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Schönburger Tageblatt UNy Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Herrn und Val-enburzer Anzeiger 1901 Donnerstag, den 1. August .M 177 Witterunasbericht, ausgenommen am 31. Juli, nachm. 4 Uhr. „ducirt auf den Meeresspiegel. Thervtometerstand > 24° 6. (Morgens 8 Uhr -f- 20° 6.) Feuchtigkeitsgehalt der Lust nach Narometerftand 764 WM. . IO-" 0 Windrichtung: Nord. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,0 nun. -..Md«».- P-„m°I-r 39>. sü, d„ u Äu«-s,' H-Ib bis H.II^ KV«. NU» M. Einzelne Nrn. b Pf. G Q in Wolkenburg bei Herrn Herm. Wildenhain; Gerate mobile 10Pf., in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. LSch-r Satz wird doppelt — — Amtsblatt für den ^tadtrath zu Waldenburg. den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Zugleich we, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- Ältstadt-Laldenburg, Bräm ' . m:/>>erwiera O berwiera, Lberwinkel, Lelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberham, Wolkenburg und Ziegelheim. Kernsprecher Rr. ». *Waldenburg, 31. Juli 1901. Lie Bedeutung unserer Colonien wächst Von ^ahr zu Jahr. Das zeigt sich beispielsweise in dem Aufschwung, den der Handel unserer Schutzgebiete mit dem Mutter lande im Jahre 1900 genommen hat. Nach einer von der „Voss. Ztg." veröffentlichten Statistik ist die ge- sammte Einfuhr aus unseren Colonien — abgesehen von Kiautschau, das im Jahre 1899 noch zu China gerechnet wurde — im letzten Jahre um rund 47,500 Doppelcentner oder 64 v. H. und dem Werthe nach um 1»/z Millionen Mark oder 30 v. H. gestiegen. An der Steigerung sind alle Colonien betheiligt mit Aus nahme von Leutsch-Australien. Lie stärkste Steigerung hat bei Samoa stattgefunden, villcessen Kopra-Einfuhr, die im Jahre 1899 nur 5 Doppel- -"-centner betrug, auf 17,137 Doppelcentner in die Höhe geschnellt ist. Bei der Einfuhr aus Ostafrika stehen ebenfalls Kopra und Palmkerne mit 3604 (1899 nur 52) Doppelcentner obenan; eine steigende Bedeutung haben ferner Erdnüsse und Erdmandeln mit 3190 (1899 nur 2) Doppelcentner, Ebenholz mit 2586 (1215) und Kaffee mit 2135 (2070) Doppelcentner, während die Kaulschuck-Einfuhr von 385,000 auf 252,000 Mark zurückgegangen ist. Bei der Einfuhr aus Südwestafrika spielt die Hauptrolle der Guano mit 19,864 (1899 13,952) Doppelcentner. Tie Einfuhr roher Straußen federn von dort hat im Jahre 1900 einen Werth von 61,000 Mk. gehabt, während im Jahre 1899 Straußen federn überhaupt nicht ausgeführt Ware». Bei Togo und Kamerun traten Palmkerne mit 41,740 (1899 24,248) Doppelcentner und Palm- und Cocosnuß-Oel mit 7521 (5986) Doppelcentner der Menge nach her vor, während dem Werthe nach der rohe Kautschuck obenan steht, der mit 2,26 (2,15) Millionen Mk. mehr als die Hälfte der gesammten Ausfuhr auf sich nimmt. Bei der Einfuhr aus Teutsch-Australien kommt wieder die Kopra mit 4574 (5930) Doppelcentner am meisten in Betracht; daneben Tabakblätter mit 120,000 (88,000) Mark. Aus Kiautschau werden vornehmlich Strohbändcr ausgeführt, außerdem etwas Kautschuck. Wie die Einfuhr aus den Schutzgebieten, so hat die Ausfuhr dorthin im letzten Jahre beträchtlich zugenommen, und zwar dem Gewichte nach um 75,000 Doppelcentner oder 21 v. H. und dem Werthe nach um fast 2*/, Millionen Mark oder 16 v. H. Die Zunahme war also geringer als bei der Einfuhr aus den Colonien. Immerhin übertraf die Ausfuhr dorthin den Werth der Einfuhr noch um das Dreifache. Besondere Beachtung verdient die starke Ausfuhr nach Kiautschau, die dem Gewichte nach um Million Doppelcentner größer war als die Ausfuhr nach den gesammten übrigen Colonien und dem Werthe nach etwa V» dieser Ausfuhr ausmacht. Hauptsächlich hat die bedeutende Steinkohlen-Ausfuhr nach Kiautschau, die 533,250 Doppelcentner betrug, die Einfuhrmenge so hoch gebracht; ferner sind noch erwähnenswerth 85,810 Doppelcentner Cement, 14,206 Doppelcentner eiserne Brücken-Bestandtheil« und 10,473 Doppelcentner grobe Eisenwaaren. Bei oer Ausfuhr nach Ostafrika, die sich dem Gewichte nach mehr als verdoppelt hat, spielen Eisenwaaren infolge der Eisenbahn-Bauten die größte Rolle. Es gingen dorthin 24,298 (1899 nur 330) Doppelcentner Eisenbahn-Laschen, 16,674 (2062) Doppel centner Eisenbahn-Schienen, 5851 (7136) grobe Eisen- waaren und 1553 (0) Brücken-Bestandtheile. Ferner war noch die Ausfuhr von Cement mit 29,306 (9826), Bau- und Nutzholz mit 4808 (1826), Bier mit 8857 (6189) und Wein mit 1268 (839) Doppelcentner be deutend. Auch bei der Ausfuhr nach Südwestafrika spielen die Eisenbahnbau-Artikel dem Gewicht nach eine hervorragende Rolle. Bei der Ausfuhr nach Teutsch- Australien stehen eiserne Platten und Blech mit 2570 (1899 nur 6), Bier mit 1643 (1467) und grobe Tischler- Arbeiten mit 1202 (24) Doppelcentner an erster Stelle. Bei der Ausfuhr nach Samoa kommt vor allem Bier mit 1057 (987) Doppelcentner in Betracht; daneben grobe Eisenwaaren und Regen- und Sonnenschirme. Diese hocherfreulichen Zahlen sollten den Gegnern der Colonial-Politik bei uns zu denken geben. Die deutschen Colonien decken nicht nur einen nicht unbe deutenden Theil »nsers Bedarfes an Erzeugnissen der heißen Zone, sondern sie werden auch immer werthvoller als Absatzgebiet der heimischen Industrie. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Bon der Nordlandsfahrt des Kaisers meldet man, daß der Monarch seinen Besuch in Drontheim auf gegeben hat und an Bord der „Hohenzollern- von Molde, wo er in diesen Tagen weilte, nach Bergen zurückkehren wird. Ter Schützengilde zu Patschkau in Schlesien hat der Kaiser aus Anlaß ihres demnächstigen 250jährigen Jubiläums einen massiven goldenen Schiitzen adler als Ehrengeschenk übersenden lassen. Für den deutschen Kronprinzen Wilhelm sieht der Studienplan der Bonner Universität im nächsten Semester 21 Stunden Colleg in der Woche vor. Nur bei zwei Professoren wird der Kronprinz im Auditorium Vorlesungen hören; die übrigen werden privatim ge halten. Am Todestage des Altreichskanzlers Fürsten Bis marck war sein Denkmal in Berlin mit Zeichen treuer Liebe und Dankbarkeit geschmückt. Die sonst an diesem Tage in der Grabeskapelle zu Friedrichsruh stattfindende Trauerfeier ist diesmal auf den 1. August, den Geburts tag des verstorbenen Grafen Wilhelm Bismarck, verlegt worden, dem die Feier gleichfalls gelten soll. Fürst Herbert Bismarck ist vor fünf Wochen von einem giftigen Jnsect in den rechten Arm gestochen worden, die Heilung macht sehr langsame Fortschritte; der Fürst ist noch immer gezwungen, den ziemlich gebrauchsun fähigen Arm in der Binde zu tragen. Die Unterbringung der Truppen' während des Kaisermanövers bereitet der Militärbehörde zum ersten Male große Schwierigkeiten; gegenwärtig fehlen noch Quartiere für etwa 15,000 Mann. Wegen dieses Mangels hat die Behörde die Preise für Miethsquartiere ganz erheblich erhöht, von 80 Pfg. auf 1,80 und 2 Mk. täglich für den Mann. Aber trotzdem erfolgt fast kein Angebot, da die Landbesitzer mit eigenen Schwierigkeiten zu kämpfen haben und nicht in der Lage sind, noch mehr Mannschaften anzunehmen. Der Handelsminister Möller ist von seiner Infor mationsreise in Ost- und Westpreußen wieder nach Berlin zurückgckehrt. In den betheiligten Kreisen er- wartet man günstige Wirkungen von dem Besuche des Ministers, der gründlich Umschau gehalten hat. Ein deutscher Jnnungstag wird vom 8.-10. September in Gotha versammelt sein. Auf demselben werden außer Innungen und Jnnungsverbänden auch die Handwerkskammern vertreten sein. Seit Bekannt werden des neuen Zolltarifs wird in Handwerkerkreisen angeregt, daß auf die Tagesordnung des deutschen Jnnungstages auch der Zolltarifentwurf gesetzt werde. Zur Verhöckerung des Zolltarifs an die Lon doner „Finanzchronik" macht die „Leipziger Volksztg." einige nicht uninteressante Mittheilungen über das Lon doner Finanzblatt, dem der deutsche Zolltarifentwurf schon 14 Tage vor seiner Veröffentlichung zugegangen war. Tas Blatt steht im Dienste der Cecil Rhodes- Gruppe und sein Herausgeber, Or. Rosendorff, hat eS schon während seiner Berliner Thätigkeit vorzüglich ver standen, nebenbei Geschäfte größten Stils zu unter nehmen. In den Bureaus des gegenwärtig zu unge heurem Reichthum gelangten vr. Rosendorff sind eine Anzahl deutscher hochadliger Herren beschäftigt, die in der Heimat Schiffbruch erlitten und sich nun im Aus lande eine Existenz suchen mußten, vr. Rosendorff ist gleichzeitig auch Agent für eine Reihe deutscher Groß industrieller, insbesondere für die Firma Ehrhardt in Düsseldorf. Mehrere Batterien Geschütze, die diese Firma während des Burenkrieges nach England lieferte, wurden durch Vermittelung Rosendorffs bestellt. Das Blatt deutet nun die Vermuthung an, daß vielleicht durch eine Vertrauensseligkeit des Centralverbandes deut scher Industrieller Mittheilungen- über den Zolltarif an die Londoner Finanzchronik gelangt seien. Wir halten diese Möglichkeit für gänzlich ausgeschloffen. Im Uebrigen wird ja auch bald Licht in oie mysteriöse An gelegenheit kommen, da die in Berlin geführten Unter suchungen schon zu gewissen Resultaten geführt haben. Bei einem Berliner Journalisten, der mit ausländischen Blättern in Beziehungen steht, soll die den Verkauf des betr. Exemplars des Zolltarifs betreffende Correspondenz, sowie eine größere Summe Geldes beschlagnahmt worden sein. Zwischen dem Auswärtigen Amte und dem Kaiser findet in dieser Angelegenheit ein sehr lebhafter Depeschen wechsel statt, der die Bedeutung der Sache nur allzu erklärlich macht. Verschiedene Blätter haben es bemängelt, daß ein Herr Westerfield deutscher Wahlco nsul in Kimber ley in Südafrika geworden sei. Es wird behauptet, Herr W. sei amerikanischer Staatsangehöriger, halte sich erst kurze Zeit in Südafrika auf und befinde sich über dies in völliger Abhängigkeit von den Direktoren der englischen Diamant-Compagnie. Demgegenüber schreibt die „Nordd. Allg. Ztg.-: In Kimberley ist allgemein bekannt, daß Herr Westerfield dort als angesehener, un abhängiger Arzt thätig ist und unter den dort an sässigen Deutschen eine Vertrauensstellung einnimmt. Auch glaubt man dort zu wissen, daß die Angriffe gegen ihn auf einen Kaufmann zurückzuführen sind, der früher Deutscher war, seine deutsche Staatsangehörigkeit aber später aufgegeben hat. Herr Westerfield selbst ist nicht amerikanischer Staatsangehöriger, sondern in die deutsche Consulatsmatrikel eingetragen. Wie wir hören, war der Generalconsul in Kapstadt v. Lindequist kürzlich in Kimberley anwesend und hat sich persönlich davon über zeugt, daß die provisorische Führung der Consulats- geschäfte und die Wahrnehmung der deutschen Interessen bei Herrn Westerfield in guten Händen ist. In dem gegenwärtigen Zolltarifentwurf finden sich eine große Menge erläuternder Anmerkungen, die für bestimmte Waaren den Zollbeamten praktische Handhaben bieten rc. Alle diese Angaben befanden sich früher in dem lediglich vom Bundesrathe festzustellenden Waaren- verzeichniß zum Zolltarif; wenn sie nunmehr in der- mehrter Auflage in dem vom Reichstage und Bundes-