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2. Beilage zum Schönburger Tageblatt. Sonntag, den 9. Juni 1901. Jie Ladung eines KeichspOlimpfers. Es dürfte wenig bekannt sein, wie umfangreich und mannigfach zusammengesetzt die Ladung moderner Riesen- dampfcr ist, besonders der Reichspostdampfer des Nord deutschen Lloyd, der Hamburg-Amerika-Linie und der Deutschen Ostafrika-Linie, die vorzugsweise werthvollere Jndustrieartikel und nur wenig Massengüter befördern. Die Art der Waaren, die ein von Deutschland aus gehender Reichspostdampfer an Bord hat, ist ungeheuer vielfältig; die Ladung besteht.aus mehr als 100 ver schiedenen Artikeln, und doch ist die Zusammensetzung derselben auf Grund der bestehenden Handelsbeziehungen auf derselben Linie von Reise zu Reise fast die gleiche. Einen wesentlichen Bestandtheil der Ladung eines Reichspostdampfers des Norddeutschen Lloyd nach Australien bilden z. B. Draht, Nägel und Eisenwaaren aller Art. Allein über 7600 Rollen Draht und 1200 bis 1300 Kisten oder Fässer Nägel im Gewicht von 650,000 befinden sich zuweilen an Bord; daneben noch über 1100 Kisten Eisen- und Metallwaaren, 900 Kisten Nähmaschinen, 500 Kisten andere Maschinen und Apparate, ferner Eisenbahnschienen, Bandeisen, Eisen bleche u. dergl. Ein weiterer wichtiger Ausfuhrartikel nach Australien ist der Cement. Hiervon gehen oft mehr als 4000 Fässer mit einem Dampfer. Ferner bildet Papier einen bedeutenden Exportartikel. Bis zu 900 Ballen Papier, dazu noch eine ansehnliche Anzahl Ballen Pappe und 200 bis 300 Kisten Papierwaaren werden mit Leichtigkeit befördert. Dann folgen chemi sche Produkte, die zuweilen in einer Anzahl von 1800 Colli Vorkommen, in Kisten, Fässern oder Säcken ver laden. Unter den Trogen und Chemikalien aller Art spielt besonders Weinstein eine Rolle, von dem 300 bis 400 Fässer häufig verladen werden. Neben den Chemikalien finden sich noch 800 Fässer Farben aller Art und 100 Kisten Anilinfarben vor. Hierzu zu rech nen wären auch noch 1000 Kisten Zündhölzer und 1600 Kisten Reisstärke. In großer Menge gehen Pianos regelmäßig nach Australien. Mehr als 300 Klaviere und außerdem noch 100 Kisten andere Musikinstrumente, Accordeons ic., werden meist in Bremerhaven verladen. Außer den Musikinstrumenten kommen noch 600 bis 700 Kisten Spielwaaren zur Versendung. Auch Manufakturwaaren aller Art, besonders Strumpfwaaren, bilden einen gro ßen Theil der Ladung. 500 Kisten kommen in Bremer haven, 150 bis 200 Kisten in Antwerpen an Bord, unter den letzteren viele Corsets. Holzwaaren jeder Art, darunter große Posten Goldleisten und Möbel, fer ner Glaswaaren und leere Flaschen sind auch mit je 300 bis 400 Kisten vertreten. In bedeutenden Umfang versendet außerdem Belgien Fensterglas, wovon 1700 Colli und mehr mit einem Dampfer nach,Australien geschickt werden. Regelmäßig gehen große Sendungen deutschen Bieres nach Australien, gewöhnlich mehr als 1000 Kisten und daneben noch 100 oder mehr Fässer. Ständige Ver sandtartikel nach Australien bilden ferner Zucker und flüssige Kohlensäure in eisernen Flaschen. Von letzterer befördert ein Reichspostdampfer über 200 Stück. Ganz besonders viel verschickt wird condensirte Milch, oft mehr als 6500 Krsten, von denen der größere Theil aller dings erst in Antwerpen und Genua an Bord kommt. Conserven, Wein und Liköre machen ebenfalls einen beträchtlichen Theil der Ladung aus. Von Bremer- Haven kommen etwa 150 Kisten Conserven und 200 Kisten Wein und Champagner und 500 Kisten hollän- bischer Genever, lieber Genua kommt dazu noch ein sehr ansehnliches Quantum italienischer Früchte, nament lich Rosinen, Feigen und Mandeln, sowie einige Hundert Platten Marmor. Nachdem dann auch in Neapel noch einige Hundert Colli Südfrüchte und kleinere Mengen Marmor zu der Ladung hinzugckommen, je „ach dem noch frei gebliebenen Raum, ist der Dampfer mit ge- ringen Ausnahmen ganz voll beladen. Wenn dann in Port Said, dem letzten wichtigen Kohlenplatz vor dem Suez-Kanal, noch der Kohlenvor rath bis auf 1800 bis 2000 Tonnen ergänzt ist, so ist gewöhnlich die höchste zulässige Grenze der Beladung erreicht, um ohne Gefahr für das Schiff den Kanal zu passiren. Heber einen gewissen Tiefgang darf der Kanalpassage wegen naturgemäß nicht hinausgegangen werden. Wie große Qantitäten die bekannten Barbarossa dampfer des Norddeutschen Lloyd auf einer Reise nach Australien zu befördern vermögen, zeigt am besten die große Anzahl der verladenen Colli; dieselbe erreicht die stattliche Höhe von 72,000 und mehr Stück an Kisten, Fässern, Ballen, Säcken oder dergl. Tas Gewicht dieser Ladung beträgt mehr als 5000 Tonnen zu je 1000 Hierzu kommt das Gewicht der an Bord befindlichen Kohlen, der Proviantvorrath für 200 Passagiere und 185 Mann Besatzung und die für die Schiffsausrüstung nöthigen Requisiten, Materialien für die Maschine, sowie für das Schiff. Alles in allem beträgt die Tragfähig keit der Barbarossadampfer 8500 Tonnen bei einem Tiefgang von 56 Fuß. Die Art der Ladung der nach Ostasien gehenden Reichspostdampfer ist, von einigen Artikeln, wie Spiel waaren, Cement, Zucker und den italienischen Früchten abgesehen, im Wesentlichen dieselbe wie die für Australien bestimmte. Die vom Osten auf der Heimreife beförderten Güter setzen sich naturgemäß aus den Hauptproducten der ver schiedenen Herkunftsländer zusammen. Tie in Australien zur Verschiffung kommenden Waaren bestehen in der Hauptsache aus Wolle, Schaffellen, Häuten, Erzen und Kupfer, während China Seide, Thee, Gallnüsse, Federn, Häute, Tabak, Borsten, vegetabilischen Talg, Strohge- flechte, Bambusrohr, Matten und Kuriositäten, Japan neben Seide, Porzellan und lackirten Holzwaaren Blumen zwiebeln und Pflanzen, Matten, Kupfer und japanische Kuriositäten liefert. Vermischtes. Eine wichtige Entdeckung hinsichtlich der Heilkraft des Lichts glaubt der Erfinder des zusammengestellten Licht-Heilverfahrens, Tirector Cunow, technischer Leiter der Medicinischen Lichtheilanstalt „Rothes Kreuz" in Berlin gemacht, zu haben. Er behauptet, daß die bak- terientödtenden chemischen Lichtstrahlen nicht nur den Körper durchdringen, sondern sich in demselben direct als Schutzmittel gegen die Bazillen aufspeichern. Tirec tor Cunow hat ein durch Reichspatent geschütztes Licht bett hergestellt, das die Belichtung der gesammtSü inneren Organe, wie Herz, Leber, Niere, Lunge, Milz in einer Lichtstärke von 60 bis 120,000 Kerzen gestattet, ohne daß der Patient selbst bei stundenlanger Behandlung transpirirt; andererseits ist das Lichtbett, wie man in der Berliner „Staatsbürgerztg." liest, auf Wunsch als das energischste Schwitzmittel zu benutzen, da es dem Patienten eine erträgliche Lichtwärme von 70 Gr. R. gestattet. 23 Schlächtermeister vor Gericht. Von der Ber liner Strafkammer wurde dieser Tage gegen 23 Schlächter meister aus Berlin und Vororten verhandelt, welche Berufung gegen eine frühere Verurtheilung eingelegt hatten. Es handelte sich um die Beimischung des in den Handel gebrachten Salzes „Natriumsulphit" zum Hack- und Schabefleisch, um dem Fleische die natürliche rothe Farbe zu erhalten. Tie Schlächtermeister stehen fast ausschließlich auf dem Standpunkt, daß ihnen dies Salz unentbehrlich sei, weil ohne diesen Zusatz das zer kleinerte Fleisch in ganz kurzer Zeit, höchstens in zwei bis drei Stunden grau werde und dem Publikum den Appetit verderben. Tie Sachverständigen vermochten nicht einen einzigen Fall anzuführen, wo trotz fünfund zwanzigjähriger Erfahrung die Gesundhcitsschädlichkeit des Salzes nachweisbar gewesen wäre. Der Gerichts hof ließ daher bei der Beurcheilung der Schuldfrage die Frage der Gesundheitsschädlichkeit total fallen. Da gegen erkannte er wegen fahrlässiger Verfälschung von Nahrungsmitteln auf je 10 Mark Geldstrafe. Ueber einen eigenthümlicheu Fall von Gehor samsverweigerung schreibt man der „Berl. Volksztg.": Vor dem Oberkriegsgericht in Breslau hatte sich dieser Tage der Musketier Kokot wegen Gehorsamsverweigerung zu verantworten. Ter Mann war in der Nacht auf Kaisers Geburtstag, nachdem er zwei Stunden Posten gestanden hatte, völlig erstarrt in die Wachstube ge kommen, um sich wieder zu erwärmen. Hier ließ ein Unteroffizier, der sich gelegentlich der vorhergegangenen Kaiser-Geburtstagfeicr berauscht hatte, die Wachmann schaft Nachts 1 Uhr „Griffe kloppen". Auch Kokot sollte mit antreten, weigerte sich aber, da er sich erst wärmen wollte und mit den vor- Kälte steifen Fingern keine Gewehrgriffe machen konnte. Kokot, der Pole ist, glaubte, daß der Unteroffizier das Griffemacyen in der Nacht als eine Strafe befohlen habe und erklärte treu herzig: „Herr Unteroffizier, ich habe doch nichts ge- than." Ter Unteroffizier aber ließ den Kokot wegen Gehorsamsverweigerung in Arrest abführen, und das Kriegsgericht verurtheilte ihn später zu achtzehn Monaten Gefängniß. Auf erhobene Berufung wurde dies Urtheil vom Oberkriegsgerichts auf drei Monate herabgemindert. Tas Gericht sprach sich scharf tadelnd über das Ver halten des Unteroffiziers aus. Gegen das mildere Ur theil des Oberkriegsgerichts legte wieder der Gcrichtsherr, der Korpscommandeur Erbprinz von Sachsen-Meiningen, beim Reichsmilitärgericht Berufung ein, dieser höchste militärische Gerichtshof hob das Urtheil auf und ver wies die Sache an die Vorinstanz zurück. Dieser Tage hat nun das Oberkriegsgericht in Breslau den Kokot wiederum verurtheilt, und zwar diesmal zu 9 Monaten Gefängniß. Niedergang der englischen Laudwirthschaft. Ter englischen Ackerbaustatistik entnimmt die „Deutsche Tages zeitung" einige beherzigenswerthe Angaben. Der Acker bau wird während der letzten 20 Jahre mehr und mehr eingeschränkt. Von 1870 an find mehr als 2^/g Million Morgen, die früher Ackerland waren, in Weideland um gewandelt worden oder liegen brach. Ter Anbau von Weizen, der einzigen für England in Betracht kommen den Brodfrucht, ist seit 1870 von annähernd 37 Mill, auf wenig mehr als 1^ Millionen Morgen zurückge gangen. Auch die Zahl der Pferde hat, wofür aller dings der Burenkrieg in erster Reihe verantwortlich zu machen ist, um 16,000 abgenommen. Die englische Wehrlosigkeit ist eine natürliche Folge der Preisgabe der ehemals in England so hoch stehenden Landwirth- schaft. Und dieser Niedergang der Landwirthschaft hinwiederum ist, wie der Organ des Bundes der Land- wirthe feststellen zu können glaubt, einzig und allein ver anlaßt durch die Aufhebung der Kornzölle. Standesamtsnachrichten von Waldenburgs Geboren: 6. Jan. e. unedel. S. in Altwaldenburg. — 14. d. Feuermann Otto Emil Funke hier T. — 18. d. Strumpf wirker Max Richard Posern hier S. — 19. d. Hofmeister Gustav Adolph Adler in Altwaldenburg S. — 22. d. Schrift setzer Eduard Richard Hartig hier S. — 23. d. Waldarbeiter Otto Heinrich Dost hier T. todtgeb. — 30. d. Kaufmann Gustav Adolph Eugen Schulz hier T. — 3. Febr. d. Schlaffer Friedrich Aug. Müller hier T. — 8. d. Bautechniker Julius Arno Eckhardt hier T. — 13 d. Kaufmann Oskar Clemens Hed rich hier T. — 15. d. Steinsetzer Friedrich l aul Härtig hier T. — 22. d. Handarbeiter Robert Otto Müller in Altwalden burg T. — 26. e. unehel. S. hier. — D. Baumeister Otto Richard Eckhardt hier S. — E. unehel. S. hier. — 5. März d. Gutsbesitzer Friedrich Ernst Steinbach in Altwaldenburg S. — 7. d. Böttchermeisier Julius Otto hier S. — 9. d. Restaurateur Friedlich Albin Rau hier T. - D- Fabrikar beiter Carl Friedrich Melzer hier S. — D. Fabrikarbeiter Carl Emil Huth hier S. — 12. e. unehel. S. hier. — 13. d. Fabrikarbeiter Julius Bernhard Arnold in Bltwaldenburg S. — 15. Schlaffer Theodor Paul Schröpel hier S. — 17. d. Handarbeiter Gustav Richard Putz in Allwaldenburg S. — 18. e. unehel. S. in Altwaldenburg. — 19. d. Material- waarenhändler und Musiker Paul Gustav Schnabel in Eichlaide S. — 20. d. Fabrikarbeiter Johannes Seifert hier S. — — 23. d. Fabrikarbeiter Franz Heinrich Richter hier S. — 25. e. unehel. S- hier. — 29. d. Maler und Agent Robert Bernhard Lutz hier S. — E. unehel. S. in Altwaldenburg. — 18. April e. unehel. S. hier. — 20. e. unehel. S- hier. — 23. d. Handarbeiter Albin PohlerS in Altwaldenburg S. — 26. d. Appreteur Carl Emil Tag in Altwaldenburg S. — 27. d. Fabrikarbeiter Rudolf Ernst Böttger in Lltwaldenburg T — 28. d. Eisenhändler Wilhelm Robert Otto hier T. — 1. Mai d. Expedient Otto Herrmann Winkler hier S. — — D. Bäckermeister Emil Richard Sonntag in Altwalden burg T. — 2. d. Expedient Franz Oskar Börnigen hier T. — 6. e. unehel. T. in Altwaldenburg. — 8. d. Schieser- deckermstr. Albert Veit in Altwaldenbucg T. — 15. d. Bäcker- mftr. Carl Heinz hier T. — 18. d. Steinsetzer Johann Mag nus Hager aus Meerane Zwillinge (S. u. T). — 20. d. Geschirrführer Emil Veil in Altwaldenburg T. — 22. d. Strumpswirker Hermann Otto Reinhardt in Echlaide T- — D. ltellv. Bahnwärter Robert Emil Weise in Altwalden burg T. — 26. d. Kaufmann Heinrich Carl Aug. Kannen berg hier S. Verehelicht: 28. Jan. Steinsetzer Johann Magnus Hager aus Meerane mit der Plätterin Helene Elisabeth Uhlig hier. — 3. Febr. Schlaffer Heinrich Max Referl hier mit der Fabrik arbeiterin Anna Meyer hier. — Handarbeiter Aug. Robert Lohse mit der Handarbeiterin Anna Bertha Weise in Alt waldenburg. — 10. Maier Christian Ernst Emil Fritzsche in Grimma mit der Schneiderin Ida Perner in Allwaldenburg. — 16. Fleischer Ernst Emil Röder hier mit der Wäscherin Theresia Brantl hier. — 3. März Eisenstoßer Johann Hartwig Emil Wil helm Jochmann in Penig mit der Cigarrenmacherin Hulda Alma Körner in Altwaldenburg. — 9.Siraßenbahnoberschasfner Conrad Friedrich Mensching in Zwickau mit Anna Milda Engel hier. — 21. Bäcker August Richard Flechsig in Dres- den-N. mit Klara Elise Richter hier. — 8 April Papier- sabrikarbeiler Ernst Albin Sittner hier mit der Näherin Emma Klara Münch hier. — 9. Fabrikarbeiter Heinrich Gustav Wienhold in Altstadtwaldenburg mit der Fabrik arbeiterin Emma Klara Neuhaus in Altwaldenburg. — Gärtner Peter Max Breuer hier m:t der Fabrikarbeiterin Anna Kästner hier. — 2. Mai Bäckermeiper Max Arno Müller hier mit Marie Hedwig Taubert hier. — 8. Klempner meister Friedrich Emil Krause hier mit Auguste Theresie Fritzsche in Altwaldenburg. — 12. Maurer Robert Hermann Kertzscher^in Niederwinkel mit der Fabrikarbeiterin Auguste Klara Poling hier. — 27. Papierfabrikarbeiter Franz Emil Weißbach in Penig mit der Spinnereiarbeiterin Klara Anna Wolf in Penig. — Kutscher Karl Robert Beitz hier mit der Wirthschafterin Johanna Henriette Christina Eckardt in Altstadtwaldenburg. — Eisenhobler Franz Louis Neubauer in Chemnitz mit der Köchin Ida Helene Rudolph hier. Gestorben: 1. Jan. d. Schlosser Franz Anton Uhlig in Eichlaide S., 2 M. 3 T. — 6. Webermeister August Friedrich Hermann Herziger hier, 74 I. — 8. d. Tuchschuhmacher Friedrich Wilhelm Harrandt hier Ehefrau, 71 I. 6 M. 6 T. — 10. e. unehel. T. hier, 7 M. 26 T. — 17. Johanne Wil helmine verw. Kramer geb. Schmidt hier, 69 I. 11 M. 12 T.