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In diesem Sinne rufe ich den süddeutschen Brüdern ein herzliches „Auf Wiedersehen" zu. Auf diesen mit stürmischem Jubel aufgenommenen Gruß erwiderte Fürst Hohenlohe, der damalige bayerische Ministerpräsident: Die Begeisterung, welche die Worte des Bundeskanzlers in den Herzen der Süddeutschen hervorgerufen haben, mag Ihnen beweisen, daß eine Annäherung zwischen Süd und Nord stattgefunden hat, welche nicht vermin dert, sondern vermehrt worden ist durch die Arbeit des Zollparlaments. Ich glaube, Sie werden mit mir über einstimmen, wenn ich sage, die Arbeit deutschen Geistes hat das Band der Stämme enger geschlungen. Diesem Verständiß deutschen Geistes ist eine Aufgabe zu Theil geworden, edler, herrlicher und höher als andere so genannte civilisatorische Missionen. Lasten Sie uns in diesem Geiste, lasten Sie uns in dieser Aufgabe zu sammenhalten, und in diesem Sinne bringe ich ein Hoch der Vereinigung der deutschen Stämme! Tie anarchistische Föderation Deutschlands, die erst seit Ostern d. I. besteht, macht bedeutende Fort schritte. In 32 Städten Deutschlands bestehen bereits Zweigvereine dieser Förderation. Die anarchistische Presse hat etwa 20,000 Abonnenten; viele Blätter gehen nach der Schweiz und nach London. Im Norden Ber lins, wo die Anarchisten in der Arbeiterschaft zahlreiche Anhänger haben, wurde unter dem Namen „Klub Norden" ein neuer Anarchistenklub gegründet. Bei dieser lebhaften Thätigkeit tritt an unsre Polizeiorgane die Pflicht der äußersten Wachsamkeit mit besonderer Stärke heran. Alle Anarchisten sind doch schließlich Anarchisten der That, Mordgesellen. Da muß gesorgt werden, daß das Unkraut nicht zu üppig emporschießt. Ueber die Mineralfunde in Deutsch-Südwest afrika wird berichtet: Gegenwärtig sind die ersten Schritte zur Bildung einer Gesellschaft für die Gibeoner Diamantconcession geschehen, das Kapital soll auf 5 Mill. Mk. festgesetzt werden. Ten größten Werth legt Bergrath Duft auf die Kupferlager am Kuisib, die ein Deutscher — v. Broen — entdeckt hat. Tas erste Er forderniß zur nutzbaren Entwickelung der Sache ist der Bau einer Eisenbahn von 50 Km. von der Küste bis dahin, dem sich keine Schwierigkeiten bieten. Rutzlanv. Ter russisch-amerikanische Zollkrieg wird aller Voraussicht nach ein baldiges Ende finden, wenigstens dann, wenn sich die Vereinigten Staaten nicht gar zu halsstarrig benehmen. Die russische Regierung hatte ursprünglich die Herausforderung selber gespielt und dem amerikanischen Handel eine Fülle von Repressivmaß nahmen aufgeladen. Rußland hat inzwischen aber bitter genug empfunden, daß es unter den Härten eines Zoll krieges mit Amerika am schlimmsten zu leiden hat; es ist daher mit der Bitte an die amerikanische Regierung herangetreten, es Möge wieder ein friedliches zollpoli tisches Verhältniß mit den beiden Ländern zu Stande kommen. Amerika weigert sich jedoch, auch nur einen Schritt nachzugeben, so daß Rußland die Bitterkeit eines Zollkrieges ganz gehörig zu kosten bekommt. Vielleicht ist es dann von der Heilsamkeit der Handelsverträge dermaßen überzeugt, daß es auch dann in den Abschluß eines Handelsvertrags mit Deutschland willigt, wenn dieser einen höheren Getreideeinfuhrzoll enthält, als der russischen Regierung lieb ist. Asten. Endlich liegen einige positive Nachrichten aus China vor; leider sind sie wenig erfreulich. Bezüglich der Pekinger Friedensverhandlungen wird gemeldet, daß diese nur sehr langsam vorwärts schritten. Das haben wir zu unserm Bedauern auch schon bemerkt. Als die Chinesen sich mit der Annahme der Kriegsent- schädigungsforderungcn im Prinzip einverstanden er klärten, hat wohl Niemand gedacht, daß noch so lange Zeit mit den Detailverhandlungen verthan werden würbe. Und alle Schwierigkeiten sind ja bis auf den heutigen Tag noch nicht behoben. Eine andre Nachricht giebt von der in gut informirten Kreisen herrschenden Befürch tung Kunde, daß auf die jetzige Ruhe ein schweres Unwetter folgen werde. Eine Schanghaier Nachricht endlich deutet an, welcher Art dieses Unwetter sein werde. Ter künftige Thronerbe Puchyn ist nach Nord- schensi, an der Grenze der Mongolei, zu seinem Vater, dem Prinzen Tuan, dem unbestraften Anstifter der zahl reichen an Christen verübten Verbrechen, gegangen. Anzeichen sprechen dafür, daß Prinz Tuan mit einer starken Armee gegen die Fremden marschiren wolle, und zwar im Einverständniß mit der Kaiserin-Wittwe. Tas klingt garnicht so unwahrscheinlich und würde alle Frie denspläne und Hoffnungen mit einem Schlage vernichten. Die Zurückziehung der Verbündeten Truppen würde, falls sich die schlimmen Nachrichten bestätigen, wohl bis auf Weiteres hinausgeschoben werden müssen. Afrika. Ob es richtig war, daß Präsident Krüger Transvaal verließ und Aufenthalt in Europa genommen hat, ist doch die Frage. Die englischen Blätter behandeln den Präsidenten als Feigling, der in der südafrikanischen Frage überhaupt nicht mehr mitzureden habe. Tas ist natürlich arg übertrieben, da Krügers Europareise einen hohen politischen Zweck verfolgte; daß dieser nicht er reicht wurde, und daß eine Intervention der Mächte überhaupt nicht mehr zu erwarten, ist im Interesse der Buren freilich bedauerlich. Krüger blieb, als er keinen Zweifel mehr an der Zwecklosigkeit seiner Reise hegen konnte, wegen seines Augenleidens in Holland, und da er seinen Landsleuten nicht helfen, durch sein persönliches Erscheinen in Südafrika der Burensache aber vielleicht schaden könnte, so handelt er immerhin als Patriot, wenn er freiwillig seinem Vaterlande fern bleibt. Anders war es schon mit der Reise der Frau Botha, und noch auffälliger ist es, daß nun auch die Gattin des Burengenerals Lucas Meyer nach Europa abgereist ist. Unter der großen Masse der Buren kann sich da durch leicht die Meinung bilden, die Wohlhabenden ver lassen das Land, und die Armen müssen die Folgen der von den Führern fortgesetzten Feindseligkeiten ausbaden. Man wird ja bald Näheres über die Frage zu hören bekommen. Auf dem Kriegsschauplätze geht cs den Buren nach wie vor gut, jedenfalls zehnmal besser als den Engländern. Daß die Buren das mitten im Kap- lande gelegene Muraysburg eingenommen haben, wird jetzt von einwandsfreier Seite bestätigt. Einige Lon doner Blätter prophezeien, daß der Krieg bis zum September beendet sein werde, da die um diese Zeit eintretenden Wetterverhältnisse jeden weiteren Widerstand der Buren unmöglich machen würden. Im Anschluß an diese Voraussage wird noch mitgetheilt, daß General Botha gefallen sei. Was ihre Glaubwürdigkeit angeht, so sind beide Nachrichten einander werth. Die Commission für die Entschädigung der aus Südafrika ausgewiesenen Personen hat sich nun endlich bereit erklärt, auch die nur schriftlich geltend gemachten Ansprüche zu berücksichtigen. Aus den mannig faltigen Clauseln, die dieser Erklärung beigefügt sind, geht jedoch zur Genüge hervor, daß die englische Regierung sich vor der Zahlung der Entschädigungen nach Mög lichkeit drücken wird. Da werden die interessirten frem den Regierungen ein sehr wachsames Auge haben müssen. Ans dem Mnldenthale. ^Waldenburg, 12. Juli. In der ersten Tecade des Monats Juli sind hier nur 4„. rum Regen ge fallen, eine ganz verschwindende Menge gegenüber dem normalen Niederschlage. * — Tas königl. Ministerium des Innern hat neuer dings angeordnet, daß den gewerblichen Küchen (in Gast- wirthschaften) seitens der in Frage kommenden Behörden ständig besondere Aufmerksamkeit zugewendet wird. Etwaigen zu Tage tretenden Mißständen sei abzuhelfen, und besonders sei in Erwägung zu ziehen, ob es nicht angängig ist, die in baulicher und gesundheitlicher Be ziehung an die Beschaffenheit der Gast- und Schank- wirthschaften zu stellenden Anforderungen auch auf die Küchenräume bei der Genehmigungsertheilung zu er strecken. * — Die fortgesetzt heißen regenlosen Tage sind ja ganz schön für Bade- und Reiselustige, aber den Land leuten gefallen sie nicht recht. Die Kartoffeln brauchen gerade jetzt viel Feuchtigkeit zu ihrem weiteren Wachs thum. Vielfach sieht man, daß das Kartoffelkraut bereits anfängt welk zu werden. Die Heuernte ist auf den höher gelegenen Theilen Sachsens fast durchweg gut und trocken eingebracht worden. Der Ertrag läßt meistens im Verhältniß zur vorjährigen Ernte etwas zu wünschen übrig. Freilich wächst bei der dauernden Trockenheit das Futier auf den Wiesen sehr spärlich nach, sodaß für die Grumternte augenblicklich die Aus sichten nicht die besten sind. * — Tie im Truck erschienenen Jahresberichte des Wettinstiftes in Glauchau und des Martin Luther- Stiftes zu Hohenstein-Ernstthal lasten es deutlich er kennen, welch segensreiches Wirken von diesen beiden Rettungshäusern ausgeht. In dem ländlich schön gelegenen Wettinstift in der Pestalozzistraße in Glauchau waren im zweiten Berichtsjahre 27 Kinder, 18 Knaben und 9 Mädchen untergebracht, welche sich zum größten Theil während der günstigen Jahreszeit gern mit Gartenarbeit beschäftigten. Sommerausflüge und die Feier patriotischer Gedenktage brachten den Zöglingen besondere Freuden. Das Martin Luther-Stift zu Hohenstein-Ernstthal, welches Hausvater Eimer leitet, zählte im 18. Berichtsjahre 25 Zöglinge, 16 Knaben und 9 Mädchen. Tie ent lassenen Knaben wandten sich dem Gärtnerberufe, dem Seiler-, Schneider- und Schriftsetzerhandwcrke zu. Die Mädchen traten in landwirthschaftliche Dienste ein. Die Erziehungsresultate lassen sich im Verhältniß zu der schwierigen Rettungsarbeit als ziemlich günstige be zeichnen. Beide Anstalten, denen im abgelaufenen Be richtsjahre verschiedene Schenkungen zuflossen, werden vom Glauchauer Kreisverein für innere Mission reich lich unterstützt. * — Beim hiesigen Stadtrath ist eingegangen Reichs- Gesetzblatt Nr. 31, enthaltend Bekanntmachung, betreffend Abänderung der unter dem 6. Februar 1900 erlassenen Vorschriften über die Einrichtung und den Betrieb der Zinkhütten. Bekanntmachung, betreffend den Aufruf und die Einziehung der Noten der Frankfurter Bank in Frankfurt am Main. Bekanntmachung, betreffend den Antheil der Reichsbank an dem Gesammtbetrage des steuerfreien ungedeckten Notenumlaufs. Bekanntmachung, betreffend die Anlegung von Mündelgeld in verbrieften Forderungen gegen eine inländische communale Körper schaft rc. * — Am kommenden Sonntag, den 14. d., feiert der Schönburgische Zweigverein der Gustav-Adolf-Stiftung sein Jahresfest in Bernsdorf. Der Festgottesdienst mit Festpredigt des Herrn Pfarrer Werner-Oberlungwitz findet Nachmittag 2 Uhr statt. Die Nachversammlung wird im Nötzold'schen Gasthofe um 4 Uhr gehalten; bei derselben wird Herr Vicar Schaarschmidt aus Dux in Böhmen über die evangelischen Glaubensgenoffen in Böhmen Bericht erstatten. Möchte das Fest gut besucht werden und reich gesegnet sein! * — An den im letzten Viertel dieses Jahres zu sammentretenden Landtag wird die Forderung der Be willigung von Wohnungsgeldzuschüffen an die Beamten gestellt werden. Da die Wünsche der Beamten vbn allen Seiten als berechtigt anerkannt werden, so ist zu hoffen, daß man diesmal trotz der mißlichen Finanz- Verhältnisse im Landtage Mittel und Wege findet, diese Frage einer befriedigenden Lösung entgegenzuführen. Ferner wird im Anschluß an das neue bürgerliche Ge setzbuch dem Landtage eine Vorlage zur Unterbringung verwahrloster Kinder zugehen und schließlich ist noch mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die Regierung dem Landtage den Entwurf einer Umsatz- oder Waarenhaus- steuer vorlegt. * — Bei der gegenwärtig herrschenden anhaltenden Trockenheit empfiehlt es sich besonders, mit Vorsicht im Walde zu verkehren und weder glimmende Zündhölzer wegzuwerfen, noch mittelst sogenannter Reisekocher sich Getränke zu wärmen. Auf letztere Weise ist schon oft im Walde ein Brand entstanden. * — Im benachbarten Bräunsdorf steht bei Herrn Gutsbesitzer Baier ein zwei Jahre alter sprungsähiger Ziegenbock, welcher seit einem Vierteljahr auf zwei Strichen, die sich allmählich ausgebildet haben, gemolken werden kann. Die Milch läßt an Nährwerth nichts zu wünschen übrig. Wegen dieser seltenen Eigenschaft be absichtigt eine Menagerie den Bock anzukaufen. Ziegelheim, 12. Juli. Gestern wurde hier nach zweijähriger Pause wiederum ein Schulfest abgehalten. Vormittags 10 Uhr versammelten sich die mit Fahnen, Schärpen und Kränzen geschmückten Kinder vor dem Schulhause, von wo aus sie unter Marschklängen der Hcimcrschen Musikkapelle aus Langenleuba-Niederhain in Begleitung der Herren Cantor Quietzsch und Lehrer Höhle einen Umzug durch die hiesige Parochie machten, worauf sie von den Eltern des Königs und der Königin gastlich bewirthet wurden. Auf dem geschmückten Fest- platz im Weberschen Gasthof fanden dann allerhand Be lustigungen, Freiübungen, Reigen und turnerische Spiele zum Theil mit Gesang und Musikbegleitung statt. Zum Schluß versammelten sich die Kinder wiederum, worauf der Ortsschulinspector Herr Pastor Redlich eine An sprache an sie hielt, sic zum Tanke gegen ihre Eltern, Lehrer und Schulvorstandsmitglieder auffordernd und auch den Herren Lehrern und Allen, welche zum Ge lingen des Festes beigetragen, Dank sagend. Mit ge meinsamem Gesang endete das Fest. Niederarnsdorf, 12. Juli. Gestern Nachmittag fand man hier in einer Strohfeldscheune einen Erhäng ten, in dem der unverheiratete Cementarbeiter Heinrich Müller aus Greifenhain erkannt wurde; er hatte längere Zeit bei dem Cementwaarenfabrikanten Herrn E. Friede mann in Ziegelheim gearbeitet. — Im Theaterlokal in Glaucha« fand am Mittwoch von Vormittag 9 Uhr an die Hauptconferenz der Geist lichen der Ephorie statt, welche mit einem Gottes dienst in der Hauptkirche eingeleitet wurde, an welcher 43 Geistliche theilnahmen. Herr Pastor Pilz aus Ober wiera sprach hierbei über Verhältniß und Verhalten der einzelnen Confessionen unter einander nach ethischen Gesichtspunkten. Alsdann wurde der ephorale Jahres bericht gegeben. Ehrend wurde zweier treuer Kirchen patrone gedacht, die aus dem Leben geschieden sind: Graf Clemens von -Schönburg-Glauchau (ff 19. October 1900) und Prinz Georg von Schönburg-Waldenburg (ff 29. October 1900). Nachmittags ^4 Uhr wurde die Versammlung geschlossen. — Am Sonntag Vormittag erlitt in Zwickau ein berittener Offizier einer auswärtigen Schützcngesellschaft beim Marsche in der Werdauer Straße dadurch einen schweren Unfall, daß sein Pferd vor einem Straßen bahnwagen scheute und sich überschlug. Der Reiter er litt einen Armbruch, eine Verrenkung des Schulter gelenkes am anderen Arme rc. Nach sofort erhaltener ärztlicher Hilfe reiste er mittelst Eisenbahn zurück nach seiner Heimat. — Die unter Oberleitung des Architect Zeißig in Leipzig vom Baumeister Wolf erbaute neue Kirche in Marienthal bei Zwickau ist soweit gediehen, daß am 10. October d. I. ihre Einweihung erfolgen soll. Der Kirchenbau wird etwas über 200,000 Mk. kosten. Die Kirche ist im Rohbau mit braunen Verblendziegeln er richtet und hat einen 76 Meter hohen Thurm erhalten. — In Colditz findet in der Zeit vom 20. bis 23. d. ein Heimatsfest statt; in Verbindung damit wird am