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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.02.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189202143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920214
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-02
- Tag 1892-02-14
-
Monat
1892-02
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.02.1892
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Scililge M. Sächsischen Limdcs-Aiyeiger (Chemnitzi er Gener sil-Alyeiger). Sonntag, 14. Februar 1883. ! 1^" ' ^ ' — Bnla-r Alex ander Wiede in Chemnitz. — i Nr. 37. — 13. Jahrgang- Ein bewegtes Leben. Eine Erzählung au- der Gegenwart von Heinrich Gran». (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten) Als di« Künstlerin, geführt von Herrn von Lanz, an das Clavier trat, durchflog ei» leises .Ah!" die Versamtnluiig, nur blieb es zweifelhaft, ob dies der Robe der Künstlerin oder der wahrhaft blendenden Erscheinung m»d jugendlichen Frische Ferdinand» galt, auf de» sich sofort all« Blicke und Glaser richteten. ' Mit jener üdthe und Unverfrorenheit, die de» ehemaligen Leutnant Wnzrichücte. fang er fei» Lied so ausdrucksvoll und sicher, daß selbst seine Lehrerin davon überrascht wnrde. Dabei gewann er noch Zeit, an manche der hübschen Znhörcrinnen mit feurigen, koketten Blicken den Refrain z» richten: „Die Dame, die ich liebe, neun' ich nicht!" Nach Beendigung des Liedes gab ei» anwesender hervorragender Musikkritiker das Signal zu seiner allerhöchsten Anerkennung, indem er die Spitzen seiner behandschuhten Finger mehrere Mal« zusammen- schlug, und diesem kunstverständigen Beispiel hielt sich die ganze Ge sellschaft für verpflichtet» nachzufokgcn. Ferdinand, von diesem yuuoi Familienapplan» berauscht, war selig. Man umringte Madame Biardot mit Glückwünschen, welche die kluge Fron mit einem eigen- Ihnmlicheu, sarkastischen Lächeln entgegennahm, und ließ sich den jungen Sänger vorstelle». Tie Complimente und Einladungen» welche auf ihn nun förm lich niederregneten. Würden auch eine» Anderen, als den eitlen, selbst gefälligen Lanz, verwirrt habe». Während seine Lehrerin sehr wenig zufrieden mit seinen Fortschritten war, ihm Mangel an Fleiß »nd Ausdauer vorwarf» floß hier Alles über von Bewunderung. Die Morgenblätter, welche diese Soiree besprachen, erwähnten auch des junge» Deutschen, „Oflsvrrlisr äo I-anyo", mit überschweng licher Anerkennung, lobten di« vornehme AnSdrnckSweise seines Ge- >a»gcs, sowie seine wundervolle Persönlichkeit, nud prophezeiten ihm inner fortgesetzter Führung seiner berühmten Lehrerin die glänzendste Zukunft. — Ferdinand nahm für baare Münze, war doch im Grunde nur dem Institute der Madame Viardot galt, eine Reclame für sie war. Zunächst beeilte er sich, einige Exemplare der Zeitungen seiner Slicfmntter, der Frau Generali», zu übersende» — er brauchte wieder Geld, — und diese wieder zeigte sie triumphirend ihrem Sohne Edgar, indem sie ihm schwarz ans weiß bewies, wie sehr sich ihr« Idee bewährt habe. Indem sie ihm sofort neue Summen übersandte, sprach sie den innigen Wunsch auS, ihn bald wieder bei sich zu sehen, da ihre Gesundheit mehr und mehr in's Wanken geriet!»« und sie seine Gesellschaft »nd Pflege um so schmerzlicher entbehre, als Edgar »ach Beendigung seiner hiesigen acadcmischcn Studien mit seinem Erzieher eine Reise nach Aegypten anlreien und sie dann ganz verlassen sein Würde. Der gefeierte Ferdinand, der Plötzlich in die Mode gekommen war, der auS einem Salon in den ander» flatterte, den das Pariser Leben mit nie geahnten Reizen und Bergnügungeu umrauschte, er dachte nicht daran, de» Wunsch der alten Frau zu erfüllen und nach L . . . . mit seiner schmählichen Vergangenheit zurückznkehren. Als er wenige Monate später nach einer tollen Nacht, die er in dem Salon einer gefeierten Modeschönheit, begann und in den Dlnneria äo Iälu,8 beschloß, tanmelnd in der Morgendämmerung seine Wohnung betrat, fand er dort ei» Telegramm, worin ihm der Anwalt der Generali» deren Tod meldete. Verlassen nud einsam, nur ihre Gedanken und Illusionen ihrem geliebten Ferdinand zugekehrt, hätte die Aermste bis zu ihrer letzten Stunde auf seine Rückkehr gehofft, die er stets in nahe Aussicht stellte, so oft er Geld branchte. — Mit einem seligen Lächeln auf den bleichen, friedlichen Zügen lvar sie in ihrem großen Lehnstuhl, in Hoffnung auf de» kommenden Tag, sanft entschlafe». Auf ihrem Schoße lag eine französische Zeitung und ein abgegriffenes Album, welches nur Photographien ihres Ferdinand enthielt, die sie immer und immer wieder betrachtet hatte, indem sie dazu mit leiser, zitternder Stimme seine Lieder sang. —> Auch jetzt hielt Paris den Undankbaren so fest umklammert, daß er selbst dem Begräbniß seiner Wohlthäterin, unter irgend einem nichtigen Vorwand, beizuwohnen verhindert war, obwohl sich sein Bruder Edgar zu jener Zeit in Kairo befand und also ihm allein die fromme Pflicht des Sohnes vbgelegen hätte. So trug man den» die arme reiche Frau cinsam» wie sie gelebt, hinaus in das »ns bekannte Erbbcgrabniß, und dröhnend schlossen sich die eisernen Pforten hinter ihr. Einige Legate für die Domestiken und Wohlthätigkeilsanslalten abgerechnet, war Ferdinand testamentarisch zu ihrem Universalerben ernannt, wodurch er in den Stand gesetzt wnrde, sein bisheriges Leben nicht nur in gewohnter Weise fortsetzc», sondern auch noch glänzender gestalten zu können. Den stillen Äartenpavillon vertauschte er mit einer prachtvoll ausgestalteten Wohnung in der eleganten lins ikiislrelion. In dieser vornehmen Umgebung brauchte er nicht zu fürchten, die Nachbarschaft zu stören, denn er hielt es jetzt einfach nicht mehr für »vthwendig, sich jeden Morgen mit den entsetzliche» Ucbunge» z» martern, da der Erfolg ihm ja ohnedies nie schlte, wenn er seine Lieder in de» fashivnabelstcn Salons zum Vortrag brachte. Bei Frau Viardot befand sich seit mehreren Woche» eine junge deutsche Sängerin, welche nach Paris gekommen war, um die Partie der „Fides" in Meyerbeers „Propheten", der eben von Paris ans seine Rundreise über die deutschen Bühnen antrat, an der Quelle, d. h. bei der Schöpferin dieser Rolle, zu slndiren. Fränlei» Malwine von Hoffman» war die Tochter eines öster reichische» Stabsvssieicrs, der seine Kinder bei seinem Plötzlichen Tode gänzlich mittellos znrückließ. Während ihre beiden jüngeren Geschwister in einer Erziehungsanstalt für Ofsicierstöchter unlergebracht wurden, ließ die Kaiserin Elisabeth Malwine, welche eine wundervolle Alt stimme besaß, bei Lamperti in Mailand für die Bühne auSbilde», und gegenwärtig war sie am Grazer Landesthcater engagirt, und die Wiener Hofoper bemühte sich, sie nach Wien zu ziehen. Sie war auf dem besten Wege, eine große Carrier« zu machen' Mit Leib »nd Seele ihrer Kunst ergebe», war sie, wie schon gesagt, nach Paris gekommen, um von Madame Viardot die letzten Unterweisungen in dieser schwierigen Partie, die sie zum ersten Male in Graz finge» sollte, zu empfange». Ohne gerade schön zu sein, fiel sie doch durch ihre volle »nd dabei schlank, Persönlichkeit, durch das Feuer ihrer großen, blaue» Auge», den dunklen Purpur ihrer reizenden Lippen und die denOesterreichern so natürliche, anheimelnde Lebhaftigkeit angenehm auf. Cie bildete den grellsten Contrast den gezierten» koketten »nd eleganten Französinnen gegenüber, und dieser war e», der Ferdinand gefangen nahm. Vielleicht zum erste» Male in seinem Leben empfand er bei ihrem Anblick da- Gefühl einer echten, wahren Liebe. Zwei Soldatenkinder hatten sich, wie cr jubelnd meinte, schnell „für daS Leben gesunden", nud mit dem BerlobungSring am Finger eilte Malwine als seine glückliche Braut nach Graz zurück, während Ferdinand »och in Paris verblieb, um eifriger als je seinen Studien obzuliegen, denn der Ehrgeiz war nun plötzlich in ihm erwacht, er wünschte, seiner geliebten Malwine in der Kiinst cbeubürtig zu werden. Unterdessen war Edgar von seiner Orieutreise in das verödete väterliche Haus nach L . . . . znrückgekehrt. Der Briefwechsel, den er mit seiner Mutter und seinem Bruder geführt, war immer seltener geworden und endlich ganz «ingeschlafen, so daß er über das Ergehen de- Letzteren gänzlich in Unkennluiß war. Um so mehr überraschte es ihn daher» als ihm sein Anwalt unter den e»gegangenen Briefen auch Ferdinands Vcrlobnngskarte übergab, die ihm zu lveitercr Be förderung cingesandt worden war. (Fortsetzung folgt.) Deutscher Reichstag. 170. Sitzung vom 12. Februar. IVs Uhr- Am BniideSrathSIische: v. Bönicber, Thiele», v. Maltzabu, v. Kaltenborn-Stack»«. Auf der Tagesordnung steht zunächst di« dritte Be rathinig des Gesetzentwurfes bctr. die Einziehung der Vereinsthaler öster- reichischcn Gepräges. Abg. Lensch»er-Ei lebe» tfreicons.) bittet die Regierung, den Verkauf des disponibel werdendc» Silbers nicht zu beschleunigen, sondern bessere Silberpnise abzuwartcn. Staatssecretär von Maltzahn-Gültz erwidert, dag durch die Annahme dieser Vorlage gar kein Präjudiz geschaffen werde. Die Außerkurssetzung der österreichischen VcrcinSthalcr erfolgt vorläufig überhaupt noch nicht, sondern erst kann, wen» der von Oesterreich-Ungar» z« übernehmende Betrag solcher Thalcr mich wirklich übernommen sei-. Das wird aber erst »ach längerer Zeit der Fall sei». Das Gesetz wird hierauf ohne weitere Debatte endgiltig ange nommen. AtSdanu wird die zweite Beralhnng des RcichShaushalts pro 1392,93 beim Etat ter Reichseisenbahnverwaltnng fortgesetzt. Abg. Frhr. von Stumm (freiconi.): Mit dem von Herr» Minister Thielen vertretenen Standpunkt, daß socialdemokratische Agitatoren irr Staats betrieben nichts zu ihn» haben, bin ich ganz einverstanden- Solche Leute habe» dort nichts zu suchen. Die Svcialdenwkraten könne» überhaupt nicht als politische Partei betrachtet werde» (Lebhafter Widerspruch bei de» Sociai- dclnokraten). Es ist aber so. Sie haben gegen Alles gestimmt, was hier zu Grinsten der Arbeiter beschlossen worden ist, können also bloß Hetzen. Die Socialdemokratie hat sich gegen Religion und Ehe, für Meineid und Diebstahl, für alle möglichen Verbrechen erklärt, wenn sie n»r ihren Zwecken irüyc». Sic erstrebt also einen Zustand, dessen Verwirklichung die Menschen zu Bestie» mache» würde. Glauben Sie auch nicht, daß alle Arbeiter mit Ihne» ein verstanden sind- (Redner verliest len Brief eines alten Arbeiters, der ent schiedene Abwehr gegen die socialdemokratiscl e» Agitatoren fordert) Was soll ans unserer Jugend werden nnter dem Einfluß dieser Agitation? Der von mir erwähnte Bricsschreiber antwortet daraus: Eine Räuberbande! ES ist Pflicht der Neichscisendahnverwaltirng, dafür zu sorgen, daß nicht Social« demokrateu gezüchtet werden. Die Thrannci, welche seitens der socialdemv- krulischcn Partei auf die freien Arbeiter ausgenbt wirb, übersteigt weit aus Alles, was den Arbeitgeber» in dieser Hinsicht zinn Borwnrs gemacht worden ist. Eine Verwaltung, wie die der Rcichscisenbahnen, muß ihre Arbeiter vor solcher Tyrannei schützen, sie mnß auch eine» Arbeiterstamm haben, ans welche» sie sich in Zeiten der Gefahr unbedingt verlasse» kann. Ich hoffe, daß das Vorgehen der Reichseisenbahnverwaltnng gegen die socialdemokratischeu Agitatoren bald eitle allgemeine Nachahmung finden wird. (Beifall rechts.) Ahg, Bebel (soc.): Der Herr Vorredner ist »ns als ein einflußreicher Mann bekannt. Es würde uns gar nicht wnndcrn, wenn seine cb.i, gehörte Rede bestimmt wäre, ei» neues Socialistcngcsetz nnznkündigeii. Versuchen Sie cS nur! Was Herr von Stumm gegen die Arbeiter gesagt, ist in keiner Weise beweiskräftig,- seine Worte sind größtenihcils Citate ans längst ver gangener Zeit, die ans uns keinen Eindruck machen. Die socialdcmokratische Partei als solche vertritt nur ihre osficiellc» Knndgebnnge», sie ist, wie jede andere Partei, nicht dafür verantwortlich, ivas einzelne Mitglieder eigenmächtig lhmi. Die Behauptung, die Socialdemokratie sei keine politische Partei, ver dient gar keine Widerlegung Angesichts der »»bestreitbaren Thatjnche, daß die Cocialdemokratie im Mittelpunkte aller politische» Maßregeln steht. Auch das »enc Voiksschulgesetz soll ja die Socialdemokratic bekämpfen Helsen. Daß Sie damit nicht das Geringste anSrichleu werden, kann ich Ihnen im Vor aus sagen. Die Partei, welcher der Abg. von Stumm augehort, hat übrigens nicht de» allermindcstcn Anlaß, als Hort der guten Sitte sich aufznspiclcn. Wo sind denn die Schiencnstempel-Fälschniigen, die falsche > Stencrdectara- tioncn und Anderes vorgekomnic», wo Herr,cht den» die Maitrcssen-Wirthschaft, die heute schon die freie Liebe zur Thmsache macht? In den Kreisen, i» weichet» Herr von Stumm verkehrt- Die Staats Werkstätten sollen nach einer bekannte» Neiordnnng bekanntlich Mnstccanstaltcn sein. Aber mit diesen» Princip sind Maßregelungen wegen politischer Gesinnung absolut unvereinbar. Einen Arbeiter seiner politi chen Gesinnung wegen zu chikanire», ist ebenso unanständig, als wenn dies der religiösen Ueberzeugnng wegen geschieht- Die Maßregelung von Arbeitern ihrer politische» Gesinnung wegen wider spricht auch der Cnllnr und der Verfassung. Abg. Hausmann (Demokrat): Die Rede des Abg. von Suimm scheint der Ausdruck der Ansichten zu sein, die heute in seinen Kreise» »nd auch Hofer hitianf herrschen. Es hat sich dabei in der That wohl »m einen Fühler wegen eitcer Verschürsnng des allgemeine» Snasrcchts gegen die Parteien der Linken gehandelt. Mir scheint, daß i» den höheren Schichten eine ganz immense Sociatistcnfnrchl besteht, die man nur nicht cinränmen will- Die speclclle» Ansichten, welche der Abg. von Sinn»» entwickelte, »heilte übrige»» der Chcs der Reichsciseubahnvcrwaltnng den» doch nicht. Er hat mir zwei Arbeiter wegen socialdemokratischer Agitation entlassen, während doch sicher die Zahl der socialdeniolratisch gesinnten Arbeiter in seinem Rcssort eilte recht große sein wird. Was jetzt zur Bekümpsnng der Socialdeniokralie geplant wird, nützt gar nichts. Wenn Sie wirklich etwas thun wollen, so sorget, Sic dafür, daß künftig Soldclenmißhaudlnugen und ähntiche Geschichte» nicht mehr Vorkommen. (Beifall links ) Abg. Freiherr von Stumm (freicvns.): Verbrechen komme» in alle» GesellschaftSsckichte» vor, wie Herr Bebel ganz richtig sagte, und ich habe auch mit keinem Worte geiagt, daß die nichlsocialdeniokralischeit Kreise davon befreit sind. Was ich der Socialdcnwkratie znm Vorwurf mache, ist nur die von ihr geübte ossiciclle Berlheidignug des Verbrechen?. Was ich gesagt, steht durchaus nicht im Widerspruch mit der Gleichberechtigung der Arbeiter. Ich handle iu> Gegenthcil im Interesse der Gleichberechtigung, wenn ich die treuen Arbeiter gegen die Tyrannei der Socialdemokratie zn schützen juche. Was den Hinweis ans die Thatsachc aubelnngt, daß nur zwei Arbeitcr im Ressort der Neichscisenbahitverwaltnng wegen socialdemokratischcr Agitation entlassen worden sind, so kann ich darauf verweise», daß ich im letzten Jahre überhaupt keinen Arbeiter wegen socialdemokrati.ler Agitation von meinen Werken entlassen habe. Ich müßte also darnach ein den Social- dcmokralen sehr angcnchiner Arbeitgeber sei», was aber keineswegs der Fall ist. Abg. Möller (natlib.): Ich halte mich vor Allem für ve>pstichtet, einen Mat», zu vcrlhcidigen, der hier in schärsstcr Weise angegriffen ist, trotzdem er sich nicht verihcidigen kann, Hern» Commercienrat Baare in Bochum, dem die deutsche Industrie, wie die Arbeiter gleich viel verdanken. Die P, picre. welche Herr» Baare der Stempclassaire wegen belasten sollten, sind der Staats auwalischust überwiesen worden. Ta längst eine Verjährung der Sache ei» getreten ist, hat eine Prüfling jener Papiere überhanpl te> dieser Behörde nicht statlgesnndcn- Es ist also ganz falsch, wen» behauptet wird, die Prüfung der Papiere habe die Richtigkeit der erhobenen Beschnldigaugen ergebe» »nd nur wegen der cingetrctcncn Verjährung sei ein Strafantrag nicht gestellt worden- Abg. Hirsch (sreis.) meint, nnter der Herrs last des SocialistengesctzeS hätte man doch eigentlich Zeit genug gehabt, einziischen, daß mit Ans.t annngc», wie denen des Abg. p. Stumm, gar nichts > »reicht werde. Mit Gewalt sei gar nichts zn erreiche»; wenn die Social^mokrati« cingcdSmmt werde» solle, müsse dem Arbeiter sein gutes Recht werden, alles Andere Heise gar nicht-. Besonders bitte ich die Verwaltung der Reichs-Eisenbahnen, volle Gleichbe rechtigung walten zu lassen. Nur dadurch können die Arbeitermaffe» wieder ans den Bode» der bestehenden Ordnung zurückgeführt werden r.): Der " Hitze (Elr.): Abg. Bebel hat vorhin auch bemerkt, dl, soclal. demokratische» Arbeiter seien gerade die geschicktesten, znverlässigste» «nd fleißigsten. Das muß ich doch ennchiedeu i» Abrede stelle». Ich nehme diese Eigenschaften vielmellr für die christlichen and gläabigen Arbeiter i» Anspruch- Die Ansichten des Abg. von Stumm wegen der Behandlung der Arbeiter vermag ick aber auch nicht zn »heilen. Emlassnngen von Arteilern wegen dcren politischen Gksimnmg müsse» immer verbitternd wirken, und darum empfiehlt cs sich, solche zn nnlcrlaffeii. Abg. von Helloors (co s->: Auch wir sind damit einverstanden, dag einem Arbeiter wegen seiner politischen Gesinnung keine Schwierigkeiten be reitet werden. Es bleibt aber Recht und Pflicht des Arbeitgebers, in seinen Räume» zügellose Agitationen in, Interesse der Umslürzvarlei zu verhindern. Solche» Bestrebungen, sie gemeinschä. lich wirke», muß mit aller Agitation entgegengelreten »erden. Abg. Bebel (soc.): Socialdemokratische und politiiche Agitation über haupt innerhalb der Betriebe ha ten anch wir für unzulässig; eine solche braucht sich kein Arbeitgeber gefallen zn lassen. Zn protestiren ist aber da gegen, daß Arbeiter wegen ihrer politische» -rallnug anßerhalb der Betriebe gemaßregclt werde». Sie werden nie Nachweise» könne», daß ritt Arbeiter seiner socialdemokratische» Gesinnung wegen seine Pflichten gegen den Staat und speciell anch gegen seinen Betrieb nicht erfüllt hat. Abg. Hau sin an »(Demokrat): De» Liberale» ist wiederholt vorgeworfe», daß sie die Socialdemokratie begünstige». Davon kann aber gar keine Rede sei». Die Socialdemokratie wird »nr durch Diejenige» gefördert, die Interessen« Politik treiben. Minister Thielen erklärt, daß von 2300 Arbeitern der Werkstätten der Neichscisenbahnverwaltnng zwei entlassen wurden, die als jociaideinokratisch» Agitatoren nnfgctrelcn sind. An dem h ermir eingenommenen, unbedingt gtf» rechtfertigten Sian pnnkt werden wir and sesthalte». ,,W Abg. Schräder (sreis.) Ich bi» cbe sans ganz damit einverstanden. dHMds diejenige» Arbeiter entlassen werde», die innerhalb des Betriebes Unfrieden säen. Es müsse» aber auch aus de» Arbeils rdnnngcu alle politische» An» deutiingen entfernt werden, den» solche Bestimmungen mach. ,, mir böicS Blut. Abg. Freih. v. Stumm (sreicons.): Seine Gesinnung wird Niemand einem Arbeiter znm Vorwurf machen, wohl aber die Velhätigung dieser Ge sinnung. Herr Wille ist a»S der socialdemokratischen Partei ausgeschlossen, weil, wie Herr Bebel sagte, er die Partei vocleumdet habe. Was thnt dtrm aber die Socialdemokratie gegenüber den Arbeitgeber» ? Gegen die Verleumd»« nage», welche die Arbeitgeber fortgesetzt von der Socialdemokratie erfahrest,, müssen sie sich doch anch wehren- , Abg. Singer (soc.). bestreitet, daß die entlassenen Eisenbahuarbrlttr agitirt hätten, sie häkle» nur an einem Congreß der Eisenbah arbeitcr theit« genommen. Redner bemängelt daun noch verschiedene Einrichtungen ist de» Eisenbahuwerkstättcli. Abg. v. Kardorff (fieicens.) betaut, baß, wenn die Socialdemokrati« ist der bi.'he.igen Miste ihre zersetzende Thätigkeit fortsetze, an eine Brrlchürstmg' des Preß-, VersamiiilnngS- nnd Vereins-Rechtes werde gedacht werde» »lüsfen. Abg. Barth (sreis.) erwidert, damit würde mau einen Zustand schaffen» der nahe an eine» Bürgerkrieg grenze. Abg. v. Kardorsf (ireicons.) antwortet, an el» Eintreten der Freisinnige» für die Socialdemokratie sei man ja längst gewöhnt. Die Sitzung wird ans Sonnabend vertagt. Vom Larrdtage. Am 12. Febr. erledigte die l. Kammer Petitionen. Diejenige Ernst Mor itzNichtcr s i» Freiberg und Genosse» inn Gen ährnng von Brandschaden- ., ersatz war bereits in der Kammer zur Debatte gekommen, aber an die Depu tation zur nochmaligen Beralhnng v»d Beschlußfassung zurückverwielc» morde». Die Deputation schlug vor, die Petition der Regierung zur Kennlnißuahme z» überweisen nnd diese zur Verausgabung einer Beihilfe an die Petenten zu ermächtigen. Der Referent hob hervor, cS sei »ach wie vor aiizncrkeuneu, daß die Pctcnte» ein Recht aus Brandschadencrsatz nicht hätten; aber es könne? nicht in Abrede gestellt werde», daß eine gewisse Härte vorliege. Die Re gierung sei nicht in der Lage, die Wünsche der Petenten zu erfüllen, wen» nicht zugleich die Ermächtig »ng zur Verausgabung einer Beihilfe ansgespreche» werde. Staatsminister a.D- von Nostitz-Wallwitz sprach sah dafür ans, daß man es bei dem Deputalions-Voinm belassen möge, da in dem vorliegenden Falle die Verantwortung die Ständeversammlnng treffe. Die Kammer schloß sich einstimmig dem Anträge der Deputation a». — In lleberriiistinimnng mit der zweiten Kammer beschloß hieraus daS Hans, die Beschwerde der ehe maligen Vorstandsmitglieder des ansgelöste» Leipziger Freidenkervcreius „Hninboldt", das Verfahren bei der polizeiliche» Auflösung dieses Vereins betreffend, ans sich beruhen zn lasse». Dasselbe geschah bctr. der Petition dcS Raches und der Stadtverordneten zu Döbeln um Erleichterung der Ein- qnarliriittgSlast. Die 2. Kammer befaßte sich am l2. Februar in allgemeiner Bor« berathnng mit dem jüngst erichiencncn Teeret, welches ei» Bericht über die Wirkung des UmlagcvcriahrenS bei der land- und forstivilthschastlicben Be- rnfsgenossenschaft für das Königreich Sachsen enthält. In den, Bericht« wird aas Grund der i» den lctztrn drei Jahren gemachten Erfahrungen aus gesprochen, daß sich das llmlageversahrcn als cinsa.h nnd zweckmäßig bewährt hat. Daher erscheine eine gesetzliche Abänderung des PrincipS des Umlage- Verfahrens. nachdem Vertrauensmänner und Gemeindebehörden mit dessen Handhabung sich vertrant gemacht haben nnd nachdem dasselbe in, Allge- m m en anch die Billigung der Mitglieder der BerusSgenosscnsehaft gefunden hat, sicher nicht angczeigt. Das Teeret wnrde einstuuuiig zur Schlnßbc« rathnng genommen. — De» zweite» Gegenstand der Tagesordnung bildete die Schlußberathnng über de» schriftliche» Bericht der Nechensch»fls Deputa tion über das Teeret, die Ergebnisse der bei der Altersrentenbank sür de» Schluß des Jahres 1889 ansgcnvinmencn Inventur betreffend. Tie Depu tation faßte ihr Gcsaninitnrtheil dahi» zusammen, daß man das äußere, durch eine wesentlich erhöhte Benutzung seitens der Bethciligtcn herdcigeführte Wacdslhni» des »mfangs der Bank nur als eine durchaus erfreuliche Erscheinung begrüßen könne. Um so näher aber liege anch der Wunsch, laß cs dnrch die bcalsichligtc Acndernng der Tarife der AltcrSrentendank gelingen möge, daS financicttc Gleichgewicht, welches dnrch die bisherige» Ergebnisse einiger maßen erschüttert worden ist, wieder hcrzustelle». Die Deputation schlug vor, sich durch die den Stände» vorgelcgte Darstellung der Ergebnisse der In ventur «nd die an dieselbe angcschlosseiie Mittheilnng der wisscnsweriheste» Belriebscrgebnisse der Allersrentenbank im Jahre 1890 sür befriedigt zu er klären. Tie Kammer schloß sich einstimmig dem Anträge der Deputation an. — CS folgte ohne Debatte die Schlußberathnng über den schriftliche» Bericht der Recheiischafts-Depntalion der 2. Kammer über den Entwurf eines Gesetzes, einige Abänderungen des Gesetze- über die veränderte Ein« richtnng der Altersrentenbank vom 2. Jannar 1879 nnd die Aufhebung deS Nachtragsgesetzes dazu vom 9. April 1883 betreffend. Die Kammer des t loß in Gemäßheit des Dcpntativnsvvrschlagcs, den Gesetzentwurf mit einigen unwesentlichen Abändcrnugc» nnd Zusätzen zn genehmigen. Stadt-Theater. Freitag, den 12. Februar: Zweites Gastspiel des kgl. Hofschauspieler» Herrn Adolf Klein. — „Das Bild des Signorelli", Schauspiel in vier Anzügen von Richard Jassä. Zwölste Neuheit! — Rn» begreife ich, weshalb man uns das Stück, das schon früher einmal ans dem Spielpla» nnsercr städtischen Bühne ge stände», vorcnlhaltcn hat bis z»m Ers t,einen des berühmten Gastes ans der Reichshauptsladt. Die Hauptrolle, mit der das Ganze steht nnd fällt, verlangt in der That einen ganz hervorragenden Menschcndarstcllcr, trenn sic nach Werth nnd Bedcntmig erschöpft werde» soll. Im Ginudc ist der Inhalt der Neithcit, die mehr Trauer- als Schauspiel ist, höchst cinsach. Ein Professor der Kunstgeschichte, aneikaunte Autorität in der Bcnrthcilnng von älteren Meisterwerke», verknust seine Uebcrzcngnng sür eine beträchtliche Geldsumme» »m die Spielschulden seines leichlsinnigen Sohnes, eines „schneidigen" Ulanen- offizierS, bezahlen zn können, indem cr einen, angedlih von Signorelli stammenden Bilde, von dessen Uncchthcit er lest überzeugt ist, die Echtheit zncrkcnnt. Der greise Knnstgclehrte, in seinem langen Leben die Wahl heit und Rechtschaffenheit selbst, hat sich dnrch seine bis zur Schwachheit gehende Vaicrliebe z» dieser unvcranlworttichcn Lüge dränge» lassen, geht jedoch an den Folge» seines Schnldbcwnßlsci».', das ihn in Verzweiflung nnd Wahn sinn treibt, z» Grund». Da» ist der cinsache Vorgang, den aber der Ver fasser bis zn de» äußerste» Conscquenzen in der Darstellung und AnSmalnng de- Seelischen, - der blinde» Balcrliebc, der snrchlbaien Angst, die den Alte» schuldig werde» läßt, nnd des verzweisellen, erschütternden Seclenkampses, der ziun Wahnsinn führt, — verfolgt »nd so ein Charakter- und Seelcngemäide von ergreifende^ ja zuweilen ncrvenanfregender Wahrheit schafft. Nie habe ich mit einfachere» künstlerischen Mitteln eine s» gewaltige Wirkung auf der Bühne Hervorbringen sehen, als die» Herr «leist dnrch dte Darstellung de» «»glücklichen Knnstgelchrle« gethan. Die ganze Nolle ver-
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