme« in de« Tod zu gehen. Der Geliebte hat bei ihr di« vergangene Nacht verbracht und ist um '/»S Uhr vo« Hause weg gegangen, allem Anschein nach hat er die Lachmuth erschossen, aber nicht den Muth ge sunde», sich selbst ,n tödten. Die Waffe hat der Mörder wahrscheinlich mit sich genommen, da sie bei der Leiche nicht vorgefunden wurde. Die Leiche wurde polizeilich ausgehoben. Chemnitz, 16 August. Wie die „Allg. Ztg." be richtet, hat sich der Mörder der Anna Lachmuth Karl Weihönig gestern Abend 1V Uhr in der Schaut- wirthschaft ,,Goldbor»" erschaffen. Kurz vorher hatte er «och einige Worte niedergeschriebe», in