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— In Glauchau mußte ein Einwohner, der seine Einkünfte zu niedrig angegeben hatte, eine Strafe von 7700 Mk. bezahlen. — Mr den Fest- und Huldigungszug zum Mittel deutschen Bundesschießen am 7. Juli in Zwickau sind bis jetzt 8000 Theilnehmer mit gegen 40 Musikchören, 100 Fahnen, Artillerie-Abtheilungen, Reitklubs, Rad fahrervereine rc. angemeldet. Am Festzuge nehmen theil die Behörden, die Ehren- und Festausschüsse, das Bun- despräsidium u. s. w. Weitere Meldungen gehen noch ein. Nach dem Festzuge, um l Uhr nachmittags, be ginnt das große Bankett in der Festhalle. — Dem im Hotel „Post" in Zwickau angestellten Ober kellner Gustav Adolf Opitz aus Lengenfeld wurde Montag Nachmittag ein Geldbrief, der 2000 Mark enthielt, mit dem Auftrage übergeben, den Brief auf der Post auf zugeben. Ter Oberkellner öffnete den Brief, beraubte ihn seines Inhaltes, steckte ein Zeitungsblatt in das Couvert, versiegelte dasselbe und sandte dann den Brief ab. Unter Mitnahme von noch 800 Mark fremden Geldern sagte Opitz Dienstag früh der Schwanenstadt Lebewohl. Tie Polizei ist auf der Suche nach dem Defraudanten. — Tie Socialdcmokraten haben als Landtagscandidaten für den 13. städtischen Wahlkreis (Peuig, Rochlitz u. s. w.) den Genossen Emil Landgraf in Chemnitz nominirt. Arts dem Sachseslaude. — An der Dresdner Börse war am Sonnabend trotz der Concursanmeldung lebhafte Nachfrage nach Kummeractien, die mit 13^/, notirt wurden. Die Actien der Kreditanstalt für Industrie und Handel wurden mit 25 bezahlt und blieben gesucht. Allmählich beruhigten sich die Gläubiger der Bank, doch läßt sich über den Verlauf der Liquidation und die Schadloshaltung der Actionäre durch Ansprüche an den AufsichtSrath noch nichts Bestimmtes mittheilen. Verschiedene Aufsichtsräthe haben die ihnen für das Geschäftsjahr 1900 zustehende Tantieme zur Verfügung gestellt. Ob nun außer Kummer noch andere industrielle Etablissements, bei denen die Kreditanstalt engagirt ist, in Mitleidenschaft gezogen werden, bleibt abzuwarten. Commerzienrath Horn, der <ine der Directoren, dessen Vermögen die Kreditanstalt mit Beschlag belegt hat, befindet sich zur Kur in Marien- bad. Horn soll sehr häufig in Berlin gewesen sein und in der Lebewelt eine Rolle gespielt haben. Allseitig Wird das energische Eingreifen des Or. Getz gerühmt, ohne den die großthuerisch-leichtsinnige Kreditgewährung der Vorstände wahrscheinlich noch lange gedauert hätte. — Nicht nur in der Südvorstadt in Dresden soll an der Nürnberger Straße eine neue Kirche erbaut werden, sondern auch in der Trinitatisparochie. Ferner werden nunmehr die Jacobikirche auf dem Wettiner Platz und die Lucaskirche bald ihrer Bestimmung über geben werden. Innerhalb weniger Jahre erhält also Dresden vier neue evangelische Kirchen. — Zur Abhaltung eines Verbandstages sind am Dienstag aus allen Theilen Sachsens Vertreter sächsischer Bäcker-Innungen nach Dresden gekommen. Mit dem Verbandstage ist eine interessante Ausstellung von Bäckereimaschinen, Bedarfsartikeln rc. im Tivoli-Etablisse ment verbunden. Am Montag trat der Vorstand zu einer Sitzung zusammen, welcher Dienstag früh die Hauptver sammlung folgte. — Die Studirenden der drei Dresdner Hochschulen (Technische, Thierärztliche und Akademie der bildenden Künste) veranstalten am 21. Juni, mittags eine große Bismarckgcdenkfeier in Form einer Matinee. Die Fest rede hat Prof. Or. Lücke von der Kunstakademie über nommen. — Ein Massen-Maiprozeß steht bei dem Schöffen gericht zu Dresden an. Die Grundlage der jAnklage gegen eine ganze Anzahl Personen bildet eine Verord nung der dortigen Polizei, nach der Massenspaziergänge am 1. Mai verboten sind. — Auf der Fahrt von Leipzig nach Dresden starb der 55jährige Landgerichtsrath a. D. Adolf Weber aus Görlitz, welcher zur Kur in Bad Nauheim gewesen war, am Herzschlag. — Riesige Einkünfte bezogen die Directoren der jetzt in erheblichen Schwierigkeiten befindlichen Creditanstalt für Handel und Industrie in Dresden. Der erste Director bezog an Gehalt und Tantiemen jährlich etwa 100,000 Mk., der zweite Director jährlich etwa 70,000 Mk. Die Actien-Gesellschaft Elektricitätswerke (Vorm. O. L. Kummer L Co.) hat noch im letzten Jahre 10 Procent Dividende vertheilt und es war ein Reservefond von rund 130,814 Mk. 80 Pfg., sowie ein Special reservefond von 80,000 Mk- vorhanden. — Wie sich jetzt herausstellt, bestätigt sich die von der „Allg. Ztg." in Chemnitz zuerst gebrachte Meldung von der auf Antrag des Rathes erfolgten plötzlichen Entlassung des Concertmeisters der städtischen Capelle, Cornelius Franke, nicht. Der Künstler hält sich die Sommermonate über bei seinen Eltern in Mannheim auf und ist weder von Herrn Pohle entlassen worden, noch ist ein diesbezüglicher Antrag des Rathes erfolgt. — Wie aus Meitze« gemeldet wird, sind auf der Senftenberger Grube bei Großenhain drei italienische Arbeiter unter dem Verdacht anarchistischer Umtriebe und der Theilnahme an der Ermordung König Humberts verhaftet und der italienischen Behörde ausgeliefert worden. — Von einem herben Schicksalsschlag wurde die Familie eines Beamten in Meitze« betroffen. Die 17 Jahre alte Tochter war vorige Woche in der Nacht zum Montag, da sie bei offenem Fenster schlief, von einem Insekt im Gesicht gestochen worden. Die Stich wunde nahm einen bedenklichen Charakter an, so daß bereits am Montag ärztliche Hilfe zugezogen wurde. Leider verschlimmerte sich der Zustand der Kranken immer mehr; trotz aller angewandten Mittel ging die Blutvergiftung unaufhaltsam weiter und führte am Sonn abend den Tod des jungen Mädchens herbei. — Mittwoch Nacht brannte in Oberlmmersdorf iei Dippoldiswalde das Freigut zum Erbgericht voll- tändig nieder. DaS Feuer ging in der Scheune auf und griff mit rasender Schnelligkeit um sich. Als eine Frau im Begriff war, ein sechsjähriges Kind in Sicher heit zu bringen, wurde sie von der schnell heranfahrcn- den Klingenberger Gemeindespritze überfahren. Hierbei zog sie sich sammt dem Kinde schwere Verletzungen zu. — Infolge der ungünstigen Geschäftslage der Kum- merschen Werke sind auf dem mit elektrischer Beleuch tungsanlage versehenen Bahnhofe in Niedersedlitz in fürsorglicher Weise die alten — Pctroleum-Pfahl-Laternen wieder aufgestellt worden, um nicht unter Umständen eines schönen Abends in „egyptischer Finsterniß" da zustehen. — Ter im November v. I. in Geithain-Reumarkt verstorbene eurer. Lehrer Julius Eduard Hänsel hat der Kirche zu Wickersham zur Beschaffung einer Thurmuhr 1200 Mk., dem Frauenverein und Kindergarten zu Geithain 600 Mk. letztwillig vermacht. — Ein Denkmal für Kaiser Friedrich III. wurde am Sonntag Vormittag in Hermsdorf bei Altenburg unter zahlreicher Theilnahme der Bevölkerung und mit großer Feierlichkeit enthüllt. Das Denkmal ist vom altcnburgischen Volke errichtet. Vermischtes. Allerlei. In San Christovao in Brasilien erhöhte die Straßenbahn-Gesellschaft die Fahrpreise, worauf die darüber erbitterte Volksmenge sechs Straßenbahnwagen in Brand steckte. — Im Münchener Vororte Neuhausen wurde der liederliche Sohn eines Hausbesitzers, ein Ingenieur, verhaftet, als er den Opferstock in der dortigen Kirche zum wiederholten Male beraubte. — Der Oberste Gerichtshof in Wien hat die Todesstrafe für den wegen Mordes an der Christin Hruza verur- theilten Juden Hülsner in lebenslänglichen schweren Kerker umgewandelt. — Zwei Feuersbrünste wütheten am Dienstag in Berlin. Im Meßpalast in der Alexandrinenstraße entstand infolge einer Kollodium- Explosion ein größerer Brand, bei dem vier Arbeiter Verletzungen erlitten. Das Feuer entstand durch die Unvorsichtigkeit eines Buchhalters, der festgenommen worden ist. Ferner geriethen am Kottbuser Damm ein Holz- und Asphaltlager, eine Molkerei und verschiedene Stallungen in Brand. Auch in Hamburg brach Dienstag eine Feuersbrunst aus, die einen Speicher, ein Federn lager und eine Gelbgießerei zerstörte. Endlich brannte bei Malisch auf der Oder ein großes Schiff aus, das 4000 Centner Jute an Bord hatte. — In Grenoble in Frankreich ist es zu ernsten Reibereien zwischen Franzosen und Italienern gekommen. Die ausständigen französischen Bergarbeiter verlangen, daß die Bergwerks gesellschaft keinen einzigen Italiener mehr beschäftige und sich verpflichte, die wegen der letzten Unruhen ver- hafteten französischen Arbeiter wieder anzustellen. Bis her sind 22 Franzosen, die an der Plünderung italie nischer Arbeiterwohnungen theilgenommen haben, ver haftet worden. — Ein Denkmal der Königin Luise von Preußen ist Dienstag Mittag am Eingang des Königin Luise-Gartens zu Magdeburg enthüllt worden. Ober präsident Staatsminister v. Bötticher wohnte der Feier bei. — Von einem SäVelduell in Berlin wird dem dortigen „Tageblatt" berichtet. Gegner waren zwei Redac teure, von denen der Eine einen so gefährlichen Kopshieb erhalten haben soll, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. — Große Goldlager wurden nach Madrider Blättern in der spanischen Provinz Galizien entdeckt. In genieure hätten erklärt, bei einer Ausbeute von 200 Tonnen Erz täglich sei Erz für drei Jahrhunderte vor handen. — In der jüngsten Zeit haben Beobachier von der Harvard-Sternwarte in Cambridge (Nordamerika) auf sehr günstig gelegenen Beobachtungsstationen in Jamai sehr gute Photographien von der Mondober fläche gewonnen, die es wahrscheinlich machen, daß Schneemaffen auf den höchsten Spitzen der Mondberge und der Mondkrater vorhanden sind. Telegramme. Berlin, 19. Juni Wie dem „L. A." au» dem Haag depeschirt wird, weist Or. LeydS die Beschuldi gungen deS englischen «laubuches, er, sowie ander« Führer seien von eiuer Dynamitgesellschast vrstocheu, ans da- Entschiedenste »«rück. E- seien ihm wohl Actien angebote« worden, er habe sie aber sofort mit Bestimmtheit abgelehnt. Ebenso entschiede« wird di« Meldung, daß die Bure« nur di« Siche- rung der persönliche« Freiheit verlangen, aber nicht di« Freiheit ihrer Staaten, al- blanke Erfindung bezeichnet. Die militärisch« Lage der Buren sei gegenwärtig sehr gnt. — Einer de« „Berl. R. Nachr." a«S Pet«r»b«rg z«gegaug«»en Meldung zu folge trifft Geueral L la satt« von Moltke End« Juni mit einer Deputation »eS Kaiser-Alexander« Garde-Grenadier Regiments, bestehend a«S einem Hauptmann, einem Leutnant u«d einem Unter» osfizier dort ein, um dem Zaren unsere Uniforme« der »entschen Colonialtruppe« vorzustellen, die von Leutnant» und Unteroffiziere», getragen werden. Hamburg, 19. Juni. Nach der gestrige» Regatta hielt der Kaiser an Bord der Dampfyacht „Prinzessin Victoria Luise" der Hamburg-Amerika-Linie bei einem Diner eine große bedeutsame Rede, in der er unter anderem sagte: Meine Aufgabe ür die Zukunft wird sein, daß aus dem, wozu jetzt der Grund gelegt worden ist, Ruhe und Sicherheit crsprietzen mögen. Den Platz an der Sonne werden wir be- »alten. Im weitere» Verlauf der Rede iagte der Kaiser, cs muffe die Aufgabe >er Hohenzollern sei», auf lange Jahre hinaus den Frieden zu erhalten, Handel und Wandel zu fördern «nd zn schützen; er erblicke in der Entwickelung der Ereignisse in China die Zuversicht, daß der Frieden auf längere Jahre hinaus ge- ichert sei. Indem er der Hoffnung Aus druck gab, daß wir uns neue Absatzgebiete erkämpfen werden, schloß der Kaiser unter Anerkennung der Verdienste des Directors Ballin mit einem Hoch auf den hanseati- fchen Geist. Frankfurt a. O., 19. Juni. Di« „Frkf. Ztg." be» richtet a«S New Uorkr Di« Blätter ig«ortre« di« sensationelle Meldung »et „New Pork Herald," der» zusolg« Deutschland eine Drrith,il«ng Brasiliens »wi sch«« Amerika, England «nd D«ntschla«d austrebt. - D«r Korrespondent des „New York Herald" ver- sichert ans vorzüglicher Quell«, daß am 26. ». M. die Haward Universität den deutschen Botschafter von Hollebe« den Ehrendoctortitel verleihe« werd«. Gleichzeitig wird auch Mc. Kinley »ort eintrefft«. Es werden Reden erwartet, die in oem Wunsche a«S» klinge», beide Länder müßten Haus in Hand gehen, die Leistung der große« Aufgabe der Eivilisatiou zu fördern. Da di« Hawarver Uuioersttät höchst selten de» Ehrendoctortitel verleiht, so ist »ies» A«S» zeichnnng von Hollebens ganz ««gewöhnlich. Wie«, 19 Juni. Bei dem gestrige« Bankett an läßlich d«r Hanptversammlnng der deutschen GaS» und Wasser-Aachiuänuer brachte Bürgermeister Ur. Lueger eine» Toast auf den »eutschrn Kaiser aus, indem er «. «. sagte» „Wir begrüße« i« dem drut« sch«» Kaisrr de« Verbündeten unser»» Herrschers im »eutsch«« Reich, deS mit uns verbüudet«« macht volle« Staales. Wir begrüße« i« Jh«e« unser« Landsleute, Angehörige derselbe« Ratio«, der auch wir angehöre«. Aus deu Triutspruch autwortet« Geueraldirector Bär aus Berlin mit einem Toast auf de« Kaiser Fra«z Joseph, er möchte der Hoffnung Ausdruck gebe«, daß der Dreibund ewig besteh«« bliebe. Budapest, 19. Juni. Gerüchtweise verlautet, Kriegs- Minister von Krieghammer habe »«« Feldzeugmeiste» Cober vor den Mtlitärehrenrath citirt, weil Cob«r «in beleidigendes Schreibe« an den Kri«gsminift«r gerichtet hatte. Brün« (Mähren), 19. Juni. A«S dem mährische« Staatsgebiet« find abermal» 14 zur evangelische« Kirch« übrrgetrete«« reich-deutsche Familie« ausge wiesen worve». Rom, 19. Ium. Di» Regierung beschloß, in Skutari und in verschiedenen Städten Alger,«uS M italie nisch« Postanstalt«« zu eröffne«. Pari», 19 Juni. Die marokkanisch« Mission ist hier eing«troff«n und gestern Nachmittag um 2 Uhr vom Minister de» AeußeruDelcaff« empfange« worden. Algier, 19. Juni. D«r gemeldete AuSbruch vo« Unruhe« in verschiedene« Bezirke« »er arabische« Bevölkerung ist unrichtig. In Bata« wurde irr» thümlicher Weise eine Panik hervorgerusen durch da» Gerücht, die Araber seien im Anzüge und b«» abstchtige«, die Stadt anzugreife«. Loudon, 1S. Juni. DaS Kriegsamt veröffentlicht die Verlustliste au» Südafrika vom 17. d. M.t 5 Offiziere, 33 Man« todt, 6 Offiziere, 71 Mau« verwundet, 2 Offiziere, 2 Mann vermißt. Ferner 10 an Krankheiten verstorbene. London, 19. Juni. A«S Cradok wird gemeldet» Da» Kommando Kruitzinger erschien gester« in Klei«» fontein per Postwagen; alle Mannschaften, die «ach MareiSb«rg abgegange« waren, mutzten wieder zu» rückkehrrn. — Au» Tarkastadt wir» gemeldet, Di« australische« Schwadroue« find nach Eastlondo« ab» gegangen, von wo auS sie »ach der Heimat «ingr» schifft wurde«. Loudon, 19. Juni Morgen findet in KiugShol« «in großes vnreusrenndlicheS Meeting statt, a« welchen Drlegirt« des Afrikanderb««de», sowt« ein« Anzahl Abgeordnete der liberale« Partei theiluehm«« werd««. Ma« erwartet t«m«lt»öse Austritt« auf de« Straße«. London, 19. Juni. Aus Nrw-Nork wird grmeldrtr Rockhill telegraphirt au daS Staatsdepartement» Prinz Tnau'S Partei triumphirr. Dir Rückkehr dr» Hofe- «ach Peking sei zweifelhaft. Die Kaiserin habe noch da» Regiment. Lihungtschang «nd Prinz Tsching srien b«,orgt, die deutschen, britischen und französtschen Garuisone« würde« wahrscheinlich in gegenwärtiger Stärke in Peking und Tientsin zurück«