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SMnbuMr Tageblatt UNd Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrr Herr» 1901 Mittwoch, ven 19. Juni -^>kn Witlernngsaussichten für den 19. Juni^ Trübe bis halbheiter, Neigung zu Niederschlägen. daß jede Höflichkeit und in Die Rede des Grafen Bülow bei der Feier der Einfach das: So mußte wohl der Deutsche klug in Deutschland sagen hört? es kommen, nun wird ja werden! Es ist eine Erfahrung, an, wenn das Recht spricht? Mochten die Griechen ihren König behalten oder fortjagen, aber bezahlen mußten sie. Wenn der alte Krüger mit irgend einem Fürstenhause verwandt gewesen wäre, es wäre den Buren gerade so gegangen, wie den Griechen. Ueber die« Thema läßt sich Manches sagen, vor Allem das, daß unsere Handelsverträge mit dem AuS- lande ein gutes Theil ihrer Bedeutung verlieren, wenn wir so häufig solche Verluste in den im Auslande an gelegten Kapitalien erleiden. Tann können mir eigent lich von allem Streit mit fremden Regierungen absehen und bleiben, wo wir sind, zu Hause. Die persönlichen freundschaftlichen und verwandtschaftlichen Beziehungen der Regenten nützen zur Vermeidung von solchen Kata strophen nichts, das haben wir gesehen. Der deutsche Kaiser ist mit seinem Herrn Onkel König Eduard auf's Engste befreundet, er ist englischer Feldmarschall, er ver lieh dem Oberbefehlshaber der britischen Armee den höchsten Orden, die deutsche Reichsregierung wies den Präsidenten Krüger aus Berlin ab, aber trotz alledem — nachdem im Vorjahre schon die Kapereien unserer Postdampfer stattfanden, das deutsche Kapital muß unter Albions höhnischem Lächeln bluten. Was man darüber Die russische Kaiserin von einer Prinzessin entbunden. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser traf Montag früh bald nach 5 Uhr Hannover ein und begab sich nach dem Militär-Reit- institut, woselbst er Reitübungen beiwohnte. Hierauf ritt er nach der Vahrenwalder Haide und besichtigte und exerzirte dort das Königs-Ulanenregiment. Nach der Rückkehr in die Stadt, in welche er an der Spitze des genannten Regiments einzog, frühstückte Se. Majestät in der Königs-Ulanenkaserne. Später reiste der Kaiser nach Hamburg weiter, von wo er mit dem Torpedoboot „Sleipner" nach Kuxhaven fuhr. Am heutigen Dienstag wohnt der Monarch der Wettfahrt des Norddeutschen Regattavereins bei. "Waldenburg, 18. Juni isoi. Das deutsche Kapital, uud damit das neue National vermögen, hat wieder eine tüchtige Ohrfeige bekommen vom Ausland her. Es ist nicht die erste, es wird auch nicht die letzte sein, wenn sich bei uns die prinzipiellen Anschauungen über derartige Geschäfte nicht ändern, und wenn die Reichs-Regierung in dieser Beziehung ein forsches Auftreten vermissen läßt. Diesmal ist es der edle Vetter John Bull, der uns tüchtig bewiesen-hat, daß ein Dummkopf ist, wer dem Briten etwas Anderes zutraut, als Gcschäftstüchtigkeit. Die englische Aufhebung der Eoucessionen der Transvaalbahnen versetzt auch dem lebhaft daran betheiligten deutschen Kapital einen ge- gewaltigen Schlag. Tas nennt man Freundschaft, das entspricht der bekannten weitgehenden Rücksichtnahme der deutschen Politik. Schon eine Anstandspflicht, von Mehr gar nicht zu reden, wäre es gewesen, wenn die eng lische Regierung sich in dieser Sache mit der deutschen Reichsregierung verständigt hätte. Aber wozu? denkt man in London, Deutschland, das sich in die endlose Hinausschiebung des Handelsvertrages fügt, fügt sich auch in Anderes. Es ist ganz gewiß nicht schön! Wenn heute Fürst Bismarck noch Reichskanzler wäre, würde er darum gewiß keinen Krieg mit England begonnen haben. Aber er würde die deutsche Rücksichtnahme auf England während des Burenkrieges und während der ostasiatischen Wirren von Vorausbedingungen abhängig gemacht haben, die es den Engländern unmöglich gemacht hätte, so zu handeln, wie sie es gethan. Eine Freundschaft, die nicht bezahlt wird, die nichts kostet, wird nicht geschätzt. Von den Engländern am wenigsten! Schade, daß man König Eduard für diesen Streich seiner Herren nicht die Orden pfänden kann, wenn er wieder in Deutsch land erscheint, das würde helfen. Wenn man tüchtig auf die Zehen getreten wird, giebt es nur ein Gegen mittel, noch tüchtiger wiederzutreten! Man kann wohl zum Grafen Bülow das Vertrauen haben, daß er wenigstens in diesem Falle wieder gut zu machen suchen wird, was gut zu machen.ist! Aber die Millionen, die in Folge des englischen Vorgehens in diesen Tagen an den deutschen Börsen verloren sind, sind dahin, die bringt keine diplomatische Kunst wieder zurück. Daß die Geschädigten das nicht mit Gleich- muth ertragen, ist selbstverständlich, daß sie von den Beziehungen Deutschlands zum Britenrciche sehr interessante Worte sagen werden, ist auch selbstverständlich. Das ist so- wohl entschuldbar, wie erklärlich. Auch der vorsichtigste deutsche Inhaber von Transvaalbahnactien konnte nach den wiederholten Besuchen des deutschen Kaisers in London, nach Allem, was sich daran knüpfte, nicht denken, daß uns England so über den Löffel barbieren würde; geschehen ist es, uns wahrlich nicht zum Ruhm. Es ist, wie bekannt, schon früher von anderer Seite geschehen. So in Griechenland! Die faulen und lüg- ncrischen Griechen lachen sich heute ins Fäustchen, daß es mit einem knappen Dritttheil seiner Schuldzinsen davon gekommen ist. Die großen europäischen Mächte haben es nicht wissen wollen, daß Griechenland min destens das Doppelte bezahlen konnte. Und warum nicht? Weil das Königshaus, das über diesem Drohnen- volk herricht, nicht in seiner Existenz gefährdet werden sollte. Was kommt aber auf einen schwachen König Liebenswürdigkeit des deutschen Reiches in den letzten zehn Jahren so ziemlich mit Undank quittirt wird; und war es nicht sofort, wie die Thräne auf die herbe Zwiebel, so war es etwas später. Aber es kam sicher. Daß die Leute heute schreien, welche Geld verloren haben, ist erklärlich, und wenn sie in diesem Falle lauter schreien, als sonst, ist verzeihlich, sogar ihr Recht. Denn sie konnten eine solche Unfreundlichkeit nach dem officiellen Gange der deutschen Politik nicht vorauSsehen. Die deutsche Politik aber war gewarnt dadurch, daß John Bull sie mit dem Handelsvertragsabschluß sitzen ließ! Vielleicht die größte staatsmännische Leistung Bis marcks, wenigstens diejenige, die von der größten Völker- und Menschenkenntniß zeigte, war die Einfügung der Meistbegünstigungsklausel in den deutsch-französischen Friedens-Vertrag, welche die Handelsvertragsbeziehungen Heider Staaten dauernd festlegte. Fürst Bismarck wußte, daß solche Streitereien am meisten die Angehörigen verschiedener Nationen verstimmen können, er hatte die Macht, er gebrauchte sie demgemäß. Wir hatten Eng land gegenüber auch die Macht, aber wir waren ideal- edel, nur nicht praktisch. Aber mit Edelmuth und trocken Brod kommen Nationen heute nicht mehr zurecht. Denkmalsenthüllung wird in verschiedenen Blättern als ein politisches Programm aufgefaßt. Die „Post" sagt: Ter Reichskanzler war, waS die innere Politik angeht, bisher thatsächlich ein unbeschriebenes Blatt. In seiner Rede bei der Enthüllung des Bismarckdenkmals hat er Gelegenheit genommen, an die Würdigung der histori schen Größe und vollen Bedeutung des Fürsten Bismarck für Deutschland und seine staatliche Entwickelung eine Reihe bedeutungsvoller Leitsätze in Bezug auf die aus wärtige und innere Politik Deutschlands in der Gegen wart und in der Zukunft zu knüpfen. Starre Dogmen giebt es weder im politischen noch im wirthschaftlichen Leben, das hat Fürst Bismarck gelehrt, der zugleich ge zeigt hat, daß nicht persönliche Liebhabereien, nicht popu läre Augenblicksströmungen, noch graue Theorien, sondern einmal nur das wirkliche und dauernde Interesse der Volksgemeinschaft, die Kalus publiou, die Richtschnur einer vernünftigen und sittlich berechtigten Politik sein dürfe. Tie „Voss. Ztg." hebt besonders den Freimuth hervor, mit dem der Reichskanzler die Bedeutung deS Fürsten Bismarck hervorhob, ohne höfische Rechnung-- trägerei, ohne sich darum zu bekümmern, ob seine Worte Beifall fänden oder Anstoß erregten. Wir lassen die Bülow'sche Rede nachstehend im Wortlaut folgen: „Euere Majestäten! Euere Excellenz! Meine Herreni Am Abend seines Lebens hat Fürst Bismarck geäußert, er sei Gott dankbar dasür, daß es ihm vergönnt gewesen sei, seinen Namen dauernd in die Rinde der deutschen Eiche ein- zuschneiden. Heute, wo wir sein Nationaldenkmal in der Reichshauptstadt enthüllen, ist unter denen, die mich hier umgeben, ist im ganzen deutschen Volke Niemand, der nicht fühlte und wüßte, daß die Spur der Erdenlage deS eisernen Kanzlers nicht untergeben, daß die Bewunderung und Dank barkeit für ihn nicht aufhören werden, solange ein deutsche? Herz schlagen, ein deutscher Mund reden, eine deutsche Faust sich ballen wird. Dieses Bewußtsein ist heute noch stärker, lebendiger und klarer, als in den Tagen wo Fürst Bismarck unter uns weilte. Denn Fürst Bismarck war nicht wie sein gleich unvergeßlicher Nebenmann, der Feldmarschall Moltke, der still im reinen Aether unpersönlicher Betrachtung kreisende Aar. Er war eine Löwennatur, er stand auf der Erde im Staube des Kampfes, er hat bis zuletzt nicht aufgehört mit Leidenschaft zu kämpfen, und der Kampf bringt berech tigte Gegnerschaft und ungerechte Verkennung, ehrliche Feind schaft und blinden Haß. Der Haß aber, hat vor zweitausend Jahren Perikles gesagt am Grabe der für ihre Altäre ge fallenen Athener, ist von kurzer Dauer, unvergänglich jedoch der Ruhm. Nachdem sich der Staub des Kampfes verzogen hat, leuchtet uns nur die Erinnerung an unerreichte Thaten und an eine unvergleichliche Persönlichkeit. So wird der gigantische Schatten des Fürsten Bismarck wachsen, je weiter der Lebenstag des deutschen Volkes vorrückt und je mehr das nationale Urtheil ausreifl. Auf märkischer Scholle, im Herzen Preußens geboren, ist Otto von Bismarck in den Mauern der Stadt Berlin ausgewachsen. Den Garten der Plaman'schen Erziehungsanstalt, einst dort am unteren Ende der Wilhelmstraße gelegen, hat er nachmals die Geburtsstätte seiner Luftschlösser genannt. Hinter dem Bretterzaun dieses Gartens zeigte dem Knaben die Phantasie die ganze bunte Erde mit ihren Wäldern und Bergen und allen Len Erleb nissen, die seiner warteten, die ganze weite Welt, die dieser Knabe dereinst umgestalten sollte, als er nach einem Menschen alter in die Wilhelmstraße zurückkehrte und die größte Epoche der deutschen Geschichte begann. Nachdem er unter und mit Kaiser Wilhelm dem Großen in gewaltiger Energie daS Reich aufgerichtet hatte, sicherte er diesem und der Welt in ebenso seltener Mäßigung und Selbstbeschränkung den Frieden. Er hat, um mit Fichte zu reden, das deutsche Volk aus dem Gröbsten herausgehauen. Er hat, um mit seinen eigenen Worten zu reden, das deutsche Volk in den Sattel gehoben, was vor ihm keinem geglückt war. Er hat ausgeführt und vollendet, was seit Jahrhunderten das Sehnen unseres Volkes und das Stieben unserer edelsten Geister gewesen war, was die Ottonen und Salier und Hohenstaufen vergeblich ange strebt hatten, was 1813 den Kämpfenden als damals nicht erreichter Siegespreis vorschwebte, wofür eine lange Reihe Witterunasbericht, ausgenommen am 18. Juni, nachm. 4 Uhr. „ - .nm rcdueirt aus den Meeresspiegel. Thermometerftaud 14' 0. (Morgens 8 Uhr -s- 11,.' 6.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach varometerstaud 75.) I"". rcduc f . 7.» 0 Wiudrichtung: West. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 4,, vaw. Lambrechts Polymcter 64 /°. Thaupuutt Z- bis halbheiter, Neigung zu Niederschlägen. > -tädten Penig Lunzenau, Lichteustein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Zugleich weit St Eqidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Med-rwicra Oberwiera, Liberwinkel, Lelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, leuba-Niederhain, Langenleuba-Lberham, Wolkenburg und Ziegelheim. Kerxsprecher Nr. 9, Hiili/IMLIiwr rabellarischer Satz Wird doppelt berechnet. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg.