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frühere« Verordnung bestimmt worden: Der Religions unterricht in Privatschulen und der religiöse Privat unterricht durch Hauslehrer unterliegt, ebenso wie der Religionsunterricht in der Volksschule, der Beaufsichtigung durch den Ortspfarrer oder den von den Ephoren be sonders damit beauftragten Geistlichen, in höherer Instanz durch die vorgesetzte kirchliche Aufsichtsbehörde. Darüber, wo dergestalt zu beaufsichtigender Religionsunterricht stattfindet, werden die kirchlichen Aufsichtsbehörden in den einzelnen Fällen von den Bezirk-schulinspectoren Mittheilung erhalten. Sie haben ihrerseits dann die genannten Geistlichen zu benachrichtigen oder anzuweisen. *— Die sächsische Staatseisenbahnverwaltung beab sichtigt, wie daS „Gl. Tgbl." erfährt, den neuen Schnellzug No. 102, der von Dresden (H. Bhhf.) 7 Uhr 5 Min. und von Chemnitz 8 Uhr 56 Min. Vorm, nach Glauchau, Zwickau, Reichenbach Hof etc. verkehrt und vorzügliche Verbindung nach Süd- und Südwest deutschland vermittelt mit Einführung des Winterfahr planes am 1. October d. I. auch in Neumark halten zu lassen. Durch diese Maßnahme wird nicht nur der Stadt Greiz und den an der Linie Greiz-Neumark ge legenen Stationen eine sehr günstige Fahrgelegenheit in der Richtung nach Hof-München, bezw. Hof-Bamberg, Würzburg, Heidelberg-Kaiserslautern, Straßburg-Metz etc. geboten, sondern auch eine vorzügliche Frühverbin dung von Dresden, Chemnitz, Glauchau etc. nach Greiz geschaffen. *— Die Zahl der Auswanderer aus Sachsen betrug im Jahre 1900 876, nämlich 553 männlichen und 323 weiblichen Geschlechts. Davon gingen 441 über Bremen, 385 über Hamburg, 44 über Antwerpen, 6 über Liverpool nach den überseeischen Ländern. Allein 694 wanderten nach den Vereinigten Staaten aus, 44 nach Brasilien, 12 nach Afrika und 12 nach Australien. 99 ließen sich in England nieder. *— Im Königreich Sachsen sind in den Jahren 1900 und 1901 bis 30. Juni folgende Gemeinden vereinigt Worden. Am 1. Januar 1900 die Landgemeinde Chrieschwitz und der selbstständige Gutsbezirk Chrieschwitz mit der Stadt Plauen. Am 1. April 1900 die Land gemeinden Schweinsdorf und Deuben in der Amtshaupt mannschaft Tresden-A. unter den Namen Deuben. Am 1- April die Landgemeinde Gablenz bei Chemnitz mit der Stadt Chemnitz. Am 1. Juli die Landgemeinde Allendorf mit der Stadt Chemnitz. Am 1. October die Landgemeinde Kappel mit der Stadt Chemnitz. Am 1. November die Landgemeinde Rößchen mit der Stadt Mittweida. Am 1. Januar 1901 die Landgemeinde Cölln mit der Stadt Meißen. Am 1. April die Land gemeinde Gruna mit der Stadt Dresden. Am 1. Juli die Landgemeinden Röhrsdorf und Löbenhain in der Amtshauptmannschaft Chemnitz unter dem Namen Röhrs dorf. Altstadtwaldenburg, 26. Aug. Der hiesige Kgl. Sächs. Militärverein wird am 8. September d. I. das 25jährige Fahnenjubiläum in feierlicher Weise begehen. — lieber das unter dem Ehrenvorsitz des Herrn ' Bürgermeister Brink-Glauchau seit Sonnabend in Glau chau stattfindendc 12. Gauturnfest und 25jährige Jubi läum des westlich-sächsischen Grenzturngaues, von dessen Verlauf wir noch berichten werden, theilen wir das Folgende mit: Am Sonnabend Nachmittag erfolgte Empfang der auswärtigen Turner, abends im Theater locale ein großer Festcommers und Jubiläumsfeier, nach dem Weckruf am Sonntag auf dem Festplatze das Wett turnen, an dem über 80 Turner theilnahmen. Im Anschluß an dem Nachmittags stattgefundenen Festzuge erfolgte das allgemeine Turnen, an dem sich 36 Barren riegen, 16 Reckriegen, 9 Pferdriegen und l Tischriege betheiligten. Abends war wieder Commers, während ein Turnen der Schüler aus sämmtlichen Glauchauer Schulen heute den Abschluß der Festlichkeiten bildet, an denen gegen 40 Vereine Theil nahmen. Der Gau zählt gegenwärtig 4800 Mitglieder. Aus dem Sachseulaude. — Bei dem morgen Dienstag auf Befehl Sr. Maj. des Königs in der „Harmonie" zu Leipzig zu Ehren des Preußischen Generalinspecteurs der Kavallerie, Generals Edler von der Planitz, stattfindenden Manöver- Diner werden gegen 70 Gedecke aufgelegt. Mit dem Herrn Kriegsministrr Edler von der Planitz, treffen zur Theilnahme u. A. noch in Leipzig ein Generalmajor Freiherr Von Fricsen-Miltitz, Generalmajor von Kirch- hoff und Oberstallmeister von Haugk. — Für das Bälkerschlacht-National-Denkmal in Leipzig sind bis jetzt insgesammt 404,024 Mk. 13 Pf. einge gangen. Die Sammlungen werden fortgesetzt. — Ein gewandter Betrüger und Dieb ist am vorigen Freitag in Leipzig in einem 32jährigen, vielfach vor bestraften Schneidemüller aus Bobershau verhaftet worden. Er hat seit einiger Zeit unter der unwahren Angabe, daß er in der Nachbarschaft eingezogen sei und zum Transport seines Mobiliars einen Handwagen brauche, vielleicht 50 Handwagen erschwindelt und durch Ver kauf zu Gelde gemacht. — Zu der Mord-Affaire Wernicke-Leipzig wird noch berichtet: Das Ehepaar war kinderlos. Wernicke war in Concurs gerathen. Wie man hört, hat er mit seiner Frau in Unfrieden gelebt. Aus diesem Grunde hat ihn die Frau schon einmal verlassen gehabt. Auch Freitag früh haben sich die Beiden heftig gezankt. Ein Pantoffel macher, der am Vormittag in dem Wernickeschen Laden nach Arbeit anfragen wollte, öffnete, da Niemand dort zum Vorschein kam, die Thür zur Schlafstube. Hier sah er die Beiden im Blute liegen. Sie gaben keine Lebenszeichen mehr von sich. Die Leichen wiesen Schuß wunden an den rechten Schläfen auf. Unter der Leiche des Mannes lag der todtbringende Revolver. Er ent hielt noch zwei scharfe Patronen und vier leere Hülsen. Allem Anschein nach ist die Frau mit dem gewaltsamen Tode nicht einverstanden gewesen. Sie ward somit wider ihren Willen getödtet. Schüsse oder Hilferufe sind währenv der fraglichen Zeit nicht gehört worden. — In der Duell-Angelegenheit Or. Breit-Oettinger in Leipzig ist mitzutheilen, daß vr. Breit, der sich be kanntlich freiwillig der Behörde gestellt hatte, Sonnabend Mittag gegen Hinterlegung einer entsprechenden Caution aus der Haft entlassen worden ist. — Am Sonnabend Abend gegen 6 Uhr war der Monteur Bruno Liebisch der Elektricitätswerke in Meerane aus Hartha an einem neuerrichteten Leitungs mast mit Anbringung von Drähten beschäftigt. Er kam den Drähten, durch die der elektrische Strom ging mit der Stirn zu nahe, infolgedessen die elektrische Kraft durch seinen Körper ging. Man konnte noch heftige Bewegungen an ihm wahrnehmen, doch trat bald darauf der Tod ein, ehe ihm noch ärztliche Hilfe zu theil werden konnte. — Für die in Werdan noch zahlreichen Be schäftigungslosen bietet sich für die Zeit einige Aussicht auf Arbeit. Ter dortige Stadtrath hat die Erdarbeiien zum neuen Schlachthof und der Zufahrtsstraße zur Ausschreibung gebracht. Viele früher in der Pöppschen Maschinenfabrik beschäftigte Schlosser usw. verrichten jetzt schon Handlangerarbeiten. — Beim Vogelschießen zu Jessen bei Meißen stellten sich die Festtheilnehmcr eben zum Zuge auf, der seinen Weg durch das Dorf nehmen sollte. Als sich der Wirth anschickte, im Saale die beiden Kronleuchter anzuzünden, löste sich einer derselben unmittelbar am Gewinde los und fiel dröhnend zu Boden. Im Nu stand ein Stück Tanzfläche in Hellen Flammen, denn die mit Petroleum gefüllten Ballons waren zerbrochen. Festtheilnehmer verhinderten eiu Umsichgreifen des Feuers. — Einen gräßlichen Tod fand am Sonnabend Abend die in Döbeln im Tietrich'schen Stadtgute bedienstete 30jährige Tagelöhnerin Götzel. Sie hatte sich mit einer Küchenlampe nach ihrer Kammer begeben und strickte daselbst. Dabei wurde sie von Krämpfen, unter denen sie öfters zu leiden hat, befallen und riß im Nieder sinken die Lampe herab. Als der auf ihre Klagerufe herbeieilende Besitzer kam, fand er die Tagelöhnerin über und über in Flammen und am ganzen Körper so schwer verbrannt, daß beim Transport nach dem Krankenhause vom Arme der bei Besinnung gewesenen Frau eine Hand abfiel. Gestern früh gegen 4 Uhr wurde die Unglückliche von ihren Leiden durch den Tod gelöst. — Auf dem Rittergute zu Oberwutzschwitz bei Döbeln kamen, wie das „Roßw. Tgbl." meldet, einige Typhusfülle vor. Hervorgcrufen sollen sie durch das Trinkwasser sein. — Aus Plauen i. B. wird unterm 24. August ge meldet: Von den zur Dampfwäscherei von Nechutnys L Co. hier gehörenden Gebäuden bei der Leuchtsmühlc sind eine Wagenremise, ein Schuppen, der früher als Eishaus diente, ein Kohlcnschuppen und ein Gartenhaus weggebrannt. — Dieser Tage ging die Notiz durch die Presse, in Radeberg sei, offenbar in der Absicht, ein Unglück her beizuführen, den Luftschiffern Lische und Beckert aus Dresden der Ballon „Condor" von ruchloser Hand voll ständig zerschnitten worden. Das Amtsblatt in Rade berg erklärt, daß hiervon bei den zuständigen Stellen durchaus nichts bekannt ist und der Ballon seiner Zeit von Radeberg in unversehrtem Zustande nach Stettin befördert wurde, wo die genannten Herren später wie der aufstiegen. — Wegen schlechten Geschäftsganges im Kohlenge schäft häufen die Kohlenwerke im Oelsnitz-Lugauer Re vier große Vorräthe an. Ein Höhndorfer Kohlenwcrk hat bereits Feierschichten eingelegt. — In Auma bei Pausa stürzte dieser Tage ein 3jähriges Mädchen aus dem ersten Stockwerk herab, ward aber von einem gerade vorübergehenden Manne glücklich aufgefangen und blieb unverletzt. — Nachdem die hohen Mauern d:r abgebrannten Fabrik Sonntag L Löscher in Netzschkau von der dortigen freiwilligen Feuerwehr nicdergelegt worden sind, haben bereits die Abräumungsarbeiten begonnen. Die Firma beschäftigt dabei erfreulicherweise fast sämmtliche männlichen Arbeiter, die sonst brotlos wären. — Am Freitag Abend gegen 9 Uhr ist im Bahn hofe LeiSttig ein von Klosterbuch gekommener Bauzug auf den eben angefahrenen Döbeln—Leipziger Güterzug angefahren, wobei 2 Wagen des letzteren Zuges ent ¬ gleisten und außerdem stark beschädigt wurden. Menschen sind glücklicher Weise nicht verletzt worden, auch erlitt der Betrieb keinerlei Störung. Gegen Mitternacht waren die Aufräumungsarbeiten beendet. — Einen bösen Streich haben Diebe dem Gutsbe sitzer Zinke in Falkenhain bei Weesenstein gespielt, indem sie den mitten im Dorfe gelegenen Teich des Genannten abließen und die darin befindlichen Karpfen stahlen. Den Dieben, welche den Ständer gewaltsam geöffnet haben, fielen gegen 40 Karpfen im Gewichte von je 1^/z—4 Pfund in die Hände. — Ein Unikum von einem Steinpilz wurde am Freitag Nachmittag im Borstendorfer Walde im voll ständig gesunden Zustande gefunden. Der Pilz hatte ein Gewicht von 1750 Gramm und einen Durchmesser von 33 Om. — In Reuth bei Neumark ist unter qualvollen Umständen ein Esel einem elenden Tode erlegen. Ein schulpfllichtiger Knabe hatte ven Auftrag erhalten, mit den Eselgeschirr Land zu fahren und gerieth dabei in die Nähe eines Bienenstandes. Wie es unter solchen Umständen öfter geschieht, wurden die Bienen dadurch gereizt und stürmten in Massen auf das Thier ein. Während die dabei stehenden Kinder flohen, wußte sich das Thier nicht anders zu helfen, als sich zu Boden zu werfen und fortgesetzt auf der Erde zu wälzen. Um Reißaus zu nehmen, war die Ladung zu schwer. Er wachsene Personen waren nicht sofort zur Stelle; als endlich ein Mann mit der Bienenkappe nahte, da war der Esel am ganzen Körper bereits so gestochen, daß er an denAolgen der entstehenden Geschwülste nach einigen Tagen zu Grunde ging. Altenburg, 25. August. Die hiesige Actiengesell- schaft „Elektrische Straßenbahn und Elektricitätswerke" darf auch mit ihrem letzten Geschäftsjahr zufrieden sein; Venn der finanzielle Abschluß ist so günstig ausgefallen, daß er gestattet, die in den letzten Jahren gezahlte Dividende von 5 Procent auch diesmal zur Vertheilung zu bringen. — Wie hier verlautet, sind gestern die umfangreichen Hagerschcn Ziegelwerke mit den dazu gehörigen Ländereien in den Besitz des Herrn Commerzienraths Schmidt über gegangen. Ter Kaufpreis soll 400,000 Mk. betragen. — Wie die neue Eisenbahn Altenburg-Langenleuba fort während unserer Stadt zahlreiche Gäste von auswärts zuführt, so benutzt auch die hiesige Bevölkerung die neue Bahnlinie zu häufigeren Ausflügen. Heute unternahmen zum Beispiel der Bergnügungsverein „Borussia" mittels Bahn eine Partie nach Ehrenhain, und die Abtheilung älterer Herren vom Männerturnverein benutzte gleich falls die Bahn bis Wernsdorf zu einer Turnfahrt ins Mnldenlhal. Den Rochlitzer Berg besuchen zur Zeit so viel Altenburger, daß man sie daselbst fast täglich nach Dutzenden zählen kann. Die hiesige Bürgergesell schaft unternimmt morgen einen Ausflug nach Gößnitz. — Unser Militär rückt Heuer nicht so balo ins Manöver. Dafür werden alle Tage Uebungsmärsche in die weitere Umgebung unternommen und damit Felddienst-Uebungen verbunden. — Um die Wespen, welche in diesem Sommer so massenhaft auftreten, wirksam zu bekämpfen, empfiehlt ein hiesiger praktischer Landwirth, an den Obstbäumen und Weinstöcken Flaschen mit weitem Halse aufzuhängen und dieselben zum Theil mit einfachem Biere, dem man noch Zucker zusetzen kann, zu füllen. Ter Betreffende hat auf diese Weise bereits Tausende von Wespen ge fangen. Vermischtes. „Für Kaiser und Reich." Von der jüngsten Reise des Handelsministers Möller nach dem Osten wird der „Staatsbg.-Ztg." folgende Geschichte erzählt: Unterwegs steigt der Minister, um die Leute besser kennen zu lernen, aus der 1. Klasse in ein Coupe 2. Klasse, und er kommt alsbald in Unterhaltung mit seinem Mitreisenden. Nachdem er erfahren, daß dieser ein Geschäftsreisender ist, fragt er ihn: „Für welches Geschäft reisen sie denn?" — „Für Cohn und Lewy!" — „Tas ist wohl eine jüdische Firma?" — „Jawohl, aber höchst anständig! Tarf ich mir die Frage er lauben, für wen reisen Sie denn?" — „Für Kaiser und Reich," antwortete der Minister. — „Das sind wohl auch Juden?" sagte harmlos der Geschäftsreisende. (Au!) Allerlei. Der Prozeß der „Köln. Ztg." gegen den Berliner Mitarbeiter der „Leipz. N. Nachr.", Ör. Li- Wran, anläßlich der Behauptung von der Bestechung der Zeitung durch die englische Tiamant-Gesellschaft wird am heutigen Montag vor der Strafkammer des Land gerichts I Berlin in der Berufungsinstanz verhandelt. — Aus dem alten spanischen Anarchistennest Barce lona kommt die schaurige Nachricht, daß vor dem Ge bäude einer Drahtfabrik sechs gefüllte Bomben aufge funden wurden. Artilleristen schafften den sehr gefähr lichen Fund fort, ehe Unheil geschehen konnte. — Vom Divisionsboot „v 2" in Wilhelmshaven ist die eiserne Schiffskasse mit 10,000 Mk. Inhalt gestohlen worden. — Auch in der Kölner, sowie in den benach barten großen industriellen Werken sind nunmehr größere Betriebseinschränkungen und Arbeiterentlassungen vorge nommen. Aehnliche Meldungen kommen aus den west-