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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenlcuba-Lberhain, Niederwiera, L berwiera, L berwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Nr. 9. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. H« M Dienstag, Sm 21. Mai 1W1?" Witterungsbericht, ausgenommen am 20. Mai, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 768 mm. reduMt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -s- 14,»" 0. (Morgens 8 Uhr -s- 10,!° 6.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 40"/st. Thaupunkt -s- !,->" 6. Windrichtung: Nordwest. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,0 WM. Daher Wittcrungsaussichten für den 21. Mai: Wechselnde Bewölkung. Donnerstag, den 23. Mai 1901, Vorm. 19 Uhr soll im Gasthofe zu Niederwinkel ein amerikanisches Billard mit Zubehör meist-1 bietend gegen Baarzahlung versteigert werden. Waldenburg, am 20. Mai 1901. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts das. ^Waldenburg, 20. Mai 1901. Der Amerikaner Morgan, der Urheber des großen nordamerikanischen „Stahlringes", der mehr Geld in seiner Hand vereinigt, als 1871 Frankreich an Deutsch land Kriegskosten bezahlt hat, also über vier tausend Millionen Mark, hat in diesen Tagen in Paris bei der Befragung durch einen Reporter den Ausspruch gethan, er hoffe in einigen Jahren seine Concurrenten in Eng land und Deutschland zerschmettern zu können. Daß diese Prahlerei lächerlich ist, bedarf keines weiteren Be weises, ebensowenig, daß diese Worte eine Prahlerei darftellen. Mr. Morgan ist ein guter Geschäftsmann, und ein solcher hütet sich denn doch, über einen in nicht geringer Ferne liegenden Plan zu schwatzen; die deut schen und englischen Stahlindustriellen werden also ebenso ruhig sein können, wie die Angehörigen anderer Bran chen. Aber bei aller Lächerlichkeit haben diese Dinge doch auch eine ernste Nebenseite! Der genannte amerikanische Speculant ist zunächst für seine eigenen Landsleute verhängnißvoll geworden. Seine tollen Börsentreibereien haben Tausende von minder großen Geistern nachgerissen, und in New-York sind in diesen Tagen mehr Millionen verloren worden, als alle in ! Peking interessirten Staaten von der chinesischen Re gierung als Kriegskosten-Enlschädigung gefordert haben. In Europa war man im Allgemeinen zu klug, Mr. Morgan auf Wege zu folgen, auf welchen die Rückkehr nur unter enormen Verlusten möglich ist. Aber nach diesem Denkzettel ist ein anderer, dem wir vielleicht weniger gleichgiltig gegenüberstehen, nicht unmöglich; nämlich es sind Preistreibereien oder Unterbietungen von sehr unerwünschtem Umfange zu erwarten, und da die Conjunctur noch immer keine entschlossen vorwärts strebende ist, sind die letzteren das Wahrscheinlichere. Tie vielgerühmte Wohlthat des Weltmarktes in noth- wendigen Verbrauchsartikeln gewinnt ein anderes Aus sehen, wenn man daran denkt, was werden soll, wenn dieser Markt dem Einflüsse einiger weniger Personen ausgeliefert werden könnte. Und darin, daß diese Möglichkeit nicht ganz bestritten werden kann, liegt eben der Ernst der Sache. Vereinigungen von einer Be deutung, wie der nordamerikanische Stahltrust, sind noch nicht dagewesen, in den meisten Ländern sogar direct unmöglich, und die Folgen ihrer rücksichtslosen Praxis sind heute noch gar nicht zu übersehen. Hier sind wir erst am Anfang, wir werden sehen, wie weit der Wunsch, mit den europäischen Concurrenten zu spieleu, wie die Katze mit der Maus, bei den nordamerikanischen Milliarden- Jndustricllen Erfüllung finden wird. Gewiß, die Bäume wachsen nirgendwo in den Him mel, aber die gesammte nordamerikanische Wirthschafts- politik treibt die Tinge mit Naturnothwendigkeit weiter und weiter! Der fremden Einfuhr werden Schwierig keiten größter Art bereitet, und was auf geraden Wegen nicht zu erreichen ist, wird auf krummen erzielt, wäh rend die Ringbildungen in Nord-Amerika selbst die Preise nach Belieben steigern. Sparen ist gewiß schön, daß sich aber solche Riesen-Kapitalien in wenigen Händen vereinigen können, und damit zu einer furchtbaren, von Niemandem zu controllirendcn oder zu hemmenden Waffe werden, ist doch gewiß keine Wohlthat. Immer werden Wenige die Scheere zum Schafscheeren gebrauchen, wäh rend die Anderen die Wolle lasten müssen. Ringbildungen mit solchen Riesen-Kapitalien stellen eine Macht im Staate dar, an die kein Mensch heran kommen kann, über die keine Regierung Macht hat, für welche alle Handelsverträge blutwenig gelten. Was macht es bei weit über vier Milliarden Mark Kapital aus, wenn einmal ein paar Dutzend Millionen an's Bein gebunden werden, um einen gefährlichen Wett bewerber durch Unterbieten das Genick zu brechen, so daß hinterher die Preise doppelt und dreifach empor schnellen können? Gewiß ist, oaß bisher solche Ver einigungen nicht für möglich erachtet wurden, noch ge wisser ist, daß dieselben alle Berechnungen zu Schanden machen können. Der Amerikaner Morgan steht nicht bei einem Unter nehmen fest, er nimmt, was und wo er viel, sehr viel — mit Lappalien giebt der Mann sich nicht ab, — ver dienen kann. So ist überhaupt die moderne amerika nische Geschäftsart. Man kann einen solchen Mann ein Genie nennen, aber wenn man erwägt, was einmal daraus folgen muß, wird auch ein Optimist sorgenvolle Gedanken nicht verbergen können! Politische RnnSschau. Deutsches Reich. Der Kaiser, der abends zuvor Metz verließ, traf Sonntag früh in Potsdam ein. Später betheiligte Se. Majestät sich an der Beisetzung der Leiche der Prinzessin Luise von Preußen in der Peter Pauluskirche zu Nikolskoe. Heute, Montag, wird der Monarch in Kadinen bew. Prökelwitz erwartet. Beim Metzer Parade diner aus Anlaß des Geburtstages des Zaren hielt der Kaiser eine Rede, in welcher er daran erinnerte, daß vor bald einem Jahre unter Zustimmung aller Mächte dem Grafen Waldersee das Obercommando in Petschili übertragen worden wäre. Wenn jetzt Hoffnung vor handen sei, daß das Gros der Verbündeten Truppen bald in die Heimat werde zurückkehren können, so wäre dies nicht zum kleinsten Theil dem Vertrauen zu verdanken, das der Zar dem Grafen Waldersee ge schenkt und erhalten habe. Ter Kaiser schloß mit dem Wunsche, daß die in China zwischen allen civilisirten Völkern besiegelte Waffcnbüderschaft der großen Sache des Friedens zu Gute kommen möge. Ter Staatssekretär Graf Posadowsky veranstaltet am 2. Juni ein parlamentarisches Diner, zu dem Einladungen an hervorragende Reichstagsmitglieder er gangen sind. Man rechnet also auch in den Kreisen der Regierung auf eine sehr zahlreiche Betheiligung der Reichstagsabgeordneten an der Enthüllungsfeier des Bismarck-Denkmals. Da der Reichstag nicht geschlossen, sondern nur vertagt ist, so genießen die Abgeordneten ja die Wohlthat der freien Eisenbahnfahrt nach Berlin, was der Reiselust jedenfalls förderlich ist. Es war mitgetheilt worden, Graf Posadowsky habe einem liberalen Reichstagsabgeordneten gegenüber ge äußert, daß die Regierung weder den Reichstag vor dem 26. November zusammenberufen, noch oie Brennsteuer weiter erheben werde. Die „Deutsche Tagesztg." kann dem gegenüber erklären, daß die vorstehende Angabe frei erfunden ist. In den Kreisen der Landwirthe, namentlich der Spiritusinterestenten rechnet man danach also mit der Wahrscheinlichkeit, daß die Regierung das bestehende Branntweinsteuergesetz am 30. September nicht ohne weiteres ablaufen lassen, sondern in irgend einer Weise dafür Sorge tragen wird, daß die be drohten Brennereibesitzer vor Schaden bewahrt bleiben. Man scheint an der Meinung festzuhalten, daß der Reichstag behufs Verlängerung des Branntweinsteuerge setzes doch schon im September zu einer kurzen Tagung einberufen werden wird. Tie Schuldigen an dem Scheitern der Brannt weinsteuervorlage und an dem Siege der Obstruction in der letzten Reichstagssitzung vor der Vertagung werden natürlich in dem amtlichen Stenogramm über die be treffende Verhandlung einzeln aufgeführt und mit Namen genannt. Die Mehrzahl der Blätter giebt die einzelnen Namen der Oeffentlichkeit preis. Es genügt aber wohl, wenn die Zahl der Fehlenden in den der Vorlage freundlich gesinnten Parteien summarisch angegeben wird. Von den 51 Mitgliedern der conservativen Fraktion fehlten am Entscheidungstage 10; 2 enthielten sich der Abstimmung. Von den 20 Mitgliedern der freiconservativen Partei fehlten nur 3. Dagegen waren von den 106 Mitgliedern des Centrums 29 der Ab stimmung ferngeblieben; von der nur wenige Mann starken antisemitischen Partei fehlten 7, darunter auch Herr Ahlwardt, der sich im Reichstage jetzt garnicht mehr hören und sehen läßt. Von den 50 Nationalliberalen fehlte bei der Abstimmung gerade die Hälfte; es waren nur 25 Abgeordnete dieser Partei anwesend. Hätten die Freunde der Brennsteuer sich ein klein wenig mehr dazugehalten, dann wäre der Versuch kläglich ge scheitert. Tie preußischen Staatsbahnen haben im ersten Monat des neuen Etatsjahres eine Mehreinnahme von insgesammt 1,298,000 Mk. erzielt. Ein erfreulicher Beweis, daß die wirthschaftliche Lage sich erholt und auf neu befestigter Grundlage fortentwickelt. Die Reichseinnahme an Zöllen und Verbrauchs steuern belief sich im April d. I. auf 61,8 Mill, oder 3,4 Mill. Mk. weniger, als im April 1900. Allein die Zuckersteuer, die sonst stets mehrere Millionen Mark mehr ergab, weist diesmal eine Mindereinnahme von 2,6 Mill. Mk. auf; die Zölle eine solche von fast 1 Mill Mk. Dagegen weisen die verschiedenen Stempel steuern ein Mehr von rund 1^ Mill. Mk. auf. Ueber Erfolge des deutschen Handels in Ost asien hat sich der Generaldirector der Hamburg-Amerika linie Ballin einem Ausfrager gegenüber dahin geäußert, daß die Gründung einer deutschen Gesellschaft zur Be schaffung von Landungsplätzen in China angebahnt sei. In Hankau seien specielle Tockprivilegien erworben und in Schanghai sei ein großer Grundcomlex angekauft worden. Schanghai und das nicht weit davon gelegene Hankau sind für den Handel deshalb so außerordentlich wichtig, weil man von diesen Orten aus auf dem Yangtse ins Innere des chinesischen Reiches gelangt. Können sich deutsche Colonisten dort festhalten, dann hat der deutsche Handel vor Rußland und Frankreich Aussicht, sich das Reich der Mitte als ein hochwill kommenes Absatzgebiet zu erschließen. Freilich wird das Reich dem jungen Unternehmen militärischen Schutz ge währen müssen, da von Kiautschau aus wegen der weiten