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theilte der deutschen Botschaft in Paris die Verur- theilung mit. Italien. Im BeMden Crispis war bis Donnerstag Nach mittag keine Aenderung eingetreten; es scheint, daß Italiens großer Staatsmann sanft ins Jenseits hinüber schlummert; sein Bewußtsein ist fast dauernd getrübt. Spanien. Prinz Heinrich hat sich in Cadix die Herzen der Spanier im Fluge erobert und ist dort in herzlichster Weise gefeiert worden. Das Einlaufen des ostasiatischen Geschwaders in den Golf gestaltete sich zu einem wahren Freudenfest, an dem auch die Spanier den herzlichsten Antheil nahmen. Wie lange das vereinigte Geschwader noch in dem Hafen verbleiben wird, steht noch nicht fest, dagegen kann jetzt mit vollster Bestimmtheit ge meldet werden, daß Prinz Heinrich den Hafen von Brest nicht anlaufen wird, so daß die Franzosen, die sich dieser Gefahr wegen schon heftig aufgeregt hatten, ganz außer Sorge sein können. England. Lord Roberts hat außer andren Ehrungen nun auch wirklich die zwei Millionen Mark einheimsen können, die ihm vom Könige zugedacht waren. Mit ziemlich großer Majorität bewilligte das Unterhaus die geforderte Summe. Man fragt sich vergeblich, für welche Verdienste der Lord mit so splendiden Auszeich nungen überhäuft wird. Es ist wahr, er hat Bloem fontein, Johannesburg und Pretoria genommen; aber er hat auch über Truppen verfügt, die den Buren an Zahl wenigstens zehnmal überlegen waren. Da wäre es von den Buren eine unverzeihliche Thorheit gewesen, wenn sie dem Eindringling in offener Feldschlacht hätten Wider stand leisten wollen. Tie Buren selbst hat er nicht zu unterwerfen vermocht, den Krieg hat er nicht zu Ende führen können, als Sieger ist er nicht in die Heimat zurückgekehrt. Darum erscheinen auch die ihm zu Theil gewordenen Ehrungen weniger als der selbstverständliche Lohn für hohe Verdienste, als wie gleichfalls nur als ein Mittel, die Lage in Südafrika den Engländern so glänzend als möglich erscheinen zu lassen. Ob dem Lord Roberts bei dem Ueberschwang der ihm darge- brachten Auszeichnungen so besonders wohl zu Muthe ist, wagen wir nicht festzustellen. Asten. Die Londoner Blätter können es nicht unterlassen, die Welt mit Sensationsnachrichten aus China zu über raschen, die ganz augenscheinlich nur den Zweck ver folgen, weitere Verwirrungen zu stiften. Der Meldung, daß in Kanton der Ausbruch eines gewaltigen Boxer aufstandes bevorstehe, wird die noch weit unglaublichere zugesetzt, daß England die Absicht hege, Weihaiwei an Deutschland abzutreten für die guten Dienste, welche dieses ihm im Uangtsegebiete erwiesen habe. Diese frei erfundene Angabe verfolgt, wie man gleich sehen wird, den Zweck, Deutschland bei Rußland unangenehm zu machen. Weihaiwei, so bemerkt nämlich ein Londoner Blatt, habe für England wenig oder gar keinen Werth, für Deutschland würde die Erwerbung des Hafens und seiner Forts von weit größerem Vortheil sein, als für England, und indirect dürfte Weihaiwei im Besitze Deutschlands sich Vortheilhaft für England erweisen, weil es dann einen starken Puffer gegen Rußlands Vor dringen nach Süden bilden würde. Deutschland bedankt sich natürlich dafür, einen Puffer zwischen Rußland und England zu bilden; da muß England vielmehr zusehen, wie es allein fertig wird. Australien. Tas Aufblühen des Deutschthums in Australien erregt Aufsehen. „Es ist bemerkenswerth," schreibt die „Westminster Gazette", „daß der Herzog von Cornwall und Aork kurz vor seiner Abreise aus Südaustralien erklärte, nichts sei ihm mehr aufgefallen, als die große Zahl leitender Männer in der Colonie, die deutscher Abkunst seien. Es ist natürlich wohlbekannt, daß die berühmte „Mehlige Colonie" unsere deutschen Freunde zuerst nach den Antipoden gelockt hat, und als aus gezeichnete Colonisten haben sie sich überall in Australien erwiesen." Der frühere Premier von Queensland, der verstorbene Sir Thomas Mc Jlwraith, bekannte offen einen enthusiastischen Glauben an die colonisatorischen Tugenden der Deutschen. „Sie treffen heute," pflegte er zu sagen, „einen deutschen Einwanderer mit ein paar Schillingen in der Tasche in Brisbane, und nach ein paar Jahren sehen Sie ihn von seiner blühenden Farm in einem feinen Gefährt in die Stadt fahren. Und warum? Einfach weil er nicht in Brisbane Pflaster tritt, sondern in den Wald geht, seinen Rock auszieht und wie ein Mann schafft." Afrika. Ter Schwindel der Engländer mit der Beschlagnahme einer angeblichen Correspondenz zwischen dem Staats sekretär Reitz und dem Präsidenten Steijn, in welcher der erstere die Nothwendigkeit der Unterwerfung der Buren dargelegt haben sollte, ist bereits vor einigen Tagen aufgedeckt worden. Wie grob der Schwindel war, erkennt man erst jetzt in vollem Umfange, wo ein echter Brief des Staatssekretärs Reitz veröffentlicht wird. In diesem Briese heißt es: „Trotz der Ueber- gabe Cronjes, der Aufgabe von Bloemfontein und Pretoria fechten unsre Leute und die vom Oranjefreistaat doch immer muthig weiter, und es wird England noch Millionen Pfunde Sterling und Tausende von Soldaten kosten, um uns unsre Freiheit zu nehmen. Wir ver trauen auf Gott, der kein Unrecht duldet. Geld, Munition und tapfere Bürger haben wir genügend, und Englands Absicht, unser Land sich anzueignen, zwingt uns, bis zum letzten Mann zu kämpfen." Von Muth- losigkeit und Verzagtheit ist in diesem Briefe nichts zu spüren, vielmehr athmet jedes Wort den unumstößlichen Ent schluß, zu siegen oder zu unterliegen, den Engländern die Absicht der Annexion der südafrikanischen Republiken zu vereiteln, oder bis auf den letzten Mann zu Grunde zu gehen. Ein Drittes giebt es nicht! Lord Kitchener aber mag zusehen, wie er mit solchen Männern, die zum Aeußersten entschlossen sind, fertig wird. Der Besuch Krügers bei dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Mac Kinley, soll nunmehr endgültig für den Monat September fest gesetzt sein. Im Kaplande ist die Lage für die Engländer in hohem Maße bedrohlich geworden, da die Kapcolonisten sich in immer wachsender Zahl den Buren anschließen. Die aufständischen Kapholländer nehmen weniger an den Kämpfen theil, plündern aber dafür weidlich und zeigen den Buren, wo Vorräthe zu finden sind. Aus dem Muldenthale. ^Waldenburg, 2. August. Gestern Abend in der 7. Stunde hätte der 21jährige Kaufmann Max Oertel in der Mulde unterhalb der Muldenbrücke beim Baden beinahe sein Leben durch Ertrinken eingebüßt. Nur mit größter Anstrengung und eigener Lebensgefahr gelang es dem 17jährigen Otto Harnisch, welcher ein geübter Schwimmer ist, denselben vom Tode zu erretten. * — Die Einlagen bei den meisten Sparkaffen haben neuerdings eine nicht unwesentliche Steigerung erfahren, während Rückzahlungen weniger beansprucht werden. Noch bis vor Kurzem war bei vielen Sparkassen Geld knappheit vorhanden, welche die Kaffenverwaltungen nöthigte, Gelder zu höherem Zinsfüße zu beschaffen, um der übermäßigen Rückforderung eingelegter Beträge zu genügen. Hierdurch trat eine Schmälerung des Ge winns ein, welche durch den Kursrückgang einzelner Werthpapiere, die das Sicherungsvermögen der Spar kassen mit gebildet haben, noch erhöht wurde. Gegen wärtig liegen die Verhältnisse bei vielen Sparkassen anders. Vermehrte Einlagen und verminderte Rück zahlungen haben eine Erhöhung der Baarbestände mit sich gebracht, die sich darin äußert, daß verschiedene Verwaltungen flüssige Gelder zur Ausleihung auf Hypo theken empfehlen. Ta nun aber in diesem Jahre die Bauthätigkeit allerorts viel zu wünschen übrig läßt, kann die Unterbringung der Sparkassengelder auf Grundstücke nur eine beschränkte sein, und man wird bei Fortbestand der jetzigen Wahrnehmung wiederum mehr zum Ankauf von Effecten Verschreiten müssen. * — Die Einfuhr von Gurken aus Böhmen nach Sachsen ist jetzt derartig gestiegen, daß täglich im Durch schnitt vierzig Toppelladungen in Tetschen ankommen; die Ernte in der Znaimer Gegend, wo ja in der Haupt sache Gurken gebaut werden, ist, begünstigt durch die warmen Nächte, eine ganz vorzügliche und übersteigt die im vorigen Jahre ganz bedeutend. * — Beim Herannahen der militärischen Herbstübungen wird darauf aufmerksam gemacht, daß es sich empfiehlt, Postsendungen für die an den Uebungen theilnehmenden Offiziere und Mannschaften nicht nach den, in kurzen Zeiträumen wechselnden Marschquartieren, sondern stets nur nach dem Garnison orte zu richten. Für die richtige und schleunige Weitersendung dieser Briefe u. s. w. wird dann postseitig gesorgt. Ferner ist es dringend noth wendig, in den Aufschriften der Sendungen an Unter offiziere und Mannschaften außer dem Familienamen, welchem nach Umständen Vornamen und Ordnungs nummer hinzuzufügen sind, den Dienstgrad und Truppen theil (Regiment, Bataillon, Compagnie, Schwadron, Batterie, Colonne usw.) genau anzugeben. Ebenso be darf es auch bei Sendungen an Offiziere und Einjährig- Freiwillige der genauen Angabe des Truppentheils, da die Regimenter, Bataillone usw. oft auseinander gezogen und auf verschiedene Quartierorte vertheilt werden. Mangelhafte Aufschriften der Manöver-Postsendungen können leicht eine Verzögerung in der Beförderung und Bestellung derselben zur Folge haben. Für die Nach oder Rücksendungen von Postanweisungen, gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefsendungen, sowie der gegen ermäßigtes Porto beförderten Soldatenpakete ohne Werth angabe bis zum Gewichte von 3 IrA einschließlich wird kein Porto erhoben. — Der 23 Jahre alte kaufmännische Agent F. in Glauchau, welcher unter dem Verdachte steht, sich einer Unterschlagung zum Nachtheile der Bautzener Kunstmühle in Höhe von über 8000 Mark schuldig gemacht zu haben, wurde, wie das „Zw. W." meldet, am Mitt woch gefänglich eingezogen. — Bei dem Gewitter am Donnerstag, das abends i/z7 Uhr in Zwickau niederging, schlug der Blitz in Reinsdorf (Wilhelmshöhe) in einen elektrischen Kandelaber. Sofort brannte das elektrische Licht in sämmtlichen Ge schäften. Der Bäckermeister Lang wollte schnell die Lampe zudrehen, wurde jedoch beim Berühren der Lei tung durch den elektrischen Strom getödtet. Lang, ein junger Anfänger, hinterläßt eine Frau mit drei Kindern. Ein Mann, der den Bäckermeister ergreifen wollte, wurde betäubt, und konnte erst nach 5 Stunden zum Bewußt sein gebracht werden. — Am Donnerstag Mittag landete in der Nähe von Zwickau ein Luftballon von der internationalen wissenschaftlichen Ballonfahrt. Ter Ballon ist nachts 1 Uhr in Wien aufgestiegen. Tie Insassen, drei öster reichische Offiziere, darunter der Erzherzog Salvator, fuhren um 2 Uhr über Eger nach Wien zurück. — Mit Ende dieses Halbjahres scheidet Rector Prof. Dr. Gerth vom Gymnasium in Zwickau, das er seit Ostern 1891 geleitet hat, um die Leitung des Königl. Gymnasiums zu Leipzig zu übernehmen. Das Zwickauer Gymnasium läßt seine Anfänge bis an das Ende des 13. Jahrhunderts feststellen. Seit 1517 wirkten 29 Rectoren an dieser Anstalt. — Durch schnelles, energisches Handeln gelang es am Mittwoch der Gattin des Bahnassistenten Barth in Penig, ein vierjähriges Kind, welches an dem barriere- losen linken Muldenufer bei dem Wäschespülbrett in die Mulde gefallen war, vermittels Rechens noch schnell genug dem nassen Element und damit der Gefahr des Ertrinkens zu entreißen. — Am Mittwoch Vormittag stürzte von dem Hinter gebäude des Riemermeisters Kuntze in Penig der Dach- deckermeister Bernhard aus Lunzenau ab. Er erlitt schwere Verletzungen, sodaß er in das Krankenhaus ge bracht werden mußte. — Jenes unglückliche Dienstmädchen, das sich am Montag früh beim Feueranzünden im Hause der Frau Oberlehrer Wagner in Rochlitz so entsetzlich verbrannte, ist am Mittwoch Nachmittag nach unsäglichen Schmerzen endlich vom Tode erlöst worden. Das jämmerliche Schicksal dieser Aermsten ist für alle diejenigen eine ernste und hoffentlich heilsame Warnung, die beim Feueranzünden so leichtsinnig sind, sich der Petroleum kanne zu bedienen. — Bei der am 31. Juli auf dem Amtsgericht Wurzen stattgefundenen Zwangsversteigerung des Rittergutes Schmölen waren etwa 30 Interessenten anwesend. Das Rittergut wurde für den Preis von 301,000 Mk. dem Hauptmann Dr. Schulz in Anger-Crottendorf zuge schlagen. Etwa 100,000 Mk. Hypotheken fallen aus. Aus dem Sachseulaude. — Tie sächsische Staatsbahnverwaltung hat abermals zwei neue Salonwagen 1. Klasse in Betrieb gestellt, die an Eleganz und Comfort alles bisher Gebotene über treffen. Die von der Görlitzer Actiengesellschaft für Eisenbahnwagenbau zum Preise von zusammen 103,600 Mk. hergestellten Wagen besitzen, wie die D-Zugswagen, Faltenbälge und einen Seitengang, von dem aus in jedem Wagen zwei Salons und zwei geräumige Ab« theilungen 1. Klasse zugänglich sind. Die Wagen ruhen auf vier Achsen, wovon je zwei in einem Drehgestell vereinigt sind. Gegen Lösung von mindestens 12 Fahrkarten 1. Klasse stehen die in Dresden stationirten Wagen zu Jedermanns Verfügung. — Nach der Ansicht des Concursverwalters der Actien« Gesellschaft Elektricitätswerke vormals O. L. Kummer L Co., Dresden, Justizrath Dr. Mittasch, ist jetzt wohl der äußerste Termin da, an welchem noch eine Recon struction des Unternehmens möglich wäre; zu derselben würde sich ein reines Betriebskapital von 2^ Millionen Mark nöchig machen. Wenn nicht bald ausreichende Hilfe gebracht wird, muß der Betrieb eingestellt wer den; der Termin für die Einstellung ist zum 30. Sept, ds. Js. beabsichtigt, bis dahin dürften die noch vor handenen Aufträge verarbeitet sein. Den bisherigen Leitern kann in keiner Weise eigennütziges Handeln vor geworfen werden, die technische Leitung ist in guten Händen gewesen, dagegen hat wohl die geeignete kauf männische Kraft gefehlt, das große Unternehmen in richtiger Weise auszubauen. Namentlich bezeichnete der Concursverwalter das Unternehmen in Tsingtau, ganz besonders aber die Murnau-Oberammergauer Bahn als verfehlte Dinge, das darin investirte Kapital, 687,000 Mark bezw. 7^/, Millionen Mark, dürfte zum weitaus überwiegenden Theile als verloren zu betrachten sein. Eine Schätzung der für die Gläubiger aus der Masse zu erwartenden Quote ist sehr schwer, da einerseüs gar kein Maßstab vorhanden ist, wie sich die vorhandenen Activen verwerthen lassen werden, andererseits über die Höhe der Passiven kein Bild zu machen ist. — Aus Anlaß des 7 5jährigen Jubiläums des Biblio graphischen Instituts in Leipzig hat Herr Julius Meyer dem Pensionsfonds desselben 100,000 Mk. zugefügt, sodaß dessen Stand jetzt die stattliche Summe von 300,000 Mk. erreicht. — Bei den Ausschachtungsarbeiten, die gegenwärtig im Hofe des Grundstücks der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt in Leipzig vorgenommen werden, stieß man in einer Tiefe von 2 Nietern auf einen großen