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großer Begeisterung dargestellt wird, nicht entfernt niederschmetternde Bedeutung gewinnen kann, die von unsern guten Freunden jen(eits der Vogesen wünscht und prophezeit wird, so war die Lehre bitter genug, um nicht wieder vergessen zu werden. die ihm ge- doch Italien. Der alte Crispi, der Bismarck Italiens, hat in Neapel einen Schlaganfall erlitten. Der greise Diplomat hat zwar das Bewußtsein, sowie die Sprache wieder erlangt; seine Freunde sind aber trotzdem noch in Sorge über den Zustand des Patienten, dem es nach den neuesten Berichten jedoch wieder gut gehen soll. Afrika. Nach Amsterdamer Meldungen haben sich schon mehr als 15,000 Kapholländer den Buren angeschlossen. Bestätigt sich diese Angabe, was man hoffen darf, dann wird auch der Uebertritt der gesammten holländischen Bevölkerung des Kaplandes zu den stammverwandten Buren nicht mehr lange ausbleiben. Ist der aber erst vollzogen, dann mögen die Engländer zusehen, wie sie in Südafrika fertig werden. Die Gewohnheit der Buren, die von ihnen gefangen genommenen Engländer stets wieder frei zu lassen, hat die letzteren nach brieflichen Mittheilungen aus Süd- afrika völlig demoralisirt. Für ein paar Schillinge täg lichen Sold mag der englische Soldat nicht gern sein Leben verlieren, und er giebt lieber Waffen und Munition ab, die ihm ja doch nichts kosten. Kitcheners diesbe züglichen Befehle helfen nichts; die Hände gehen in die Höhe. Ter Burencommandant Delarey weiß das und hat den Engländern kürzlich einen Streich gespielt. In der Nähe von Pretoria fielen ihm eines Tages etwa 120 englische Soldaten und 3 Proviant- und Munitions züge in die Hände. Ter Vorrath konnte nur zum kleinsten Theile mitgeführt werden. Deshalb schenkte er jedem Gefangenen, die schmierige zerrissene Uniformen trugen, eine funkelnagelneue Uniform und je eine Flasche Whiski. Auf Strafe des Todes mußten sie sich sofort nach Pretoria begeben. Sinnlos betrunken kamen sie dort an und ließen die gutherzigen Buren hoch leben. Charakteristisch ist folgende Geschichte, die der Brüsseler »Petit Bleu" erzählt: In den ersten Junitagen hatte Delarey eine starke englische Colonne so umzingelt, daß an einen Durchbruch nicht zu denken war. Delarey ließ den commandirendrn englischen Major zur Ueber- gabe auffordern; der Parlamentär kehrte nicht zu- rück. Ein zweiter Parlamentär blieb ebenfalls aus. Nun unternahmen die Buren einen wüthenden Angriff, der mit ihrem Siege endete. Delarey fragte den ge fangenen Major, wo die Parlamentäre geblieben seien, worauf oieser kaltblütig erwiderte, er habe sie, da er mit Rebellen nicht zu unterhandeln wünschte, erschießen lassen. Delarey bewahrte seine vollkommene Ruhe und obwohl der Major den Galgen verdient hätte, begnügte er sich damit, den Vorfall Lord Kitchener anzuzeigen. Dieser stellte den Offizier vor ein Kriegsgericht, dessen Urtheil noch nicht bekannt geworden ist. Vorjahrs zurückgeblieben war, beginnt anscheinend zu steigen. Infolge der gesteigerten Auswanderung im Juni überstieg die Gesammtauswanderung über Ham burg während der ersten 6 Monate d. I. mit 6096 die des gleichen Zeitraums des Vorjahrs, die nur 5939 betrug. Wegen Majestätsbeleidigung wurde der obdach lose Tischler Kryszolm von der Strafkammer in Greifs wald zu zwei Monaten Festung verurtheilt. Der An geklagte, dessen Vater den Krieg gegen Frankreich mit- gemacht, inzwischen erwerbsunfähig und ohne Rente ist, hat eine heftige Aversion gegen Feldzüge und äußerte im Laufe eines Gesprächs, wenn er nach Stettin komme, werde er sich den Kaiser „kapern". In dem Ausdruck „kapern" wurde die Majestätsbeleidigung gefunden. Ob sich der Angeklagte der Unangemessenheit seines Aus drucks bewußt war oder gar eine beleidigende Absicht damit verfolgte, wissen wir nicht. Tie große Elektricitätsgesellschaft Schuckertin Nürn berg, welche bisher 14°/, Dividende gezahlt hatte, läßt in diesem Jahre ihre Actionäre also wirklich ganz leer ausgehen. Infolge der durch die Dresdener Pleiten erlittenen Verluste ist das Werk hochzufrieden, wenn es sich nur gerade noch über Wasser erhält. So bittere Enttäuschungen hätte noch vor wenigen Wochen kein Mensch für möglich gehalten. Jetzt aber, wo es Tag für Tag die Concurse nur so hagelt, muß man sich auf Alles gefaßt machen. Viel sauer erspartes Geld geht verloren, viel tüchtige Arbeiter werden brotlos. Und all dies Unglück nur, weil einige wenige Personen ge wissenlos genug waren, das in sie gesetzte Vertrauen schmählich zu mißbrauchen und fremdes Geld zu ver- schlemmen und zu verschwenden. Wenn nun auch die großen und allgemein anerkannten Banken die Finanz- krise überdauern werden, so daß der „Krach allemand", wie er besonders in französischen Blättern fortgesetzt mit Frankreich. Bei der Heerschau am gestrigen Sonntag bildete der Vorbeizug der Compagnie des Hauptmanns Gerard, des Erfinders des Klapprad es, die Hauptnummer. Die 150 Radfahrer, die mit Gerards klappbarem Rade aus gerüstet sind, waren von ihrem Standort Sedan in drei Tagereisen nach Paris gelangt. Und obwohl sie täglich, ohne Rast zu machen, mehr als 70 Kilometer zurück gelegt hatten, waren sie munter und frisch in Paris an gelangt. Die Pariser Bevölkerung bereitete den schmucken Radlern einen begeisterten Empfang und überschüttete sie mit Blumen. Obwohl an eine Beendigung des südafrikanischen i Krieges ohne die Gefangennahme Dewets und Bothas garnicht mehr zu denken ist, so haben die Engländer das vergebliche Bemühen, die beiden Burengenerale in ihre Hand zu bringen, anscheinend völlig auf gegeben. Man hört und liest garnichts mehr von Verfolgungen. Daß die Engländer das Nutzlose und ihnen offenbar Unerreichbare aufgegeben haben, ist sehr richtig und praktisch, sie sollten aber dann doch auch endlich von dem hohen Roß, das sie noch immer reiten, herabsteigen und offen und ehrlich zugeben, daß sie eine Unterwerfung der Buren nicht zu erzwingen im Stande sind. Die Regierung würde dann eben den Buren die Unabhängigkeit garantiren, und das Blutvergießen und Geldausgeben hätte ein Ende. Aber obgleich die Dinge so schlimm stehen, gefallen sich die englischen Behörden noch in allerlei Drohungen gegen die Buren. So er klärten sie soeben, die Schulsprache für die Burenkinder würde in Zukunft ausschließlich das Englische sein. Gegen diesen Erlaß hat Tewet ein zündendes Manifest veröffentlicht, das alle Buren zu neuem Kampfesmuth entflammt hat. Amerika. In den Armen liegen sich beide, nämlich Rußland und Amerika, die bereits angefangen hatten, einen ganz munteren Zollkrieg mit einander zu führen. Dem „Globe" wird nämlich aus Newyork berichtet, daß im Laufe einer Berathung zwischen dem Staatssekretär Hay und dem Schatzsekretär Gage ersterer den Wider stand des letzteren gegen ein Abkommen mit Rußland, wodurch dem Tarifkriege ein Ende bereitet würde, besiegt habe. Noch vor der erwarteten gerichtlichen Entscheidung würde ein Gegenseitigkeitsvertrag zwischen Amerika und Rußland abgeschlossen werden. Ter russische Botschafter in Washington, Cassini, soll den Entwurf zu einem solchen Vertrage bereits mit nach Petersburg ge nommen haben. In den Unannehmlichkeiten eines Zoll krieges haben also die beiden in Frage kommenden Nationen schnell ein Haar gefunden, trotzdem sie vor dessen Ausbruch beide wegen der Folgen eines solchen Krieges ganz unbesorgt zu sein erklärten. Daß Ruß land von den Bitterkeiten des Zollkrieges einen Vor geschmack durch seine mit Amerika gemachten Erfahrungen bekommen hat, kann uns nur recht sein. Herr Witte wird es sich da doch wohl recht ernstlich überlegen, ehe er den Abschluß eines Handelsvertrags mit Deutschland wegen angeblich zu hoher Getreidezollsätze des deutschen Tarifs zurückweift. In Nordamerika steht der allgemeine Ausstand der Stahlarbeiter bevor. Tie Einigungs-Verhandlungen haben sich zerschlagen. Freier Unterricht vom Kindergarten an bis zur Universität ist als Programm des nationalen Lehrertages — in Newyork in Amerika beschlossen worden. Die Vankees erkennen, daß für die Ent wickelung eines Volkes die Schule den Hauptfactor bildet. Wer etwas lernen will und die Fähigkeiten dazu besitzt, dem sollte auch dann zum Lernen Gelegenheit geboten werden, wenn er einen vollgestopften Geldbeutel nicht besitzt. Es ist geradezu ein Jammer, daß soviel geistiges Kapital infolge der socialen Verhältnisse verloren geht, während ausreichende Mittel es heutzutage noch dem Dummkopfe möglich machen, von Klasse zu Klasse aufzusteigen. Das Beispiel Amerikas ist der Nachahmung werth. Und früher oder später wird eS auch bei uns dahin kommen, daß die hohen Schulen und die Universitäten nur noch von begabten und nicht bloß bemittelten jungen Leuten besucht werden. Aus dem Mul-enthale. ^Waldenburg, 15. Juli. Im Saale des Schön burger Hofes hier fand gestern Abend eine leider nur schwach besuchte Vorstellung des Zauberkünstlers Herrn E. Böning aus Dresden statt. Herr Böning verschaffte durch die mit guten Witzen gewürzte sehr sichere und Unterhaltungstheil. , Das Geheimnitz der „Maria". Novelle von Anton v. Perfall. 4) (Fortsetzung». Täglich brachten Dampfer von San Francisco her- neue Schaaren, Mit der Schaufel und der Picke auf dem Rücken, trotzigen Muth im Herzen. Und als die lange Dürre des Sommers den Fluß fast austrocknete, und die riesigen Schiffe den Ausweg nicht mehr fanden, da lagen sie nicht umsonst träge am Debarcadero, wie der Landungsplatz damals hieß, sondern brachten ihren Eigen thümern bei dem damaligen Häusermangel als Wohn- und Lagerstätten ansehnlichen Gewinn. Wie die Heeressäule der schwarzen Waldameise, wo hin sie sich wendet, alles bedeckt mit ihrem rastlosen Ge- wimmel, so hier der täglich sich neu ergießende Menschen strom. Da war's lebendig am Ufer, auf den Schiffen, in den kleinen Holzhäusern der Stadt, auf den mit fuß hohem Staube bedeckten Straßen. Ten ganzen Tag klang von allen Seiten die Axt, wurden Waaren aller Art an das Land befördert, glühte die Schmiede beim rastlosen Hammerschlag, fieberhafte Thätigkeit überall, als gelte es, in wenigen Tagen eine neue Welt zu bauen. Wenn dann die milde, sternen volle kalifornische Nacht sich herabsenkte auf Strom und Stadt, da flammten auf allen Seiten farbige Lampen empor, auf den Masten, den Decken der Schiffe, auf den Veranden der Wohnhäuser, fröhliche Volksweisen aller Sprachen ertönten, der Klang der Guitarre, hier und da lüsternes Kastagnettengeklapper der Fandango tänzer; in den Spielhäusern rollte das röche Gold, schwirrte das Roulette. Ein Schuß, ein unartikulirter Schrei, der Lärm eines Streites klang oft mitten in diesen Freudentaumel hinein und mahnte die Schwelger an die wilden Leidenschaften, die hier frei walteten. Tas stattlichste von allen Häusern Sacramentos im Jahre 1851 war unstreitig das Hotel und Spielhaus Mac Orellys. Auf den ersten Blick erkannte man gar nicht die zweite Eigenschaft „Minerhome", wie das Gasthaus betitelt war. Man hielt es wirklich für das ehrbarste Gasthaus, fo spießbürgerlich sauber und nüchtern blickte es dem Fremden mit seiner schneeweiß getünchten stattlichen Front entgegen, erst des Abends zeigte es sein wahres Wesen in dem aufdringlichen, verlockenden Licht schein, der aus den weitgeöffneten Fenstern drang. Tas zahlreiche, erregte aus und ein strömende Publikum, das verführerische metallische Rauschen des hin und her geschobenen Goldes ließen keinen Zweifel daran auf- kommen. Mac Orelly gehörte dem ersten Heerzuge an, der auf die Nachricht von der Goldentdeckung bei Sutters Mühle schnell entschlossen aus dem Osten aufbrach und die endlose Heerstraße eröffnete durch die Prairien und Wüsten des Westens, über die Gipfel der Sierra. Zu zweihundert zogen sie aus, mit Zugvieh, Nahrungsmitteln und Waffen wohl versehen, lauter verwegene, abenteuer liche Gesellen, zu fünfzig kamen sie in der Ebene Kali forniens an. Die anderen waren den mörderischen Pfeilen der Indianer, dem Fieber, dem Froste erlegen. Orelly und sein Kamerad Pat Fimey, eine bei den Goldsuchern gerade nicht sehr beliebte Persönlichkeit, waren unzertrennlich während der ganzen Reise. Und doch schien diese Unzertrennlichkeit nicht auf der Basis inniger Freundschaft zu ruhen, wie die Leute aus den oft feindseligen Blicken und Redensarten zu errathen glaubten. Uebrigens war man ja damals gewohnt, bei derartigen Wanderzügen mit den verdächtigsten, gefähr lichsten Burschen zusammenzukommen, die eben erst dem Galgen entronnen, und man achtete nicht im mindesten darauf, wenn sich die Betreffenden nur jetzt in dieser wandernden Republik nichts zu schulden kommen ließen. Und sie hüteten sich davor, wußten sie doch, daß die einfachen, drakonischen Gesetze derselben den Spitzbuben viel gefährlicher waren, als die der civilisirten Welt. Instinktiv jedoch betrachtete alles dieses Freundespaar mit mißtrauischen Blicken. Besonders der Pat Fimey mit seinem blatternarbigen, gerötheten Gesicht, dem un steten Blicke seines grauen Auges und den stumpfen, wie abgehackt erscheinenden Fingern, seiner rohen, gegen alles Leid seiner Reisekameraden unempfindlichen Ge- müthsart, zu der sich noch in der Stunde der Gefahr absolute Feigheit gesellte, war allen verhaßt. Orelly fehlte wenigstens letztere, er stellte stets seinen Mann und kämpfte, wenn es sein mußte, mit Todes verachtung, wozu er allerdings auch mehr Gründe hatte als alle übrigen, vertheidigte er doch damit die Perle der Karawane, das einzige weibliche Wesen, das sich dabei befand, feine sechzehnjährige Tochter Alice, ein liebreizendes Mädchen, um derenwillen man den Vater und seinen zweifelhaften Freund gern in den Kauf nahm. Ihr ewig heiteres Wesen, die Energie, mit welcher dies zierliche, blühende Mädchen alle Mühseligkeiten und Gefahren der Reise ertrug, wirkte mächtig auf die rauhen Männer. Keiner derselben ließ es sich einfallen, das Mädchen mit Zudringlichkeiten zu belästigen; eS wäre ihm auch schlecht gegangen. Nur der häßliche Fimey machte sich immer um sie zu schaffe):, verfolgte sie überall mit feinen Blicken und, wie es sstien, nicht ohne Zu stimmung des alten Orelly, der d)ch sonst mit offenbar inniger Liebe über das Mädchen ^wachte. Das schürte nur noch den Haß gegen Fimey, ^nd doch, wenn der Vater selbst unbegreiflicherweise diren Umgang duldete, konnte man nichts dagegen einwent ;n. Alice wußte sich des zudringlichen Menschen wohl Iflbst zu erwehren. Mac Orelly war kaum vier W ^-sen in den Minen des Sacramentothales, als er die l Wahrnehmung machte, daß das Gold die Eigenthümlichker^habe, nie bei dem zu bleiben, der es dem Boden abge innt, gleichsam zur Rache an dem Friedensstörer. (Fortsetzung folg