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ist es vorüber, und die Anzeichen mehren sich, daß "ch der Rückgang mit schnellen Schritten vollziebrnwird. -Zier: oer kleineren Betriebe des rhemhcy-weftsätsschrr: Industriegebiets stehen heute schon vor der Alternative, Anschluß an große Institute zu suchen oder einzugehen. Selbst in Kohlen und Coks, diesen beiden so außer ordentlich bevorzugt gewesenen Geschäftszweigen, macht sich ein Rückschlag bemerkbar, der dem kleinen Consumenten natürlich hoch erfreulich, den großen Kohlengruben besitzern aber eben so unangenehm ist. Die ungewöhn lich schlechten Trntraussichten, di: ein- erheblich: Preis steigerung der Lebensmittel zur Gewißheit machen, wirken gleichfalls lähmend auf die Entwickelung der Industrie, deren Producte schlechten Absatz finden, wenn die Leute erhöhte Ausgaben für den unmittelbaren Lebensunter halt haben. Endlich ist auch die politische Constellation keine solche, daß die Industrie Nutzen aus ihr ziehen könnte, vielmehr ist das Gegentheil der Fall. DaS wirkt Alles zusammen, um die Hoffnungen der Industriellen herabzustimmen. Dem Reichsschatzamt ist aus Handelskreisen ein Ge such um Einführung von Zehnmark-Kassenscheinen zugegangen, da sich das Fehlen dieser Zwischenstufe bei dem Mangel an Kronen fortdauernd fühlbar mache und die Fünfmarkscheine verhältnißmäßig selten seien. Doch sollten dafür entsprechend viele 20-Markscheine einge zogen werden, da eine Vermehrung des Papiergeldes zu vermeiden sei. Gegen eine Erhöhung der Biersteuer spricht sich die klerikale „Köln. VolkSztg." aus, aber für eine Reform des Brausteuergesetzes ohne Steuererhöhung, jedoch mit dem Surrogatvcrbot. Sie erwähnt dabei, daß im Jahre 1898 über 15 Millionen Kilogramm Surrogate verwendet worden seien, und daß diese Verwendung seit dem Jahre 1879 eine ganz enorme Steigerung er fahren habe. Die kriegerische Unternehmung in China, so schreibt die „Post", hat nur einen kleinen Theil unsrer Armee in Anspruch genommen. Gewiß hat derselbe Kriegs- erfahrungen von unverkennbarem Werthe gesammelt, von denen die Erweiterung des Gesichtskreises, daS Ein leben in fremde Verhältnisse, das sofortige Erfassen über raschender Lagen und das Ergreifen zweckdienlicher Maß- nahmen am höchsten zu bewerthen sein werden. Aber alle diese Errungenschaften haben nichts mit dem Kern- punkt aller kriegerischen Thätigkeit, dem Ringen mit einem gleichwerthigen Gegner in der Schlacht, zu thun. Wenn überhaupt, so können hier die unblutigen und widerstandslosen Gefechte des chinesischen Feldzuges nur falsche und nachtheilige Vorstellungen Hervorrufen. Die heimkehrenden Truppen werden sich zwar über die ganze Armee vertheilen. Wir dürfen aber froh sein, daß ihre Zahl zu gering ist, als daß falsche Anschauungen über das wahre Wesen des Krieges das ganze Gefüge der Armee durchdringen und von der bisherigen allein richti gen Bahn ablenken könnten. Die Regierung des Großherzogthums Baden befür wortet, wie nach der „Franks. Ztg." in unterrichteten Kreisen verlautet, eine Getreidezollerhöhung um 50 Pennige! Oesterreich-Ungar«. Ueber die Heeresverhältnisse in Oesterreich- Ungarn verbreitete sich der Kriegsminister von Krieg hammer in einer in der Budgetcommission des Reichs raths gehaltenen Rede. Ter Minister fand die Zu stimmung der Commission, als er erklärte, daß auch in der habsburgischen Monarchie demnächst eine Militär gerichtsordnung zur Einführung gelangen werde, die den modernen Grundsätzen der Oeffentlichkeit und Münd lichkeit des Verfahrens entspreche. Die Klagen über Soldatenmißhandlungen in der Armee seien leider nicht unbegründet; die Mißhandlungen würden jedoch nur in Ausnahmefällen von den höheren Vorgesetzten verübt, die Mehrzahl derselben fiele dem Unteroffizierstande zur Last. Es sei auch nicht in Abrede zu stellen, daß die Zahl der in der Armee vorkommenden Selbstmorde eine betrübend hohe sei. Er könne jedoch die Versicherung geben, daß die Militärverwaltung unentwegt bemüht sein werde, alle der Armee etwa noch anhaftenden Schäden zu beseitigen. Frankreich. Unter den Socialisten Frankreichs besteht seit dem Tage, an dem der Genosse Millerand das Portefeuille des Handelsministeriums übernahm, ein tiefgehender Streit, der endlich einmal ausgetragen werden mußte. Auf einem Socialistencongreß in Lyon wurde der Fall Millerand zur Erörterung gestellt. Die Mehrheit der Genossen blieb zwar ihrem alten Führer Jaurds getreu, der in der Ministerschaft Millerands keine mit dem socialistischen Programm im Widerspruch stehende Thatsache erblicken kann; die Gegner benahmen sich zwar tactvoll und schonten besonders den armen Handels minister, schlugen jedoch die Hand der gemäßigten Ge nossen, die diese ihnen reichen wollten, aus. Es ist daher wahrscheinlich, daß die socialdemokratische Partei Frank reichs schon in nächster Zeit eine unheilbare Spaltung erfahren wird. Afi-». Für den Heimtransport der Chinakämpfer charterte das Kriegsministerium den nm erbauten Dampfer „Sil via" der Hamburg-Amerika-Linie. Dj. Heimress: der sehnlichft erwarten Chinakricz:'. also ^'..'n.lich schnell von Statten gehen, da bereits jetzt eine stattliche Zahl Transportdampfer für deren Rückbeförderung zur Verfügung stehen. Dem Grafen Waldersee zu seinem Abgang eine gute Censur zu ertheilen, beeilen sich jetzt alle Mächte, auch die, welche ihm während seiner Thätigkeit in China das Leben nach Kräften verbittert haben. So hat die Regierung der Vereinigten Staaten der deutschen ReichS- r:gi:ru::g ihr: Anerkennung übrr dir außerordentlich geschickte und taktvolle Art aussprechen lassen, mit der sich der Generalfeldmarschall seiner so überaus schwie rigen Aufgabe erledigte. In ähnlicher Weise sprachen sich auch die andern Cabinette den deutschen Vertretern gegenüber aus. Graf Waldersee hat diese Anerkennung in vollem Maße verdient. Er hätte ihrer schon längst theilhaftig werden können, hätten ihm nicht einige gute Freunde so hänfig einen Strich durch seine Pläne ge macht. Die Entschädigungsfrage geht ihrer Lösung mit schnellen Schritten entgegen; vielleicht werden die Diplo maten noch in dieser Woche mit ihrer Arbeit vollständig fertig. Afrika. Wie schwer es ist, sich aus den fast ausschließlich über London eingehenden Kriegsberichten, die in ein seitigster Weise geschminkt sind, ein einigermaßen wahr heitsgetreues Bild von der wirklichen Lage in Südafrika zu machen, das beweist wieder einmal schlagend der Umstand, daß die Buren in unmittelbarer Nähe Prätorias gerade vor 4 Wochen einen bedeutenden Sieg über die Engländer errungen haben, von dem diese trotz ihrer zahlreichen Telegraphenverbindungen und ihrer vielen täglichen Depeschen auch nicht ein Sterbens wörtchen verrathen haben. Die Engländer verloren in dieser bei dem Orte Kalkheuvel ausgefochtenen Schlacht zahlreiche Todte, Verwundete und 600 Gefangene. 6 Geschütze fielen in die Hände der Buren. Also un mittelbar vor den Augen Lord Kitcheners eine so gründ liche Niederlage, und der Generalissimus geht darüber mit lautlosem Schweigen hinweg. Das nachträgliche Bekanntwerden des Vorganges hat selbst in London viel böseS Blut erzeugt. Die Börsen, welche mit großer Bestimmtheit auf das baldige Ende des Krieges rech neten, waren wie niedergedonnert und ein gewaltiger Courssturz war die Antwort auf diese so unter der Hand bekannt gewordene Hiobspost. Eine Uebersicht über die militärische Lage in der Kapcolonie, datirt vom 27. Mai, wird in den Londoner „Times" veröffentlicht. Danach ist die Lage in der Kapcolonie noch weniger günstig als in Trans vaal. Ob sich Tewet in der Colonie befinde, sei nicht gewiß. Nach mehr oder minder erfolgreichen Versuchen, die Buren einzukreisen, resp. aufzulösen, ständen die britischen Detachements im Grenzgebiete Graaf Reinet dem mit etwa 800 Mann zurückgekehrten Kruitzinger gegenüber. Bei Maraisburg hatten die Buren Erfolge, indem sie 40 Mann berittener englischer Schützen ge fangen nahmen. Kruitzinger hat die Absicht, einen Hand streich gegen eine der Städte in dem Midland auszu führen, weshalb für die nächsten Tage heftige und ent- scheidende Kämpfe zu erwarten seien. Im Osten Trans vaals sind die Buren dem von den Engländern orga- nisirten Kesseltreiben entschlüpft. Aus Portastadt wird gemeldet, daß die Buren neuerdings eine große Thätig keit in diesem District entfalten. Englischerseits hat man sich bisher vergeblich bemüht, dem Vordringen der Buren Einhalt zu gebieten. Aus vem Muldenthale. "Waldenburg, 30. Mai. In der Nacht vom 26. zum 27. d. sind wiederum auf der fiscalischen Straße zwischen Waldenburg und Callenberg in Altstadtwalden burger Flur zwei Ebereschen abgebrochen und eine Linde angeschnitteu und abgebrochen worden. Für die Er mittelung des Thäters hat die kgl. Amtshauptmann schaft Glauchau eine Belohnung von 50 Mk. ausgesetzt. *— Zur Erleichterung des Besuches der vom 13. bis 18. Juni d. I. in Halle a. S. stattfindenden Wander ausstellung der deutschen Landwirthschafts-Gesellschaft er halten die in der Zeit vom 11. bis 18. Juni d. I. gelösten einfachen Personenzug- und Schnellzugfahrkartrn erster, zweiter und dritter Klasse nach Halle über sächsische Strecken Giltigkeit zur freien Rückfahrt nach der Ab gangsstation bis zum 21. Juni einschließlich unter der Voraussetzung, daß der Besuch der Ausstellung durch Abstempelung der Fahrkarte bescheinizt ist. Wird mangels durchgehender Fahrkarten nach Halle a. S. die Lösung mehrerer Fahrkarten erforderlich, so erhalten die ein fachen, für die anschließenden vorliegenden Strecken giltigen Personenzugs- oder Schnellzugsfahrkarten, wenn sie abgestempelt sind, dieselbe Giltigkeit, wie die Fahr karten nach Halle a. S. Die Reisenden haben auf der Hinfahrt den Zug- oder Bahnsteigschaffnern von dem beabsichtigten Besuch der Ausstellung Mittheilung zu machen und darauf bedacht zu sein, daß ihnen der Fahrt ausweis nicht abgenommen wird. A * — Wie im Vorjahre, so werden auch in di^em Commer im Bereiche der sächsischen sogenannte Ferien-Monatskarten uns -Nebenkarten für die erste, zweite und dritte Wagenklafle ausgegeben. Es sind dies gewöhnliche Monatskarten und Monatsneben karten, die aber anstatt für die kalendermäßige Dauer eines Monats auf die Zeit vom 19. Juli — Beginn der großen Sommerschulferien — bis mit 18. August d. I. Mitternacht gelten. Die Einrichtung bietet den Vortheil, daß Personen, die sich während der Sommer ferien außerhalb ihres gewöhnlichen Wohn- oder Be- schäftigungsrrlcs aufhallen und zwischen diesem Ort: und dem Ferienaufenthaltsorte die Eisenbahn beliebig oft benutzen wollen, für den angegebenen Ferienzeitraum statt zweier Monatskarten nur eine solche zum gewöhn lichen tarifmäßigen Preise zu lösen haben. Zur Er langung der Ferien-Nebenkarten ist eine Bescheinigung der Ortspolizeibehörde oder des GrmeindevorstandeS unter Verwendung des vorgeschriebenen Vordrucke- darüber beizubringen, daß die Personen, für welche die Nebenkarten beantragt werden, zu dem betreffenden Haus stande gehören. * — Das Königliche Finanzministerium wird am 8. Juni die von der Staatseisenbahnverwaltung neuer baute Eisenbahnlinie Altenburg-Langenleuba prüfen. Als Eröffnungstermin der neuen Linie ist der 15. Juni in Aussicht genommen. * — Das Erzgebirge ist auch am verflossenen Pfingst feste wieder vielfach besucht worden, seine Aussichtspunkte und sonstigen Sehenswürdigkeiten sind häufig das Ziel von Ausflüglern gewesen. Der Greifenstein, Augustus burg, der Fichtelberg, die Prinzenhöhle haben alle große Schaaren von Kästen bei sich gesehen. Hoffentlich ist es an anderen Plätzen ähnlich gewesen. Jeder der Wanderer oder Spaziergänger wird hohen Genuß beim Schauen der mannigfaltigen Landschaftsbilder, beim Anblick deS gerade jetzt im Schmuck des Maiwuchses prangenden Fichtenwaldes und der in das Schwarzholz eingesprengten lichtgrünen Birken und Buchen, beim Betrachten der buntblumigen Wiesen empfunden haben. Jetzt ist ja auch im Erzgebirge die blühende, goldene Zeit. * — Die Jagd in Ebersbacher Flur wurde bei der am Dienstag Abend erfolgten Verpachtung Herrn Gast- wirth Bucher aus Glauchau zugesprochen. * — Spricht man von Rhabarber, so denkt man viel fach nur an das bittere Arzeneimittel, welches aus der Wurzel der Rhabarberstaude gewonnen wird, und nicht an das wohlschmeckende Compott, welches man aus den im Frühjahr hervorschießenden Blattstielen bereiten kann. Der Genuß der Rhabarberstiele ist noch bei weitem nicht so gebräuchlich, als es wünschenswerth wäre. ES mag auch hier ein kleines Borurtheil herrschen, wodurch der allgemeineren Verbreitung dieses Genußmittels sich Hindernisse entgegenstellen. Jetzt machen sich indeß schon in verschiedenen Gegenden Deutschlands größere Rha barberkulturen bemerkbar. Die Führung in dieser Kul tur hat zweifellos die Stadt Frankfurt a. Oder, wo in den letzten 15 Jahren der Rhabarber eine über raschende Bedeutung gewonnen hat. Bor dieser Zeit sträubte man sich ebenso wie anderwärts gegen den Rhabarber. Erst die warme Empfehlung dieses Com- pots in den TageSblättern vermochte oie Hausfrauen zu einem Versuch zu bewegen, und als dann die Rhabarber stiele auf dem Markte mehr und mehr gekauft wurden, befleißigte man sich des Anbaues, der sich so schnell ausdehnte, daß schon gegenwärtig jährlich etwa 200,000 Bund Rhabarberstiele in Frankfurt a. O. gebrochen wer- den. Allerdings wird nicht die volle Ernte in Frank- furt verbraucht. Ein großer Theil davon wird auch nach auswärts verschickt. Wer sich noch genauer über Ausdehnung und Handhabung der Rhabarberkultur unter richten will, findet in der neuesten Nummer des prak tischen Rathgebers einen reichilluftrirten Artikel. Diese Nummer ist kostenlos vom Geschäftsamt des praktischen Rathgebers im Obst- und Gartenbau in Frankfurt a. Oder zu erhalten. * — Es kommt immer noch vor, daß Eisenbahnreisende bei Andrang zu den Zügen in ein anderes (theureres) Wagenabtheil einsteigen, als es ihnen auf Grund ihrer Fahrkarte erlaubt ist. Jeder, der dies thut und entdeckt wird, wird von der Eisenbahnverwaltung mit 6 Mark bestraft. Unter Umständen hat er auch noch eine An klage wegen Betrugs zu gewärtigen. * — Am 1. Juni d. I. wird ein neues Fahrschein- verzeichniß für zusammenstellbare Fahrscheinhefte nebst Uebersichtskarte zum Preise von 95 Pfg. bei den Aus gabestellen für Reisehefte und bei allen sächsischen Stationen ausgegeben. Durch das neue Verzeichniß werden, insoweit sächsische Staatsbahnstrecken in Frage kommen, folgende neue Fahrscheine eingeführt: Dresden (Hauptbhf.) oder Wettiner Str. oder -Neustadt-Breslau, Adorf-Eger, Adorf-Plauen i. B. ob. oder unt. Bhf., Werdau-Hof und Altenburg-Leipzig. Nach Eröffnung der neuen Staatsbahnlinie Altenburg-Langenleuba wird auch ein Fahrschein Altenburg-Narsdorf oder Penig aus gegeben. * — Am 14. d. vormittags 11 und 11^ Uhr findet in Tettau und Oberdorf, am 15. vormittags 8 Uhr in Reinholdshain mit Kleinbernsdorf, 9^ Uhr in Oertels«