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Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger : 30.05.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878295829-190105304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878295829-19010530
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878295829-19010530
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Archiv Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-05
- Tag 1901-05-30
-
Monat
1901-05
-
Jahr
1901
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theilt. Bereits jetzt ist von den Ministerien angeordnet, daß auf besonderen Wunsch des Kaisers allen Staats angestellten, die noch nicht im Besitze einer solchen Medaille sich befinden, eine solche zu verabfolgen sei, sobald darnach gefragt werde. Eine weitere, dritte Aus prägung erfolgt nicht. Die zur Prüfung des Hypothekenbestandes der Pommerschen Hypothekenbank eingesetzte königliche Commission soll 31 Millionen Mark der Hypotheken beanstandet haben. Das der Bank verliehen gewesene Prädikat einer Hofbank Ihrer Majestät der Kaiserin wird in den Zeitungen noch immer recht scharf kritisirt. So meint selbst der conservative Reichsbote, Finanz- Instituten sollten solche Titel niemals ertheilt werden. Das Publikum nehme aus solchem Prädikat leicht den Anlaß zu übergroßem Vertrauen, und passirten dann unliebsame Dinge, so sei der Aerger und der Zorn der Geschädigten groß, die nicht mit Unrecht meinten, vor der Verleihung solcher Prädikate müsse doch erst die unbedingte Solidität festgestellt werden. Zu den Klagen über das Schwinden der Autorität theilt die „Germania" — daS in Berlin erscheinende Haupt-Centrumsblatt — folgenden Vorfall aus West preußen mit: „Ein Lehrer fragte beim General kommando an, wann in diesem Jahre die Volksschul lehrer ihre Uebung abzuleisten hätten, und ob es einem Lehrer, dem die Zeit wegen einer Studienreise vielleicht garade schlecht paffe, gestattet werden würde, zu einer späteren Zeit zu üben. Der Fragesteller ist nun aber Soldat gewesen, und da hatte die Militärbehörde nichts Eiligeres zu thun, als gegen diesen Lehrer wegen Nicht einhaltung des vorgeschriebenen Dienstweges eine Arrest strafe von einem Tag zu verfügen. Die Strafe sollte der Lehrer in dem am Orte befindlichen Amtsgefängniß (Spritzenhaus) abbüßen. Man bedenke: Der Lehrer, der in seinem Dörflein Allen Vorbild und Beispiel sein soll, der, um recht zu wirken, als ein völlig unbe scholtener Mann dastehen muß, soll auf Befehl der Militärbehörde von der OrtSpolizei verhaftet und ins Amtsgefängniß eingesperrt werden. Ter Lehrer — im Spritzenhaus! Auch einem gar nicht schlecht gearteten Schüler würde diese Thatsache Spaß machen. Der Amtsvorsteher fragte in richtiger Würdigung der Ver hältnisse bei der Militärbehörde an, ob die Strafe viel leicht als Stubenarrest verbüßt werden könne; er erhielt einen verneinenden Bescheid. Der Lehrer selbst reiste zu dem Bezirkscommando und bat um Aufhebung der Strafe, da die Anfrage doch lediglich privater Natur sei. Er habe nur angefragt, wann die Volksschullehrer (nicht er) zu üben haben, ob es einem Lehrer u. s. w., er habe auch als Lehrer (nicht mit militärischer Be zeichnung) unterschrieben. Der Bezirksadjutant stellte aber die Niederschlagung einer bereits verfügten Strafe als schlecht möglich dar. Seine Ausführungen gipfelten in den Worten: „Ja Sie glaubten, als Lehrer könnten Sie sich mehr erlauben." Zum Schluß bemerkt der Offizier, er werde die Sache dem Bezirkscommandeur vortragen und befürworten. Nach ein paar Tagen er hielt der Lehrer den Bescheid, daß seine Bemühungen erfolglos gewesen." Die „Germania" kündigt an, daß die für den Lehrer beleidigende Verfügung einer ent- - ehrenden Strafe wegen einer nicht ehrenrührigen Hand lung im Parlament znr Sprache gebracht werden wird. Ter Vorfall fordere zum Protest heraus, selbst wenn, wie bestimmt zu erwarten sei, infolge der Beschwerde des Lehrers nachträglich die Aufhebung oder Abänderung der Strafe erfolge. Oesterreich-Ungarn. Der Doppelmörder Leopold Hülsner ist nach Prager Blättern vom Kaifer Franz Joseph begnadigt worden. Der Oberste Gerichtshof hat darauf auf lebens länglichen schweren Kerker erkannt. Die deutsch-österreichische Turnerschaft hat auf ihrem Kreisturntage mit 120 gegen 15 Stimmen beschlossen, daß Juden aus allen Vereinen dieses (15) KreiseS ausgeschlossen sein sollen. Von gegnerischer Seite wurde erklärt, dieser Beschluß sei so lange nicht rechts verbindlich, als sich die Hauptleitung der deutschen Turnerschaft nicht dazu geäußert habe. Frankreich. Ter Bäckerjunge Parfait in Havre, der eine Orange nach dem Ministerpräsidenten Waldeck-Rousseau warf, aber dessen Gemahlin traf, ist ein dummer Junge. Er gab im Verhör an, er fei durch seines Vaters Tod ganz kopflos geworden und habe Denen geglaubt, die ihm gesagt, der Sturz des Ministerpräsidenten werde für Frankreich bessere Zeiten bringen. Dazu habe er mit seinem Wurf etwas thun wollen. Madame Waldeck- Rousseau merkt nichts mehr von der kleinen Beule, die ihr der Wurf gebracht. Tie französische Regierung, die mit dem Sultan von Marokko schon seit längerer Zeit Grenz- und andere Streitigkeiten hat, hat sehr energisch zur Nachgiebigkeit aufgefordert. Der Sultan hat darauf einen hervor ragenden Minister zur Ordnung der Angelegenheit ab gesendet. Die Franzosen werden also vollste Genug- thuung, resp. Erfüllung ihrer Forderungen erhalten. England. Die englischen Söldnertruppen klagen über mangel hafte Zahlung des Soldes an sie. Mannschaften, die schon ein halbes und oft sogar schon ein ganzes Jahr im Felde gestanden haben, müssen um ihre rück ständige Löhnung einfach betteln und werden in Kap stadt von Amt zu Amt gleich dummen Jungen herum- gestoßen. Leute, die bei ihrer Abfahrt nach Südafrika das Verlangen kundgaben, ihre Löhnung möchte ihren Angehörigen verabfolgt werden, erfahren jetzt zu ihrem Schrecken, daß ihre Familie der bittersten Noth aus gesetzt ist. Lord Milner pokulirt mit den englischen Machthabern und läßt es sich wohl sein, und die armen Teufels, die er als Kanonenfutter nach Südafrika gelockt hat, bleiben unbezahlt. Asten. Der deutsche „Reichsanzeiger" theilt officiell mit, daß der Kaiser auf den Antrag des Reichskanzlers die Rück kehr des Panzergeschwaders aus China angeordnet und befohlen hat, die Auflösung des deutschen Armee-Obercommandos in Ostasien, sowie die Reducirung deS ostasiatischen Expeditionscorps vorzu bereiten. Nach Informationen des „Berl. L.-A." aus unterrichteten Kreisen wird für die in China zurück bleibenden Truppen der Verbündeten Mächte die Bildung eines neuen Obercommandos für nothwendig erachtet. Ueber diese Angelegenheit finden augenblicklich Verhand lungen statt und es sei wahrscheinlich, daß der Ober befehl in die Hände eines französischen Generals gelegt werden wird. Wir gönnen jeder Nation die Ehre, den Oberbefehlshaber über die fremden Truppen in China zu stellen, und haben nur den einen Wunsch, daß Deutsch land nicht wieder dazu ausersehen wird. Die Wahl eines Franzosen hat jedenfalls viel Wahrscheinlichkeit für sich. Der „Post" zufolge wird Graf Waldersee nicht erst um die Mitte, sondern wahrscheinlich bereits An fang Juni China verlassen. Die Niederlegung deS Obercommandos durch den Feldmarschall werden genau wie bei der Uebertragung des Obercommandos Be sprechungen zwischen den Cabineten vorangehen, infolge deren dle Regierungen den Grafen Waldersee seiner übernommenen Verpflichtungen entbinden werden, so daß auch in dieser Beziehung ein einmüthiger Beschluß der in China interessirten Mächte vorliegen wird. Der Abzug der deutschen Marinetruppen nach Tsingtau hat am 2. Pfingstfeiertage begonnen. Nach Londoner Telegrammen erhielten die deutschen Panzer „Brandenburg", „Kurfürst Wilhelm", „Weißenburg" und „Wörth" in Woosung den Befehl, diesen Freitag in die Heimat abzudampfen, es soll dann aber Gegen ordre eingetroffen sein, durch welche die Abreise um einige Tage hinausgeschoben wird. Londoner Blätter wissen auch von einem deutsch-amerikanischen Zwischen fall zu erzählen, der sich in der Gesandtschaftsstraße zu getragen haben soll. Von irgendwelcher Bedeutung kann der Zwischenfall nicht gewesen sein, da sonst amtliche Mittheilungen darüber vorlägen. Afrika. Lord Kitchener begnügt sich mit der Uebersendung einer Gewinnliste, die die Zahl der tobten Buren wäh rend der „letzten Zeit" auf 63, die der verwundeten auf 36 und der gefangenen auf 267 angiebt. Waffen, Munition und Lebensmittel sind den Engländern nach dem Berichte ihres Generalissimus in dieser letzten Zeit gleichfalls in die Hände gefallen. Da Lord Kitchener die Angabe von Daten schon seit Wochen verschmäht und nur immer von der letzten Zeit, der Zwischenzeit redet oder sonst ganz unbestimmte Zeitangaben macht, so nimmt er seinen Telegrammen selber jeden Werth. Was die weiteren Londoner Mittheilungen betrifft, wonach die vereinigten Burencommandos unter Kruitzinger auf ihrem Marsche nach Süden aufgehalten und ge zwungen wurden, sich nach Nordosten zu wenden, so ist daran zu erinnern, daß die Londoner Zeitungen doch endlich auch wieder Nachrichten veröffentlichen müssen, die den Engländern gefallen. Wie viel stärker bei diesen Blättern das Beschwichtigungsbedürfniß als die Wahr heitsliebe ist, weiß alle Welt. Es ist ja möglich, daß Kruitzingers Versuch, sich mit den Buren im Kaplande zu vereinigen, nicht auf den ersten Hieb gelungen ist; aber an eine Vereitelung dieses Versuches zu glauben, nur weil die Londoner Blätter sie melden, wäre doch zu weit gegangen. Darüber, daß die englische Armee bereits pestverseucht ist, daß die Truppen, abgesehen vielleicht von den aus den Colonien stammenden, voll kommen kriegsunbrauchbar geworden sind, von den Er- Unterhaltungstheil. Die Manöverstütze. Novelle von Anna Gnevkow. 7) «Fortsetzung.) „Wahrhaftig, mein Fräulein, da muß ich mit Ihnen noch ganz speciell einen Händedruck wechseln, denn ich kenne Ihren Herrn Papa, habe im vorigen Jahre eine Treibjagd beim Forstmeister Murig mit ihm durchge macht, und wie Sie mich hier sehen, gesund und frisch, danke ich dies nur dem Herrn Amtmann, der einem Sonntagsjäger die Büchse aus der Hand schlug, als es diesem gerade beliebte, meinen Rücken für den eines Rehbocks anzusehen." Elisabeths kleine Finger legten sich unbefangen in die Hand des Mannes, ihr Gesicht chen röthete sich, und die braunen Augen strahlten die Freude wieder, hier in der Ferne jemand gefunden zn haben, der Beziehungen zu der Heimat, zu dem gelieb ten Vater hatte. „O ja, Papa ist ein großer Jäger," gab sie eifrig zu, „auf Meilen hinaus ist er seines guten Treffens wegen berühmt, zu allen Jagden wird er gebeten, und zu Hause ist es immer sein Hauptvergnügen, die Jungen, wenn sie auf Ferien sind, im Scheibenschießen zu üben, damit er Ehre mit ihnen einlegt." „Und Sie nehmen theil an diesen Belustigungen?" fragte Hauptmann Erbach und zog sich einen Stuhl zu dem jungen Mädchen heran, dessen Geplauder die dunkle Wolke verjagte, die so lange auf seiner Stirn gelagert. „Manchmal, ganz heimlich, wenn die Brüder allein zum Scheibenstande gingen," gab sie mit der naiven Offenherzigkeit eines harmlosen Kindes zur Antwort; „die Mama durfte es nicht wissen, sie findet das Rei ten und Schießen bei den Frauen ganz unerhört und meint, Küche und Keller seien die Wahlstatt, auf der wir uns herumzutummeln hätten." „Also nie der Rücken eines Rosses," scherzte der Hauptmann, auf den munteren Ton seiner Gefährtin eingehend. „Zuweilen doch," gab sie aber wieder fröhlich zurück, „wenn unsere Ponies von der Weide kamen, dann ritt ich manchmal den einen bis zum Stall, aber ich hatte dann nur einen Zaum, aus langen Binsenhalmen ge dreht, und ich war damals noch jung, sehr, sehr jung." Hauptmann Erbach lachte. „WaS nennen Sie denn jung, Fräulein Hallig? Sechs Jahr, sieben Jahr, viel leicht auch noch acht, und wann beginnt denn daS Alter für Sie?" „Mit der Confirmation," meinte sie ernsthaft und nur die letzte Frage beantwortend, „von da ab heißt es doch schon, der Vernunft mehr Gehör geben, und mir kam's auch mit einem Male wie eine Offenbarung, daß ich Mama ein wenig zur Seite stehen müsse." „Hat der Herr Oberamtmann denn nur die eine Tochter?" fragte Herr von Erbach weiter und blickte der Nachbarin in das schon wieder hell gewordene Ge sichtchen. „Nur das einzige Mädel," bestätigte sie fröhlich, „deshalb würdigten mich auch die Brüder, mit ihnen zuweilen meine Kräfte zu messen und durch Busch und Feld zu streifen, denn ich habe nie Passion für die leblosen, ausgestopften Dinger, die Puppen, gehabt." Beide lachten lustig, und dies Lachen machte, daß Leonore und Kurt Waldau sich gleichzeitig nach dem Flecke umwandten, von wo es erscholl. Als sich der letztere dann aber unwillkürlich der Gruppe zuwandte, erbot sich Lori liebenswürdig, ihn vorzustellen, und gleich darauf stand der junge Offizier vor der kleinen Manöverstütze, sie mit seinen Augen, in denen das Ver gnügen über die schon gemachte Bekanntschaft deutlich lesbar stand, so anblitzcnd, daß ein verlegenes Lächeln über das noch eben so unbefangene Gesichtchen Liesels huschte. Wenn er doch nur schweigen, wenn er doch nur ihrer Begegnung hier, in diesem Kreise gar nicht Erwähnung thun wollte! Eine heiße Angst beschlich ihr Herz, die braunen Augen hoben sich einmal schüchtern bis zu de« Antlitz des Mannes und senkten sich dann wieder, als er ein fast unmerkliches Zeichen der Beruhigung gemacht. Aufathmend folgte sie dann einem Winke der Baronin, nachzusehen, ob man nicht bald zum Souper gehen könne. Das Souper verlief sehr heiter, und die kleine Amt mannstochter, die am unteren Ende der Tafel neben dem jüngsten Leutnant saß, der wenig sprach, das keimende Schnurrbärtchen aber beständig mit den Finger spitzen wirbelte, war sehr zufrieden mit ihrem Platze und plauderte, trotz der Schweigsamkeit ihres Nachbarn, harmlos und unbefangen. Wußte sie doch zwischen sich und ihrer unliebsamen Chausseebekanntschaft vom Nach mittag die mächtige Schale, die sie noch selbst mit einer Fülle von Blumen, Blättern und Ranken gefüllt, und als Kurt Waldau es trotzdem versuchte, einmal um diese duftende Wehr herum mit einem neckischen Blick zu ihr hinüber zu schauen, hatte sie ihrem Stuhl einen kleinen, energischen Ruck gegeben, der sie der Möglichkeit ganz enthob, von ihm gesehen zu werden und war dadurch ihrer mädchenhaften Würde, wie sie meinte, ganz ge recht geworden. Daß Herr von Waldau ein leises Lächeln unterdrückte, wurde von ihr nicht bemerkt, daß er für einige Augenblicke seiner Pflicht vergaß, Lori von Ellerstädt zu unterhalten, wäre von ihr nicht auf eigene Rechnung geschoben worden, ebensowenig, wie Kurt es dem Blick zuschrieb, den er auf die kleine „Manöverstütze" geworfen, daß es ihm in der Folge ordentlich Mühe kostete, sich in die Unterhaltung seiner Nachbarin, die mit Hauptmann Erbach ein wisserschaft- liches Gespräch führte, zu finden und sich daran zu be theiligen. (Fortsetzung folgt.)
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