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Hellen Nächte, welche wir seit Mitte Mai hatten, nehmen jetzt wieder ihr Ende, dafür beginnen am 23. d. M. die volle 4 Wochen dauernden Hundstage, die nach dem hellsten bei uns zu bemerkenden Fixstern „Sirius" be nannt sind, der im Sternbilde des großen Hundes steht. *— Auf dem Höllberg bei Niederwinkel, im Fürstlich Schönburgischen Revier Niederwald, brannte gestern Mittag in einem Umfange von 6 bis 8 Quadratmetern das anstehende Heidekraut. Durch das schnelle Ein greifen von Forstbeamten und herbeigeeilten Leuten wurde ein Waldbrand verhütet. Ueber die Entstehungs- Ursache des Brandes ist nichs bekannt. *— Den Perdebesitzern ist in Anbetracht der herrschenden Sommerhitze dringend anzurathen, ein besonders wach sames Auge auf ihre Pferde zu haben, die jetzt mehr wie je nicht blos unter den Sonnenstrahlen, sondern auch unter den peinigenden Fliegen und auch Jnsecten- stichen zu leiden haben. Gerade jetzt ist die Zeit, wo unter solchen Einflüssen die Thiere öfters als sonst scheu werden und davonrasen, vielfach auch größeres Unglück anrichten. — Zur Erinnerung an seinen verstorbenen Vater, Herrn Karl Hedrich 86u. in Glauchau, hat Herr Mühlenbesitzer Hugo Hedrich in Altona der Stadt gemeinde Glauchau am 4. d. 5000 Mark gestiftet, deren Zinsen zu Zwecken der Verschönerung der Stadt und zur Jugendbildung nach freier Entschließung des Stadt- rathcs verwendet werden sollen. — Am Sonntag beging der Kgl. Sächs. Militärver ein zu Wernsdorf bei Glauchau sein 25jähriges Fahnen jubiläum. Hierbei waren vertreten: Ter K. S. Mili tärverein Albertbund-Meerane, die K. S. Militärvereine Weidensdorf, Höckendorf, Schlunzig, Oberschindmaas u. w., die dem Verein Geschenke überreichten. — In Colditz findet vom 20.-22. Juli ein HeimatS- fest statt. Tas Programm ist wie folgt: Sonnabend Nachmittag 5 Uhr Weihe eines von den auswärtigen Colditzern gestifteten Aussichtsthurmes auf dem Töpels- berge. Ter massive Thurm ist gegen 19 Meter hoch, hat 90 Stufen und 4000 Mark Kosten erfordert. Sonnabend Abend 8 Uhr festliche Vereinigung auf dem Festplatz am Schützenhause. Sonntag früh 5 Uhr Thurm blasen, 6 Uhr Concert im Thiergarten, ^9 Uhr Fest- gottesdienst, 11 Uhr Concert auf dem Marktplätze, 3 Uhr Festzug nach dem Schützcnplatz, dort Concert, Volks belustigung rc., abends Festball. Montag Vorm. 9 Uhr Eröffnung der Ausstellung örtlicher Alterthümer, darauf Besichtigung industrieller Etablissements, 11 Uhr Concert. Nachmittags Spaziergünge in die Umgebung. Tas Fest Verspricht sehr große Dimensionen anzunehmen. Es haben sich zu demselben Thrilnehmer aus allen Theilen Deutschlands, aus Oesterreich, auch aus Amerika an- gemeldet. Aus -em Sachseulaude. — Eine Conferenz der Maurer Sachsens wird am 28. d. in Leipzig abgehalten werden. An derselben betheiligen sich auch Vertreter aus Sachsen-Altenburg, Reuß jüngerer und älterer Linie und aus dem Re gierungsbezirk Merseburg. Tie Tagesordnung lautet: 1. Bericht der Vertrauensleute; 2. Constituirung der neu zu bildenden Gaue und Wahl der Gauvorstände; 3. Agitation und Lohnbewegung. Die Conferenz wird in der Gastwirthschaft „Stadt Gotha" abgehalten. — Wie nach Dresdner Privattelegrammen verlautet, ist der Concurs der Creditanstalt daselbst nur vermieden worden durch die Intervention des Berliner sächsischen Gesandten Grafen Hohenthal bei dem Reichsbank-Prä sidenten vr. Koch. — In Dresden büßte ein junger Mann sein Leben plötzlich infolge Biertrinkens nach dem Genuß von Kirschen ein. Unter furchtbaren Schmerzen starb er nach wenigen Stunden. — Der am 9. April verstorbene Privatmann Fer- dinand v. Schindler in Leipzig hat dem Convict der Universität 6000 Mk. zur Begründung und Erhaltung eines Freitisches für bedürftige Studirende vermacht. — Unbekümmert um dir faule Lage der Industrie wollen die Böttchergesellen in Leipzig streiken, wenn ihnen nicht höherer Lohn und lOstündige Arbeitszeit bewilligt wird. — Der Aussichtsrathsvorsitzende der Leipziger Bank, Heinrich Dodel, wurde nur gegen Hinterlegung einer Caution von 250,000 Mark aus der Haft entlassen. Die Caution wurde durch die Mutter Dodels gestellt, da sein Vermögen selbst vorläufig inhibirt ist. Tie Voruntersuchung gegen die beiden Directoren der Leip ziger Bank, gegen Dodel und die übrigen AufsichtsrathS- mitglieder nimmt ihren Fortgang. — Falsifikate von Zehnmarkstücken find, wie aus Leipzig mitgetheilt wird, auswärts in Verkehr gebracht worden. Sie sind aus leichtzerbrechlicher Zinkmasse hergestellt und mit Goldbronze überzogen. Sie tragen die Jahreszahl 1901, Münzzeichen 6 und das Bkldniß des Großherzogs von Baden. - Aus Chemnitz lassen sich die „L. N. N." be- richten: Großes Aufsehen erregt hier die gestern wegen Sittlichkeitsverbrechen erfolgte Verhaftung des Schorn steinfeger-Obermeisters L., der im Stadtverordneten- Collegium, sowie in Jnnungs- und Schützenkreisen eine hervorragende Rolle spielte. — Durch die anhaltende Hitze ist in Meerave ein Wassermangel eingetreten. Viele öffentliche Brunnen sind durch die Trockenheit ganz versiegt und sind dadurch ganze Stadtviertel gänzlich ohne Wasser, da diese Stadt noch ohne Wasserleitung ist. Hält die Trockenheit noch länger an, dann ist es nicht zu umgehen, daß einzelne Fabriken ihren Betrieb einstellen oder einschränken müssen. — Gegen das Denunciantenthum wendet sich auch der Stadtrath in Crimmitschau. Er giebt bekannt, daß wiederholt bei den Behörden Eingaben eingehen, in denen Verdächtigungen gegen dritte Personen ausge sprochen werden. Es wird seiten des Rathes ausdrück lich darauf hingewiesen, daß solchen Eingaben, bei denen der Verfasser nicht den Muth habe, seinen Namen zu nennen, keinerlei Beachtung geschenkt werde. — Das am Sonntag in Riederlungwitz aufge troffene Gewitter hat durch ausgiebigen Regen zwar sehr wohlthätig gewirkt, aber auch beträchtlichen Schaden angerichtet, da eine zeitlang Schloßen niedergingen. — Während des am Montag Nachmittag in St. Egidiev aufgctroffenen schweren Gewitters wurde die ca. 13jährige Tochter des Gutsbesitzers Martin daselbst vom Blitz getroffen. Tas Mädchen befand sich mit mehreren Erwachsenen auf dem Heimwege vom Felde. Ein Blitzstrahl traf das Kind an der rechten Kopfseite, fuhr an der Brust und schließlich am linken Oberschenkel herab, schwere Brandwunden hinterlassend. Außerdem erlitt das bcdauernswerthe Mädchen eine Gehirner schütterung. Tie Nachkommcnden fanden die Getroffene in convulsivischen Zuckungen am Boden liegend. Ob es der ärztlichen Kunst gelingt, das bcdauernswerthe Wesen am Leben zu erhalten, steht noch dahin. — Für das am 1. October 1903 nach Plauen i. B. in Garnison kommende königl. sächs. Infanterie-Regiment Nr. 134 wird gegenwärtig in schöner freier Lage an der Straße nach Neundorf das Kasernement gebaut. — Der verschwundene und bis jetzt noch nicht auf gegriffene Tirector M. Teichmann in Werdau hinter läßt an die Firma I. H. Popp eine Wechselschuld von 390,000 Mk. und eine Buchschuld von 180,000 Mk. Tie Gesammtschuldsumme der beiden Tirectoren beträgt also 1,170,000 Mk., während das Actienkapital nur eine Million beträgt. Allgemein nimmt man an, daß dem Tirector Teichmann, der noch vor kurzer Zeit ein Tiner im Werthe von 1000 Mark gab, zur Flucht ver halfen worden ist. — Tas Erzgebirgische Elektricitätswerk in Otlsvitz i. 8. sieht sich veranlaßt, wiederum größere Baulich keiten vornehmen zu lassen. Tas große Werk versorgt bereits einige 20 Ortschaften der näheren und weiteren Umgebung mit Strom zu Licht- und Kraftzwecken und wird in nächster Zeit seinen Umfang noch bedeutend er weitern ; z. B. soll in der nächsten Sitzung der städtischen Collegien zu Stollberg berathen werden über den Ver trag mit der Aktiengesellschaft Electra in Dresden wegen Anschlusses der dortigen Stadtgemeinde an eine elektrische Centrale. Die Stadt Stollberg besitzt eigene Gasanstalt. — Eine in RieschÜtz bei Meißen wohnende Frau, welche zwei Enkelkinder bei sich hat, ging am Sonn abend nach Meißen zum Wochenmarkte und ließ die beiden Mädchen in der verschlossenen Wohnung allein zurück. Die Kinder mögen in der Wohnung Streich hölzchen gefunden und damit gespielt haben, so daß ein Stubenbrand entstand. Ehe aber das Feuer bemerkt wurde, war bereits das vier Jahre alte Mädchen vom Rauch erstickt und auch von den Flammen ergriffen worden, so daß sein Leichnam angekohlt aufgefunden wurde; das zweite Mädchen ist durch Brandwunden er heblich verletzt. — Am Montag Nachmittag entlud sich über Lavba bei Löbau ein sehr schweres Gewitter. Dabei wurde der 13jährige Sohn des Grundstücksbesitzers Schuster durch einen Blitzstrahl getödtct und sein 11jährigcr Bruder betäubt. — Die vom Herrn Gutsbesitzer Hennig in Lommatzsch gestiftete, 46 Centncr schwere Glocke für die dortige Stadtkirche wurde am Donnerstag geweiht und ohne Unfall aufgezogen. (Die Glocke stürzte beim ersten Auf ziehen ab und mußte umgegossen werden.) — Bei einer in Borna abgehaltenen Controllver sammlung benahm sich ein verheirateter Landwehrmann gegen einen Unteroffizier disciplinwidrig und ließ sich außerdem mehrfache Ungehörigkeiten zu schulden kommen. Er wurde deshalb zu 7 Wochen Gefängniß verurtheilt und dieser Tage nach Dresden übergeführt. Ein Fall, der Controllpflichtigcn zur Warnung dienen möchte. — Das Parkfcst, das am 7. und 8. Juli in Hai: «icheu abgehalten wurde, ist von über 13,000 Personen besucht worden. Die Bruttoeinnahme beträgt 10,500 Mk. — Tie Absicht des Stadtraths Albert Petzoldt in Auerbach, vom „kommunalen Kriegsschauplatz" abzu treten, indem er sein Stadtrathsamt niederlegt, fand am Freitag Abend gelegentlich der Stadtverordnetensitzung allgemeinen Widerstand. Das dortige Amtsblatt schreibt: „Das Collegium kann die von Herrn Petzoldt ange gebenen Gründe nicht als stichhaltig erachten, wünscht vielmehr, daß gerade das umgekehrte Verhältniß eintreten und der Herr Bürgermeister aus dem Stadtrath ver schwinden möge. Herrn Petzold gebühre aufrichtiger Dank für seine Verdienste um die Stadt Auerbach." — In der Nacht zum Sonnabend ging die an der Bahnhofstraße in Kirchberg gelegene C. A. Wölfische Tuch- und Buckskinfabrik in Flammen auf und wurde bis auf die Umfassungsmauern vollständig in Asche ge legt. Da in der letzten Zeit in der Fabrik nicht voll gearbeitet wurde, so dürfte die Anzahl der brodlos ge wordenen Arbeiter eine hohe sein. Wie das Feuer ent standen ist, weiß man noch nicht. — In Liudenau bei Schneeberg ist am Sonntag früh der 14jährige Sohn des Schneiders Voigt an Blutvergiftung in Folge Fliegenstiches gestorben. — Am Sonntag Nachmittag schlug der Blitz in Schönborn bei Radeberg in das dem Wirthschafts- besitzer Friedrich Völkel gehörige Wohnhaus. Ta das Wohnhaus, sowie das Schuppen- und Stallgebäude aus Lehmfachwerk bestanden, so wurde Alles binnen kurzer Zeit ein Raub der Flammen. — Der Bau des neuen Rathhauses in Falkenstein ist nunmehr endgültig und zwar einstimmig von den städtischen Collegien beschlossen worden. Er wird ausgeführt nach dem Entwürfe des Herrn Stadt baumeister Richter und soll im Herbste in Angriff ge nommen werden. Veranschlagt ist die Ausführung mit 228,000 Mk., wozu noch die Kosten für die innere Ausstattung, namentlich auch für die Restauration, kommen werden. Die bebaute Fläche, welche das Gebäude ein nimmt, beträgt 656 Hin. — Am Montag trafen in Markneukirchen wieder mehrere Gewitter auf, das schwerste davon trat abends zwischen 11 und 12 Uhr ein. Grelle Blitze erleuchieten die Nacht zuweilen taghell. Ein Blitz traf die elektrische Leitung und fuhr auf derselben längs der Bahnhofstraße dahin, ohne glücklicherweise wesentlichen Schaden anzu richten. — Ter Senior der Lehrerschaft in Kohren, Herr Emeritus Kühn, beging daselbst seinen 90. Geburtstag. Kühn war früher 40 Jahre lang Kirchschullehrer in Syhra und hat oft Gelegenheit gehabt, mit dem Dichter Julius Mosen in freundschaftlichster Weise auf dem sogen. Lindenvorwerk zu verkehren. Ter Männergesang- verein Syhra und das Sängerquartett des Frohburger Lehrercollegiums brachten dem Jubilar am Vorabende und am Geburtstage ein Ständchen. — Zwei Altenburger Fleischermeister wurden mit je 50 Mk. in Strafe genommen, weil sie ihre Cervelat würste, um denselben ein dauernd rothes Aussehen zu geben, mit Theerfarbstoff versetzt und dem kaufenden Publikum diesen Umstand verschwiegen hatten. Vermischtes. Allerlei. Eine Decksladung von amerikanischen Millionären brachte der bekannte Hamburger Schnell dampfer „Deutschland" dieser Tage nach Newyork. Der reichste unter diesen Herren ist der Bankier Morgan, und Alle zusammen verfügen über ein Vermögen von 230 Mill. Mk. Sie waren hochbefriedigt von der Reise auf dem prächtigen deutschen Schiff. — Ver schwunden ist ein postenstehcnder Musketier der 2. Com pagnie vom Jnf.-Regt. Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin in Neuruppin. Ein Offi zier traf den Mann schlafend an, als er aber in Be gleitung der Ersahwache zurückkchrte, war der Soldat verschwunden; Waffenrock, Helm, Gewehr, Säbel und Patronentasche hatte er zurückgelassen. Eine sofortige Absuchung des nahen Sees hatte kein Ergebniß. — Zu Ebnath (Oberpfalz) wurden 17 Wohnhäuser und 16 Stallgebäude vom Feuer eingeäschert. Ein Knabe ver brannte. — Bei Han kau im Reiche der Mitte sind durch Ueberschwcmmungen Hunderte von Menschen um- gckommen. — Oberleutnant Rüger ist zur Verbüßung seiner 6jährigen Zuchthausstrafe ins Zuchthaus zu Ensis- heim (Oberelsaß) gebracht worden. — Von den auf dem Kreuzer „Ariadne" Verbrühten ist inzwischen der dritte gestorben. Tie Todten wurden mit mili tärischen Ehren zu Grabe getragen. — Tie ungünstige geschäftliche Lage spiegelt sich in der hohen Zahl der Concurse wieder; dieselben betrugen allein in Berlin im Juni 37 gegen nur 24 im Vorjahr. — Elektrische Beleuchtung erhält der neue Dom in Berlin. Zur Verwendung kommen 28 große Bogenlampen und mehrere Hundert elektrische Glühlampen. Die Er wärmung der Kirche zur Winterszeit wird durch Nieder druck-Dampfheizung erfolgen. — Ter Göhrener Knaben mord auf der Insel Rügen hat zweifellos zur Auf klärung eines zweiten Kindermordes geführt. Als im September 1898 zwei Schulmädchen in Lechtingen (Hannover) zerstückelt aufgefunden wurden, verhaftete man auf verschiedene Aussagen hin einen Tischler Namens Teßnow, ließ ihn aber schließlich wegen Mangels an Beweisen wieder frei. Nunmehr ist derselbe Teßnow auf Rügen unter dem dringenden Ver dacht, den Göhrener Knabenmord verübt zu haben, ver haftet worden. Angesichts dieses so überaus auffälligen Zusammentreffens und der vollkommenen Gleichartigkeit der beiden scheußlichen Verbrechen darf man hoffen, daß