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die Stiftung einer Denkmünze für die an den kriegerischen Ereignissen in Ostasien betheiligt gewese nen deutschen Streitkräfte veröffentlicht. Tie in Bronze und in Stahl hergestellten Denkmünzen zeigen auf der Vorderseite einen Adler, der einen Drachen unter seinen Fängen hält, auf der Rückseite den kaiserlichen Namens zug, darüber die Kaiserkone und bei der Denkmünze aus Bronze die Inschrift: „Den siegreichen Streitern 1900 China 1901" bei der aus Stahl: „Verdienst um die Expedition nach China." Nach Maßgabe der Inschrift gelangen die beiden Münzen auch zur Ver- theilung. Die Denkmünze, die auch den Angehörigen der außerdeutschen Contingente, die mit den deutschen Truppen verbündet waren, verliehen werden kann, ist auf der linken Brust an einem orangefarbenen, 36 inw breiten, weiß geränderten, mit rothen und schwarzen Streifen durchzogenen Bande zu tragen und rangirt an der Ordensschnalle unmittelbar hinter der Kriegsdenk münze 1864. Nach dem Ableben eines Inhabers der Denkmünze verbleibt dieselbe seinen Hinterbliebenen An gehörigen. Gegenüber dem Gerücht, daß neue deutsche Trup pensendungen nach China bevorständen, stellen die „Berl. N. N." fest, daß es sich lediglich um den Er satz nach Deutschland zurückkehrender Mannschaften han delt. Uebrigens haben sich bei der ersten Aufforderung zur Meldung allein aus dem Beurlaubten-Stande 3000 Mann gestellt, woraus zu schließen ist, daß die China müdigkeit im Volke keineswegs so groß sein kann, wie vielfach angenommen wurde. Zur Abstellung der Wohn ungsnoth hat der Berliner Magistrat den ersten Schritt gethan, indem er beschloß, eine aus sieben Mitgliedern des Collegiums bestehende Commission einzusetzen, die sich mit den Baugenossen schaften der Stadt in Verbindung setzen soll, um deren Vorschläge für die Errichtung gesunderund billiger Woh nungen zu prüfen. In der Versammlung herrschte die Anschauung vor, daß zur Lösung der Wohnungsfrage «ine städtische Anleihe von 10 Millionen Mk. ausge nommen werden möge, um aus diesem Gelde gemein nützige Baugesellschaften zu unterstützen. Der Nachweis über die Reichseinnahmen pro 1900 ergiebt, daß die Einnahmen aus Zöllen und Verbrauchssteuern 806,6 Millionen Mk. gegen die Anschlagssumme von 789,7 ergaben, diese also um 17 Millionen überschritten haben. Die Zölle selbst haben aber an diesem Plus keinen Antheil, sie bleiben bei einer Höhe von 464,8 Mk. um 8*/, Millionen hinter dem Voranschläge zurück. Das finanzielle Verhaltniß der Einzelftaaten zum Reich hat sich gegen das Vorjahr, sogar noch verschlechtert, da die Einnahmen aus der Branntweinverbrauchsabgabe um 1^8 Millionen geringer geworden sind. Im Vergleich zum Etat beträgt die ungünstigere Gestaltung des Verhältnisses der Einzel staaten zum Reich 7*/, Millionen Mark. Tie Bundes staaten haben für das Jahr 1900 nicht nur den in dem Reichshaushaltsetat vorgesehenen Mehrbetrag der Matri kularumlagen über die Ueberweisungen mit rund 12,7 00,000 Mk., sondern auch noch darüber hinaus einen Zuschuß zu den Kosten des Reiches aus eigenen Mitteln zu leisten. Es ist dies das erste Mal seit dem Jahre 1893, daß sich das finanzielle Verhältniß der Bundes staaten zu dem Reich für die ersteren so ungünstig ge staltet hat. Gouverneur von Wißmann hat sich in einer längeren Auslassung sehr zuversichtlich über die schwarze Be völkerung unser Kolonien in Afrika ausgesprochen. Er giebt zu, daß der Neger träge sei, aber wenn er erst an geordnete Verhältnisse «ine Reihe von Jahren gewöhnt sei, werde er sich auch ändern. Ganz grund los sei die Befürchtung, die Neger würden bei verän dertem Kulturleben aussterben. Fraglos sei der Neger körperlich kräftiger, muthiger, als die Hunderte von Millionen zählenden Indier und Chinesen. Indien wäre von den paar Engländern nicht erobert, wenn es fast 300 Millionen Neger statt Indier beherbergt hätte. Dem Stadtverordnetenvorsteher in Guben ist ein Schreiben des Regierungspräsidenten in Frankfurt a. O. zugegangen, worin ihm auf Grund des Gesetzes über die allgemeine Landesverwaltung bei einer Strafan drohung von 150 Mk. untersagt wird, die in der letzten Stadtverordnetensitzung angenommene Petition gegen eine Erhöhung der Getreidezölle an Reichstag und Bundesrath abzusenden. In ganz unparteiischer Weise bemerkt dazu die „Tägl. Rundsch.": Es handelt sich hier um eine neuerdings mehrfach erörterte Streitfrage. Die Staatsbehörden sind geneigt, derartige Beschlüsse von Gemeindevertretungen als eine Rechtsüberschreitung anzusehen, insofern nämlich die Gemeinden gesetzlich nicht befugt sind, die Fragen der staatlichen Gesetzgebung zu verhandeln. Es kommt aber doch auf die Form an, in der über solche Fragen verhandelt wird. Natürlich können diese Tinge in einer Form beraihen werden, die das Einschreiten der Staatsbehörden vollkommen rechtfertigt. Ob das in dem vorliegenden Fall zutrifft, läßt das genannte Blatt dahingestellt. Handelt es sich nur um eine Petition der Gemeinde, und enthält ihre Begründung keine Ungeschicklichkeiten, so ist das Schreiben des Regierungspräsidenten nicht für gerechtfertigt zu halten; denn das Petitionsrecht ist allen Preußen ge währleistet, auch den Behörden und Corporationen. Oesterreich-Ungarn. Der österreichische Reichsrath will am heutigen Sonnabend das ihm vorliegende Berathungsmaterial verabschieden und die Ferien antreten; er hat daher die Berathung der Vorlage über die Fahrkartensteuer bis zur Herbstsession vertagt. Frankreich. Der Minister des Auswärtigen Delcasse soll einem Londoner Blatte zufolge entschlossen sein, den franzö sischen Botschafter in Berlin, Marquis de Noailles, von dort abzuberufen und ihn durch Leon Bourgeois zu ersetzen. Der Beweggrund für diesen etwas uner warteten Schritt stehe mit dem Zwischenfall von Metz zusammen, der viel Mißfallen in Frankreich hervor gerufen habe. Wahrscheinlich haben wir es bei dieser Mittheilung wieder mit einer der bekannten englischen Liebenswürdigkeiten zu thun. Der Herr von Noailles hatte auf die Metzer Vorgänge gar keinen Einfluß. Die Londoner Blätter befürchten also wohl nur eine allzugroße Intimität zwischen Frankreich und Deutsch land und wollen daher vorbeugen. England. Das englische Unterhaus ist unverwüstlich in der Be willigung von Kriegscrediten, soeben genehmigte es eine Forderung von mehr als 300,000,000 Mk. zur Beschaffung von Transportschiffen und Pferdematerial für den Transvaalkrieg. Trotzdem aber durch den Krieg so gewaltige Summen ins Rollen gesetzt werden, er halten die Freiwilligen in Südafrika doch ihren Sold nicht ausgezahlt. Diese Thatsache ist jedoch nicht auf Knauserigkeit oder Geldverlegenheit zurückzusühren; viel mehr hält die Heeresleitung den Freiwilligen ihren Sold vor, um diese zu verhindern, in Massen zu desertiren. Nur der Umstand, daß sie noch Geld zu bekommen haben, hält die Leute auf dem Kriegsschauplätze, auf dem ihnen Lorbeeren nicht mehr in Aussicht stehen, zurück. Daß solche nur durch Zwangsmittel zurück gehaltenen Soldaten den Buren nicht mehr sehr gefähr lich werden können, liegt auf der Hand. Der Gouverneur des Kaplandes Milner, der den südafrikanischen Krieg nächst Chamberlain und Rhodes am meisten auf dem Gewissen hat, wird in England in wahrhaft krankhafter Weise gefeiert. Nachdem er zum Lord ernannt worden, hat ihn die Stadt London auch noch zu ihrem Ehrenbürger kreirt. Nur wenige Blätter haben den Muth zu erklären, daß Milner diese Aus zeichnungen schlechterdings nicht verdient hat. Da er überdies deutscher Abkunft und also nur naturalisirter Engländer ist, so bestreiten ihm einige Blätter das Recht zur Peerschaft, die ihm verliehen wurde. Die Commission zur Prüfung der Entschädigungs forderungen der aus Südafrika ausgewiesenen Per sonen zieht ihre Berathungen in geradezu sträflicher Weise in die Länge. Von den Hunderten angemeldeter Entschädigungsforderungen ist bisher noch nicht eine einzige erledigt worden. Asten. Graf Waldersee telegraphirte seiner Gemahlin von Schanghai aus: Auf Wiedersehen Ende Juli! Der Feldmarschall wird die Rückreise, entgegen allen bis- herigen Angaben, wahrscheinlich auf demselben Wege zurücklegen, auf dem die Fahrt »ach China stattgefunden hat. Infolge der Rückkehr eines großen Theils der deut schen Truppen aus China wird auch die Feldpost expedition bald aufgehoben werden. Ein Theil des Personals wird voraussichtlich zur Verstärkung der Be- amtcnkräfte bei den Ortspostanstalten in China Ver wendung finden. Afrika. Lord Kitchener fährt fort, sich in der Tugend der Schweigsamkeit zu üben. Obwohl auch in den letzten Tagen einwandsfreien Berichten zufolge an mehreren Orten des Kriegsschauplatzes mehr oder minder bedeu tende Gefechte stattgesunden haben, beobachtet Lord Kit chener über diese Ereignisse doch die tiefste Verschwiegen heit. Die Kämpfe werden also wohl nicht nach Wunsch ausgefallen sein. Die tägliche Verlustliste meldet vom 6. Juni 29 Todte und 18 Verwundete. Lord Kitchener schätzt die Zahl der noch im Felde stehenden Buren auf mindestens 24,000 und berichtet jetzt selbst, daß der neueste Bureneinfall in die Kap- colonie von Dewet persönlich geleitet wird. Lie Berliner Zeitung „Der Morgen" schreibt: „Schon lange sind Klagen laut geworden über Mißhandlung allein stehender Burenfrauen und Kinder. Aber man hatte damals von Uebertreibung gesprochen, ober schlimmsten Falls von vereinzelten Fällen, wenn durch den langen Feldzug verrohte Söldner ohne Offiziere auf eine einsame Farm stießen. Daß das englische Oberkommando absichtlich, planmäßig nicht nur durch Verbannung, Gefangenhaltung und schlechte Ernährung der Frauen auf die unter den Waffen stehenden Männer zu wirken gesucht, sondern sogar diese Frauen und Mädchen, die sich in seiner Gewalt befanden, zu Hun derten und zu Tausenden vorbedachter Weise den Lüsten der verseuchten Soldateska, ja sogar der Willkür der bestialischen Kaffern überantwortet, das übersteigt denn doch alle Grenzen der Glaublichkeit. Und dennoch ist es wahr. In den Frauenlagern bei Prätoria, Kapstadt rc. stehen die unglücklichen, in Lumpen gekleideten, halb verhungerten Wesen unter der Aufsicht von Unteroffi zieren und Gemeinen und schwarzen Polizisten. Wie es bei diesem Zwangsverkehr zugeht, kann man sich denken. Und wer von den Unglücklichen der Gier der Kaffern entgehen sollte, wird durch die elementare Ge walt des Hungers der Schande in die Arme getrieben." So schreibt ein englischer Offizier aus Prätoria: „Einigt gingen in Kafferhütten, um bei ihren früheren Dienstboten zu betteln. Andere kamen zu den Lagern und flehten um Nahrung. Wenn Frauen von den Wohlchätigkeiten eines Lagers leben müssen, so ist eS überflüssig, zu beschreiben, in welche Abgründe von Schande die Noth sie treibt. Andere von besseren Ver hältnissen, Frauen von reichen Farmern, hatten Geld und verließen Prätoria in der Gewißheit, ohne ernst liche Entbehrung leben zu können, bis ihre Männer oder Väter zurückkämen, allein sie hatten nicht mit dem englischen Militärgouverneur von Prätoria gerechnet. Es war Befehl ergangen, ihnen das Verlassen ihrer Farmen ohne Pässe zu verbieten, und Pässe nach Prätoria waren untersagt. Es herrscht augenscheinlich die Ab sicht, die Männer zur Uebergabc zu zwingen dadurch, daß man die Frauen verhungern läßt! Und was nun diese armen Geschöpfe betrifft, die allein in der ver wüsteten Oede des Feldes in den Ruinen ihrer Farmen Unterkunft suchen müssen, den wilden Stämmen der Nachbarschaft schutzlos preisgcgeben, so ist es vielleicht am Besten, den Mantel des Schweigens über die herz zerreißenden Tragödien der Einsamkeit zu breiten." Wie soll das enden? Wir lassen wieder den eben citirten Engländer zu Worte kommen: „Ich gehöre nicht zu Denen, die glauben, daß der Krieg kein anderes Unheil anrichtet, als Wunden und Tod, aber ich bin fest überzeugt, daß diese grausame Zerstörung des Eigen- thums, daß die absichtliche Preisgebung von armen weib lichen Geschöpfen an Schrecken, schlimmer als die des Schlachtfeldes, früher oder später GotteS Rache auf die Frevler herabrufen muß. Ein auf solche Thatcn ge gründetes Reich kann nicht bestehen. Und wir haben allen Grund, davor zu zittern, daß bald eine unter den Nationen auserwählt wird, um als Werkzeug GotteS die Heimstätten Englands zu verwüsten, unsere Paläste niederzureißen, unsere Häuser niederzubrennen, und daß inmitten der Ruinen unserer Städte unsere Frauen und Töchter der Schande und dem Elend preisgegeben wer den. Denn „die Rache ist mein!" spricht Gott der Herr!" Das ist kräftig, aber bei seinen Landsleuten predigt auch dieser wackere Brite tauben Ohren. Aus dem Muldenthale. * Waldenburg, 8. Juni. In auswärtigen Blättern wird die Nachricht verbreitet, daß die hiesige Strumpf wirkerinnung am 10. d. ihr 175jähriges Bestehen feiern könne. Diese Nachricht ist nicht ganz zutreffend, denn das Bestehen dieser Innung hat schon längst aufgehört. Ob der 10. Juni der Gründimgstag ist, entzieht sich unserer Kenntniß, da sämmtliche Jnnungsacten nebst Jnnungslade verloren gegangen sind. Im Jahre 1826, also bei der 100jährigen Jubelfeier, war dev 24. Mai als Festtag angenömmen worden. Damals war Ober- meister Earl Gottlob Haberkorn, Vormeistcr Christian Heinrich Dost, Jnnungsschreiber Carl Wilhelm Richter. (Siehe Schönb. Geschichtsblätter II, S. 158 f.) Die Abschrift der Einladung zu dieser Feier befindet sich noch im Handwerksbuch der Strumpfwirkerinnung zü Penig. * — In einem hiesigen sonnig gelegenen Garten wurden gestern die ersten reifen Erdbeeren geerntet. * — Beim hiesigen Stadtrath ist eingegangen: Reichs- Gesetzblatt Nr. 22, enthaltend: Verordnung wegen Ab änderung und Ergänzung der Verordnung Vom 9. August 1996, betreffend die Rechtsverhältnisse der Landesbeamten in den Schutzgebieten. Bekanntmachung, betreffend Aen- derungen der Anlage 8 zur Eisenbahn-Verkehrsordnung. * — Mancher hat sich wohl schon gefragt, weshälb in diesem Jahre trotz des schönen Wetters der vorauS- gesagte große Maikäferflug nicht stattfand. Die Ant wort darauf ist sthr einfach: die Maikäfer sind bei dem zuerst schneelosen Winter und strengen Frost, der meter- tief in die Erde eindrang, sämmtlich erfroren. Alte Landwirihe behaupten, das eine so große Maikäferplage, wie sie in den letzten Jahren stattfand, für längere Zeit ausgeschlossen ist. l ieber die Versicherungspflicht von Lehrlingen, die nur Weihnachtsgratifikationen erhalten, hat in einem Beschlusse vom 20. December 1900 das Reichsver- sicherungsamt folgende Grundsätze aufgestellt: Weihnachts gratifikationen, die ohne Vertragszwang in gewisser Höhe neben dem 'vereinbarten Lohne ortsüblich gegeben werden, gehören zum Lohne. Werde dagegen nur eint Weih nachtsgratifikation, im klebrigen aber Lohn oder freier Unterhalt nicht gewährt, so sei diese gleichwohl als „Lohn" zu erachtest, wenn der Beschäftigte diese Zuwendung nach den Umständen des PalleS als Entgelt für seine Thätig« keit ansehen könne/ Hierfür sei neben der Höhe der Gratifikation auch wesentlich, ob auf ihre Gewährung