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seitrn des Ortsverrincs und ein Jnstrumcntal-Csneert der Lindner'schen Capelle voranging. Die Begrüßung bestand in einer Ansprache, gehalten vom Sangesbruder Marlin, der das älteste Mitglied des dasigen Orts vereines ist. Seine kleine Rede, die ungetheilten Bei fall fand, zeigte so recht, wie der Gesang das ganze Wesen eines Menschen begeistert für alles Gute und Schöne in der Kunst und GotteS schöner Natur. DaS darauffolgende Begrüßungslicd brachte im Tongewande das Alles noch einmal zum Ausdrucke, was man erst nur mit Worten gehört; Rede und Lied paßten gut zu sammen. Das Jnstrumentalconcert mußte wegen vor gerückter Zeit ein wenig abgekürzt werden. Das Ge- sangsconcert bot zwei Massengesänge, mehrere Einzel- Männerchöre und einige gemischte Chöre. Die Massen gesänge wirkten besonders durch Kraft und Fülle des Tones und glückten nicht übel. Mit großem Interesse lauschte jeder Sänger den Einzelchören, denn am Sänger tage bietet doch jeder Verein das Beste, was er im ver stossenen Jahre gelernt hat. Es kann nicht geleugnet werden, daß auf dem Sängerfeste in Niederwinkcl mit am Besten gesungen wurde, namentlich betrifft dies die Männerchöre. Die einzelnen Dirigenten hatten gute Sachen ausgewählt und sich auch in den Sinn und Geist der betreffenden Composition gut eingelebt. Zu meist wurden einfache Lieder vorgetragen und dies ist für kleinere Vereine sehr empfehlenswerth, doch hatten sich auch einige Vereine an durchcomponirte Lieder her angewagt. Ls hat wohl Jedem in Niederwinkel ge fallen und wird deshalb Jeder damit einverstanden sein, wenn wir dem festgebenden Niederwinkler Männer- gesangvereine auch an dieser Stelle einen herzlichen Dank zurufen. An der Spitze des Sängerbundes stehen zur Zeit die Herren Thieme-Franken als Bundesvor stand, Schmidt-Wolkenburg als Bundesdirigent, Schumann- Oberwiera als Bundeskassirer. Der nächste Sängertag wird in Ehrenhain abgehalten und so lautete denn der Abschied beim AuScinandcrgehn: „Auf Wiedersehn in Ehrenhain!" *— Vergangene Nacht wurde hier mehrfaches Wetter- leuchten beobachtet; heute Morgen stellte sich ein er quickender Gewitterregen ein, der den ausgetrockneten Fluren zu großem Segen gereicht. Tie Niederschlags menge betrug 5,^ mm. — Der Stadtrath in Penig fordert zur Sparsam keit im Verbrauch von Wasser aus der städtischen Leitung auf und untersagt das Besprengen von Gärten mit Wasser aus der Leitung bis auf Weiteres. — Anläßlich des vom 20. bis 22. Juli in Colditz abzuhaltenden Heimatsfestes überreicht die in Dresden bestehende Landsmannschaft Colditzer der dortigen Stadt vertretung ein Stiftungskapital von annähernd 1000 Mk. als Ergebniß einer Sammlung, deren Zinserträgniffe zu wohlthätigen Zwecken Verwendung finden sollen. Aus dem Sachseulaude. — Der „Rundschau"-Redacteur Quanter in Dresden ist trotz gebotener Caution und trotz der gegen seine Inhaftnahme erhobenen Beschwerde nicht aus der Unter suchungshaft entlassen worden. Tie Verhandlung dürfte vor dem Schöffengericht gegen Ende dieses MonatS stattfindcn. — Ter verstorbene Privatmann v. Schindler aus Leipzig hat letztwillig der Stadtgemeinde zur Speisung würdiger Armer 5000 Mark, ferner der anonymen Stiftung für Leipziger Feuerwehrmannschaften und deren Angehörige 1000 Mk und dem Johannishospitale auch 1000 Mk. vermacht. — Am Donnerstag stürzte in Chemnitz vom Dach eines mehrstöckigen Hintergebäudes bei einer Lachrinnen reparatur ein 17jähriger Klempnerlehrling herab, wo durch sich dieser einen Bruch des rechten Beines und eine größere Wunde am Hinterkopf zuzog. Der Be- dauernswerthe wurde in das Stadtkrankenhaus gebracht. — Das alte Gymnasium in Freiberg gegenüber dem Dom wird unter Berücksichtigung der Wünsche der König!. Commission zur Erhaltung der Kunstdenkmüler in Dresden nach den Plänen des Leipziger Bauraths Dr. Roßbach und unter dessen Oberleitung zu einem König Albert-Museum umgebaut. Der Gesammtaufwand hierfür wird 100,000 Mk. betragen. — Im Garten des Restaurants „Muldenschlößchens" in Döbel« wurde am Dienstag Abend um Uhr plötz lich der mitanwesende 18jährige Kaufmann Alfred Bappisch von dort während eines heiteren Gespräches vom Herzschlage ereilt und verstarb auf der Stelle. Der zufällig gegenwärtige Herr Or. m«6. Wolf konnte nur den sofort eingetretenen Tod constatiren. — Am Dienstag Abend brach in der oberen Lieber- mannschen Fabrik zu Falkenau bei Flöha ein Schaden feuer aus, welches das Kämmereigebäude einäscherte, während das Maschinenhaus mit den Maschinen erhalten blieb, obwohl die Decke dieses Hauses bereits durchge brannt war. Tas Feuer war weithin sichtbar und hatte eine große Menschenmenge zusammengeführt. Am Mitt woch verblieb eine Feuerwache an dem noch stark rauchen den Trümmerhaufen. — Bei dem Gewitter am Montag wurden Wils» bruff und das anliegende Blankenstein durch Hagel schlag schwer hcimgcsucht. An den Obstbäumen wurden starke Aeste geknickt. Die kleinen Ackerbauer und Obst pächter sind schwer geschädigt. — Ein würdiges Paar in Mittweida, der Bürger und frühere Webermeister Irmscher und dessen Ehefrau, Beide 86 Jahre alt, beging am 18. d. wohl und munter die diamantene Hochzeit. — Am Montag wurde in Schueckeugrüu i. V. in der Champignon-Züchterei von Baronesse v. Barth die erste in Sachsen befindliche Conservenfabrik eröffnet. Conservirt werden größtentheils die in den großen Räumen gezüchteten Champignons. Die maschinelle Einrichtung rührt her aus Karges Unionwerken in Braunschweig. Altenburg, 18. Juli. Se. Hoheit Herzog Ernst ist in Wildbad Gastein angekommen und hat im Hotel Germania Wohnung genommen. In Begleitung Sr. Hoheit befinden sich Schloßhauptmann v. Kracht und der per sönliche Adjutant Major v. Sydow. Die Badekur wird sich bis Mitte August ausdehnen. — Die hiesigen Truppen, welche zwecks Schießübung nach Loburg über gesiedelt waren, kehrten gestern gegen Abend wieder in ihre Garnison zurück und wurden dabei von großen Menschenmengen in den Straßen und am Bahnhofe begrüßt. — Die großen Ferien beginnen in den hiesigen Schulen künftigen Sonnabend und dauern vier Wochen. Tas Gymnasium ist dagegen schon vom 10. Juli ge schlossen worden, da sich innere Baulichkeiten nothwendig machten. — Durch die Eröffnung der neuen Eisenbahn Altenburg-Langenleuba sehen sich verschiedene Vereine und Schulen im Muldenthale und jenseits der Mulde bewogen, ihre Ausflüge in diesem Jahre nach Alten burg zu richten. Erst in diesen Tagen kamen die Schulen von Breitenborn, Stockheim und Zetteritz hier her. Außer den Lehrern befand sich bei den Schul kindern eine große Zahl von Eltern, die alle Altenburg kennen lernen wollten; denn die genannten Orte liegen bei Waldheim, also in ziemlicher Entfernung von hier. — Der Erneuerungsbau des hiesigen Rathhauses schreitet rüstig vorwärts. Nachdem im vorigen Jahre die West seite einer gründlichen Erneuerung unterzogen worden ist, kommt jetzt der Thurm daran. Tas Baugerüst ist bereits ausgestellt worden. — Die Zahl derjenigen Männer, welche sich als Ernteleute vermiethen wollen, zeigt Heuer im Vergleich mit früheren Jahren eine starke Zunahme. An jedem Wochenmarkte hatte sich eine große Schaar vor dem hiesigen Rathhause einge funden, um ihre Dienste den Landwirthen anzubieten; aber sie fanden nicht alle einen Herrn, obwohl sie im geforderten Erntelohn zurückgingen. Bei der Kürze des meisten Getreides und infolge des dünnen Bestandes steht überhaupt zu erwarten, daß die Erntearbeit leichter und schneller von statten geht als sonst. — Die feierliche Grundsteinlegung zur Altenburger Bismarcksäule auf dem Neuster Berge bei Ronneburg findet, wie bereits gemeldet, nächsten Sonntag Nach mittags 4 Uhr statt. Die Festordnung hierzu ist die folgende: 1. Kanonensalut und Fanfare. 2. Chorlied: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre." 3. Weih rede des Herrn Superintendent Schulze-Ronneburg. 4. Allgemeiner Gesang. 5. Verlesung der Grundsteins urkunde und Hoch auf Kaiser und Herzog. Einfügung der Urkunde mit Zeiterinnerungen. Hammerschläge. 6. Allgemeiner Schlußgesang. — Auf Oberlüdlaer Flur (Sachsen-Allenburg) ist ein neues großes Kohlenlager erbohrt worden. — Der Leipziger Bankkrach äußert seine schlimmen Folgen in Gera immer mehr. Mehrere Geschäftsleute daselbst hatten größere Hypotheken von der Leipziger Bank, die ihnen jetzt gekündigt worden sind. Diese Leute haben nun jetzt die größten Schwierigkeiten, um Ersatz für die gekündigten Gelder zu erlangen. — Ter Gläubigerausschuß im Concurs Neumerkel in Gera hat festgestellt, daß, soweit sich übersehen läßt, die Passiven 900,000 Mk. betragen, denen an Activen zunächst 200,000 Mk. Außenstände gegenüberstehen. Tie vorhandenen Vorräthe und vor allen Dingen die Grundstücke überwiegen nach vorgenommcner Schätzung die Passiven reichlich. Man ist im Ausschuß der An sicht, daß die Gläubiger nichts einbüßen werden, wenn sie nicht auf sofortige Veräußerung der Grundstücke dringen. Vorläufig wird der Betrieb auch völlig auf recht erhalten. Vermischtes. Allerlei. Das „Gesundbeten" empfiehlt eine Annonce im Karlshorster Anzeiger vom 12. d. M., die also lautet: Christliche wissenschaftliche Vereinigung „Kreuz" Berlin heilt alle Krankheiten Kraft des Glaubens, Macht des Gebets. Man wende sich gefälligst an den Vor stand Franz Reuter, Berlin, >V., Körnerstraße 13 II. Schriftlich ist Rückporto erbeten. Karlshorst liegt nur eine Meile von Berlin, der Stadt der Intelligenz, ent fernt. — Zu der Gumbinner Prozeßsache wird ge meldet, daß das Gericht des 1. Armeecorps zu Königs berg i. Pr. 1000 Mk. Belohnung für Ermittelung des Mörders des Rittmeisters von Krosigk ausgesetzt hat. Das hätte nur unmittelbar nach der That geschehen sollen, dann wäre der Mörder doch wohl schon entdeckt woroen, wayreud so noch immer eine bedauerliche Un gewißheit herrscht. — Ein internationaler Krieg soll entbrennen. Die nordamerikanische Regierung wird sich wahrscheinlich bald mit Japan verbinden und einen Aufruf an alle Länder erlassen, die Ratten zu ver tilgen, weil sie die Beulenpest über die ganze Erde ver breiten. — Der Prozeß gegen den des Mordes an einem Bankdirector bezichtigten früheren italienischen Ab geordneten Palizzolo beginnt nächster Woche in Bologna. P. wurde von Palermo dahin übergeführt. — Beim Bau des Wiener Brauhauses in Schwechat stürzte der Plafond des vierten Stockwerkes ein und durchschlug alle Etagen, wobei ein Arbeiter getödtet, zehn schwer verwundet wurden. — Durch eine Explosion in einer Pulvermühle bei Haßloch (Bayern) wurde eine Person getödtet, 2 wurden schwer und ebenso viel leicht ver letzt. — In einem Anfall von Verfolgungswahn stürzten sich in Berlin zwei Schwestern aus dem Fenster und erlitten schwere Verletzungen. Es handelt sich um die 43 Jahre alte Lehrerin Hedwig und die 41jährige Malerin Masa Gutknecht aus Stettin. Sie waren nach Berlin gereist, angeblich, um einen Prozeß zu führen, und bildeten sich ein, man verfolge sie und wolle ihnen ihre Papiere nehmen. — Nach der „Augsb. Abendztg." wurde in Schongau (Bayern) der Stadtkämmerer Wolfer wegen Veruntreuung von 20,000 Mk. verhaftet. — Auch München erhält seine „Markgrafenstraße". Ein Seitenstück zu der mit den Figuren der Hohen- zollern geschmückten Berliner Siegesallee, die im Volks munde den Namen „Neue Markgrafenstraße" führt, soll in München erstehen. Man beabsichtigt nach der „Münch. Allg. Ztg.", die Statuen sämmtlicher bayrischen Fürsten, von Thassilo I. angefangen, bis zum Prinz regenten Luitpold, auf der Bogenhäuser-, hieran an schließend auf der Prinzregentenbrücke, dann weiter auf der verbreiterten Maximiliansbrücke, endlich aus der Cornelius- und der Reichenbachbrücke aufzustellen. Telegramme. Dresden, 19. Juli Vom 20. Juli d. I. ab gelangt di, verlängerte Geltungsdauer der Rücksahrt- karten von 45 Tagen auch im dircete« Personen» verkehr zwischen norddeutschen und niederländische« Eisenbahnstationen zur Einführung. In Frag« kommen u. a. auch Rücktahrtkarten von Dresden (Hauptbahnhof), DreSden-Neustadt und Leipzig (Bahr. Bahnhof) «ach Amsterdam und Rotterdam. Gera, 19. Julu Ein yiestger Rechtsanwalt hat, wie erst jetzt bekannt wird, vor Jahresfrist 50,000 Mark für «inen Klient«« als münd«lstcher in Actie« der Leipziger Bank angelegt. Der Auftraggeber will nun gegen de« Rechtsanwalt auf Schadenersatz ! klagen. Gmunden, 19 Juli An der Autzenmündung des Traun-Falles ist gestern «in Salzschiff gesnnke«. Di« Mannschaft, sowie dir Passagiere konnten «och recht zeitig grrettet werden. Köln, 19 Juli. Dir „Köln. Ztg." berichtet a«s Peking; Nach einer Miltheilung des deutschen Haupt quartiers hat der chinesische General Lue schon am 13. Juli südlich von Paotingfn eine Zahl Anfstäu» bischer geschlagen und über die Bah« zurückgedräugt. Die weitere Verfolgung wurde von der 3. «nd S. Compagnie veS 3. ostastatische« Infanterie-Regiments aufgenommrn. Es wnrde sofort militärische Ver stärkung abgesandt, welche größere Gefechte mit »«« Ausständkschen hatten. Der Verlust auf deutscher Seite beträgt 7 Verwundete, die Verlust» auf Seite« der Boxer find sehr große. Beim erste« Zusammen treffen hatten sie über 100 Todte. Köln, 19 Juli. Der „Köln. VolkSztg." wir» an» zuverlässiger römischer Quell« bestätigt, daß der Abt Beuzeler in Maria Laach als Bischof von Metz a«S- «rsehen sei. Brüssel, 19. Juli. Angesichts der hohen Straf«, welche das belgi,che Gesetz gegen de« Zweikampf vorgesehen hat, hat Jules Gutri» verzichtet, seinem angekündigten Duell Folge zu gebe«. Paris, 19. Juli Einem Telegramm auS Moskau ,«folge veröffentlicht die „Nowoje Wremja" eine« Artikel, in welchem Frankreich aufgefordert wird, die marokkanische Frag« weiter ,« verfolge«. Paris, 19. Juli Der „Figaro" veröffentlicht heute eine« Brief über die Schnäbele-Affair« von St. Simoni«. Wie aus dem Briefe hervorgeht, ist diese Angelegenheit glücklich beigelrgt worden, Dank der euergischeu Intervention deS damalige« Botschafters Grafen Münster. Nachdem Kaiser Wilhelm I. durch de« Grasen Münster Kcnntniß von den Briefe« ge nommen hatte, erhielt der Polizei Commiffar Lautsch Jnstrnctionen, zu bewirken, Schnäbele sofort i« Frei heit zu setzen. Rom, 19 Juli Critpi, dessen Befinde« sich fort während besser gestaltet, begiebt sich «ach Aix le» Bains zur Kur. Am 26. d. M. wird der Hof i« Rom erwartet. Mailand, 19. Juli. Die Arbeiter der hiestge« Tabakfabrike« find in den Ausstand getreten. Der Flnanzminister verfügte, daß die Fabriken so lang« geschloffen bleibe«, als die Arbeiter nicht freiwillig die Arbeit wieder anfnehmen. Die Meldung, daß die Arbeiter der übrigen italienisch«« TabakSfabrike« sich mit den Streikenden solidarisch erklärte«, hat sich bisher nicht bestätigt. Belgrad, 19. Juli. A« der serbisch-türkische« Grenz« ereignete sich wieder «in neuer Zwischenfall. Di« türkischen Zollbehörden hielten an der Grenze de« serbischen Courier Milavanovitz au, obwohl er mtt vollgiltigem, vom türkischen Gesandte« in Belgrad ausgestellten Pasfirschei« verseht« war. Die Papier« wollte« die türkische« Zollbeamte« an sich nehme«. Milavanovitz verweigerte jedoch di« Auslieferung derselbeu und kehrt« nach Belgrad zurück. Der serbische Ministerpräsident beauftragte den serbische«