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Mauern ist reicher Guirlandenschmuck angebracht. Eine öffentliche Illumination unterbleibt wegen der Landes trauer, trotzdem werden zahlreiche Privathäuser am Abend in glänzender Beleuchtung erscheinen. Die Hauptfeier lichkeit findet am Rathhaus statt, woselbst die Begrüßung des Feldmarschalls durch den Senat erfolgt. Bei der Landung ist der Senat noch nicht zugezogen, vielmehr wird der Graf Waldersee dort vom General v. Wittich im Auftrage des Kaisers empfangen und begrüßt. Zur Frage der sogen. Colonialarmee wird der „Tägl. Rundsch." von unterrichteter Seite geschrieben: Vor ungefähr 1^ Jahren, als die Errichtung des ost asiatischen Corps nothwendig wurde, kam die Bildung einer Colonialarmee in Frage, die bei überseeischen Unternehmungen stets zur Hand sein würde. Diese Truppe bildete nicht nur einen Gegenstand der Erörte rungen in den Zeitungen, sondern wurde auch an amt lichen Stellen besprochen. Damals war aber keine Zeit vorhanden, auf diese Frage näher einzugehen, und seit dem hat auch Niemand wieder daran gedacht. Die gegenwärtige Anregung hat daher an den berufenen amtlichen Stellen sichtbares Erstaunen hervorgerufen. Selbst wenn der Plan auf Errichtung einer Colonial armee greifbare Gestalt annehmen sollte, so hat die Sache doch keine Eile, denn die Besatzung wird in China ge wiß einige Jahre bleiben. Außerdem wird von allen zuständigen Seiten ein Rückgang in den Reichseinnahmen angekündigt, daher wird die Reichsregierung wohl nicht zu leicht auf solchen weitgreifenden und kostspieligen Plan eingehen. Allen denjenigen Reichsangehörigen, denen eng lische Truppen in Südafrika durch Beschädigung, Wegnahme oder Vernichtung ihres Besitzes Verluste zugefügt haben, und die aus diesem Grunde Ersatz ansprüche gegen die englische Regierung zu erheben be absichtigen, wird in der „Nordd. Allg. Ztg." folgendes Verfahren empfohlen. Dem Compensation-Tepartement in Pretoria ist durch Vermittelung der kaiserlichen Con- sulate eine Eingabe in englischer Sprache einzureichen, die eine möglichst eingehende Erklärung darüber ent halten muß, wenn, wo und durch wen der Schaden verursacht wurde und wie hoch er sich beläuft. Urkund liche Beweise sind im Original oder in Abschrift beizu fügen, Zeugen und Sachverständige sind namhaft zu machen. Ist anzunehmen, daß ein weiterer Schaden er wachsen ist, der zur Zeit nicht näher angegeben werden kann, so hat der Betheiligte zu bemerken, daß er sich vorbehält, diesen Schaden später festzustellen und anzu melden. Die vorstehende Vorschrift bezieht sich nicht auf die Ersatzforderungen der aus Südafrika ausge wiesenen Deutschen, da diese nicht vor den englischen Behörden in Südafrika, sondern vor der in London tagenden Entschädigungscommission zur Anmeldung ge langen. Zum Zolltarif wird dem „B. T." gemeldet, daß durch die Erhebungen des Wirtschaftlichen Ausschusses zur Vorbereitung der Handelsverträge ein so reichhalti ges thatsächliches Material zu Tage gefördert worden ist, daß von einer allgemeinen Anhörung der amtlichen Handelsvertretungen, wie dies in Bayern und Sachsen Unlerhaltungstheil. Das Geheimnitz der „Maria". Novelle von Anton v. Perfall. 19) (Fortsetzung). „Als ich erwachte, war er schon fort, ich hätte ihn sonst doch gefragt, um was es sich gestern gehandelt, obwohl ich nicht gerade an was Schlimmes dachte. Er blieb drei Tage aus, ohne daß ich mich darüber beson ders beunruhigte. Den dritten Tag abends kam er allein, bleich, verstört, bei jedem Geräusch zuckte er zu sammen. ,Bist Du krank?* fragte ich. — Malaria wohl, weiter nichts,* erwiderte er, ohne mich anzusehen. Dann stierte er verloren in das Licht der Kerze. Fimey polterte bald darauf über die Stiege, offenbar etwas angetrunken. Des Vaters Gesicht wurde noch finsterer bei dem Geräusch. Er trat lachend ein, eine Zeitung in der Hand. Er bemerkte mich nicht in der dunklen Ecke. ,Das nenne ich Glück,* sagte er auf den Vater zugehend, ,da lies.* Er wies mit dem Finger auf eine Stelle. ,Bill Steven — ,* der Vater drückte seinen Arm, Fimey wandte sich nach mir uud verstummte. Tas Blatt zitterte in der Hand meines Vaters, er wischte sich den Schweiß von der Stirn, dann steckte er es, ohne ein Wort zu sagen, in die Tasche und begann mit mir von der Zukunft zu reden. Er habe dieses Hundeleben satt, er wolle im Westen sein Glück versuchen, ich solle mich auf große Veränderungen gefaßt machen. Darüber ver ging der Abend. Als ich den andern Tag die Stube aufräumte, fand ich das Zeitungsblatt unter dem Tische; es war dasselbe, was Fimey gestern brachte. Ich blätterte darin, da las ich den Namen ,Bill Steven* dick gedruckt. Ich erinnerte mich, den Abend zuvor den Namen aus Fimeys Munde gehört zu haben, und las weiter: .Bill Steven, zweiter Steuermann des Bremer Schoners Maria*, des Mordes an seinem Kapitän, Georg Jensen, angeklagt, ist entflohen. 500 Dollars sind geschehen ist, in Preußen abgesehen wird. Dagegen be absichtigt der Handelsminister diejenigen einzelnen Punkte, hinsichtlich deren ihm noch weitere Aufklärung erwünscht erscheint, oder infolge der veränderten Lage der Industrie eine von der früheren verschiedene Beurtheilung platz greifen kann, unter Zuziehung einer beschränkten Zahl vonVertretern der entgegenstehenden betheiligtenInteressen mündlich zu erörtern. Als Zeitpunkt hierfür ist die zweite Hälfte des September in Aussicht genommen. Die süddeutschen Tabak- und Hopfenbauer, die in den letzten Jahren unter dem Wettbewerb des Aus landes schwer zu leiden hatten, wünschen höhere Zoll sätze für ihre Erzeugnisse. Der Bund der Landwirthe wird in seiner am 10. d. M. stattfindenden Ausschuß- sitzung ihre Wünsche erörtern und die Bundesparlamen tarier werden sich ihrer Wünsche annehmen. Afrika. Der Oberbefehlshaber der englischen Truppen in Südafrika, Lord Kitchener, ist bekanntlich erkrankt. Seine Krankheit wird auf eine schwere Verwundung zurückgeführt, die er in einem Gefecht gegen die Buren erhalten haben soll. Der Zustand des Lords soll ein derartiger sein, daß er den Oberbefehl aufzugeben und zu seiner Wiederherstellung in die Heimat zurückzukehren genöthigt sein wird. Wenn diese Nachricht der Londoner „Daily Mail", die es mit dem dortigen Kriegsamt verschüttet hat und deshalb, um sich zu rächen, mit Vorliebe grau in grau malt, auch noch der Bestätigung bedarf, so ist sie doch durchaus nicht unwahrscheinlich. Daß Lord Kitchener nicht im Stande sei, zum Empfange des englischen Kronprinzenpaares nach Kapstadt zu gehen, ist schon wiederholt gemeldet und von amtlicher Londoner Stelle aus nicht in Abrede gestellt worden. Sollte Lord Kitchener, der fähigste englische General und der einzige, von dem man die Unterwerfung der Buren hätte erwarten können, wirklich den Oberbefehl niederlegen müssen, dann werden sich die Engländer in Südafrika sicherlich nicht mehr lange halten können. Die Lage in der Kapcolonie ist nämlich, wie jetzt aus dem Briefe eines Deutschen ersichtlich wird, für die Eng länder geradezu hoffnungslos. Aus dem Muldenthale. *Waldenburg, 8. August. Heute Vormittag sind I. I. D. D. Graf und Gräfin von Wurmbrand-Stuppach zu mehrtägigem Aufenthalt, von Schloß Pomssen kommend, hier eingetroffen und haben im Fürstlichen Schlosse Wohnung genommen. *— Nach Falb sollen vom 10. d. ab bedeutende und verbreitete Regen eintreten, die zum Theil von Gewittern stammen. Vom 18. an sollen sich wiederum ergiebige Regen einstellen, die im Hochgebirge in Schnee über gehen. Hoffentlich behält der Mann wie gewöhnlich nicht recht. *— Die letzten amtlichen Feststellungen über die Ein- kommensverhältnifse der Geistlichen der evangelisch lutherischen Landeskirche im Königreich Sachsen, welche am 1. Januar des laufenden Jahres fertig gestellt wur den, ergaben das Vorhandensein von 314 Stellen mit einem Einkommen von 2400 bis 3000 Mk., 414 auf seine Festnehmung ausgesetzt." Mir stockte der Athem, das Gespräch vor einigen Tagen, das ich belauscht, es war am Vorabend des Mordes geführt worden, dem Datum in der Zeitung nach. Tie gestrige Aeußerung Fimeys, die plötzliche Veränderung, die der Vater im Sinne hatte — Fimey war der Mörder, nicht jener unglückliche Bill Steven, und der Vater war sein Ge nosse! Das stand plötzlich klar vor meiner entsetzten Seele. „Was ich litt von diesem Augenblicke an, ist nicht zu sagen. Meinen Vater fürchtete, verabscheute ich. Immer wieder bis auf den heutigen Tag sehe ich ihn in jener Nacht vor der That, als der teuflische Verführer ihn verlaffen, vor meinem Bett stehen und mich mit kummer vollem, bleichem Antlitz betrachten. O, hält' ich's ge ahnt damals, ich hätte ihn zurückgehalten. Was mich aber am meisten quälte diese Jahre hindurch, was meine Jugend verzehrte und mich oft dem Wahnsinn nahe brachte, das war die Gestalt jenes unglücklichen, schuld los verfolgten, durch meinen Vater zum Mörder ge stempelten Bill Steven. Ich sah sein Bild in unzähligen Nächten, wie er elend, voll Angst durch das Land flieht, den Fluch auf seine Verderber ewig auf den Lippen. Wie er dazu gekommen ist, dieses furchtbare Schicksal auf sich zu nehmen, mir ist es ein Räthsel, aber nimmer werde ich Ruhe finden vor ihm. Wo wird er jetzt sein, wo jetzt meinem Vater fluchen? Jetzt kennst Du die Kette, die Mac Orelly und Pat Fimey zusammen schmiedet, die ich noch fester schmieden soll! Und jetzt," ihre Stimme zitterte, sie verbarg das Antlitz hinter den Händen, „jetzt gebe ich Dir Dein Wort zurück, das Du vorhin gesprochen, das mich so beglückt hat." Alice athmete schwer auf, die Erzählung hatte sie tief erschüttert, all ihr Leid war aufgewühlt. Sie fühlte, daß sie nimmer glücklich sein dürfe im Banne dieser Blutschuld. Ueber Bills Antlitz lag zum Glück tiefer Schatten, sonst hätte sie es errathen müssen, wer neben ihr saß. Stellen mit 3000 bis 4000 Mk., 329 Stellen mit 4000 bis 5000 Mk., 137 Stellen mit 5000 bis 6000 Mk., 67 Stellen mit 6000 bis 7000 Mk., 31 Stellen mit 7000 bis 8000 Mk., 15 Stellen mit 8000 bis 9000 Mk. und 18 Stellen mit 9000 Mk. und dar über. Der Wohnungswerth oder das bezogene Woh nungsgeld ist in diesen Beträgen nicht mit inbegriffen. Eine Vergleichung dieser Zahlen mit denen früherer Fest stellungen ergiebt eine Hebung der Einkommensverhält nisse der sächsischen evangelischen Geistlichen. Unter den vorhandenen 1325 ständigen geistlichen Stellen befanden sich 908, deren Einkommen zum Theil aus Pachtgeldern besteht. Von den seitens der Staatsregierung und der Stünde seit 1. Januar 1898 von 295,000 Mark auf 425,000 Mk. jährlich erhöhten Staatszulagen für Geist liche und geistliche Stellen wurden 584 solche Zulagen im Gesammtbetrage von 370,890 Mk. gewährt. Ter Betrag von 370,890 Mk. vertheilt sich auf 208 Stellen zulagen zur Erfüllung des Mindesteinkommens von 2400 Mk. mit zusammen 117,980 Mk. und 376 Alterszu lagen mit zusammen 252,910 Mk. Von den zuerst genannten 208 Zulagen zur Erfüllung des Mindestein kommens kommen 26 auf Stellen in der Oberlausitz, 14 auf die Ephorie, 13 auf die Ephorie Dippoldis walde, je 12 auf die Ephorien Plauen, Radeberg, Schneeberg und Zwickau, je 11 auf die Ephorien Dres den II und Oelsnitz, 9 auf die Ephorie Stollberg, je 8 auf die Ephorien Auerbach, Glauchau und Marien berg, 7 auf die Ephorie Annaberg, je 6 auf die Ephorien Leisnig und Meißen, je 4 auf die Ephorien Chemnitz II, Freiberg, Grimma, Leipzig II und Werdau, je 3 auf die Ephorien Großenhain und Leipzig I, je 2 auf die Ephorien Dresden I und Rochlitz, je 1 auf die Ephorien Borna, Chemnitz I und Rochlitz. Alterszulagen aus der Staatskasse bezogen am 1. Januar 1901 zur Er füllung eines Einkommens von 2800 Mk. 84, 3200 Mk. 78, 3600 Mk. 55, 3900 Mk. 57, 4200 Mk. 54 und 4500 Mk. 48 Geistliche. Außer den fortlaufen den Stellen- und Altersznlagen erhalten aus dem Staats fonds Geistliche von nicht über 4500 Mk. Einkommen auch in Fällen besonderer persönlicher und Familien verhältnisse vorübergehende bezw. einmalige Zulagen. Was das Verhältniß anlangt, in welchem die Alters- zulagcn für Geistliche auf die Staatskasse übernommen und den betreffenden Kirchengemeinden zur eigenen Auf bringung überwiesen worden sind, so steht fest, daß von der benöthigten Gesammtsumme nur etwa 19 Procent durch die Gemeinden aufzubringen sind. *— Die Stiftungen im 1. Vierteljahr 1901 in Sachsen haben nach den Aufzeichnungen des „Sächsischen Kirchen- und Schulblattes" die ansehnliche Höhe von mindestens 2,091,000 Mk. erreich!, von denen 101,500 Mk. auf rein kirchliche Zwecke, 200 Mk. auf Heidenmission (jeden falls viel zu niedrig), 69,500 Mk. auf innere Mission, 8400 Mk. auf Gustav Adolf-Verein, Gotteskasten und Bibelverbreitung (außer 100,000 Mk., die von unge nannter Seite dem Leipziger Gustav Adolf-Verein zuge- floffen sind, aber wahrscheinlich nicht aus Sachsen stam men), 131,000 Mk. auf Schulzwecke (einschließlich der Zuwendung einer englischen Dame, die dem Kunstge- Er starrte während der Erzählung regunslos in das Antlitz des Mädchens, in dem sich aller Schmerz, alles Entsetzen so lebendig abspiegelte — er biß die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien, als er seinen Namen in ihrem Munde hörte, er krampfte die Finger in den Rasen, auf dem er saß. Also doch Mac Orelly, der Vater! Bei allem Ge fühl bitteren Haffes, gerechten Zornes über die Elenden machten sich aber eigenthümlicher Weise zwei andere breit und immer breiter, bis sie zuerst das erste, natür lichste ganz verdrängten. Für wen litt er sein ganzes Leben? Für wen war er verfolgt? — Für Alice! Sie rettete er von ewiger Schmach durch seine Flucht. Dann noch ein Gefühl, ein unendlich beseligendes. Seit Jahren beschäftigte sich Alice unbewußt mit ihm. Während er allein zu leiden glaubte, litt sie, die Reine, mit ihm in weiter Ferne, wo er sich verlassen, verachtet glaubte, verzehrte sich ein Herz in bitterm Mitleid um ihn. Und jetzt diese wunderbare Lösung durch die Liebe! Er sah darin in seinem im Grunde gläubigen Gemüth eine göttliche Vorbestimmung, die überirdische Hand, die ihn zu seinem Ziele geleitete. So kam es, daß am Schluffe der Erzählung seine starren Züge sich lösten, und der Abglanz der innigsten Liebe dieselben verklärte. Er ergriff leise ihre Hand. „Und wenn einst dieser unglückliche, verfolgte Bill Steven vor Dich hintrete, was würde da geschehen?" „Ich würde ihm dienen wie eine Magd," erwiderte sie leidenschaftlich, „ich würde mich vor ihm zu Boden werfen und ihn um Verzeihung anflehen." „Und Dein Vater würde ihn tödten!" „Nein, George, das würde er nicht. Da kennst Du ihn doch nicht! Er wird alles thun, an ihm sein Ver brechen wieder gut zu machen, nach seiner Weise natür lich, ohne sich selbst aufzuopfern — aber Fimey würde ihn tödten!" (Fortsetzung folgt.)