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folgen der Buren im Kapland, von der Unmöglichkeit, die bedeutendsten Burengenerale gefangen zu nehmen, von alledem schweigt Küchener ganz und gar. Die „Post" bezeichnet es als sehr auffällig, daß die Zahl der getödteten Buren neuerdings viel größer ist, als die der Verwundeten. Auch in Londoner liberalen Kreisen weist man auf die zunehmende Zahl von tobten Buren in den englischen Berichten hin und glaubt darin den Beweis zu finden, daß englischerseits der Befehl gegeben worden ist, den Buren keinen Pardon mehr zu geben. Eine Interpellation über diese An gelegenheit soll im Unterhause eingebracht werden. Amerika. Aus Newyork wird der „Franks. Ztg." per Kabel gemeldet, daß das Bundesobergericht eine hochwichtige Entscheidung abgab, worin es sagt, daß Portoriko von der Regierung nicht als Ausland betrachtet werden könne, sondern daß die Insel Territorium der Vereinigten Staaten sei, daß mithin die Zollschranken nicht aufrecht zu erhalten und Vie Bewohner als amerikanische Bürger zu betrachten seien. Mtz dem MuldeNthale. " Waldenburg, 29. Mai. Schon längst hat sich das Bedürfniß nach Eisenbahnfahrkarten von hier nach Dresden über Glauchau mit Giltigkeit zur Rückfahrt über Großbothen oder umgekehrt geltend gemacht. Lem wird vom 1. Juni d. I. seitens der kgl. Generaldirec- tion der sächsischen Staatseisenbahnen abgeholfen werden. Vom genannten Zeitpunkte ab werden auf hiesiger Station ausgegeben werden einfache Personenzug-Fahrkarten erster bis dritter Klasse nach Dresden-N. oder Friedrichstadt, sowie nach Dresden Wettinerstr. oder Hauptbahnhof über Lunzenau-Großbothen-Meißen, ferner Rückfahrkarten der selben Klassen mit Giltigkeit nach allen Dresdner Bahn höfen über Lunzenau-Großbothcn-Meißen oder über Narsdorf-Chemnitz oder über Lunzenau-Lossen-Chemnitz oder über Glauchau. * — Heute Nachmittag in der dritten Stunde traten hier ausgebreitete Gewittererscheinungen auf, die einen kurzen fruchtbaren Regen im Gefolge hatten. Das Ge witter nahm seinen Weg nach Osten und soll namentlich in der Hohensteiner Gegend stark aufgetreten sein. * — Es wird in diesem Jahre an verschiedenen Stellen ein eigenthümliches Gebaren der Störche be merkt. Während sie sonst um diese Zeit ausschließlich mit der Begründung ihrer Häuslichkeit beschäftigt sind, halten sie jetzt zu zwanzig und dreißig Versammlungen ab. Aus diesem Verhalten wollen Sachkundige auf einen trockenen Sommer schließen, oder sollten die Störche einen Streik beabsichtigen? Eine seltene Feier beging am 28. d. der Strumpf wirkermeister Adolf Schubert in Wolkenburg, indem sich der Zeitraum von 50 Jahren vollendete, daß er un unterbrochen für ein Strumpfgeschäft in Kaufungen ge arbeitet hat. * — Der Lipprandis-Weidensdorfer Communications- tveg wird wegen Massenschüttung in Lipprandiser Flur vom 29. d. ab bis auf weiteres für den Fährverkehr gesperrt und letzterer auf dir fiscalische Straße verwiesen. — Ein I4jähriger Spinnerlehrling in Glattchau verunglückte dadurch, daß er eine im Gange befindliche Maschine putzte. Hierbei wurde ihm der rechte Arm unterhalb des Ellbogens weggerifsen. Der schwer Ver letzte wurde in das Krankenhaus gebracht, wo ihm der Oberarm amputirt wurde. — Mit der Erbauung eines Stadtbadcs ist ein längst gehegter Wunsch vieler Glauchauer Bürger in Erfüllung gegangen. Das stattliche, für 200,000 Mk. errichtete Gebäude in der Mühlgrabenstraße, eine Zierde der Stadt, ist am Sonnabend nach vorhergegangener Er öffnungsfeier dem Publikum zur allgemeinen Benutzung übergeben worden. Bei der Ausstattung und Ein richtung der verschiedenen Baderäume ist allen hygieinischen Anforderungen der Neuzeit Rechnung getragen worden. — Baumeister Ulrich in Glauchau, welcher den Bau der Bataillonskascrne I in Zwickau ausführt, hat auch den Bau der BataillonSkaserne II in Zwickau über- tragen erhalten und bereits begonnen. Der erstere Bau wird wahrscheinlich in diesem Jahre vollendet wer- den. Die neu gebauten zwei Halbbataillonskasernen und die Offiziers-Speiseanstalt sind bereits in Verwendung. — In Zwickau ist für den auf 521,000 Mk. ver^ -anschlagten Bahnhofsumbau und den auf 5 Millionen Mk. veranschlagten Bau von Reparatur-Werkstätten ein Bahnbau-Bureau errichtet worden. Ms dem Sachse«la«-e. — In der Dresdner Haide soll ein „Guido Hammer" - errichtet werden. Die Ausführung des Denkmals wurde dem Bildhauer Ockelmann in Dresden übertragen. Tie Weihe des Kunstwerkes soll bereits am Sonnabend, dem 14. September, erfolgen. — Das Project, ein neues großes Theater in Dres: zu bauen, gewinnt bestimmte Formen und scheint einer baldigen Nealisirung cntgegenzugehen. In dem neuen Hause, das seinen Platz an sehr günstiger Stelle finden wird, sollen vorzugsweise die Operette, das sen sationelle französische Genre, die Stücke der modernen deutschen Schriftsteller gepflegt und Gastspiele berühmter deutscher und ausländischer Künstler geboten werden. — Auf dem Sommerfelder Gute bei Leipzig sind unter eingewanderten Polnischen Arbeiterinnen schwere typhusartige Erkrankungen eingetreten. Eine Arbeiterin ist bereits gestorben, 2 andere sind schwer erkrankt. Eine behördliche Untersuchung ist eingeleitet worden. — Der Rector des König Albert-Gymnasiums zu Leipzig, Professor Or. Richter, ordentlicher Honorar professor der Universität und Director des praktisch pädagogischen Seminars, ist am Montag Nachmittag gestorben. — In der Mühlenstraße in Plagwitz-Leipzig wurde am Mittwoch beim Grundgraben ein Skelett gefunden. Dasselbe rührt vermuthlich von der Völkerschlacht her. — Der Bau einer dritten vogtländisch-n Bismarck säule auf dem Kemmler bei Plaue« ist nun so gut wie gesichert. Von den zur Errichtung nöthigen 40,000 Mk. sind bereits, besonders in Plauen, 25,000 Mk. gezeichnet. — Im sogenannten schwarzen Holze bei Platte« i. B. wurde am Sonntag an ganz versteckter Stelle ein menschliches Gerippe gefunden. Wie eine daselbst wohnhafte Frau behauptet, rührt dasselbe von ihrem Manne her, der seit 13. April 1889, also über 12 Jahre, verschwunden ist. Mehrere der bei genannter Stelle aufgefundenen Gegenstände, die ihrem Manne gehört haben, waren für die Erkennung maßgebend. — In Hohenstein-Ernstthal ist seit einigen Tagen der Vertreter einer sächsischen Lebensversicherungsgesell schaft spurlos verschwunden. Derselbe soll einkassirte Gelder in Höhe von über 500 Mk. mitgenommen haben. — Vom Schnellzuge überfahren und getödtet wurde am 23. Mai Nachmittag zwischen Oelsnttz und Hunds hübel i. B. der Ende der dreißiger Jahre stehende Krankenkassenverwalter Kurt Eckstein, verheiratet und Vater zweier Kinder. Die Kasse des Selbstmörders ist völlig in Ordnung befunden worden. — Donnerstag Nachmittag verschied in Riesa nach kurzer Krankheit der Commandant der 4. Feldartillerie- Brigade Nr. 40, Oberst Hans Gäde, im Alter von 49 Jahren. Er war in Leipzig geboren, trat im Jahre 1869 in die Armee ein, nahm am französischen Feld zuge thcil und wurde unter dem 17. April 1898 Oberst und in diesem Frühjahre Brigadecommandeur. — In Obergruna bei Nossen wurden dies seit Jahren unbenutzt gewesenen Gebäude des „Gesegneten Bergmannes" für den Preis von nur 18,000 Mark an den Großhändler Paul Zünd in Dresden verkauft. Die Brandkaffe beträgt 104,000 Mark. — In den Tagen vom 24. bis 26. Mai beging das Kgl. Lehrerseminar in Auerbach die Feier seines 25jährigen Bestehens, zu der sich etwa 400 Lehrer, ehemalige Zöglinge der Anstalt, eingefunden hatten. — Am 2. Feiertage Nachmittag gegen 6 Uhr brannte das Rittergut Rützeugrün bei Auerbach total nieder. Tas Feuer ist durch Blitzschlag entstanden und verbreitete sich von einem Wirtschaftsgebäude mit rapider Schnellig keit über die sämmtlichen umfangreichen Baulichkeiten. Infolge der hohen Lage des brennenden Guts war das Feuer weithin zu sehen. — Bei einem am 1. Feiertag in Marienberg statt gefundenen heftigen Gewitter schlug nachmittags 4 Uhr ein Blitzstrahl in die im Ortstheil Moosheide stehende Müller'sche Scheune ein und zündete. Die massive Scheune, sowie das neugebaute massive Wohnhaus sind bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt. Der selbe Blitzstrahl hat im Stalle von 5 Kühen zwei Stück getödtet. Dem Besitzer ist die gesammte Habe verbrannt. — Der Erzgebirgszweigverein in Werda« sandte auch in diesem Jahre in der Pfingstwoche 12 Volks- schiller unter Führung des Bürgerschullehrers Freitag ins Erzgebirge. — Am Montag Nachmittag wurde die 40jährige Ehefrau des Webers Götze in Trünzig in ihrer Woh nung vom Blitz erschlagen. Zwei andere Personen, die sich in demselben Zimmer befanden, blieben unverletzt. — Ein Gewitter, wie es in dieser Stärke seit Langem nicht erlebt worden ist, entlud sich am Sonnabend Abend über Markneukirchen. Wie anhaltend das Unwetter sich im ganzen oberen Vogtlande ausgetobt, zeigt die Thatsache, daß die Schloßenkörner zwischen Markneu kirchen und Zwota einviertel Meter hoch lagen. Natür lich sind Gärten und Felder vollständig verwüstet. Mehr fach hat auch der Blitz eingeschlagcn, glücklicherweise aber nirgends gezündet. — Fortbildungsschülern zur Warnung fei mitgetheilt, daß der Fortbildungsschüler Reichelt in Weitzeuboru bei Leipzig von der Strafkammer wegen grober Unbot mäßigkeit und Beleidigung seines Lehrers zu 6 Monaten Gefängniß verurtheilt und sofort inzHaft genommen wurde. Vermischtes. Allerlei. An mancherlei Unglücks fällen hat es in den Feiertagen nicht gefehlt. Auf dem Kieler Kriegs hafen ertrank eine Person in Folge Boots-Kenterns, in einer Grube bei Dayton (Tennessee), Nordamerika, sind 21 Bergleute durch eine Explosion schlagender Wetter getödtet, 9 verwundet,.bei Sonderburg ertranken bei einer Segelpartie 3 Füsiliere vom 86. Regiment. Der präsumtive Thronfolger Prinz Albert von Belgien kürzte mit dem Pferde und zog sich eine schmerzhafte Verletzung am Knie zu. Auf der Sekundärbahn Mann heim-Heidelberg wurden zwei Männer vom Zuge todt- gefahren, in der Umgebung von Verden richtete ein chweres Gewitter großen Schaden an. Weiter haben n zahlreichen hannoverschen Bezirken umfangreiche Wald brände stattgefunden, die nur zum Theil auf Funken- kug aus Lokomotiven zurückzuführen sind. In ver- chiedenen Fällen lag Brandstiftung vor. Der Gesammt- chade betrifft über 6000 Morgen. In Meiningen ist )er rechte Flügel der großen, 1885 erbauten Kaserne niedergebrannt. Von den Mannschaften ist Niemand verunglückt, viele Gewehre und sonstige Kammcrgegen- tände sind aber vernichtet. Alle Bemühungen der Feuerwehr konnten den Verlust nicht hindern. Bei Mannheim wurde ein mit einer Schnur zusammen gebundenes Liebespaar aufgefischt. — Der Goldbarren- änder von Bremerhaven ist jetzt als muthmaßlicher Dieb verhaftet. Der Steward Mayer, derselbe, der oeben eine Belohnung von 3000 Mark für das Auf« knden der an Bord des Schnelldampfers Kaiser Wilhelm der Große gestohlenen Goldbarren vom Norddeutschen Lloyd erhielt, ist jetzt unter dem Verdacht, die Barren elbst gestohlen zu haben, in Lehn bei Bremerhaven estgenommen. Allerlei handgreiflich unwahrscheinliche Erzählungen haben den Verdacht der Thäterschafl be« kärkt. — In Barcelona in Spanien haben junge Leute Ausschreitungen gegen Mönche verübt. Die Ruhe wurde bald wiederhergcstellt. — Der Director der Vor schußbank in Herzberg wurde nach dem „Berl. L.-A." auf Anordnung der Regierung verhaftet, nach seiner Vernehmung aber vorläufig wieder auf freien Fuß ge setzt. Die Krisis der Bank soll mit der Berliner Hypothekenbank-Affaire zusammenhängen. Tie Unter suchung dauert fort. 130,000 Mark sollen fehlen, die Aufregung ist groß. — Der in Folge von mangelnder fester Erziehung emporgewucherte Kindertrotz hat in Berlin zum Selbstmord eines vierzehnjährigen Mäd chens geführt. Wie eS bei solchen Kindern nicht selten, verfallen sie in förmliche Wuthanfälle, in die sie sich hineinrasen, so daß sie nicht überlegen und nicht denken können. Das junge Ding war gegen eine ältere Schwester in grobem Maße ungezogen gewesen, und als sie nun zur Rede gestellt werden sollte, sprang sie ins Wasser. Ihre Leiche ward in den Feiertagen gefunden. Ruhige, aber feste Erziehung kann allein solche Unkindlichkeit ausrotten. — Bei der Rückkehr von Magdeburg wurden in ihrem Heimatsdorfe Beyen dorf die Burschen Schreiber und Schneidewind von dem Schlosser Sieh am dritten Feiertag überfallen und tödtlich verwundet. Schreiber wurde die Stirn einge schlagen, er ist bereits todt, Schneidewind erhielt mehrere Messerstiche. Sieß wurde verhaftet. — Der allgemeine deutsche Schulverein hat Dienstag Mittag in Kiel seine Hauptversammlung eröffnet. Der Gegenstand der ersten Sitzung war: Ueber das geistige Leben der Deutschen in Böhmen. — Tie ehemalige Prinzessin Chimay, spätere Madame Rigo, ist vom Gerichtshöfe in Chicago unter Kuratel gestellt worden. Ihre Verschwendungssucht überstieg alle Grenzen. So kaufte sie an einem Tage 32 elegante Roben und achtzehn dito Hüte, die sie in zwei Wochen für Spottpreise verschleuderte. Daß es bei diesem Zigeuner-Liebchen nicht stimmte unterm Hut, ist längst erkannt. — Eine Luftballonfahrt bis 2000 Meter Höhe hat in den Feiertagen der Erzherzog Leopold Salvator von Oesterreich mit seiner Gemahlin und einigen verwandten Damen unternommen. Das Wetter war vollkommen ruhig, die Landung erfolgte glatt. Die hohen Damen fanden die Fahrt „entzückend". Telegramme. Berlin, 29 Mai. Dem „L. A." wird anS Paris depeschirtr Nach hier a«S Tientsin eingegangene« Meldungen hält General Bailloa», nachdem in Pao« tingsu und besonders bei Nauauging gemachten Er» sahruugen, die ihmzngetheilte« chinesische« Reguläre« für unfähig, ohne «nropäische Unterstützung dem Räuber Unwesen beizukommeu. Bailloud will probe weise an de« Plätzen Hnaillon und Tstntingfu eine chinesische Civil- ««» Militärverwaltung «insetzen. Berlin, 29. Mai Wie ans Schwerin gemeldet wird, wird der Kaiser de« Besuch der Niederländi schen Herrschaften und deS Sroßherzogs erwidern und hier»« am 6. Juni in Schwerin eintreffe« u«d im dortigen Schloff« wohnen. Berlin, 29. Mai. DaS „Berl. Tagebl." meldet aus Rom r I« Schia bei Verona versucht» »i« Anar chist, sich die Kehle dnrchzuschneideu. In da- Hospital gebracht, erklärt« er, ausgelost t« sei«, um den »rut sche« Kaiser zu lödte«, er habe aber den Selbstmord vorgezogen. Mehrere verdächtige Briefe, die sich auf Complotte gegen die Königin Helene, den Präsi denten Loubet, den Präsidenten der Schweiz «nd de« Kaiser von Rußland beziehe«, wurde« beschlagnahmt. Berlin, 29. Mai. Nach einem Telegramm deS ,.Kl. Jour«. aus Krakau kommen neuerdings ans Rußland immer mehr drohende Nachrichten über revolutionäre Bestrebungen und Aufruhr. So hat mau vor einigen Tage« in der Petersburger Aoll- kammer zwei Packtte beschlagnahmt, die aus London stammten «nd Dhnamitbombe« tnthielteu. Unter den Studirende« fängt eS auch an zu gäyre«. — I« Petersburg wird ein Aufruf verbrritet, der n. A.