Volltext Seite (XML)
elegante Art der Ausführung seiner Kunststücke einen höchst genußreichen Abend. Von den Vorführungen verdienen besondere Erwähnung eine reizende Hexerei mit vier geliehenen Uhren nebst Kette, einem Ring (eben falls aus dem Publikum geliehen) und einem Taschen luche. Nachdem der Künstler die einzelnen Gegenstände in Papier verpackt und in eine Kupferbüchse gelegt hatte, die er einem Jungen in die Hand gab, beförderte er die Uhren durch einen Schuß an einen ganz anderen Ort. Er zerschlug eine Sectflasche, aus der eine Turtel taube, die den geliehenen Ring um den Hals gebunden trag, und das Taschentuch zum Vorschein kamen. Es würde zu weit führen, alle die reizenden Kunststücke einzeln aufzuzählen. Bei der Exactheit und dem angenehmenVor- trage Herrn Bönings ist ein Besuch seiner Vorstellungen warm zu empfehlen. Da in seinen Geistererscheinungen nichts Gruseliges vorgeführt wird, können auch Kinder sich ohne Bedenken die Vorstellung ansehen. Wie wir hören, wird morgen Dienstag Abend i/,6 Uhr eine besondere Vorstellung für Kinder stattfinden. * — Nach einer Reihe trockener und warmer Tage trat gestern Nachmittag hier ein Gewitter auf, das uns den längst ersehnten erquickenden Regen brachte. Die Niederschlagsmenge betrug allerdings nur 2,? wm. In Oberarnsdorf schlug hierbei der Blitz bei Herrn Guts besitzer Schnabel in die Scheune und zündete; die letztere fiel dem Feuer zum Opfer. * —- Infolge der anhaltenden Wärme, verbunden mit großer Trockenheit, vermehren sich die Jnsecten aller Art, dies gilt besonders von den Fliegen. Gefährlich können die sogenannten Aasfliegen werden, die sich gern in der Nähe von Waldungen aufhalten, am liebsten auf Landstraßen, die durch den Wald führen. Ter Such dieser Fliegen wirkt besonders bei großer Hitze sehr ge fährlich. Es ist deshalb für jeden Spaziergänger rath- sam, sich mit einem Fläschchen Salmiak oder einem Stück gewöhnlicher Waschseife zu versehen. * — Zur Unterstützung evangelischer Kirchenbauten in Böhmen hat der Centralvercin der Gustav Adolf-Stiftung 400,000 Mark bewilligt. * — Die Briefpost für unsere Chinakrieger wird bis auf Weiteres noch durch die Feldpost den Truppen zu geführt. Die Beförderuug von gewöhnlichen Briefen und Postkarten findet an folgenden Tagen von Brindisi oder Neapel statt: 21., 24. und 28. Juli, 4., 7., 11., 18., 21. und 25. August und am 1., 4., 8. und 15. September. Die Ankunft in Schanghai erfolgt einen Monat später. Schlußzeit für Briefe und Postkarten ist im Allgemeinen zwei Tage vor dem Abgangstag aus Italien. — Im Rümpfwalde bei Glaucha» haben am Freitag Bubenhände einen mit Reisig beladenen Leiterwagen in Brand gesteckt, sodaß derselbe vollständig verbrannt ist. Bei der herrschenden Dürre hätte dadurch leicht ein Waldbrand entstehen können. Im Interesse des Publi kums selbst liegt es, daß derartige Frevel zur Anzeige gelangen; denn unter solchen Umständen kann das Be gehen der Waldungen leicht noch strenger verboten werden. — Tie Vorbereitungen zu dem am 25. August in Glaucha« stattfindenden 12. Gauturnfcst nehmen rüstigen und erfreulichen Fortgang. In der 3. Sitzung des Hauptausschusses für genannte Feier berichtete der Vor sitzende, Herr Prof. Hesse, zunächst über das Ergebniß seiner in dieser Angelegenheit mit verschiedenen städtischen Behörden und Vereinen gepflogenen Verhandlungen, worauf die Beschlüsse des Bau- und Ausschmückungs ausschusses, des Turn-, des Empfangs- und Wohnungs-, sowie des Commersausschusses zur Kenntnißnahme und Besprechung gelangten. In Verbindung mit der Feier wird für den Nachmittag des 26. August ein Schüler turnen in Aussicht genommen, an welchem sich Knaben und Mädchen der letzten zwei Schuljahre mit Vorführung von Freiübungen und volkhthümlichen Spielen betheiligen fallen. — Das Hotel „Stadt Leipzig" in Penig ist von Herrn Alfred Täweritz verkauft worden und wird be reits am 20. Juli in den Besitz des Herrn Hermann Markgraf aus Görlitz übergehen. Aus -ew Sachseulaude. — Das von der Studentenschaft der Technischen Hochschule in Dresden zum Besten des Fonds für Er- richtung einer Bismarcksäule am 4. Juli abgehaltene Sommerfest hat einen Reinertrag von 2700 Mark er geben. Ties von der Studentenschaft der Technischen Hochschule diesmal allein veranstaltete Fest hat also einen größeren pekuniären Erfolg gehabt als die Sommer feste der gesammten Dresdner Studentenschaft in den drei letztvergangenen Jahren zusammengenommen. — Ter Kellner Walter in Dresden gestand ein, seine Wohnung in Brand gesetzt zu haben zwecks Er- stickung von Frau und Kind, den Plan, sich zu erhängen, aber aufgegeben zu habeu. Es liegt also Gatten- und Kindesmord vor. — Wie die „L. N. N." aus zuverlässiger Quelle erfahren, ist nunmehr nach Abschluß der staatsanwalt- schaftlichen Erörterungen beim Landgericht Leipzig die Voruntersuchung gegen die Directoren und Aufsichtsräthe der Leipziger Bank auf Grund des Paragraphen 314, Absatz 1 des HandelsgestzbuchS (Verschleierung rc.) in Verbin dung mit Paragraph 47 des Strafgesetzbuches eröffnet worden. (Paragraph 47 besagt, daß, wenn mehrere eine strafbare Handlung gemeinschaftlich ausführen, ein jeder als Thäter bestraft wird.) Die gerichtliche Vor untersuchung wird von Or. Mittelstädt geführt. Die Voruntersuchung dürfte mit Rücksicht auf die überaus schwierige Sachlage mehrere Monate in Anspruch nehmen. Die Untersuchung wird ergeben, ob auch die Aufsichts- rathsmitglieder irgend welche strafrechtliche Schuld trifft. Wie man hört, schweben gegenwärtig zwischen dem Concursverwalter und den Aufsichtsrathsmitgliedern Ver handlungen über einen privaten Vergleich bezüglich der Abfindung durch Gewährung einer Entschädigungssumme, deren Höhe indessen noch nicht feststeht. — Tas in Leipzig am Blücherplatz, Ecke Promenade stehende colossale Gebäude „Tscharmanns Haus" ge nannt, ist für die Zwecke des Centralbahnhofs durch die Stadt für 1^ Million Mark erworben worden. — In der Nähe des Frohburger Bahnhofes ge denkt ein Fabrikbesitzer aus Dresden eine größere Fabrik zu errichten. Diese soll sich mit der Herstellung von Chamottewaaren — Mosaikplatten, Kacheln rc. — be schäftigen. — Ueber das Privatvermögen des verhafteten Directors Moritz Hennig in Werdau ist das Con- cursverfahren eingeleitet worden. Ter Tirector Teich mann ist seit Freitag Abend spurlos verschwunden. Ueber sein Vermögen wird ebenfalls das Conkursver fahren eröffnet werden. — Zur Verminderung der in Augustusburg in größerer Anzahl gehaltenen Hauskatzen, welche bekannt lich dem Vogelbestande sehr gefährlich werden, ist dort eine Katzensteucr eingeführt worden. Diese begegnet bei der Bürgerschaft, mit der alleinigen Ausnahme einzelner Katzenliebhaber, vollster Zustimmung. — Tas Parkfest, das am 7. und 8. Juli in Hamich ev abgehalten wurde, hatte sich eines zahlreichen Besuches zu erfreuen. Die Zahl der Theilnehmer betrug über 1300, die Brutoeinnahme 10,500 Mk. Tas Fest, dessen Reinertrag zur Verschönerung des Stadtparkes bestimmt ist, war von. herrlichem Wetter begünstigt und gestaltete sich zu einem echten, lustigen Volksfest, von dem jeder Theilnehmer befriedigt schied. — In Burkersdorf bei Burgstädt neckte sich an einem der jüngstvergangenen Abende ein junger Bursche mit einem mit Häkelarbeit vor der Hausthür sitzenden Mädchen, wobei er sich mit der Häkelnadel verletzte. Aus der wenig beachteten Wunde entstand Blutver giftung, welche in kurzer Zeit unter qualvollen Leiden den Tod des jungen, erst 17jährigen Mannes herbei führte. — Die vor einigen Tagen verstorbene Frau verw. Vorm. Brauereibesitzer Kettner in Stollberg hat dem dortigen Frauenverein ein Legat von 1000 Mark zu wohlthätigen Zwecken gestiftet. — Eine elektrische Bahn mit Oberleitung, aber ohne Geleise wurde im Bielathal in der sächsischen Schweiz er öffnet. Tie Bahn führt auf ziemlich ebenem Terrain vom Fuße der sächsischen Landesfestung Königstein in eines der lieblichsten Thäler des Elbsandsteingebirges. — Große Verluste erleiden Geraer und Greizer Fabrikanten infolge von Zahlungsschwierigkeiten, in die eine Berliner Engros-Firma gerathen ist. Es handelt sich um Beträge von 10,000 — 60,000 Mk., welche die Fabrikanten zu fordern haben. Es wird von der Berliner Firma ein Vergleich von 40 Procent vorge schlagen, der auch Aussicht hat, angenommen zu werden. Die größeren Verluste erleiden Greizer Firmen; eine derselben soll allein 60,000 Mk. zu fordern haben. — In Wehrsborf wurde am Donnerstag der Hilfs monteur Gaudecki aus Berlin beim Arbeiten an der electrischen Leitung des Elektrizitätswerkes Neusalza vom Starkstrom getödtet. Ter Arm war vollständig ver brannt. — Tas vor etwa 14 Monaten eröffnete Concurs- verfahren über die Hinterlassenschaft der Gebrüder Call mann, Bankgeschäft in Weimar, die Selbstmord ver übten, ist noch nicht beendet. Wie indessen die Dinge liegen, dürften sich für die Gläubiger im allerbesten Falle zwei Procent Dividende ergeben. Diese kleine Quote wird sich aber auf Null reduciren, wenn ein derzeit die zweite Instanz beschäftigender Prozeß, der gegen eine Apoldaer Firma geführt wird und ein Object von etwa 30,000 Mk. betrifft, verloren werden sollte. Das Bedauerlichste an der Sache ist der Umstand, daß viele kleinere Leute, zum Beispiel pensionirte Lehrer, Dienst boten rc. ihre Ersparnisse so ziemlich bis auf den letzten Pfennig verlieren werden. Vermischtes. Allerlei. Nach 23 Jahren beschuldigt der in Berlin lebende Bäcker Bergmann seine eigene Mutter des Gatten mordes. Der alte B. lebte in Unfrieden mit seiner Frau, die einen lockeren Lebenswandel geführt haben soll, und er ergab sich dem Trünke. Es gab wüste Auftritte, und eines Tages habe die Mutter, behauptet B., Schwefelsäure in die Schnapsflasche des Vaters ge gossen. Dieser trank von dem Gift und sei nach zwei tägigen furchtbaren Schmerzen gestorben. Der A^t habe Alkoholismus als Todesursache festgestellt. B. sagte nach dem „Berl. Lok.-Anz.", er habe so lange mit der Anzeige gezögert, weil seine Mutter gedroht habe, sie werde sich aufhängen, wenn er Anzeige erstatte. Tie That sei am Sylvestertage des Jahres 1878 passirt. — Fortgesetzte Unterschleife wurden beim 2. Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 60 in Weißenburg ent deckt. Es handelt sich um Stiefel und Ausrüstungs gegenstände, die der (inzwischen verhaftete) Kammerunter offizier verkaufte, um Schulden decken zu können. Pein liches Aufsehen erregt die Verwickelung Weißenburger Geschäftsleute in diese Angelegenheit. — Mehrere jener nichtswürdigen Menschen, die im Rheinland Anschläge auf Eisenbahnzüge verübten, sind verhaftet worden. Es sind Italiener. — Ein Bismarckthurm ist bei Fried rich sruh im Sachsenwalde eingeweiht worden. Fürst und Fürstin Herbert Bismarck wohnten der Feierlichkeit bei. — Der Director der Kasseler Trebertrocknungs- gesellschaft Schmidt ist glücklich nach Holland entkommen. Da man anscheinend seine Reiseroute in Erfahrung ge bracht, so gelingt hoffentlich doch noch die Verhaftung dieses gewissenlosen Jndustrieritters, der viele Jahre lang auf Kosten Gutgläubiger ein fürstliches Leben ge führt hat. — Das Frankfurter Bankhaus Rothschild hat nunmehr zu exiftiren aufgehört, die Liquidation des Hauses ist in aller Form publicirt worden. Man hat lange daran gezweifelt, ob das Haus nach dem Ableben seines Frankfurter Vertreters auch seine alte renommirte Firma in der Stadt eingehen lassen werde. Die Familie muß doch aber von der Rentabilität der Frankfurter Filiale nicht mehr viel erwarten, da sie das dortige Haus sonst sicherlich nicht hätte eingehen lassen. An Stelle Rothschilds ist in Frankfurt a. M. nunmehr die Tiscontogesellschaft getreten, welche die Errichtung einer Filiale iu der genannten Stadt zum 1. August beschlossen hat. — Ter zweite bei der Explosion an Bord der „Ariadne" schwerverletzte Heizer ist ebenfalls gestorben. Maschinenbaumeister Jasse beging Selbstmord. — Im Schwarzwalddorf Tennenbronn äscherte eine Feuers brunst 24 Häuser ein, darunter Kirche und Schulhaus. Viele Familien find obdachlos. — Für die Erkrankten unter den Ende August heimkehrenden Chinakriegern werden hinter der Garde-Füsilierkaserne in Berlin Wellblechbaracken errichtet, in denen gegen 1000 Mann Aufnahme finden können. — Drückende Hitze herrscht in Berlin, die auch durch ein am Sonnabend in der vierten Nachmittazsstunde herniedergegangenes Gewitter nicht im Geringsten gemildert worden ist. Der Regen fiel reichlich, die Abkühlung aber war gleich Null. Unter der Hitze leiden Mensch und Thier in gleicher Weise, es sind verschiedene Fälle von Sonnenstich vorgekommen. — Wiederum ist ein nichtsnutziger Anschlag auf einen Eisenbahnzug versucht worden, indem oberhalb Dort mund die Hauptweiche mit Steinen verrammelt war. Ter Streckenwärter entdeckte noch rechtzeitig das Buben stück. Tie Eisenbahnbehörde setzte eine hohe Belohnung aus und glaubt, daß wiederum ausländische Arbeiter die That vollsührt haben. — Zu Offenbach fielen zwei am Ufer spielende Knaben in den Main. Ein älterer Knabe sprang zur Rettung nach, aber alle Drei ertranken. — Aus den Verhandlungen des Könitzer Meineidsprozesses gegen den Privatdirector Schiller sei noch Folgendes mitgetheilt: In den Urtheilsgründen führte Landgcrichtsdirector Böhnke aus, die Verurtheilung sei in beiden Fällen geschehen. Auch das Zeugniß eines Gauners könne zu einer Verurtheilung führen. Aller dings, der Leumund der Belastungszeugen sei kein guter. Zeuge Nickoleit sei sogar ein übler Geselle. Unrichtig keiten, Widersprüche seien sestgestellt, im Ganzen aber sei der Inbegriff der Verhandlung, die ganze Sachlage entscheidend. Ter Gerichtshof glaubte dem Angeklagten nicht, daß er von der Unschuld des Moritz Lewy über zeugt war. Tas Uriheil lautete daher auf 2^/, Jahre Zuchthaus, 3 Jahre Ehrverlust. Telegramme. Werdau, 15. Juli. Gestern früh brannte im be nachbarten Leubnitz die bedentende Vigognespiunerei von Wachs L Beckerts bis auf die Grundmauern nieder. Der Schaden wird auf nahezu V- Million geschätzt. Die EnstehungSnrsache »e- Brandes ist unbekannt. Berlin, 15. Juli. Nach einer Pekinger Depesche des ,,KI. Journ." hat der englische Oberleutnant Gazelle gestern die Stadt verlassen, um «ach Eng land zurückzukehre«. Biele Offistere glaube«, daß eS bald ,u «e«e« Unr«hen in China kommen werd«, die eine Rückkehr der fremden Contingente verhinver« würden. — Auf der Radrennbahn in Frieden«« wurde dem Dänen Ellegaard die Berufsweltmeister« schäft, dem Franzosen Maitrot die Weltmeister schaft der Amateure und außerdem der vom Kaiser gestiftete Ehrenpokal zugesproche«. Frankfurt a. M., 15. Juli. Die „Franks. Ztg." berichtet aus London, Ei« hiesiges Wochenblatt erfährt, Im Miuisterrath wurde am Mittwoch di» Ergreifung energischer Maßregel« z«r schnelle» Be endigung des Burenkriegrs beschlossen. Kitchener wurde instruirt, eine Proklamation z« erlasse«, di» alle Klaffe« von Bürgern nnd alle Rebellen warnt, daß, fall- sie nicht sofort die Waffen uiederlegen, ihr Eigenthum constScirt würde. Gleichzeitig wurde beschlossen, Kitcheners Machtbefugnisse dahin z« er-