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ihre letzte Sitzung vor den Ferien abgehalten und den Entwurf über die Eisenbahn Taressalam-Mrogoro erledigt. Der Berichterstatter Prinz Arenberg befür wortete die Vorschläge der Commission, wonach jetzt das in diesem Unternehmen anzulegende Kapital nur bis zur Höhe von 22 Millionen mit drei Procent zu verzinsen ist, während in der Regierungsvorlage 27 Millionen standen. Der Z 1 der Vorlage wurde alsdann mit 13 gegen 10 Stimmen angenommen. Die Bau- und Be- triebsconcesston für die ostafrikanische Eisenbahngesellschaft wird durchweg mit unwesentlichen Aenderungen nach den Vorschlägen der Subcommission genehmigt. Alsdann sagten sich die Mitglieder der Budgetcommission, die auch in dem verflossenen Sessionsabschnitt wieder mit anerkennungswerthem Eifer und Erfolg ihres Amtes gewaltet, Lebewohl, um am 27. November wieder zu neuer Arbeit zusammenzutreten. Die Ernennung des Abg. Müller, der sich wiederholt gegen den Maximalarbeitstag im Allgemeinen und gegen die Bäckereiverordnnng im Besonderen ausgesprochen hat, zum Handelsminister wollen die Bäckermeister zu einem erneuten Angriff gegen die Bundesrathsverordnung über die Regelung der Arbeitszeit im Bäckereigewerbe benutzen. Sie wollen, wie die „Post" mittheilt, den be stehenden Verbandstag des Centralverbandes deutscher Bäckerinnungen zu einer großen Protestkundgebung veranlassen und hoffen, von dem neuen Handelminister die Abschaffung bezw. Abänderung der bundesrathlichen Verordnung zu erlangen. Gleichzeitig soll auch gegen die sog. neue Bäckereiverordnung, die geplanten hygie nischen Vorschriften für Errichtung und Betrieb von Bäckereien protestirt werden. Für China werden noch immer Truppen gebraucht. Mannschaften des 9. Armeecorps, die sich infolge einer Umfrage als Freiwillige für den chinesischen Feldzug meldeten, werden in kürzester Zeit nach Ostasien in See gehen. Abonnements auf telegraphische Nachtgespräche zwischen Berlin einer- und Köln und Kopenhagen andrerseits ist die neueste Einrichtung, die Podbielskis Nachfolger, Staatssekretär Krätke getroffen hat. Auch eine Ver einfachung des Postdienstes beiderPacketbeförderung ist von dem neuen Staatssekretär bereits ins Leben ge rufen worden. Die reformerische Thätigkeit im Reichs postwesen hat also durch den Wechsel in der Oberleitung keine Einbuße erfahren. England. Einflußreiche Londoner und südafrikanische finanz reiche und Mineninteressenten sind angestrengt und wahr scheinlich nicht erfolglos bemüht, ein Compromiß her beizuführen, um den Friedenschluß zwecks schleuniger Eröffnung der Gruben zu ermöglichen. Cecil Rhodes räth dringendst, den Buren weitgehende Zugeständnisse einzuräumen, weil die Feindseligkeit der Kapholländer stetig anwächst und die Gesammtlage täglich aussichts loser wird. Asten. Die Engländer sind sehr empört über ein Edict des Kaisers Kwangsü, das die Bestrafungen wegen der Christenmorde in der Provinz Tschutschau festsetzt. Tie Verantwortlichen Mandarinen, also die Hauptschuldigen, kommen dabei mit bloß formellen Strafen, Degrada tionen rc. weg, während einige die Befehle dieser höch sten Würdenträger ausgeführt habenden Offiziere niederen Ranges mit dem Tode bestraft werden. Das fei keine Sühne für die an englischen Missionaren verübten grau samen Verbrechen, rufen die Londoner Blätter einstim mig aus, indem sie gleichzeitig die ernste Bestrafung der Schuldigen fordern. Afrika. Tie Buren entwickeln im östlichen Transvaal nicht nur eine lebhafte, sondern auch recht erfolgreiche Thätig keit. Wie Dewet, so hat auch Botha eine starke Armee organisirt, die im Carolina-District vereinigt ist, General Campbell, der unglückliche britische General, der mit den Buren schon wiederholt trübe Erfahrungen gemacht hat, wurde bei dem Rückzüge auf Middelburg von starken Buren-Truppen mit 4 Geschützen hart be drängt, ebenso erging es seinem Collegen Smith Dorrien, der parallel mit Campbell nach Wanderfontein marschirte. French hat immense Felder mit Getreide stehen lassen, welche den Buren als Proviant dienen. Botha be richtete an den Präsidenten Krüger, die Lage sei sehr günstig, die Buren-Regierung wurde nördlich von Pre toria überall anerkannt. Schalk Burger, der Vertreter Krügers, erhielt Befehl, neue Banknoten im Werthe von 20 Millionen Mk. auszugeben. Wie von anderer Seite gemeldet wird, kehrt der bisherige Gouverneur des Kaplandes Milner nicht mehr nach Südafrika zurück. An seiner Stelle wird Cecil Rhodes das Cabinet bilden und zu seinem Minister des Auswärtigen den bekannten Or. Jameson machen. Wer weiß aber, ob Rhodes noch je die Freuden am Kaplande haben wird, die er genossen hat. Ter Burenkrieg ist noch lange nicht zu Ende, und in Süd afrika kann sich noch manches ändern. dem Muldenthale. *Waldeuburg, 14. Mai. Tas diesjährige Vogel ¬ schießen der privilegirten Schützengesellschaft hierselbst findet in der Zeit vom 16. bis 19. August statt. * — Die Vereinigung mehrerer Packete zu einer Post- packetadresse ist für die Zeit vom 19. bis einschließlich 26. Mai im inneren deutschen Verkehre nicht gestattet. * — Eine neue Radfahrordnung für das Königreich Sachsen wird binnen kurzem durch Verfügung des Mini steriums des Innern in Kraft treten. Hinsichtlich des Verkehrs mit Fahrrädern im allgemeinen werden die bisherigen Bestimmungen im wesentlichen beibehalten, dagegen ist künftig alles Wettfahren auf öffentlichen Wegen überhaupt verboten. Nen geregelt wird auch die Legitimationsfrage. Das Namensschild am Rade kommt als gültige Legitimation in Wegfall, dafür wird vorgeschrieben werden, daß künftig jeder Radfahrer eine auf seinen Namen lautende und für die Dauer des Kalenderjahres gültige Radfahrerkarte bei sich zu führen hat. Diese Radfahrerkarten sind von der Polizei-Direc- tion Dresden, von den Stadträthen bezw. Polizeiämtern, den Bürgermeistern, Gemeindevorständen und Gutsvor stehern nach einem der Verordnung beigegebenen Schema auszustellen. * — In Australien wird es Herbst, wenn zu uns der Frühling kommt, also gerade jetzt, wo wir unsere obstärmste Zeit haben, ernten die Australier ihren Obst segen ein. Natürlich machen sich die australischen Obst züchter diesen Umstand zu Nutze und senden, besonders nach London, aber auch nach einigen Hafenstädten Deutschlands, die sehr angenehm säuerlich schmeckenden und wundervoll gefärbten Tafelfrüchte, die das Pfund, je nach Sorte und Güte 50 Pf. bis 1 Mk. kosten. Es ist dies ein sehr werthvoller Umstand für Obstliebhaber, denn sie können während des ganzen Jahres Obst ge nießen. In der neusten Nummer des praktischen Rath gebers, die vom Geschäftsamte zu Frankfurt a. O. zu erhalten ist, befindet sich ein längerer Aufsatz über diese australischen Aepfel mit zwei sehr guten Abbildungen. * — Tie Niederschlagsmenge betrug in der ersten Decade des Monats Mai nach den hier vorgenommenen Messungen 21„ mw. *— Auf der Tagesordnung der dritten diesjährigen Bezirksausschußsitzung, welche am 15. d., nachmittags 3 Uhr im Sitzungssaale der kgl. Amtshauptmannschaft Glauchau stattfindet, finden sich u. a. folgende Gegen stände: Bezirksanstaltssachen, Vertheilung der staatlichen Wegebauhilfen für 1901, Gesuche um Erstattung von Walzkosten und Gesuche um Beihilfen zu Wegebauten aus Bezirksmitteln, Entziehung der demSchankwirthe Erdmann Richard Nötzold in Remse ertheilten Schankerlaubniß, Klein diensts in Oberwinkcl Schankerlaubnißgesuch, Anlagenrecurs des Gutsbesitzers Friedrich Friedemann in Altwaldenburg, desgleichen des Gartenbesitzers Wilhelm Hönsch in Langen chursdorf. > — Ter allgemeine Geschäftsgang in der Meeraner und Glauchauer Webindustrie ist gegenwärtig zufrieden stellend. Es hat den Anschein, als ob sich nach den ungünstigen und unsicheren Conjuncturverhältniffen, welche seither das Geschäft äußerst erschwerten und welche im vergangenen Jahre ihren Höhepunkt er reichten, eine durchgreifende Gesundung, speziell in der Textilindustrie, vollzieht. — Ein Zwickauer Kohlenwerk errichtete zu Ehren eines seiner aus dem Dienste scheidenden Directoren eine Stiftung von 10,000 Mk. zum Besten der Be amten und Arbeiter dieses Werkes. — Am Sonntag sind in Zwickau beim Abgraben einer Kohlenhalde auf der Eselswiese 300—400 Stück alte werthvolle Silbermünzen in irdenen Gefäßen auf- gefunden worden. — Von einem Anbau des Wellner'schen Fabrikgrund stückes in Aue fiel eine 6 Meter hohe Mauer ein, als man mit dem Aufziehen der schweren eisernen Dach- construction beschäftigt war. Glücklicher Weise wurden einige getroffene Arbeiter nur leicht verletzt. Aus dem Sachsenlau-e. — Zu Beginn der 13. Sitzung der Landessynode am Montag leistete der an Stelle des freiwillig aus geschiedenen Synodalen Oberamtsrichters Oberjustizrathes Richter-Zwickau neugewählte Stickercibesitzer Paul Kreisel- Bockwa dem Präsidenten.Grafen v. Könneritz mittelst Handschlages die geschäftsmäßige Angelobung. Dann wurde der letzthin beschlossene Nachtrag zur Trauordnung vom Jahre 1881 in zweiter Lesung mit der Abänderung einstimmig angenommen, daß es statt „sämmtliche Kinder aus gemischter Ehe" heißen soll: „Sämmtliche von den Ehegatten der gemischten Ehe stammenden gemeinschaft lichen Kinder". Zum dritten und letzten Punkte der Tagesordnung berichtet dann O. Dibelius Namens des sterzu eingesetzten Sonderausschusses über die Veran- taltung einer zweiten Auflage der Agende für die evan- zelisch-lutherische Landeskirche Sachsens. Nächste Sitzung Dienstag 10 Uhr. Tagesordnung: Kirchengesetzentwurf über die Verwaltungsrechtspflege und den Recurs in kirchlichen Angelegenheiten. — Zu dem Selbstmorde des Referendars Or. jur. Peter Krieg, der sich in einem Hotel in Leipzig er schossen hat, meldet die „Gerichts-Ztg.", daß dieser un seligen That finanzielle Schwierigkeiten zu Grunde lagen. Tage lang war Krieg von Pontius zu Pilatus gelaufen um eine Summe von 6000 Mark aufzutreiben, deren er nothwendig bedurfte, und als er die Erfolglosigkeit seiner Bemühungen erkannte, griff er zum Revolver. — Ueber die Kranken- und Begräbnißkasse des Ver bandes Deutscher Handlungsgehülfen zu Leipzig liegt ein ausführlicher Bericht für das letzte Geschäftsjahr vor, der interessantes Material darbietet über die Krankenversicherung im Handelsstande. Da die Kasse an allen Orten Deutschlands vom Versicherungszwange befreit und bei mäßigen Monatsbeiträgen freien Arzt und Arznei für 26 Wochen, sowie Krankengeld bis zu täglich 5 Mark auf die Dauer eines vollen Jahres und Begräbnißgeld bis zu 300 Mark gewährt, ist ihre Ausdehnung und segensreiche Wirksamkeit leicht begreif lich. Ihre Mitglieder vertheilen sich nämlich auf 2210 verschiedene Orte, von denen in 312 Orten Verwaltungs- und Zahlstellen bestehen. Auf je 100 Personen ent fielen 92 Erkrankungen überhaupt oder 25,6, die Er werbsunfähigkeit zur Folge hatten. 24 Mitglieder waren über 52 Wochen, 97 über 26, 249 über 13 und 674 Mitglieder über 6 Wochen arbeitsunfähig krank. Die Auszahlungen für Krankenunterstütz«ngen erfordern Mk. 429,008,05 und für Begräbnißgeld Mk. 15,260,— ; auf die ärztliche Behandlung einschließlich Arznei und Heilmittel entfielen allein Mk. 229,166,50. Aus die gesammte Mitgliederzahl vertheilte sich das Krankengeld mit Mk. 10,81, Arzt und Arznei mit Mark 10,28 pro Kopf. Von den als völlig gesund im letzten Jahre aufgenommenen 2989 Mitgliedern erkrankten 1578 während der ersten 6 Monate. Durch rin Vermögen von Mk. 445,000,— werden die Kassenleistungen sicher gestellt. Für die kaufmännischen Angestellten, die be sonders in jungen Jahren häufig ihre Stellungen und damit zugleich den Wohnort wechseln, kann eine zweck entsprechendere Art der Krankenversicherung gar nicht gedacht werden, wie die bei freien Hülfskassen mit einem Wirkungskreise über ganz Deutschland. — In Leipzig schlug am Sonnabend der Blitz in das im modernsten Stile erbaute, erst vor wenigen Monaten eingcweihte Leipziger Künstlerhaus; hierbei wurde die Gasleitung durchschlagen und der mächtige Kronleuchter entzünvet, weiterer Schaden jedoch nicht verursacht. — In dem von Chemnitz um 9 Uhr in Leipzig fälligen Zug fand sich in einem Frauencoups eine wäh rend der Reise verstorbene Frau vor. Nach den bei der Todten gefundenen Papieren ist sie eine Fabrikantens ehefrau Christiane Ranke aus Chemnitz. — Unter Vorsitz des Stadtrath Mietzfch ist der Ausschuß für dieZittauer Alterthumsausstellung lebhaft beider Arbeit. Ter größte Theil der angemeldeten Gegenstände stammt natürlich aus Zittau, aber auch das Land hat erfreulicherweise großes Interesse gezeigt. Die Ausstellung wird eine sehr reichhaltige werden. Auch die alten Zittauer Innungen werden hervorragend vertreten sein. In diesem Theile der Ausstellung wird der dem städtischen Museum gehörige Krug der Maurerinnung von Zittau den ersten Platz einnehmen. Dieser Krug wurde vor etwa 25 Jahren für 35 Mark von der Innung ge kauft. Dem früheren Kustos des Museums sind bereits 10,000 Mark für ihn geboten worden, und neuerdings hat sich Geh. Regierungsrath Demiani bereit erklärt, 2000 Mark zu zahlen, wenn er den Krug, so lange er lebe, in Besitz haben dürfe. Nach seinem Tode sollte das Prachtstück wieder an die Stadt fallen. Die Er öffnung der Ausstellung erfolgt jedenfalls am 2. Juni. — Zur Errichtung eines König Albert-Denkmals in Bautzen haben Rath und Stadtverordnete 5000 Mk. als Grundstock bewilligt; dieser soll durch alljährliche Einstellungen in den Haushaltplan vermehrt werden. Das Denkmal soll aus Gemeindemilteln geschaffen werden. — In Mülsen St. Niclas fand am vorigen Sonn tag die 20. Jahresfeier des Glauchauer Kreisvereins für innere Mission statt. Die Festpredigt hielt Herr Pastor em Laube aus Dresden, früher Pfarrer in Oberlungwitz. In der Nachversammlung trug Herr Amtshauptmann Ebmeier der Geschäftsbericht vor und wurden die Rechnungen des Kreisvereins richtig ge sprochen; sodann wurden einige Neuwahlen von Cura- toriumsmitgliedern und Abänderungen! spe. Ergänzungen des Statuts für das Martin Luther-Stift vorgenommen und schließlich die Art und Weise der Verwendung der Jahresbeiträge bekannt gegeben. Es sollen erhalten: Je 50 Mk. der Landesverein für innere Mission, das Bethlehcmstift im Hüttengrund, je 30 Mk. das Frauen heim Tobiasmühle, die epileptische Anstalt Klein-Wachau, 20 Mk. Magdalenenhilfsverein in Dresden, 65 Mk. Glauchau zur Predigtvertheilung, 20 Mk. die Volks heilstätte für Lungenkranke in Carolagrün, 20 Mk. dieselbe zum Kirchenbaufonds daselbst, 100 Mk. eine der Gemeinden Mülsen zur Neueinrichtung und Er weiterung der Gemeindediaconie im Mülsengrund. Für diesen letzten Zweck gewährt der Bezirksverband auf mehrere Jahre 500 Mk., außerdem eine ungenannte Wohlthäterin jährlich 600 Mk., als fernere Unterstützung dieser segensreichen Einrichtung der Gemeindediaconie wird ihr die am Tage der 20. Jahresfeier in der Kirche und während der Nachversammlung eingegangene