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mit einer gewissen Sicherheit gerechnet werden kann. Der letztere Fall liege vor, wenn die Zuwendung einer Gratification vorher, wenn auch mit dem Vorbehalt be friedigender Leistungen, in Aussicht gestellt, oder orts üblich oder in dem betreffenden Geschäfte allgemein ge bräuchlich sei. Weiter müsse die Gratification ihrer Höhe nach für den Empfänger von wesentlicher Bedeu tung sein. Als Maßstab hierfür könne im Allgemeinen etwa ein Drittel des 300fächen ortsüblichen Tagelohns der Arbeiter des Beschäftigungsortes angenommen werden. D-/—' Der Gemeindevorstand Friedrich Hermann Siegel in Callenberg ist als Standesbeamter für den zusam mengesetzten StanoesamtSbezkrk Callenberg mit Rittergut bestellt und verpflichtet worden. * — Rach dem amtlichen Bericht der Commission für daS Veterinärwesen über die in der Zeit vom 16. bis mit 31. Mai 1901 im Königreich Sachsen constatirten ansteckenden Thierkrankheiten sind im Ganzen Milzbrand 9 mal, TollwutHI mal, Maul-und Klauenseuche 4 mal, Schafräude 1 mal Vorgekvmmen. * — Ler Kohlentransport auf den sächsischen Staats bahnen betrug in der Woche vom 12. Mai bis 18. Mai 174,652 Tonnen Kohlen ö Tonne 1000 Kilogr., oder durchschnittlich pro Tag 24,950 Tonnen. Es ent fallen hiervon 53,133 Tonnen auf sächsische Stein kohlen (27,725 Tonnen Zwickauer, 18,915 Lugau-Ocls- nitzer und 6493 Dresdner Steinkohlen), 8626 Tonnen auf schles. Steinkohlen, 2798 Tonnen auf Rheinisch. Westf. Steinkohlen, 1119 Tonnen auf Steinkohlen an- deren Ursprunges (aus Böhmen w.), 66,674 Tonnen auf böhmische Braunkohlen, 27,756 Tonnen auf alten- burgische Braunkohlen, 5727 Tonnen auf Braunkohlen aus Sachsen und 8819 Tonnen auf Braunkohlen aus Preußen. In der darauffolgenden Woche vom 19. Mai bis 25. Mai gelangten 196,491 Tonnen a 1000 Kilogr. oder 28,070 durchschnittlich pro Tag zur Be förderung, und zwar 30,787 Tonnen Zwickauer, 22,165 Lugau-Oelsnitzer, 7355 Dresdner, 10,349 schlesische, 2737 Rheinisch-Westf. Steinkohlen, 812 Tonnen Stein kohlen anderen Ursprungs (aus Böhmen re.), 77,305 böhmische Braunkohlen, 32,375 altenburgische Braun kohlen, 5881 Tonnen Braunkohlen aus Sachsen und 6725 Tonnen Braunkohlen aus Preußen. * — In der Nacht zum Montag sind auf dem Com- municationswege von Bräunsdors nach Oberfrohna 6 Stück junge Straßenbäumchen von Frrvlerhand umge brochen worden. Welch beträchtliche Holzmengcn allmonatlich aus dem reichbewaldeten Böhmen nach Sachsen zur Einfuhr gelangen, dafür geben folgende in Gewichtseinheiten aus gedrückte Zahlen ein Beispiel: Im Laufe vorigen Monats wurden in Voitersreuth beim Nebenzollamte 1 folgende Erzeugnisse des Waldbaues verzollt bez. zollfrei abge- lassen: 115,182 Toppelcentner rohes, nur in der Querrichtung gesägtes, theils weiches, theils hartes Bau- und Nutzholz, 1128 Toppelcentner kieferne Eisenbahn schwellen und 5345 Toppelcentner fichtene und kieferne Bretter und gesägte Kanthölzer. Bezüglich der Schwellen sei bemerkt, daß sie vor ihrer Verwendung in der staat lichen Jmprägnirungsanstalt zu Falkenstiin i. V. be hufs besserer Haltbarkeit mit einem Conservirungsmittel getränkt werden. Wenn man nun berücksichtigt, daß sich oben angeführte Zahlen von Monat zu Monat fast regelmäßig in gleicher Höhe in Voitersreuth wiederholen und ferner erwägt, welche Mengen über andere süchsischö Zollämter, sei es mit der Eisenbahn, sei es mit Fuhrwerken oder schließlich auf dem Wasser wege auS Böhmen nach Sachsen gebracht werden, so kommt man mit Recht zu dem Schluffe, daß das Böhmev- land für Sachsens Industrie eine der bedeutendsten Holzquellen ist. — Vor einiger Zeit erlitt der Maurer P. in Thurm auf einem Zwickauer Neubau durch Einspringen von Liegelstaub in die Augen eine schwere Augenentzündung, die jetzt den grauen Star und die fast völlige Erblindung des Mannes zur Folge gehabt hat. - - Ler Kohlenversandt in Zwickau ist gegenwärtig schwach. Im vorigen Monat wurden 173,630 Tonnen versendet, 43,032 Tonnen weniger, als im Monat Mai 1900. — Robert Schumann, dessen Denkmal heute in Zwickau enthüllt wird, war am 8. Juni 1810 geboren. Sein Vater war ein ehrsamer Buchbindermeister, der sich eine Verlagsbuchhandlung anlegte, so daß er sich zu beträchtlicher Wohlhabenheit cmporarbeitete. Er gab u. a. das bekannte Schumann'sche Lexikon heraus. Robert Schumann besuchte das Gymnasium und später die Universitäten Leipzig und Heidelberg, um die Rechte zu studiren, ging aber bald ganz zur Musik über. Sem Lehrer im Studium der Musik war Meister Wieck in Leipzig. 1834 am 12. September vermählte er sich mit der Tochter seines Musiklehrers. Sein äußerliches Leben verlief ziemlich einförmig. Am 29. Juli 1856 verschied er in Düsseldorf in geistiger Umnachtung. Aus dem Sachse«lan-e. — Dem LandescuUurrath ist jetzt das vorläufige Ergebniß der Viehzählung im Königreich Sachsen am 3. December 190Ü von Statistischen Bureau des königl. Ninisteriums des Innern mitgetheilt worden. In der zwischen der ersten und der letzten der hier in Betracht kommenden Aufnahmen liegenden Zeit haben sich nur die Schafe allein, diese aber um nicht weniger als 132,315 Stück oder um 63,97 °/„ vermindert — um jährlich durchschnittlich 4726 Stück oder 2,28 »/,. Alle anderen zur Aufnahme herangezogenen Nutzthiere haben ich in der gleichen Zeit mehr oder weniger stark ver mehrt, und zwar die Pferde um 50,921 Stück --- 43,89 o/y (oder jährlich im Durchschnitt 1819 Stück — 1,57 '/»), die Rinder im Ganzen um 39,615 Stück — 6,11 "/» (oder jährlich im Durchschnitt 1415 -- 0,22 »/„), die Schweine im Ganzen um 275,456 Stück — 91,40 °/g (oder jährlich durchschnittlich 9838 Stück --- 3,26 °/„), sie Ziegen im Ganzen um 34,283 Stück — 32,50 v/, oder jährlich durchschnittlich 1224 Stück 1,16 °/o). Kanz besonders erfreulich ist dabei, daß die Zunahme gerade bei den für die Fleischproduction besonders in betracht kommenden Thieren, den Rindern und Schweinen, in den lehtverfloffenen Jahren eine weit stärkere ge wesen ist als früher. WaS die Bienenstöcke anlangt, so jat die Zahl der Bienenstöcke mit beweglichen Waben m den letzten 28 Jahren weit stärker zugenommen, als die Zahl der Bienenstöcke überhaupt; denn während letztere von 64,367 auf 75,736 stieg, stiegen die ersteren von 18,579 im Jahre 1873 auf 44,878 im Jahre 1900. — Zu der unter dem Protectorate des Königs Albert in der Zeit vom 1. Juni bis Ende September 1903 in Dresden stattfindenden Deutschen Städteausstellung, welche den Stand des deutschen Städtewesens zu Anfang des 24. Jahrhunderts, insbesondere die Entwickelung der größeren Gemeinden Deutschlands in den letzten Jahrzehnten und die Fortschritte auf den verschiedenen Gebieten der Gemeindeverwaltung in dieser Zeit veran schaulichen soll, haben nunmehr fast sämmtliche größeren deutschen Städte ihre Betheiligung zugesichert. Mit dieser Ausstellung soll auch eine Ausstellung seitens Gewerbetreibender verbunden werden, in welcher die Erzeugnisse deutscher Gewerbetreibender für den Bedarf größerer Gemeindeverwaltungen dargestellt werden sollen. Zugelassen zu dieser letzteren Ausstellung werden nur- neue oder mustergiltige Einrichtungen und Gegenstände, die zum Gebrauche in der Verwaltung größerer Ge meinden bestimmt sind. Nachdem die besonderen Be dingungen für die Ausstellung festgestcllt worden sind, läßt der Vorstand der Deutschen Städteausstellung, an dessen Spitze Oberbürgermeister Geh. Finanzrath Beutler in Dresden steht, an die deutschen Gewerbetreibenden, welche in eigenem Betriebe Gegenstände sür den Bedarf größerer Gemeinden Herstellen, die Einladung ergehen, die Ausstellung zu beschicken. — Gegen vier Wucherer wurde am Mittwoch in langer Sitzung vor dem Dresdener Landgericht verhandelt. Die Beschuldigten, die mit rücksichtsloser Härte ihre Opfer aussaugten, waren angeklagt, gewerbsmäßig und unter Ausbeutung der Nothlage ihrer Mitmenschen für Darlehnc mindestens 84 Procent Zinsen gefordert zu haben. Meistens waren die Opfer der Wucherer allein stehende Frauen, kleine Beamte oder Handwerker. In einzelnen Fällen erreichten die Zinsen die Höhe von 120 Procent. Alle vier Wucherer wurden von 9 Mona ten bis zu 1^/z Jahr Gefängniß und zu 300 bis 1500 Mk. Geldstrafe verurtheilt, auch wurden ihnen die bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre aberkannt. — Die städtischen Collegien in Dresden haben be- schloffen, den Reservefonds der Or. Güntzschen Stiftung aufzulöse» und die in ihm niedergelegten 145,099 Mk. stiftungsgemäß in folgender Weise zu vertheilen: 15,000 Mk. dem Bürgerhospitalej 30,099 Mk. der Or. Güntzschen Asylstiftung und 100,000 Mk. dem Verschönerungsfonds der Stiftung zu überweisen. Diese 100,000 Mk. sind ausdrücklich dazu bestimmt, zur Verwirklichung des Planes zu dienen, dem Stifter vr. Justus Friedrich Güntz auf dem alten Eliassriedhofe ein würdiges Grabdenkmal zu errichten. — Das Stammvermögen der Stadt Leipzig wies zu Beginn des vergangenen Jahres Activen in einer Gesammthöhe von 103,989,911.71 Mk. auf: Die gegen- überstehenden Passiven bezifferten sich auf 73,232,124.36 Mk., sodaß ein Nettovermögen von 30,757,787.35 Mk. verbleibt. Das letztere hatte gegen den gleichen Zeit punkt des Vorjahres eine Zunahme von 571,288.19 Mk. erfahren. —- Ein äußerst raffinirter Diebstahl ist in einem Hause der Bahnhofsstraße in Wüsteabraud ausgrführt Worden. Daselbst sind nachts Diebt ick die Parterre wohnung von A. Schramm cingedrunzen und haben aus einer Kommode «inen Geldbetrag von ca. 260 bis. 280 Mk. entwendet. Darauf haben die Diebe auch der im ersten Stock gelegenen Wohnung des Privat mannes Junghähnel einen Besuch abgestattet. Hier haben sie eine Kassette gestohlen, die außer anderen Wertpapieren 11 Stück Einhundertmarscheine der Bautzener Bank, zwei Bankversicherungspolicen und zwei Sparkassenbücher, die auf einen Betrag von 1662 Mk. 50 Pf. lauteten, enthielt. Von den Dieben hat ickan noch keine Spur. Bon einem herben Schicksalsschlage wurden die in Mülsen St. Niclas wohnenden Günther'schen Ehekrute betroffen. Ihr erst zu Ostern aus der Schule entlassener einziger Sohn stand im nahen Ortmannsdorf in Diensten. Am Sonntag wurde derselbe von einem Pferd ge schlagen, an dessen Folgen der lebenslustige Jüngling am 5. d. Abend verstorben ist. Allgemeines Mitleid wendet sich den achtbaren Eltern zu, die so jäh ihrer einzigen Stütze im Alter beraubt sind. — In LeitelShai« versuchten am Donnerstag zwei Unbekannte, minderwerthige Uhren für einen hohen Preis an den Mann zu bringen. In einem Falle ist eS den Betrügern gelungen, eine Uhr zum Preise von 10 Mk. zu verkaufen. Die Uhr hat nur einen Werth von höchstens 3 Mk. — Gegen den Verleger und Redacteur der „Nach richten für Auerbach" hat Herr Bürgermeister Kretzschmar in Auerbach Anklage wegen Beleidigung erhoben. Tie Beleidigung soll in einem Eingesandt, welche- in Sachen des Gutachtens des Herrn vr. Flinzer abgedruckt wurde, enthalten semi — Ter Gemeinderath in Oberreichenbach hat be schlossen, von Errichtung eines Elektricitätswerkes der hohen Kosten wegen abzusehen. Dagegen soll die Gas beleuchtung eingeführt werden, weshalb man mit dem Reichenbacher Gasverein in Verbindung getreten ist. — In Stützengrün sind am Freitag Abend die Häuser der Besitzer Bretschneider, Müller und Möckel durch Feuer zerstört worden. Es liegt Brandstiftung vor. — Der 43 Jahre alte Stuhlbauer Friedrich Ernst Thate in Hilmsdorf bei Geringswalde wurde vom Schwurgericht Chemnitz wegen betrügerischen Bankrotts zu 2 Jahren 3 Monaten Gefängniß verurtheilt. Seine Ehefrau wurde von der Beihilfe hierzu freigesprochen. — Gegen den seit zwei Jahren in Untersuchungshaft sitzenden Tirector des im Jahre 1899 verkrachten Spar- und Vorschuß-Vereins in Kahla, Zecke, wird am 14. Juni vor dem Landgericht in Allenburg verhandelt wer den. Tie Anklage lautet auf Bankerott, Untreue, Unter schlagung, Betrug und Urkundenmißbrauch. Der Krach hat seiner Zeit zahlreiche Existenzen schwer geschädigt. — Am Mittwoch ereignete sich in Langenwolschen dorf bei Greiz ein seltsamer Vorfall. Als anläßlich eines Begräbnisses beide Glocken in Bewegung gesetzt wurden, löste sich der Klöppel der kleineren Glocke, schlug auf das Kirchendach auf, beschädigte dieses und rollte schließlich zum größten Entsetzen der Zuschauer in das offene Grab. Der Leichenzug war noch unter wegs. Hätte sich der Schlägel etwas später gelöst, so wäre ein großes Unglück die Folge gewesen. ' Vermischtes. Allerlei. Die Exkaiserin Eugenie von Frankreich will im Laufe dieses Sommers von England aus die Ostsee besuchen und wird bei dieser Fahrt auf ihrer Nacht von der Prinzessin Beatrice von England, verwittweten Prinzessin Heinrich von Battenberg, und deren Kindern begleitet sein. — Hauptmann Christiani von der deutsch-amerikanischen Schntztruppe ist das Opfer eine- Unglücksfalles geworden. Er ist während der Reise auf hoher See über Bord gestürzt und ertrunken. — Der Erfinder der Carpenterbremse, der Ingenieur Carpenter, ist in Bad Nauheim, wo er von einem schweren Herzleiden Genesung zu finden hoffte, im 49. Lebensjahre gestorben. Seine Luftdruckbremse ist auf den meisten Bahnen eingeführt. — In Berlin starb der Geheime Commerzirnrath Veit, der älteste Chef des bekannten Bankhauses Robert Warschau <k Co. Er gehörte außerdem dem Aufsichtsrath verschiedener hervorragender Gesellschaften an. — Tas bekannte Berliner Waarenhaus von Ä. Werthheim muß nach dem neuen preußischen Waarenhaussteuergesetz etwa eine halbe Million Waarenhaussteuer zahlen. Das entspricht einem geschäftlichen Waarenumsatz Von 25 Millionen Mark pro Jahr. — Der in Gumbinnen ermordete Rittmeister von Krosigk, der bei seinen Dragonern be., kanntlich außerordentlich unbeliebt gewesen ist, ist, wie das „Berl. Tagebl." erfährt, zu zwei Jahren Festung verurtheilt gewesen, weil er im Jähzorn seinen Burschen erschlagen hatte. Ter betreffende Bursche war der ein zige Sohn schlichter Bauersleute, die über den Verlust untröstlich waren. Nachdem Herr von Krosigk neun Monate seiner Strafe verbüßt hatte, wurde ihm der Rest in Gnaden erlassen, aber unter Zurücksetzung im Avance ment. — Bei der diesjährigen Frohnleichnams-Prozession in den festlich geschmückten Straßen von München schritt auch der 80jährigc Prinz-Regent Luitpold wieder hinter dem unter wcißscidenem Baldachin vom Erz bischof von München-Freising getragenen Allerheiligsten einher, das rothe Ordensband an der Brust, den Feder hut in der Hand, die Juni-Sonne auf dem unbedeckten Haupte nicht scheuend. Die Prinzen und rin zahlreicher Hofstaat umgaben den Regenten. In den Kirchen, an denen man vorbejkam, läuteten die Blöcken, und vor jedem der vier unt<kr freiem Himmel errichteten Ältäre hörte man ein Evangelium und empfing den Segen. Militär bildete in den Straßen Spalier. — Eine große Panik gab cs bei der Frohnleichnams-Prozession in Barcelona in Spanien. Von einem Balkon fiel ein brennendes Stück Papier herab, während die Menge glaubte, «8 werde eine Bombe geworfen. Im Gedränge