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Schönburger Tageblatt UNd Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Hern 1901 Mittwoch, Sen 31. Juli 176 zusetzen. Als Forschungsfeld gilt die indisch-atlantische Seite des Südpolargebiets. Falls die Erreichung eines Südpolarlandes gelingt, ist, wenn angängig, auf dem selben eine wissenschaftliche Station zu gründen und thunlichst während eines Jahres zu unterhalten. Die Rückkehr ist nach Bestimmung des Expeditionsleiters im Frühjahr 1903 oder spätestens im Frühjahr 1904 an zustreben. In Cadiz hat nnnmehr die feierliche Begrüßung der aus China zurückkehrenden zweiten Division des ersten deutschen Geschwaders durch die 1. Division desselben Geschwaders unter persönlicher Führung des Prinzen Heinrich, des Bruders unsres Kaisers, statt gefunden. Von Cadiz wird nun die gemeinsame Heim reise der beiden Divisionen erfolgen. Die Begrüßung des Prinzen und seines Geschwaders in Cadiz war eine un gemein herzliche. Das in den Hafen einlaufende Geschwader wurde mit Salutschüssen empfangen, der deutsche Consul und der Commandant der in dem Cadizer Hafen liegen den spanischen Schiffe begaben sich zum Prinzen Hein rich und bewillkommneten ihn. Leider ereignete sich bei der Feier ein Unfall, indem der deutsche Consul die Schiffstreppe hinabstürzte und sich eine erhebliche Kopf wunde zuzog. Von dem deutschen Geschwader gingen 700 Mann ans Land, besichtigten die Stadt und ver kehrten aufs freundschaftlichste mit den spanischen Soldaten und Seeleuten. Zur besonderen Ehrung des Grafen Waldersee hat der Kaiser befohlen, daß sich zum Empfange des Generalfeldmarschalls das gesammte Offiziercorps des einst von diesem commandirten Königs-Ulanenregiments, das Trompetercorps und eine zusammengesetzte Schwadron nach Hamburg zu begeben haben. Das Trompetercorps wird die kostbaren, ihm vom Kaiser verliehenen silbernen Pauken mit der Losung des althannoverschen Gardes du Corps-Regiments „Peninsula-Waterloo-Garcia-Her- nandez" mit sich führen. Tie Enthüllung des Denkmals für Kaiser Wilhelm I. auf der Hohensyburg in Westfalen findet dem Ver nehmen der „Post" nach am '13. August statt, und zwar im Beisein unseres Kaisers. Reichskanzler Graf Bülow, der seinen Urlaub im Nordseebad Norderney verbringt, wird nach der „Rhein.- Westf. Ztg." am 7. August in Emden mit dem Kaiser zusammentreffen und ihn auf der „Hohenzollern" nach der Elbe begleiten zur Begrüßung des Grafen Waldersee. Prinz Ludwig, der bayerische Thronerbe, hat auf dem 11. bayerischen Turnfest in Landshut eine Rede gehalten, die folgende bemerkenswerthe Stelle birgt: Ich glaube, Jeder, der im öffentlichen Leben steht, wird gut daran thun, ohne im Geringsten die öffentlichen Interessen zu vernachlässigen, dafür zu sorgen, daß die eigenen Angelegenheiten in Ordnung sind. Wenn Einer das nicht beachtet, der sich in das politische Leben gestürzt hat und dabei zu Grunde geht, so hat er der Oeffentlichkeit nicht genützt, sondern sich selbst und Anderen geschadet.^ - Der 22. Verbandstag des Bundes deutscher Buch binderinnungen findet augenblicklich in Nürnberg statt. Behrens-Hannover hielt einen Vortrag über Roh stoffgenoffenschaften, deren Bildung er empfahl. Eine lebhafte Erörterung hierüber sowohl wie über die Heraus gabe allgemein giltiger Preisverzeichnisse folgte. Tie Nachricht, daß von dem Kieler Langericht Arrest auf türkische Kriegsschiffe gelegt sei, ist falsch. Es handelt sich vielmehr um einen Arrestbefehl gegen machen uns lächerlich vor aller Welt, aus dem Sprich, wort vom „Deutschen Querkopf", wird ein anderes vom „Deutschen Schwachkopf", der schließlich zu Allem Ja sagt, was man von ihm verlangt. Man darf nicht ab winken, die Gefahr besteht! Unser Kaiser ist ein sehr groß veranlagter Mann! So groß ist er veranlagt, daß er ein zweiter Friedrich der Einzige sein könnte, wenn es möglich wäre, die heutigen Verhältnisse um hundert Jahre zurückzusetzen! Tas ist natürlich unmöglich! Aber was ist, das ist die ganz falsche Auffassung im Auslande, die da meint, Kaiser Wilhelm II. würde das, was man draußen als eine Kleinigkeit ansieht, nämlich die Schwächung des deutschen National-Vermögens an empfindlichen Stellen, ebenfalls als eine Kleinigkeit ansehen. Den Kaiser, den so ungemein liebenswürdigen Herrn, glaubt man als einen Mann hinzustellen, den man zu jeden Liebens- keiten, auch wenn sie nur dem Auslande Vortheil, dem deutschen Volke Schaden bringen, bewegen zu können. So meint man draußen! Nun das muß aufhören! Tie deutsche Liebenswürdigkeit, die so reichlich geübte, darf die Annahme von der deutschen Entschiedenheit in keinem Falle erschüttern. Ta giebt es keine Ausnahmen, da darf es keine geben, unter keinen Umständen! Jedem Deutschen passiren einmal Thaten, die er bei genauerer Erwägung lieber unterlassen hätte, kein deutscher Reichs kanzler wird auf den ersten Hieb immer das Rechte treffen. Auch Fürst Bismarck hat mehr als einmal da neben gehauen, er hat sich seines Fehlgriffes auch nimmer geschämt. Denn man lernt vom Leben stets bis zur Stunde seines Todes! Aber das Lernen, das Prüfen und Erwägen, und vor Allem das Kritisiren, das ist unsere Sache, darum hat man sich außerhalb der Reichs grenzen gar kein Urtheil anzumaßen. Entweder machen wir es so, oder wir machen es anders! Tas besorgen aber immer wir, Niemand sonst! Und darum muß in der Ferne der Glaube an die bedingungs- und grenzenlose Liebenswürdigkeit fort, er verwirrt auch bei uns die Köpfe und die Sinne. Wir brauchen nicht rauhborstig zu werden, aber wir müssen auch Stacheln zeigen können. Ein deutscher Reichs- kanzler kann noch so sehr sich irren, aber er darf nicht schwanken! Entweder — Oder! Tie Ueberzeugung des leitenden Staatsmannes gilt, kein fremder Klatsch! Witterunasbericht, ausgenommen am 30. Juli, nachm. 4 Uhr. - . » 766 mm reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand 23- 6. (Morgens 8 Uhr -f- 20" 6.) Fenchtigkeitsgehalt der Luft nach Varometerstand 766 mm. reduc ' > 11« r; Windrichtuna: Ost. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,0 mm. 44°/. Ua-P»»« d,n ZI. Sulu H-Ib M h-i,--. «Waldenburg, so. Juli 1901. Unter allen deutschen Producten giebt es eins, welches in keinem Zolltarif verzeichnet steht, das aber trotzdem außerordentlich vom Auslande taxirt wird. In dem letzten Dutzend Jahre ist dies deutsche Product immer kräftiger gewachsen, es hat demgemäß einen höheren Werth gewonnen. Und dies Product heißt: Deutsche Liebenswürdigkeit gegenüber dem Auslande! Liebenswürdigkeit ist niemals ein Fehler, auch dann nicht, wenn sie, reichlich viel geboten, im Preise nur mäßig bewerthet wird. Der, welcher sich so liebenswürdig zeigt, braucht sich doch nicht den Vorwurf zu machen, daß er es war, welcher das Karnickel darstellte. Frei- lich, hat er dies Bewußtsein, hat er nicht das andere, ssch so theuer verkauft zu haben, wie er es wohl werth war. Idealistisch ist das freundliche Entgegenkommen von einem sehr hoch zu taxirenden Werthe, praktisch ist die Beute geringer. Und die Menschheit will erst dann doch nun einmal geben, wenn sie genügend ge nommen hat. Tas „Genügend" gar zu mäßig zu be- messen, ist nicht einmal nothwendig, denn das thun auch die Anderen nicht, die es uns stets vorschreiben. Teutschland hat in seiner Wirtschaftspolitik reichliche Fehler begangen, die alle unserer großen, na, sagen wir es ganz getrost heraus, meistentheils überflüssigen Liebens würdigkeit zuzuschreiben sind. Tenn — ein Blinder sicht es — liebenswürdig sind wir gewesen, aber der Dank, den wir erhoffen konnten, der ist noch vor dem nächsten Thauwetter zerschmolzen. Die Gefälligkeit, die wir z. B. England durch die Entsendung eines starken Expeditionskorps nach China erwiesen, ist unter Brüdern ihre Dutzend Milliarden werth. Zum Danke ist der deutsch-englische Handelsvertrag noch immer nicht er neuert! Das ist Thatsache, wenn auch keine solche, von der man gern hört. Denn wer hat dem Briten den in Süo-Afrika so voll gehauenen Rücken in Ostasien thatsächlich, wenn auch nicht absichtlich vielleicht, gedeckt? Wir! Bekommen haben wir nichts. Auf Lohn war unsere China-Expedition ja nicht angelegt, aber nichts nehmen, wenn man cs bekommen kann, ist eben liebens würdig, freilich nicht einträglich. Deutschland hat in Ostasien das Kartenspiel mit allen Trümpfen in der Hand gehabt, aber wir haben sie, trotz Waldersee nicht ausgespielt. Es hieß, Eduard von England und Nicolaus von Rußland würden zur Mainzer Parade kommen; sie kommen Beide nicht, und wenn sie gekommen wären, dann wäre es auch nicht anders. Aber die Freundschaft mit Beiden hat uns keinen Dank eingebracht. Rußland hat sich genommen, was es bekommen konnte, und England hat nicht heraus gegeben, was es nicht mußte. In unserem Programm liegt es nicht, so etwas wie Halsabschneider zu sein. Wir wollen auch nicht dahin kommen, aber wir wollen Rechnungen aufstellen. Ob an fremden Höfen liebens würdige Gesichter aufgesteckt werden, kann uns doch un endlich gleichgiltig sein. Der deutschen Nation ist die Freundschaft der Höfe werthlos, da regiert nur das lebendige Interesse; denn von Fürstenbegegnungs-Berichten kann kein Mensch leben. Und darum sagen wir, Reichskanzler Graf Bülow soll nun einmal stramm festhalten an dem, was er für Recht hält, sagen: Entweder — Oder! Der neue Zoll tarif wird gewiß nicht in allen Punkten angenommen, denn er hat seme Schwächen, aber merkt man im Aus lande, daß die deutsche Reichsregierung nicht fest in ihrem Wollen ist, dann fallen wir furchtbar hinein. Wir v Städten Venia Lunzenau, Lichtenftein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Zugleich weit m cn Ehrenhaiil, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- Altstadt-Waldenburg, . > Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, leuba-Niederharn, Langenleuba-Oberhain, "Erw^,^ ^<^n, Wolkenburg und Ziegelheim. A,r«spreä,er Nr. 9. Sw » Politische Roodscha«. Deutsches Reich. Von der Nordlandsfahrt des Kaisers wird aus Molde berichtet: Ter Kaiser, der Tags vorher Vor träge hörte, hielt Sonntag Vormittag den Gottesdienst auf der Yacht „Hohenzollern" ab. Mittags besuchte er den in Molde eingetroffenen deutschen Vergnügungs dampfer „Victoria Luise", dessen Fahrgäste die „Hohen zollern" besichtigen durften; auch die Einwohner von Molde konnten das Kaiserschiff in Augenschein nehmen. Emtge Gäste der „Victoria Luise" wurden zur kaiser lichen Abendtafel geladen, darunter der auf Urlaub be findliche Chef des Civilkabinets v. Lucanus. Das Wet ter ist kühler. Der Kaiser hat hinsichtlich der Südpolar-Expedi- tion bestimmt: Zum Leiter bestelle ich den außer ordentlichen Professor an der Universität Berlin Or. v. Drygalski. Die Expedition hat im August Kiel zu ver lassen und sich nach den Kerguelen zu begeben. Auf denselben ist eine magnetisch-meteorologische Station zu errichten. Alsdann ist die Fahrt nach Süden hin fort Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herr« 111/il00Hill 1*001* /I 1N01001* —Amtsblatt für den Stadtratff zu Waldenburg.