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lhimburger Tageblatt und Walienburger Anzeiger Amtsblatt für den ^tadtrath zu Waldenburg. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Atrnsprecher Nr. 9. Mittwoch, den 7. August 1901 hervorragenden geistigen Anlagen und offenbaren gleichen ihrem Vater, dessen Tode vor nun bald sie die denkbar aus- ihrem Vater, der ihr Geistesstimmung namentlich mit Liebling sie bis zu seinem frühen 40 Jahren geblieben ist, erhielt gezeichnetste Erziehung, der von Filialen: in Nltftadtwaldenburg bei Herr Kaufmann Otto Förster; in Kauümgeu b. Herrn Fr. Janaschek; in Largenchursdor bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herr; Wilhelm Dahler, Cigarrenfabrikanl an be Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zebl; in Wolkcnburg bei Herrn Herm. Wildenhain; in Ziegelhe m bei Herrn Eduard Kirsten. scheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. »»nähme von Inseraten für die nächster- -einende Nummer bis vormittags 11 Uhr. er Abonnementspreis beträgt vierteljähr- !ch 1 Mk. 5,0 Pf. Einzelne Nrn. 5 Pf. tnserate pro Zeile 10 Pf., für auswärts 15 Pf. ^bellarischer Satz wird doppelt berechnet. Witterungsbericht, aufgenommen am 6. August, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 758 mm. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -ff 18° 0. (Morgens 8 Uhr -ff 16° 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft Lambrechts Polymeter 54"/n. Thaupunkt -ff 9" 6. Windrichtung: Nordost. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,7 mm. Daher Witteruugsaussichten für den 7. August: Wechselnde Bewölkung, Niederschlüge nicht ausgeschlossen. einem einzigen Falle gab die Hinneigung zum Englischen Anlaß zu einer überaus heftigen Preß-Debatte, und das war der Fall, als sie Morell Mackenzie, unzweifel haft natürlich in der besten Absicht, zum Arzt für ihren Gemahl während dessen tödtlicher Krankheit wählte. Ties Kapitel gehört zu den trübsten aus dem erinnerungs reichen Leben. Namentlich der alte Kaiser hat seiner Schwiegertochter gegenüber die größte Herzlichkeit stets bewiesen; er ließ auch dem Kronprinzen und der Kronprinzessin völlig freie Hand auf dem Gebiete von Kunst und Wissenschaft! und Kunstgewerbe. Tie Kronprinzessin, selbst eine tüchtige Malerin, hat es an vielen Anregungen nicht! fehlen lassen, und die Männer der Kunst und Wissen schaft, namentlich in Berlin, wurden häufig zu vertrauten Unterredungen geladen. Es war der hohen Frau eine Herzenssache, auch Solchen zu helfen, denen Vorurtheilc oder mangelndes Verständuiß große Hindernisse bildeten, sie sah dabei nie auf Konfession oder Parteistandpunkl. Ter alte Virchow, der berühmte Forscher, politisch zugleich aber sehr weit links stehend, erfreute sich ihrer besonderen Werthschätzung. Tas verstimmte verschiedentlich, Hal aber die Anschauungen der Fürstin nicht ändern können. Eine ausgezeichnete Mutter und Erzieherin ist die Kaiserin aber nach allseitigem Urtheil gewesen; sie Hal nicht nur die Freude gehabt, zu sehen, daß alle ihre Kinder dauernd mit großer Zärtlichkeit an ihii hingen, sondern auch, daß ihnen allen das gleiche Familienglück beschieden war, wie ihr selbst. Noch 1866 traten Kronprinz und Kronprinzessin mehr und mehr in den Vordergrund, bis 1870/71 dem deut-> scheu Kronprinzen jene beispiellose Volksthümlichkeit im! deutschen Süden, wie im Norden sicherte, die so unge mein viel zur Annäherung der verschiedenen Stämme im jungen deutschen Reiche beitrug. Aber während ihr Gemahl in den Krieg zog, trauerte die Kronprinzessin daheim am Sarge eines jäh entrissenen blühenden Kindes. Eine noch härtere Seelenqual war es, als der Kron prinz zum Beginn der siebziger Jahre lebensgefährlich erkrankte, sodaß ernstliche Besorgnisse um seine Wiedcr- genesung entstanden. Zum Glück war den fürstlichen! Gatten noch manches Jahr harmonischen Zusammen-! wirkens bescheert, wenn es gleich an ernsten Stunden nicht fehlte, so z. B. das trübe Attentatsjahr, in welchem der Kronprinz in Stellvertretung seines Kaiserlichen Vaters und Herrn die Regierung führte. Aber alle! diese Jahre brachten doch wieder reiche Freude, bis im Frühjahr 1887 das leise Raunen, sodann das laute Sprechen begann, daß der deutsche Kronprinz unheilbar! krebskrank sei. , Für eine liebende Gattin ist dies nun folgende Jahr ein wahres Marterjahr im buchstäblichen Sinne des Wortes gewesen. Die deutschen Aerzte, an der Spitze Professor von Bergmann, behaupteten, nur die Ent fernung des Kehlkopfes könne den Kronprinzen retten. Der hohe Herr und seine Gemahlin schenkten dem Eng. läuder Mackenzie Vertrauen, eine Thatsachc, die in der Zukunft leider nicht gerechtfertigt wurde. Eine lange Reise begann: nach Schottland, Tirol, Ober-Italien, uach Tirol, endlich nach San Remo, wo an dem kranken Herrn am Ende doch der Luftröhrenschnitt vorgenommcn werden mußte. Alle Pflege der Kronprinzessin, alle Hoffnungen halfen nichts. Und so kam es, daß der! Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: MstM-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langer. Luda-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, ^berwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rüßdorf *Waldenburg, 6. August 1901. Kaiserin Friedrich Ein hartes Schicksal; schwer zu begreifen, schwerer zu Mertragen, der aufrichtigsten Theilnahme in aller Welt Msicher! Wenn es je ein geistig hochveranlagtes, für alles MSchöne und Edle in Kunst und Leben begeistertes, nach «menschlichem Ermessen zum Höchsten ausersehenes Fürsten- Mpaar auf Erden gegeben, dann war es der erste deutsche «Kronprinz und seine Gemahlin, der spätere Frühlings- Mkaiser Friedrich und die Kaiserin Victoria, die nach der «Thronbesteigung ihres Sohnes den Titel Kaiserin Frie- Mdrick führte, um Verwechselungen mit unsrer heutigen Mregierenden Kaiserin Auguste Victoria zu vermeiden! MNicht ganz 58 Jahre alt, ward der Vater Kaiser MWilhelm's II. dahingerafft, noch nicht drei Jahre älter Mist die Mutter geworden, als ihr die gleiche tückische MKrankheit den Weg zum ewigen Frieden öffnete. Wie Mihr Gemahl hat die Kaiserin Friedrich hohe Hoffnungen «dem Leben entgegengebracht; was das Leben ihr gab, Mwar ein volles Familienglück und dann herbe Erfah- Mrungen und schweres Dulden. Von den Erwartungen, Mwelche die Fürstin zu hegen berechtigt war, hat sich fast Mnichts verwirklicht. Nur die Samenkörner, welche die Mhohe Frau in Gemeinschaft mit ihrem Gemahl auf dem MAcker der Kunst und des Kunstgewerbes ausstreuen «konnte, haben vielfach gme Frucht getragen! Tas be- Mkannte Gemälde, welche das historisch gewordene Kostüm- Mfcst beim deutschen Kronprinzenpaar zum Gegenstände Mhat, auf dem der alte Kaiser nur im schlichten Domino, Dder Gastgeber und seine Gemahlin aber als stolzes W^Fürstenpaar in mittelalterlicher Tracht zu schauen sind, «bedeutet die Zeit, welche für die Kaiserin Friedrich die ^glänzendste und glücklichste war. Tie kurze Regierungs- Mzeit ihres Gemahls hat ihr der Ehren höhere gebracht, Maber der Himmel kaiserlichen Glanzes war bereits von Mder Wolke getrübt, die über dem Haupte ihres Gatten Mhing. Fürstenschicksal bedeutet auch nur Menschenschicksal! MWir sehen es bei Kaiser und Kaiserin Friedrich! In »Jahren, in welchen bei dem gewöhnlichen Sterblichen Mdie Lebenslust noch hohe Wellen schlägt, in welchen die MGroßen der Erde sich des vollsten Schimmers ihrer MStellung erfreuen können, mußten Beide die klugen und Mmilden Augen schließen. Denn Klugheit und Milde Mwaren Beiden eigen, und ist die Kaiserin Friedrich in Dmanchen Volkskreisen, zu denen sie weniger Beziehungen Mhatte, wie ihr Gemahl, nicht so recht populär geworden, - Mdie volle Gerechtigkeit, die aus dem rechten Verständniß »entspringt, wird der klugen, milden und künstlerisch so Mhochveranlagten Frau auch da zu Theil nach ihrem MScheiden werden, wo man sie zumeist als die Gattin »Kaiser Friedrich's, als die Mutter Kaiser Wilhelm's II. Mzu ehren gewohnt war. Auch sie hätte das Wort »sprechen können: Lerne zu leiden, ohne zu klagen! MWahrlich, schwer ist ein solches Geschick zu begreifen, Wschwerer ist es, das Geschick zu tragen! Ein tiefer Zug Mwehmüthigen Schmerzes wird durch die deutschen Familien Machen, sie fühlen diesen Ausgang eines herzlichen Ehe- am tiefsten! M Kaiserin Friedrich war als die älteste Tochter der zu MBeginn dieses Jahres dahingeschiedenen Königin Victoria Mvon England und des Prinz-Gemahls Albert von Sachsen- MCoburg-Gotha am 21. November 1840 geboren. Nicht Mnur als ältestes Kindihrer Eltern, sondern wegen der der beste Erzieher und Freund zeitlebens geblieben ist, persönlich überwacht wurde. Tie junge Prin zessin hatte nicht wenig von dem entschiedenen Stolz ihrer Mutter und dem scharfen Urtheil ihres Vaters geerbt, doch wird sie von Zeitgenossen allgemein als eine lieblich-anmuthige Mädchenblüthe geschildert. Körper und Geist übten gleichmäßig tiefen Eindruck auf den jungen Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, als dieser nach dem Königsschloß Balmoral in Schottland kam, um die Königstochter zu werben. Die Eltern der Prinzessin sahen den stattlichen preußischen Prinzen mit herzlicher Freude das Jawort der Tochter erringen, es ist bekannt, wie der Prinz seiner künftigen Braut auf einem Spazierritt im schottischen Hochland einen blühen den Zweig Haidekraut überreichte und damit eine stumme, aber um so wirksamere Liebeserklärung verband. Am 25. Januar 1858 führte der Prinz seine um zehn Jahre jüngere Braut heim, die Hochzeit fand in London statt, und diese Ehe ist, wie schon hervorgehoben, eine außerordentlich glückliche gewesen. Sieben Kinder sind ihr entsprossen, von welchen zwei, die Prinzen Waldemar und Siegismund, im blühenden Knabenalter starben. Es leben und waren mit Ausnahme des noch in den spanischen Gewässern weilenden Prinzen Heinrich, um das Krankenlager versammelt: Unser Kaiser, die Erb prinzessin Charlotte von Sachsen-Meiningen, Prinz Heinrich, der Admiral, Prinzessin Victoria von Schaum burg-Lippe, Kronprinzessin Sophie von Griechenland, Prinzessin Margarethe von Hessen. Ter einstigen preußischen Kronprinzessin ist es nicht gerade leicht geworden, ihre Stellung am Berliner Hofe zu gewinnen und zu behaupten. Ihr nicht abzuleugnen der großer Einfluß auf ihren Gemahl war nicht Jedem recht, auch dem damaligen Ministerpräsidenten von Bis marck nicht, der seine innere Politik während der Con- flictszeit zum Beginn der sechziger Jahre von dem Kronprinzen nicht gebilligt sah. Ta auch der Prinz- Gemahl von England hierauf nicht gut zu sprechen war, kann man ohne Weiteres annehmen, daß auch die Kron prinzessin Victoria Herrn von Bismarcks politischen Ge sinnungen nicht zuueigte, was übrigens auch bei der Königin Augusta der Fall war. Aus des ersten Reichs kanzlers Denkwürdigkeiten ist ja hinreichend bekannt, wie er Gleiches mit Gleichem vergalt, bis sich unter dem Erfolge der Bismarckschen Politik die .Gegensätze ausglichcn, Tann kam aber bei der jungen Kron prinzessin noch hinzu, daß sie in ihren viel freieren britischen Anschauungen mancher herkömmlichen etikette mäßigen und ceremoniellen Ueberlieferung am preußischen Königshofe nicht die rechte Würdigung zu Theil werden ließ. Von Größerem abgesehen, sei z. B. nur darauf hingewiesen, daß Vie Kronprinzessin sich sehr genau um die Küche kümmerte, der Etikette zum Trotz eine Schürze bei mancherlei Verrichtungen trug rc., daß die hohe Frau aus ihrer Jugend eine Vorliebe für englische nationale Eigenthümlichkeiten mit nach Berlin brachte und beibehielt, kann nicht bestritten werden. Irgendwie verletzend ist diese Vorliebe aber nie geworden, nur in