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Ehrengaben von Behörden, Vereinen, Privaten rc. ge stiftet worden. — Zu dem Mord an der 16jährigen Hedwig Apitz in Heyda theilt das „Wurzener Tageblatt" noch mit: Vom Montag früh an ist das ganze zwischen Heyda, Börln und FrauwaldegelegeneTerrainvonder Gendarmerie, unter Beihilfe von Militär, Steinbruchsarbeitern und den in der dortigen Gegend wohnenden Förstern, letztere mit ihren Hunden, nach der Leiche der ermordeten Apitz durchsucht worden. In dem Küchenteich, der vollständig Vom Wasser entleert und vom Schilf befreit wurde, hoffte man die Leiche bestimmt zu finden, doch die Hoffnung erfüllte sich nicht. Auch die umliegenden Teiche, der Mühlteich, der Frauenteich bei Frauwalde, der Mühldammteich und der bei Ochsensaal gelegene Teich, sowie alle Steinbruchslöcher und Sandgruben sind ab gesucht worden. Es besteht der dringende Verdacht, daß Nitzschke sein Opfer verscharrt hat. Nitzschke wurde in einem Gehölz bei Heyda erhängt aufgefunden. Aus dem Sachseulande. — In einem Dresdner Hotel wurde am Sonntag der angebliche Or. psiil. und Professor Eduard v. Bam berg, der schon mehrfach unter der Anklage der Heirats schwindelei stand und zuletzt in Hattenheim wegen be trügerischen Bankerotts zu 4 Monaten Gefängniß ver- Artheilt wurde, verhaftet. Auch jetzt wieder wird ihm zur Last gelegt, eine Dame unter dem Vorgeben, sie heiraten zu wollen, arg geschädigt zu haben. (F. A.) — In Leipzig fand am Freitag eine vertrauliche Besprechung von Gläubigern der Leipziger Bank über Pen Stand und die eventuelle Zukunft der Anstalt statt. Ter Concursverwalter sprach für einen Vergleich der Gläubiger und ein Zusammenlegen der Actien von 5:1, wodurch cs allein möglich wäre, aus dem Schiffbruche für die Actionäre noch etwas zu retten. — Dem in Leipzig-Plagwitz errichteten Heim für alleinstehende Frauen und Mädchen, das demnächst seiner Bestimmung übergeben wird, hat ein dortiger Großin dustrieller das gesammte Ausstattungs-Mobiliar im Werthc von 13,000 Mk. geschenkt. — An Pensionen, Wartegcldern und Unterstützungen zahlte die Stadtgemeinde Leipzig im vorigen Jahre rund 320,000 Mark aus. — Ter Handelsmann Herman» Blitz in Hohenstein- Ernstthal soll sich mit seinem zwölfjährigen Sohne auf der Reise nach Brasilien vergiftet haben. Blitz hatte in Hohenstein-Ernstthal viele Jahre ein Kurz- und Galantcriewaaren-Geschäft. Vor Jahresfrist verkaufte er sein Geschäft und kaufte im Hüttengrund eine Garten- wirthschaft. Das war sein Ruin. — In Hohenstein-Ernstthal begeht in den Tagen vom 14. bis 16. d. der dortige Männergesang verein im Rahmen einer großen Festlichkeit sein 75jähriges Bestehen. — In der Nacht zum Montage gegen ^I2 Uhr brannte in St. Egtbien die unmittelbar am Waschhause stehende Scheune des Gartengutsbesitzers Gustav Franke, sowie das angebaute Stallgebäude völlig nieder. Tie Scheune barg bereits die diesjährige Ernte und war vollständig gefüllt. Nur mit Mühe konnte man die Schweine vor dem Verbrennen retten, während 9 Gänse und mehrere Hasen den Flammen zum Opfer fielen. Es wird Brandstiftung vermuthet, doch sind die Erörterungen noch im Gange. — Verschwunden sind seit einigen Tagen, wie der „L.-C. Anz." meldet, die Inhaber der Firma Reimann n. Berthel in St. Egidien Vorgenommene Pfändungen und nicht in Ordnung befindliche Bücher lassen darauf schließen, daß finanzielle Schwierigkeiten vorzuliegen scheinen, und dies der Grund zur plötzlichen „Abreise" sein kann. (L.-C. A.) — Die Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Mchtenstein-Callnberg hat einen Reingewinn von über 3000 Mk. ergeben. — Die Tivisionsmanöver beginnen am kommenden Donnerstag, den 12. September, und werden zwischen Plauen und Oelsnitz abgehalten. Am 13., 16. und 17. werden ebenfalls Divisionsmanöver der'2. Division Nr. 24, am 14. und 18. September solche gegen markirten Feind stattfinden. Ter 2. Division sind noch zugctheilt je ein Zug von der Proviantcolonne und der Telegraphenabtheilung. — Zu der Zahlungseinstellung der seit länger als 50 Jahren bestehenden Vigogne-Spinnerei Ferdinand Göldner in Werda« erfährt der „Confectionär", daß dieselbe durch in Rußland erlittene Verluste im Betrage von mehr als 700,000 Mk. verursacht worden ist. In der Gläubigerversammlung vom 2. September wurde eine außergerichtliche Liquidation von den anwesenden Firmen beschlossen. — Ein Triumph der modernen Baukunst wird die neue Eisenbahnüberführung werden, die in Gestalt einer fahrbaren Brücke zwischen den vogtländischen Orten Brun« und Schönbach im Bau begriffen ist. Durch diese sinnreich konstruirte Ueberführung fällt in Zukunft der unweit Neumark befindliche, nicht ungefährliche Ueber- gang über die Schienen weg. — Der am 24. August durch einen Sturz von einem Birnbaum verunglückte Hausbesitzer Marx in Sebnitz ist seinen Verletzungen erlegen. — Am Montag früh wurde auf der Eisenbahnfahrt zwischen Dahlen und Dornreichenbach der pensionirte Locomotivführer Ernst Trülzsch aus Riesa vom Schlage getroffen und war sofort tödt. Die Leiche wurde in Wurzen aus dem Wagen gehoben und nach der Friedhofs halle gebracht. Trülzsch war früh 7 Uhr 14 Min. von Riesa abgefahren und wollte nach Leipzig reisen. — Am Sonnabend Mittag brach in Schwarzenberg in dem am Markte gelegenen Hause des Kaufmanns Reinhard Jacob Feuer aus. Ter Thätigkeit der Feuer wehr war es zu danken, daß das Feuer auf den Dach stuhl beschränkt blieb. Für die Nachbargebäude bestand erhebliche Gefahr. — Sonnabend Nachmittag 3 Uhr fiel in Nendorf der 58jährige Zimmermann Eli Seidel von dort vom Dache eines dem Gasthofsbesitzer Herrn Paul Reißig gehörigen Gutsgebäudes Hernle, wobei ihm der Hintcr- kopf zertrümmert wurde. Ter Verunglückte, welcher sofort in seine Wohnung gebracht wurde, verstarb nach zwei Stunden, ohne wieder zur Besinnung gekommen zu sein. — Der in weiten Kreisen bekannte Gutsbesitzer und Gemeindeälteste Weichelt ist in Colmnitz am Sonnabend früh tödtlich verunglückt. Er fuhr mit einem Zweirad nach Hause, kam jedoch, da er in der Mhe des Hauses Nr. I6 zu Niedercolmnitz gegen einen Prellstein fuhr, zu Fall, überschlug sich und stürzte in dem dort vorbei- fließcnden Bach und ertrank. — Ein großes Schadenfeuer vernichtete am Freitag Abend in der 11. Stunde Wohnhaus und Geschäftsräume des Slickereifabrikanien Paul Hagert in Etbenstokl. Tie Nebengebäude konnten gerettet werden. — Am Donnerstag ist der Mitinhaber der bekannten Papierfabrik F. A. Beyreuther in Breitenhof, über deren Vermögen im April d. I. das Coneursverfahren er öffnet worden ist, der Techniker Paul Beyreuther in Breitenbrunn, gefänglich eingezogen worden. Dem Vernehmen nach ist diese Maßregel durch unlautere Manipulationen bei der Buchführung und dem sonstigen Geschäftsbetrieb veranlaßt worden, die von dem Ver hafteten allein verschuldet sein sollen. — Eine recht eigenartige Ueberraschung ist aus Schnallderhamiche« zu berichten. Tort wollte dieser Tage bei einem Landwirth eine Kuh nicht an den Futter trog trotz wiederholter Versuche, das Thier dahin zu bringen. Bei der Untersuchung fand man zum größten Schreck eine'Kreuzotter im Futtertrog liegen, welche mit dem Futter aus dem Forst hereingebracht worden war. — Ein bedauerlicher Unglücksfall hat sich am Mittwoch im Oschatzer Manövergcländc ereignet. Beim Besteigen seines Pferdes kam der Hauptmann Hildebrand von der 6. Batterie der 68 er Artillerie dadurch zu Schaden, daß das Thier durch einen Schuß scheu wurde, seinen Reiter abwarf und gegen einen Straßenbaum und in den angrenzenden Graben schleuderte. Die Verletzungen sollen ziemlich schwerer Natur sein. — Ter in Stauchitz bei Oschatz ansässige Bäcker meister Pinkert reiste am Freitag mit seiner Tochter nach Stetzsch bei Coswig. Kurz vor Coswig fiel er im Coup6 Plötzlich, anscheinend im Schlaf, auf die Seite; als aber auf Bahnhof Coswig umgestiegen werden sollte, zeigte es sich, daß P. einem tödtlichen Schlaganfall er legen war. — In Johanngeorgenstadt wurde am Sonntag das Denkmal für den erzgebirgijchen Dialectdichter und Pfleger des Gesanges, Schuldirector Röder, enthüllt. Das Denkmal ist ein Meisterwerk des Bildhauers Kirchrisen - Braunschweig. Der Erzgebirgsverein, der Sängerbund, der Landeslehrerverein, Vertreter der Stadt rc. legten an dem Denkmal Lorbeerkränze nieder. Mit der Enthüllungsfeier war ein Obererzgebirgischer Sängertag verbunden. Altenburg, 8. September. Gestern zu Mittag hat unsere Stadt die erste Einquartierung im diesjährigen Manöver erhalten. Zunächst kam eine Batterie vom 74. Artillerie-Regiment hier an. Voraus ritt eine An zahl Schlachtenbummler, die sich die Schlacht bei Mehna zu Pferd mit angesehen hatten. Später folgten noch zwei Batterien desselben Regiments. Unterdessen waren auch die Weißenfelser Unterosfizierschüler eingetroffen. Mit Ausnahme dieses Truppentheils, welcher auf der Geraer Straße sich Altenburg näherte, kamen alle übrigen Soldaten, so auch das hiesige Regiment, über Drescha hierher. Unter den Klängen flotter Märsche erfolgte dann der Einzug in die Stadt, die mit der Abtheilung vom Telcgraphenbataillon etwa 700 auswärtige Soldaten beherbergt, während das 153. Regiment in den Kasernen wohnt. Morgen früh rücken alle Truppen ins Manöver, und nur die Artillerie kehrt abends in die hiesigen Quartiere zurück. — Aus Anlaß des 75. Geburtstags Sr. Hoheit unsers Herzogs wird neben verschiedenen anderen Festlichkeiten auch wieder ein öffentliches Fest mahl stattfinden, an dem sich jedermann betheiligen kann. — An dem Staatsexamen, das in den letzten Tagen des August am hiesigen Lehrerseminare abgehalten wurde, nahmen 16 Schulamtscandidaten theil. Wie wir er fahren, haben sämmtliche Theilnehmer bestanden. Da durch haben die Betreffenden das Recht erworben, definitiv im Schuldienste angestellt zu werden, nachdem sie bisher mehrere Jahre als Vikar thätig gewesen sind. Die Namen der Theilnehmer sind Berth aus Thräna, Böhme und Braun aus Gößnitz, Dietrich aus Reich städt, Erler aus Altenburg, Etzold aus Eisenberg, Gleits mann aus Roda, Köhler aus Großkrööitz, Menzel aus Drackendorf, Michaelis aus Schmölln, Müller aus Lucka, Schache aus Etzelbach, Schubert aus Hainichen, Sarfert aus Altenberga, Sittel aus Schmölln und Tänzler aus Kahla. Vermischtes. Allerlei. Auf dem internationalen Jnaenieurcongreß zu Glasgow (England) hielt der Oberingenieur Lasche der Allgemeinen Elektricitätsgesellschaft in Berlin einen Vortrag über elektrische Schnellbahnen. Ter allgemeine Eindruck war, das Werk sei soweit vorgeschritten, daß die Einführung des elektrischen Betriebes auf Vollbahnen in kurzer Zeit erwartet werden könne. — In Kiel lief Sonnabend das Hochseetorpedoboot „O 108" vom Stapel. Ter neue Kreuzer „Amazone" erreichte bei seinen Probefahrten die überraschend hoheFahrgeschwindig- keit von 26 Seemeilen in der Stunde. An Stelle der untergegangenen „Wacht" wurde der Kreuzer „Blitz" in Dienst gestellt. — Ter Kaiser bestätigte das Urtheil gegen de» wegen Unterschlagung zu einjährigem Gefäng niß und Ausstoßung aus der Marine verurtheilten Ober leutnant Butterlin. — Ein katholischer Geistlicher aus Oberfranken erkrankte in Bad Mariabrunn nach dem Genuß von etwa 20 Stück Tollkirschen schwer und konnte nur mit Mühe gerettet werden. Der Fall ist insofern merkwürdig, als religiöser Fanatismus zu dem Genuß der Giftbeeren geführt hat. Ter Geistliche wurde nämlich das Opfer seines festen Glaubens, daß der Mensch Alles, was im Walde wachse, auch essen dürfe. Ter liebe Gott, so meinte er, habe auch die Beeren er schaffen; nun könne aber von Gott nur Gutes kommen, folglich könnten die Beeren nicht schädlich sein. — Eine Geldsammlung zu Gunsten des Sergeanten Hickel, des Wachtmeisters Buckpesch, des Vizewachtmeisters Schnei der und des Unteroffiziers Domnig, die aus dem Militär- verhältniß ausscheiden müssen, hat der aus dem Gum- binner Prozeß bekannte Rechtsanwalt Horn in Inster burg, Königsbergerstraße 11 eröffnet. Er bittet um Sendungen an seine Adresse. — Die Tirection der All gemeinen Deutschen Kleinbahngesellschaft in Berlin ver öffentlicht einen Bericht, wonach die Activen 50,6 Mill., die Passiven 52,1 Mill. Mk. betragen, so daß sich ein Verlust von 1,4 Mill, ergiebt. Die Tirection weist darauf hin, daß infolge des in letzter Zeit eingetretenen weiteren Rückganges der Kurse der in ihrem Besitz be findlichen, an der Börse notirten Effecten mit dem bilanzmäßigen Verlust des halben Actienkapitals ge rechnet werden muß. — Im Kaiser Wilhelmkanal stieß der Dampfer „Naxos" mit dem Dampfer „Willi" zusammen, der sofort sank. Die Mannschaft wurde ge rettet. — Die Nordlandsfahrt des neuesten deutschen Schnelldampfers „Kronprinz Wilhelm" gestaltete sich zu einer wahren Triumphfahrt für den Norddeutschen Lloyd in Bremen und für die deutsche Schiffsbaukunst. Der Dampfer erzielte eine Geschwindigkeit von 23^/, See meilen in der Stunde. Telegramme. Zwickau, 10 September. Vorbehältlich der Zustim mung der Stadtverordneten wurde« iu heutiger Sitzung des Gesammtrathes die zur Zeit alb Schau spieler am Leipziger Stadttheater augrftellte« Herre« Julius Otto und Erich Grell» zu Directoren des hiesigen Stadltheaters gewählt. Der Letztgenannt« war früher am Hoftheater in Gera, sowie am Stadt theater in Annaberg thätig, während der Erstge nannte in der vorigen Saison hier gastirt«. Gera, 10. Sepiembcr. Seit einigen Lagen befindet sich die hiesig« Lederfabrik von H. L. Scheibt in Zahlungsschwierigkeiten und bietet ihre« Gläubiger« «inen Vergleich von 45/ , der aller Voraussicht nach nicht angenommen werden wirs. Etwa 290,OVO Mk. Passiven stehen etwa 1l0,000 Mk. Aktive« gcgenüber. Die Grundstück» find gegen Hhpotheke« verpfändet, so daß sie für die Gläubiger nicht i« Betracht kommen. Der Vergleich wird deshalb kein« Aussicht auf Erfolg haben, da die nöthige Garantie fehlt. Berlin, 10. September. Der „L.-A." berichtet aus New Uorkr Obwohl Präsident Mac Kinleh eine ««- rnhige Nacht verbracht hat, sind außer !»r. Riceh nun auchdieDoctoreu ttr.Maur, und MaxBurucyderUeber» zcugung, daß Mac Kinley genese« wird. — Nach einer Depesche des ,,L. A." wird aus Buffalo tele- graphirtr »r. Max Burney erklärte einem Inter viewer, die Operation wurde in der kürzesten bis her erreichten Zeitspanne ausgeführt. Dir noch im Körper bestndtich« Kugel ist klein und weder ge funden, noch gefühlt worden. Die Wunde ist ,«- genäht und geschloffen. Der Magen ist seit der Operation nicht untersucht worden. Der Präsident erhält alle Nahrung durch Darmeingießnng; sie be steht gegenwärtig a«S Whisky, heißem Wasser und Rum. Zuweilen schluckt er auch etwas Wasser. Fall- der Präsident biS Dienstag Fortschritte der Befferung macht, und keine ungünstigen Symptome vorhanden sind, werden reine mehr etntretrn. Seit Sonntag hat der Präsident kein Morphium bekom men. Ohne Rückfall wird es ein oder drei Monat« dauer«, «he er die Geschäfte wieder a«f«ehme« kann.