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Armen die Erdkugel trägt. Darüber steht in großen lateinischen Bronzebuchstaben das einfache Wort: „Bis marck". Auf der Rückseite erscheint die Figur eines Jünglings, der wacker und freudig am Reichsschwert schmiedet. Darüber liest man die Widmung: „Dem ersten Reichskanzler das deutsche Volk. 1901." Auf den seitlich ungegliederten Sockeln erheben sich zwei Bronzegruppen; die rechts zeigt die auf der Sphinx ruhende Sibylle, die links die kraftbewußte Gestalt der Germania. Unten am abgerundeten Sockel der Mittel architektur sind Reliefs angebracht, welche die Erziehung der Deutschen und die durch Kampf errungene Einigung Deutschlands darstellen. Nur in äußerer Beziehung zu dem Denkmal stehen die beiden mächtigen, dreimal lebensgroßen Sandsteingruppen, die in der Achse des Tenkmalsplatzcs aufgebaut und den beiden Wasserbassins zugewandt sind, die das Denkmal flankiren. Tas ge summte Denkmal hat mit Herrichtung deS Platzes rund 1,200,000 Mk. gekostet. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser, der TagS vorher in Berlin die Garde- Kavalleriedivision exercirte, besuchte am Sonnabend seine Mutter in Kronberg. Am Sonntag Mittag nahm Se- Majestät an der Enthüllung des Nationaldenkmals für den Fürsten Bismarck in der Reichshauptstadt Theil, und am heutigen Montag Abend trifft er zur Elbregatta in Cuxhaven ein, nachdem er zuvor noch in Hannover und Hamburg einige Stunden geweilt. Die Ankunft in Homburg im Taunus erfolgte Sonnabend früh gegen 9 Uhr. Im dortigen Schlöffe besichtigte der Kaiser die neuerbaute Säulenhalle im romanischen Stil. Später fuhr er nach der Saalburg, woselbst die Arbeiten zum Wiederaufbau in Augenschein genommen wurden. Bei dieser Gelegenheit theilte der Kaiser mit, daß er ringe- denk deS Todestages seines VaterS 10,000 Mk. für den Saalburgbau gestiftet habe. Mittags fuhr Se. Majestät nach Schloß Friedrichshof weiter, allwo er seine Mutter, die Kaiserin Friedrich, besuchte. Nach der Festtafel am Sonntag wohnten die Majestäten der Ruderregatta auf dem Langen See bei Grünau unweit Töpnick bei. Heute Montag tritt der Kaiser über Hamburg-Cuxhaven und Kiel seine Nordlandsreise an. Ter Enthüllung des Bismarck-Denkmals widmen alle Berliner Blätter, mit Ausnahme der socialdemo kratischen, begeisterte oder sympathische Artikel. Die so- cialistische Presse kann freilich den alten Haß nicht ver gessen. Angesichts dieses Verhaltens muß man an ein Wort Laffalle's aus dem Jahre 1863 denken, als BiS- marck'S ganze staatsmännische Größe noch nicht bekannt war: „Und wenn wir Flintenschüsse mit Bismarck Wechselten, so würde die Gerechtigkeit erfordern, noch während der Salven einzugestehen: er ist ein Mann!" Von Mainz her war die Meldung verbreitet, Kaiser Nikolaus von Rußland werde am 14. August zusam men mit dem Könige von England der an diesem Tage auf dem Großen Sande bei Mainz stattfindenden Kaiser- Parade beiwohnen. Die Nachricht ist unzutreffend, an denjenigen amtlichen Berliner Stellen, die von der Reise unbedingt wissen müßten, ist nicht das Geringste bekannt davon. Die Hetzereien gegen di« deutschen Soldaten in China nehmen kein Ende. Die „Franks. Ztg." ver öffentlicht einen auS einem Pariser Blatt abgedruckten Brief eines in Calgan ansässigen Chinesen an seinen Schwiegervater, in welchem von der deutschen Expedition deS Grafen York von Wartenberg haarsträubende Linge erzählt werden. Die Deutschen sollen alle Gegenstände von Werth mitgenommen, die Chinesen gemißhandelt, Frauen und Mädchen geschändet haben. Von Schande, Todtschlag und Diebstahl ist fortwährend die Rede, und immer wieder schiebt der Chinese alle Schuld auf die Deutschen, denen die Russen und ihr Kaiser als die wahren Freunde und Retter der Chinesen gegenübergestellt werden. An einer Stelle spricht der Briefschreiber die Hoffnung aus, daß es zwischen Rußland und Deutsch land einmal zum Krieg kommen, und die Ruffen dann China von den deutschen Barbaren befreien würden. Es handelt sich hier um systematische Verleumdung der Deutschen; denn daß solche Geschichten bei der Expedition von Calgan nicht vorkamen, ist Thatsache. Diese war von fremden Offizieren und Berichterstattern begleitet, die längst über solche Vorkommnisse Mittheilung gemacht haben würden, wenn sie überhaupt stattgefunden hätten. AuS der Berliner Excellenzen-Conferenz hat der Württembergische Finanzminister die Mittheilung gemacht, im neuen Reich-hauShalt solle in allen ReffortS auf möglichste Sparsamkeit angesichts der veränderten Finanzlage im Reiche hingewirkt werden. Wenn das bei den heutigen unruhigen Zeitläuften nur immer durch- zusühren sein wird. Die Ministerreise in die ostdeutschen landwirth- schaftlichen Nothstandsbezirke wird sich nicht sehr complicirt gestalten und von umfangreichen Einzel-Unter suchungen soll ganz abgesehen werden. ES werden in Danzig und Bromberg in Gegenwart der Spitzen der Behörden Verhandlungen stattfinden, auf welchen von den Interessenten die für die staatliche Action erforder lichen Einzel-Angaben gemacht werden sollen. Es ist dieser Weg gewählt, weil ausgedehnte Reisen zu lange Zeit in Anspruch nehmen würden. Gegen den Bund der Landwirthe wiederholt der „Vorwärts" die bereits erhobene Anklage, daß der Bund conservative Reichstagsabgcodnetr subventionire, um dieselben für seine Zwecke auszunützen. Der „Vor wärts" betont dabeiausdrücklich, daß er nicht im Bunde angestellte Abgeordnete im Auge habe. Die Herren v. Wangenheim, Or. Rösicke und Or. Hahn seien nicht ge meint, sondern andre Abgeordnete von der rechten Seite des Reichstags. Die „Deutsche TageSztg." schweigt. Kegen die Wahl deS Herrn Prietze in Ottweiler hat der Cakididat des Centrums Fuchs bereits Protest eingelegt, indem er die Staatsanwaltschaft ersucht hat, gegen einen Steiger Kurz wegen ungesetzlicher Wahl- beeinfluffung das Strafverfahren einzuleiten. Die Ausführungsbestimmungen zu dem Gesetzt, be treffend Versorgung der Kriegs-Invaliden und Kriegs-Hinterbliebenen vom 31. Mai 1901, sind jetzt erschienen. Sie besagen, daß die auf Grund dieses Gesetzes vom 1. April 1901 ab zu gewährenden Pensionszuschüsse für kriegsinvalide Offiziere, Unter offiziere und Gemeine als „Zuschüsse" zu bezeichnen sind; die Pensionszuschüffe sollen möglichst bald, spätestens Ende August 1901, zur Anweisung kommen. Die An weisung der Pensionszuschüsse für Offiziere und Beamte erfolgt durch das Kricgsministerium, Pensions-Abtheilung, ohne daß es eines Antrages des Betreffenden bedarf. Die Lage des Arbeitsmarktes hat sich weiter der- schlechter!, die Zahl der Beschäftigten ist auch im Mai zurückgegangen, während dieser Monat im Allgemeinen stets eine starke Zunahme der Arbeitsgelegenheiten brachte: Auf 100 offene Stellen kamen im Mai 146 Arbeitsuchende gegen 106 im Vorjahr. Asten. Erfreulicherweise kommt in die Entschädigungs frage nun endlich Klarheit: Tie Mächte haben den nordamerikanischen Vorschlag, die Entschädigung zu ver mindern oder sie einem Schiedsgerichtsspruche zu unter breiten, rundweg abgelehnt, wie es sich gehörte. Und die Engländer, die keine Lust haben, ihre Soldaten, die sie in Afrika viel besser gebrauchen können, noch länger in Asien zu kaffen, haben dabei an der Spitze gestanden. Sie haben, was an sich sehr vernünftig, gesagt, wenn China die Entschädigungsfrage nicht bis 1. Juli erledige, müsse es die Occupationskosten extra bezahlen. Die übrigen Mächte schlossen sich an, und das hat gewirkt. Es wird gezahlt werden! Von großen Dingen ist nichts weiter zu melden. In Schanghai bleiben zwei deutsche Bataillone, in der Umgebung aber noch verschiedene deutsche Kriegsschiffe, die scharfe Wacht halten. Im Allgemeinen kann dir Lage als ruhiz gelten, denn die Einschiffung der deutschen Truppen zur Heimreise dauert ohne Zwischenfall fort. Afrika. Von der schweren britischen Niederlage bei Hart- beestfontein, bei der die Engländer 15 Geschütze ver loren haben sollen, will die Londoner Kriegsverwaltung nichts wissen, dagegen schreibt sie, Dewet sei von dem General Elliot im Norden deS OranjefreistaatS geschlagen, habe viele Wagen, 50 Gefangene, Gewehre und Pa tronen, Todte und Verwundete verloren. Da aber die Briten ein paar Todte und mehr Verwundete wie die Buren hatten, so wird der Gefechtsverlauf wohl der übliche gewesen sein: Es ist mit großer Uebermacht versucht, Dewet zu fangen, und der Fuchs ist ihnen wieder durchs Garn gegangen. Auf die Berichte von Friedensverhandlungen ist gar nichts zu geben. Krüger wird nicht, wie von London auS behauptet wird, zum Frieden rathen, und wenn er eS thäte, würden Botha, Dewet und ihre Kameraden ihm nicht folgen. Diese Buren-Generale wollen nur Frieden schließen unter Zu sicherung unbedingter Selbständigkeit, und davon gehen sie nicht ab, auch nicht, wenn Krüger es sagt, was dem aber gar nicht einfällt. Als Bedingungen der Buren, unter denen sie ge neigt sind, den Frieden zu schließen, werden genannt: Angemessene Amnestie für die Holländer in Natal und im Caplande, die auf Seiten der Buren fechten. Com- pensation für die Verbrennung von Farmen und ähn licher Räuberthaten, Betheiligung der alteingesessenen Bevölkerung an der konstitutionellen Vertretung der neuen Colonien, angemessene Begleichung der Ver pflichtungen, die das Burenrcgiment während des Krieges hat eingehen müssen. ES heißt weiter, daß selbst Dewet unter diesen Bedingungen bereit sei, die Waffen zu strecken. Nach dem durchschlagenden Erfolge bei Hart- beestfontein sind die Buren aber doch wohl im Stande, noch bessere Bedingungen herauszuschlagen und sie werden sich die Gunst der neuen Lag« sicher nicht ent gehen lassen. A«s de« Muldeuthale. "Waldenburg, 17. Juni. Nachdem das Reichs gericht kürzlich entschieden hat, inwieweit in dem Ver triebe von Waaren mittel» des sogenannten HydrasystemS, auch Gella-, Schneeball- oder Lawinensystem genannt, eine Zuwiderhandlung gegen Z 286 des Strafgesetzbuches und ß 22 flg. deS ReichS-Stempelgesetzes anzusehen ist, hat die sächsische Staatsregierung die Behörden zum Einschreiten gegen derartige Unternehmungen angewiesen. *— Beim hiesigen Stadtrath ist ringegangen Reichs- Gesetzblatt Nr. 24, enthaltend: Zusatzvertrag zu dem Auslieferungsvertrage zwischen dem Deutschen Reiche und Belgien vom 24. December 1874. Bekanntmachung, betreffend die Handelsbrziehungen zum Britischen Reiche. *— Die Gerichtsferien beginnen am 15. Juli und endigen am 15. September. Während dieser Zeit wer den nur in Feriensachen Termine abgehalten und Ent scheidungen erlassen. Feriensachen sind: 1. Strafsachen, 2. Arrestsachen und die eine einstweilige Verfügung be treffenden Sachen, 3. Meß- und Marktsachcn, 4. Streitig keiten zwischen Vermiethern und Miethern von WohnungS- und andere» Räumen wegen Ueberlaffung, Benutzung und Räumung derselben, sowie wegen Zurückhaltung der vom Miether in die Miethräume eingebrachten Sachen, 5. Wechselsacken, 6. Bausachen, wenn über Fortsetzung eines angefangenen Baues gestritten wird. Tas Gericht kann auf Antrag auch andere Sachen, soweit sie be sonderer Beschleunigung bedürfen, als Feriensache be zeichnen. Tie gleiche Befugniß hat vorbehältlich der Entscheidung des Gerichts der Vorsitzende. *— ES giebt im deutschen Vaterlande noch einige Gegenden, in denen von alters her von den Bewohnern ein und dasselbe Product in vorzüglicher Qualität ge liefert wird. So ist der Schwarzwald berühmt durch seine Uhren, Mittenwalde in Bayern durch seine Geigen, Braunschweig durch seinen Spargel, Borna durch seine Zwiebeln und das Alte Land durch jein Obst. Auch der Gemüsebau, der ja eigentlich überall betrieben wird, hat doch seine bevorzugten Gegenden. Eine dieser Gegen den ist das im lieblichen Thüringen, am Fuße der Sachsenburg, am Eingänge der korta UUuriuAiLoa ge legene Heldrungen. Die etwa 2700 Einwohner find fast sämmtlich Gemüsebauer. Vor 30—50 Jahren blühte hier ein großartiger Zwiebelbau, jetzt widmen sich die Bewohner mehr der Kartoffel- und Gurkenzucht. Ge müsetreibereien bestehen in Heldrungen nicht, alles ist Freilandbau, der von einer mittleren Gärtnerei auf 15 bis 40 Morgen betrieben wird. Kleinere Gärtner pachten sich einige Morgen, die sie und ihre Familie ernähren. Wer sich eingehender für den Heldrungener Gemüsebau interessirt, findet in der neuesten Nummer des praktischen Rathgebers, die vom Geschäftsamte der Zeitschrift zu Frankfurt a. Oder zu beziehen ist, einen ausführlichen, lehrreichen und reich illustrirten Artikel. Ziegelheim, 17. Juni. Mit der gestern erfolgten Betriebs-Eröffnung der neuen Eisenbahnlinie ist nun auch für die hiesige Parochie eine große VerkehrSer- leichterung durch die Nähe der Haltestelle Boderitz, welche von der Mitte der Gemeinde Ziegelheim in 20 Minuten zu erreichen ist, eingetreten. Kein Wunder war es da her, daß sich am Weihetag bei der Station Boderitz, welche auch im Festschmuck prangte, so viele Bemeinde- glieder von den sächsischen Grenzgemeinden bei Ein laufen des Weihezuges eingefunden hatten und da durch freudestrahlenden Gesichts ihr Interesse an dieser Bahn bekundeten. Freuen sich nun auch die hiesigen Bewohner herzlich über dieses kostbare Geschenk, so sind eS besonders die hiesigen Briefträger, welche sich am meisten darüber freuen, indem deren Dienst im ver gangenen harten Winter, wo sie die Postsachen in Ehrenhain abholen und manchmal bei den vielen Schnee wehen ihr Leben und ihre Gesundheit aufs Spiel setzen mußten, keinesfalls ein beneidenswerther war. Ihre Freude bekundeten sie über die neue Einrichtung beson ders dadurch, daß sie gestern früh bei der ersten Fahrt ihren neuen Postwagen mit Guirlanden festlich geschmückt hatten. Herr Pastor Redlich gedachte heute bei Einleitung seiner Predigt in dankenden Worten ebenfalls dieser nun dem Verkehr übergebenen neuen Bahn, woran er die innigsten Segenswünsche für die selbe und für die hiesige Parochie schloß. — Nächsten Sonntag, den 23. Juni, begeht der hiesige König!. Sächsische Militärvrrein sein 25jährigeS Fahnenjubiläum, wie wir bereits schon einmal an dieser Stelle ange deutet, in festlicher Weise, wozu schon seit Wochen die Berathungen und zu treffenden Veranstaltungen im vollen Gange und die Einladungen an ca. 50 Brudervereine ergangen sind. Als Festplatz ist die südlich vom Pfarr wald gelegene, Herrn Gutsbesitzer Edwin Schmidt ge hörige groß» Wiese auSersehen. Die Ortsbewohner werden durch Flaggenschmuck und Schmückung der Häuser, sowie durch Errichtung von Ehrenpforten de« Orte ein besonders festliches Gepräge geben. Fall» der Himmel ein freundliches Gesicht zeigen sollte, waS bei solchen Volksfesten sehr zu wünschen, dürfte auf ein gute» Gelingen zu rechnen sein. Fichtenreisig zur An fertigung von Guirlanden und Kränzen stellt der Militär verein unentgeltlich zur Verfügung. — Zu dem am 28. Juni d. I. stattfindenden Ju- diläum»-Prei»schießen der Schützengesellschaft zu Gl»»r cha« find von den Behörden, Corporationen und Pri vaten ein« ansehnliche Zahl werthvoller Geschenke zu Ehrenpreisen gestiftet worden. Deren Zahl dürfte sich noch durch anderweitige Opferwilligkeit vermehren. Da»