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Achänburgtr Tageblatt ttrjcheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis vormittags 11 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Einzelne Nrn. 5 Ps. Inserate pro Zeile 10 Pf., für auswärts 15 Pf. Tabellarischer Satz wird doppelt berechnet. und Val-enburgtr Anzeiger. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Kaufungen bei Herrn Fr. Janaschck; in Laogenchursdorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wilhelm Dahler, Cigarrensabrikant an der Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Herm. Wildenhain; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirste». Amtsblatt für den ^-tadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Ltchtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: ^'lrstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, L berwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Kernsprech-r Nr. «. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 1901 M 193 Dienstag, Sen 20. August i wird jetzt das Mausoleum von den Potsdamer Ein- ! wohnern und sehr zahlreichen Fremden täglich besucht. „Die Beinstellung der Hohenzollern" lautete ein Thema, das jüngst als Prüfungsaufsatz an einem Berliner Gymnasium gegeben wurde. Die Kunde davon ist, wie der „Frkf. Ztg." geschrieben wird, bis zum Kaiser gedrungen, und er hat sich, wie er bei seiner letzten Anwesenheit in Homburg erzählte, die Aufsätze kommen lassen. Er selbst, fügte er hinzu, habe sie noch nicht gelesen. Der Kronprinz dagegen habe sie durch- studirt; sein Urtheil äußerte sich in einem recht burschi kosen Ausdruck. Die Vertheilung unserer Kriegsschiffe in Ost asien ist nach Beendigung der chinesischen Wirren von besonderem Interesse. Zum ersten Male seit Jahres frist ist der Geschwaderchef, Vizeadmiral Bendemann in der Lage, seine Aufmerksamkeit den deutschen Interessen in Japan zu widmen. An Bord des Kreuzers „Fürst Bismarck" hat er, begleitet von den Hochseetorpedobooten „8 91" und „8 92" eine längere Kreuzfahrt in den japanischen Gewässern angetreten. Gleichzeitig befahren der Kreuzer „Geier" und das Kanonenboot „Jaguar" die Küftengewässer Japans. Vor Tsingtau (Kiautschau) liegen nur der große Kreuzer „Hertha" und der kleine Kreuzer „Schwalbe". Die Kreuzer „Hansa", „Bussard", „Seeadler" und das Torpedoboot „8 90" haben den Dienst an der Aangtsemündung übernommen. Auf dem Mittellauf des Uangtse versehen die Kanonenboote „Tiger" und „Vorwärts" den Sicherheitsdienst. Vor Taku ankern Kreuzer „Kaiserin Augusta" und Kanonenboot „Luchs". Die Trnppeneinschiffungen dort nehmen einen günstigen Verlauf. Tas Kanonenboot „Iltis" hat den Dienst in Siidchina übernommen. Tie Einnahme des Reichs an Zöllen und Ver brauchssteuern belief sich in der Zeit vom 1. April bis 31. Juli auf 256,4 Millionen Mark oder auf 2,2 Millionen weniger. Tie Zölle weisen zum ersten Male seit langer Zeit wieder eine Zunahme auf, um 3^/, Millionen. Tagegen ergab die Zuckerstener 7,6 Mill, weniger. Zum Zolltarif hat der ständige Ausschuß des deut schen Landwirthschaftsraths bekanntlich eine Reihe von Anträgen an den Bundesrath gerichtet, in denen die in dem neuen Zolltarif vorgesehenen Zollerhöhungen als wesentlich zu niedrig bezeichnet und für sämmtliche Ge treidearten ein Zoll von 7,50, ein Minimum von 6 Mk. festzusetzen ist. Obwohl diese Forderungen ganz wesent lich über die in dem Regierungsentwurfe festgesetzten Zollsätze von 6 resp. 5 Mk. hinausgehen, so erscheinen sie der „Deutschen Tagesztg." doch noch zu gering. Sie fordert für sämmtliche Getreidearten einen Mindestzoll von 7,50 Mk., unter den auch beim Abschluß von Handelsverträgen nicht herabgegangcn werden dürfe. Ter ständige Ausschuß des deutschen Landwirthschasts- raths hatte seiner Forderung auf eine Zollfestsetzung von 7,50 für alle Getreidearten eine längere Begründung beigegeben, in der es hieß, daß eine derartige Erhöhung keine Preissteigerung herbeiführen könne, sondern nur eine Preishaltung des Getreides garantiren solle. Tie „Deutsche Tagesztg." hält diese Begründung für so un anfechtbar, daß sie erklärt, die Landwirthe würden an einem Minimalzoll von 7,50 Mk. unter allen Umständen festhalten und sich durch die gegnerische Agitation, deren Hohlheit auf der Hand liege, nicht schrecken lassen. Und anderen politischen Rücksichten dürfe die Landwirthschaft nicht geopfert werden, denn sie zu erhalten sei die aller- Witterungsbericht, ausgenommen am 19. August, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 766 WM. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstan- -ff 23,5° 0. (Morgens 8 Uhr -f- 21° 6.) Feachtigkettsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 47°/n. Thaupunkt -f- I2,s" 0. Windrichtung: Nord. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,0 will. Daher WitterungSanssichten für den 20. August: Halb bis ganz heiter. "Waldenburg, 19. August 1901. Wie der „Berl. Lok.-Anz." von durchaus zuverlässiger Seite erfahren haben will, hat die viel erörterte Jvee der Schaffung einer deutschen Colonialarmee jetzt größere Gestalt angenommen. In den betheiligten Ressorts soll uian zu der Ansicht gelangt sein, daß bei der wachsenden Ausdehnung unsrer colonialen Interessen die Grund legung eines Colonialcorps sich nicht länger umgehen lasse. verhehle sich in den leitenden Kreisen die großen Schwierigkeiten nicht, die der Ausführung dieses Projects entgegcnstehen, insbesondere sei man sich seiner finanziellen Tragweite bewußt. Darum sei man be müht, Mittel und Wege zu finden, die Organisation dieses neu zu schaffenden Colonialcorps unter möglichster Schonung der finanziellen Kräfte des Reichs ins Leben HU rufeu. Der leitende Gedanke dabei ist, eine sich aus Freiwilligen rekrutirende Truppe zu schaffen, deren Vor bildung von Anfang an ausschließlich auf den Dienst in Colonien zugeschnitten ist. Coloniale Sachverständige werden um ihren Rath angegangen werden. Tie Bildung der Colonialarmee selbst wird jedoch die Auf gabe des Grafen Waldersee sein, dessen gewichtige Meinung in dieser Angelegenheit bereits eingeholt wurde. Wir zweifeln keinen Augenblick an der Richtigkeit der vorstehenden Angaben, durch die zugleich dem Gerücht, der Feldmarschall solle Reichskanzler werden, ein Ende gemacht wird. Für die Aufstellung einer Colonialarmee sollen in den betheiligten Ressorts bereits die Vorarbeiten stattgefunde» haben. Wir neigen der Meinung zu, daß über kurz oder lang Deutschland eine Colonialarmee erhalten, resp. der Reichstag mit dieser Frage befaßt werden wird. In der nächsten Session braucht cs ja noch nicht gerade zu sein, vielleicht in der übernächsten. Die „Post" meint, daß die bezüglichen Nachrichten mit großer Vor sicht aufzunehmen seien, schränkt aber diese Bemerkung ein durch ein „vor der Hand mit Vorsicht". Die „Berl. N. N." halten dagegen dafür, daß die Unentbehrlichkeit einer deutschen Colonialarmee erwiesen sei und daß dem Uebelstande abgeholfen werden müsse, der sich in dem Mangel einer solchen Armee für die Colonialpolitik des Reiches empfindlich geltend macht. Tas Blatt schreibt im Einzelnen: Zunächst handelt es sich um die Niedersetzung einer Commission, die die Erfahrungen der Mobilmachung für China, namentlich auch im Be zug auf organisatorische Fragen, Bewaffnung, Ausrüstung, Lazareth und Intendantur-Wesen erschöpfend zusammen faßt und daraus die Erfahrungen ableitet, die in diesen Beziehungen für Zukunftsfälle zu treffen sind. Dazu kommt, daß wir noch mehrere Jahre eine Brigade in China haben werden, die regelmäßig Ablösung, Nach schub, Ersatz usw. beansprucht. Ebenso ist das Zu sammenwirken von Heer und Flotte bei größeren Ent sendungen dahin zu regeln, daß die dazu erforderlichen Organe nicht erst im Augenblick, wo sie gebraucht werden, improvisirt werden müssen. Auch die Ressortfrage kommt dabei in Betracht. Die Truppen in Kiautschau ressortiren von der Marine, die in Südwest-Afrika von der Colonialabtheilung, bezw. dem auswärtigen Amt, die auf dem asiatischen Festlande vom Kriegsministerium. Die Frage, ob für diese verschiedenen überseeischen Formationen eine einheitliche Instanz möglich ist, ebenso, ob für die Ausrüstung, die Vorbereitung größerer Ent sendungen, die Abcommandirung von China nach Afrika und umgekehrt eine Centralstelle geschaffen werden kann oder nicht und die hieraus sich ergebenden organisatorischen Vorschläge werden Gegenstand der Berathung sein müssen. Eine Centralstelle, an welcher die auf Ausrüstung, Bewaffnung, Tactik im überseeischen Kriege bezüglichen Erfahrungen gesammelt und verwerthet werden und die demgemäß auch die gegebene Centralstelle für die Vor bereitung künftiger Expeditionen, Verstärkungen usw. sein würde, scheint allerdings im hohen Grade wünschens- werth und nützlich zu sein. Es wäre nicht ausgeschlossen, daß Graf Waldersee den Vorsitz in einer derartigen Commission, wie sie nach jedem Kriege üblich gewesen, erhält. Kommt es zu positiven Vorschlägen, so wird das Land überzeugt sein dürfen, daß sie sehr gründlich erwogene und auf sorgfältig gesammelten Erfahrungen beruhende sind. Tie „Deutsche Tagesztg." hält den jetzigen Zeitpunkt für ganz ungeeignet, solche Pläne auch nur vorzubereiten. Sie wünscht zuerst die gesetzliche Festlegung der Zollerhöhung, alles andre ist ihr eine oura posterior. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser machte Sonnabend früh einen Spazier- ritt. Tags zuvor hörte der Monarch den Vortrag des Vertreters des Auswärtigen Amts, später unternahmen beide Majestäten einen fast dreistündigen Spaziergang in den Habichtwald. Am Sonntag Vormittag besuchte das Kaiserpaar den Gottesdienst in der Schloßkapelle. Ueber eine neue Aufmerksamkeit des deutschen Kaisers gegen Frankreich berichtet der „Reichsan- zciger", indem er amtlich mittheilt, daß Seine Majestät den französischen Componisten Camille Saint-Saens in Paris zum auswärtigen Ritter des Ordens pour Io Ullsrits für Wissenschaften und Künste ernannt hat. Tie „Leipz. N. N." stellen die Aufsehen erregende Behauptung auf, daß die viel besprochenen drei Reden des Grafen Waldersee von dem officiösen Telegraphen bureau unrichtig und unvollständig wiedergegcben worden seien. Viele deL von diesem Bureau über mittelten Worte seien überhaupt nicht gesprochen worden. So sind vor allen Dingen die Worte „andre Namen sind verblaßt, der deutsche ist hochgekommen", nie ge sprochen worden. Mit dieser Behauptung kann die Sache natürlich nicht abgethan sein, das fragliche Tele graphenbureau wird nun wohl oder übel, wenn anders es Anspruch darauf erheben will, daß feinen Nachrichten in Zukunft überhaupt noch Glauben geschenkt wird, zu der Frage in aller Oeffentlichkeit Stellung nehmen müssen. Wenn sich die Wendung „während andre Namen ver blaßt sind", auch nur auf England bezogen haben kann, und es schließlich gleichgültig ist, ob John Bull offen oder im Verborgenen seine Galle gegen Deutschland ver spritzt, so ist doch eine falsche Berichterstattung über so wichtige Tinge, wie sie die angeblichen Behauptungen Waldersees darstellten, unter allen Umständen geeignet, schwere Verwickelungen und Verstimmungen hcrbeizu- führen. Zunächst bleibt jedoch abzuwarten, was das fragliche Telegraphenbureau zu seiner Rechtfertigung zu sagen hat. Das Mausoleum bei der Friedenskirche zu Pots dam ist jetzt, nachdem die Gruft wieder mit der Marmor platte verschlossen wurde, dem Besuche des Publikums freigegeben. In dem Mausoleum und in den Säulen gängen bei der Friedenskirche sind die zahlreichen Kränze, die aus allen Himmelsrichtungen für die ver storbene Kaiserin eingegangen sind, ausgestellt. Natürlich