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Schönburger Tugeblutt d Filialen: in Altftadtwaldenburg bei Herrn 1901. Sonnabend, de« 29. Juni UnA Filialen: in Altftadtwaldenburg bei Herr» , « !>er Taae - Kaufmann Otto Förster; in Kaufungen bei »richeint täglich mit dlu^nahm Herrn Fr. Janaschek; in Largenchursdorf nach Sonn- und nächster- >1« I X f I bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Annahme von Inseraten! II S I /H 4^1 D IN HD I ß I 5^ I Wilhelm Tahler, Cigarrensabrikaul an der Lt'Ul01li0U4U11 Tabellarischer Satz wird doppelt berechnet. , v 1 - Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. . . K-t»hten «enia Lunzenau, Lichteusteiu-Calluberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Zugleich weit ^rettet mm Eaidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- Altstadt-Waldenburg, Brüunsd^^ Oberwiera, Lberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, leuba-Niederham, Langenleuba-Oberhaln, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Fernsprecher Nr. 9. , Bekanntmachung. Die Beiträge zur Gemeindekrankenkaffe sind von nun an aller 14 Lage im Voraus zu entrichten. . ... , Tie freiwillig der Gemeindekrankenkasse angehörenden Mitglieder (Llenstboten u. s. w.), welche die Versicherungsbeiträge an zwei auf einander folgenden Zahlungs terminen nicht geleistet haben, scheiden damit aus der Gemeindekrankcnvernchernng gemäß 8 4 Abs. 4 des Krankenversicherungsgesetzes aus, und haben, wenn sie nach träglich wieder bcitreten, die sechswöchige Wartezeit nochmals durchzumachen. . Waldenburg, am 27. Juni 1901. Der Stadtrat h. Kretschmer, Bürgermeister. Wlthr. Freibankverkauf. Morgen Sonuabend, den 29. dss. Mon., Vormittags V-7 Uhr wird in der sogen. Brotbauk ein Schwein Verpfvndet, das wegen Tuberkulose nicht bank würdig ist (Pfund Fleisch 45 Pfg.). Alles auf der Freibank roh verkaufte Fleisch ist nur gut durchgekocht bez. gut durchgebraten zu genießen. Waldenburg, am 28. Juni 1901. Die Freibank-Verwaltung. Skitlernnasbcricht, ausgenommen am 28. Juni, nachm. 4 Uhr. . . , , . ' Tbermometerstand -4- 20° 0. (Morgens 8 Uhr -f- 17° 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Barometerstand 767 mm. reducIrtauf ' » 0 Windrichtung: Ost. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,0 mm. --»b«*- Na»»"»« M d°» s-ni^ Salb di- h-il-r. *Waldenb»rg, 28. Juni 1901. Grelle Gegensätze! Die Automobilfahrt Paris-Berlin verläuft zum Gaudium ihrer Theilnehmer, in zwar kost spieliger, aber doch ungestörter Weise, das ganze Unter nehmen ist ein Beweis, daß cs doch genug Leute noch gicbt, die nicht recht wissen, was sie mit ihrem Gelde anfangen sollen, und im deutschen Werthpapier-Walde fällt Blatt auf Blatt! Was ist in diesen Monaten, und nun erst in den letzten Tagen, durch den Leipziger Krach und seine Folgen verloren gegangen? Ein paar Mal so viel Geld ist in den Schornstein geschrieben, als die ganze China-Expedition kostet. Unser großer industrieller Aufschwung in den verflossenen Jahren kommt uns recht theuer zu stehen, wenn da eine Bilanz gezogen wird, so wird es mit dem reinen Provit windig genug aussehen. Unser deutscher Geld- und Jndustrie- markt ist im Kern seines Wesens solid, daran ist gar kein Zweifel gestattet, aber es muß bedauert werden, daß die soliden Elemente so lange fein säuerlich den Mund gehalten haben. Schon seit Monaten ist voraus gesagt von unabhängigen Beurtheilern außerhalb der Börse, daß es zu krachen beginne; aber darauf kam die entrüstende Erwiderung, man soll doch die Angriffe unterlassen. Und jetzt ist es schon viel schlimmer, als befürchtet wurde, und wer weiß, was noch kommen wird. Ruhig Blut heißt es nun. Gewiß! Aber es soll wohl Jemand ruhig Blut behalten, dem die Mittel, seine Verbindlichkeiten zu erfüllen, auf's Schwerste be droht sind. Da suchen die Interessenten zu retten, was zu retten ist. An der Börse hat man geduldet, daß das allgemeine Vertrauen in Handel und Wandel bei uns auf dasTiefste erschüttert ward,dennman konntcdurch offene und kräftige Worte bei Zeiten den Gründern das Hand werk legen, man muß nun die Folgen tragen, die scharfe Suppe ausessen. Denn am Ende sind wir mit den Krach's noch nicht; jetzt fängt's erst richtig an, das mangelnde Vertrauen und die totale Geschäftsflaue werden vollenden, was seit dem Umschwung der Conjunctur begonnen hat. Die Börsenkreise haben sich fortwährend über die Schärfe des neuen Börsengesetzes beklagt, und bei zu nehmender Besserung der ganzen Börsen-Verhältnisse, bei einem Jn-Sich-Gehen der Herren vom großen Geld- spind hätte entschieden Manches gemildert werden können. Heute rufen die geschädigten Werthpapier-Jnhaber er- ^Eert «ach weiteren Verschärfungen, sie verweisen auf das Mißverhältniß in der Bestrafung eines Einbrechers, der em paar Hundert Mark stiehlt, und eines Bank- Directors, der in bodenlosem Leichtsinn Dutzende von Millionen verschwinden macht. Wir wollen wahrhaftig nicht emer Wieder-Einführung der Prügelstrafe das Wort reden, aber man fragt sich unwillkürlich, ob eine Tracht Hiebe solchen gewissenlosen Speculanten nicht noch mehr gehörte, wie einem Messerhelden. Jedenfalls ist erwiesen, daß das neue strenge Börsengesetz in keiner Weise die bedauerlichsten Specnlations-Ausschreitungen verhindert hat, die Finanzwelt muß sich also unter dem selben recht wohl befunden haben. Aber nicht blos vom finanziellen Standpunkt sind diese Zwischenfälle bedauerlich, sie sind auch unerfreulich für das deutsche kaufmännische Renommee. Wenn in Paris oder anders wo solche Dinge passirten, haben wir gern gesagt: So etwas kann bei uns doch nicht Passiren! Und heute? Wir müssen vorsichtiger sein, wenn wir von Treu und Glauben bei uns reden. Diese leidige Geschichte wird manchem, manchem deutschen Reichsbürger die Sommer ruhe gründlich verderben, sie zieht weite, weite Kreise ins Publikum hinein. Von den letzten Ausläufen spricht man dann kaum mehr, aber die Kalamität wird dort ebenso bitter empfunden, wie anderswo. Der Leipziger Bankkrach hat, wie gar nicht anders zu erwarten war, das weitgehendste Mißtrauen überall im intcrcssirten Publikum hervorgerufen, und die Er- - Mahnung, kaltes Blut zu bewahren, will in der Sorge um das eigene Kapital schwer aufkommen. Vielfach sind zum Juli-Quartal Zahlungen zu leisten, man gebraucht Geld und kann nicht warten. Es ist ein trüber Augen blick. An den letzten Börsen wichen abermals zahl reiche Kurse von Speculationspapieren, wilde Gerüchte von neuen bevorstehenden Krach's durchschwirrten die Luft, haben aber zum Glück sich bisher nicht bewahr heitet. Allerdings bleibt der Monats-Abschluß abzu warten. Im Königreich Sachsen hatte die Kunde von der Verhaftung des Tirectors Exner von der Leipziger Bank einen neuen gewaltigen Ansturm auf alle Finanz institute hervorgerufen, Depositen und Baareinlagen wurden zurückverlangt. Die Staatsanwaltschaft hat die Prüfung der Bücher der Leipziger Bank angeordnet. Man befürchtet leider noch eine Reihe von Zahlungs einstellungen bei kleineren Bankgeschäften und Industriellen, und wenn für diese eine Hilfs-Action eintreten soll, muß sie schnell kommen. Tie Actien der Bank, die Montag mit 140°/« an der Berliner Börse bezahlt wurden, notirten Donnerstag 10^ Prozent. 10 Millionen Wechsel der Leipziger Bank sollen sich im Besitz der Sächsischen Lotteriedirection befinden, so daß auch der Staat einen schweren Schaden erlitte. Aus Plauen im Vogtland wird dem „Berl. Tgbl." als Zeichen für die Wucht des Rückschlages der finanziellen Katastrophe ge schrieben, daß die Bank dort großes Vertrauen genoß und ihre Filiale einen ausgedehnten Kundenkreis hatte. Viele Arbeitgeber werden Ende der Woche nicht wissen, wie sie ihre Leute auslohnen sollten! Daß die Kasseler Treber-Trocknungs-Gesellschaft dem Verhängniß schließ lich ebenfalls anheimfallen wird, wird überall angenom men. Zur Charakterisirung dieses in den letzten Tagen so viel genannten Unternehmens entnehmen wir der „Voss. Ztg." Folgendes: Tie Kasseler Gesellschaft war ursprünglich ein kleines Unternehmen, das sich durch Verwerthung von Biertrebern, Rübenschnitzeln rc. volks- wirthschaftlich nützlich zu machen suchte, bis der heute Verhaftete Exner Gewalt über sie bekam. Nun wurde, etwa seit 1895, damit ein gewaltiger Gründungs- und Agiotageschwindel getrieben. In einigen Jahren wurde das Actienkapital von */z auf 20 Millionen Mark er höht, in ganz Europa wurden Tochtergesellschaften ge gründet. Um das Publikum anzulocken, wurde unter gewaltigem Tamtam der Kurs bis zu schwindelnder Höhe getrieben und Dividenden von 50 Prozent aus geschüttet. Tie einzige greifbare Unterlage dafür bildete ein neues Patent Beegmann über Holzdestillirung. Dieses Treiben sammt dem Patent war Jahrelang der Gegen stand heftigster Angriffe in der Oeffentlichkeit. Aber je heftiger die Angriffe, um so dreister wurde das Auf treten der Treberklique. Der Bankerott der Leipziger Bank hat jetzt an den Tag gebracht, daß dieses Institut der eigentliche Rückhalt des Treber-Concerns war. Es wurde die ungeheuerliche Thatsache aufgedeckt, daß die Bank den Trebergesellschaften und ihren Leuten, sage und schreibe, 87 Millionen Mark Credit gewährt hat. Wahrlich noch niemals haben Verbrechen und Wahn sinn in solcher Weise mit fremdem Gut wirthschaften können. Und viel zu lange schon zögerte die irdische Gerechtigkeit, hier ihres Amtes zu walten. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Ter Kaiser, der Tags vorher den Vortrag des Reichskanzlers Grafen Bülow hörte, betheiligte sich am Donnerstag an der letzten Wettfahrt der Sonderklasse des kaiserlichen Nachtklubs und des Norddeutschen Regatta vereins auf oem Kieler Hafen. Die Kaiserin machte inzwischen einen Spaziergang am Lande und kehrte dann an Bord der Yacht „Hohenzollern" zurück. Ueber das Befinden der Kaiserin Friedrich sind in der letzten Zeit wieder ungünstige Nachrichten in die Oeffentlichkeit gedrungen, doch liegt eine directe Gefahr nicht vor. Allerdings hat die Patientin wieder große, mit vieler Standhaftigkeit ertragene Schmerzen auszu halten. Von einer Aenderung der Dispositionen in der Nordlandsreise des Kaisers ist nichts bekannt. Daß zwischen Berlin und der Familie Bismarck trotz der Enthüllung des Bismarck-Nationaldenkmals noch nicht wieder Alles in bester Ordnung ist, wird von verschiedenen Seiten behauptet, und die Rede des Fürsten Herbert bei der Grundsteinlegung des Bis-