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erinnern, daß Fürst Hohenlohe allerdings der China politik fern geblieben ist, daß aber eine Aeußerung, wie sie ihm von der „Freis. Ztg" nachgesagt wird, von dem Fürsten Hohenlohe sicherlich nicht gefallen ist. r "Tie Einnahmen des Reichs an Zöllen und Ver brauchssteuern betrug in dem Rechnungsjahre 1900/1901: 803,6 Mill. Mk. oder 21,6 Mill. mehr. Tie Mehreinnahme aus Zöllen belief sich auf 3^ Mill, und aus der Zuckersteuer auf 18,7 Mill. Mk. Von sonstigen Einnahmen nennen wir die Stempelsteuer mit einem Mehr von über 9 Mill. Mk.; die Ergebnisse der Reichseisenbahnverwaltung belaufen sich auf rund 3 Mill. Mk. mehr. 43 Chinakrieger befinden sich gegenwärtig in Lazarethbehandlung in Berlin. Verwundet sind von diesen 43 nur wenige, die meisten sind innerlich krank und leiden namentlich an Ruhr. Einige der Patienten haben sich schon so weit erholt, daß sie in den Gärten der Krankenanstalten, in denen sie untergebracht sind, wieder frei umhergehen können. In Hamburg und Altona konnten die Leute nicht bleiben, weil dort in den Lazarethen kein Platz für sie war. Oesterreich-Ungarn. Kaiser Franz Joseph, der z. Z. in Pest weilt, be rief den Erzherzog Franz Ferdinand zu sich, was mit der Uebernahme des Protektorats über den katholischen Schulverein durch den Erzherzog in Verbindung ge bracht wird. Zwischen Oesterreich-Ungarn und Mexiko sollen die diplomatischen Beziehungen nach 34jähriger Unterbrechung wieder ausgenommen worden. Im Jahre 1867 erfolgte der Abbruch der diplomatischen Beziehun gen, als der Kaiser Maximilian von Mexiko, der un glückliche österreichische Erzherzog, in Queretaro erschossen ward. Rächen konnte Oesterreich den furchtbaren Tod seines Erzherzogs nicht, aber es hat die lange Reihe von Jahren hierdurch keinerlei Notiz von Mexiko ge nommen, und ebenso wenig einen diplomatischen Ver treter dorthin geschickt, als die Vertretung Mexikos in Wien gestattet. Vor Kurzem hat nun die feierliche Ein weihung der Sühnekapelle in Queretaro zum Andenken an den Kaiser Maximilian eine freundschaftliche An näherung herbeigeführt, so daß jetzt durch die Vermitte lung der deutschen Gesandtschaft in Mexiko formelle Schritte zur Wiederaufnahme normaler Beziehungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Mexiko eingeleitet wor den sind, die schon in allernächster Zeit zur gegenseitigen Bestellung diplomatischer Vertreter führen werden. Asten. Mit allen militärischen Ehren nnd unter Theilnahme der Truppen aller Nationen hat dasLeichenbegäng- niß des unglücklichen Generals v. Schwarzhoff in Peking stattgefunden, der in den Flammen des Kaiser palastes sein Leben ließ, als er, bereits in Sicherheit gelangt, wichtige Acten und Karten zu retten versuchte, und daher in die brennenden Räume zurückkehrte. Die Ursache des Brandes, dem der wackere General zum Opfer fiel, wird wohl niemals aufgeklärt werden, da das verheerende Element alle Spuren tilgte, welche einen Schluß auf die Entstehung des Feuers gestatteten. Das Material des Kaiserpalastes ist, wie aus neueren Unterhaltungstheil. Stevens Werft. Roman von Anton v. Perfall. 14) (Forlsetzung.) „Daran bist Tu selbst schuld! Er hätte mich nicht so behandelt vor allen Leuten — an einem solchen Tag," erwiderte Jette verdrossen. „Glaubst Tu, Tu Hitzkopf? Wäre er nur erst Dein Mann gewesen. — Aber es soll ja nicht mehr geschehen, es ging mir gerade etwas durch den Kopf." „Was Du mir verheimlichst, ich merkte es sofort. Du warst nicht bei Olde — Tu hast mich angelogen — das verdroß mich mehr als Dein Benehmen. —" Jürgens suchte vergeblich nach einem Ausweg. „Nun ja, ich gestehe ja, ich hatte einen Disput. Was sollte ich Dich auch noch damit ärgern." „Und dazu verläßt Du den Tisch, um einen Disput zu suchen? Du machst mich immer neugieriger! Muß doch was ganz besonderes gewesen sein, Du warst ja ganz blaß, wie Du hereinkamst. —" „Vor Zorn, das glaube ich schon, wenn man mir immer den Harold vorhält! Man soll die Todten end lich ruhen lassen." „Ja das soll man auch, darum sollst Du vorsichtig sein, mit jedem bösen Wort weckst Tu ihn wieder auf." „Dann wäre es ja bald bester, wenn er lebte! Dann könnte ich ihn mit guten Worten vielleicht mit der Zeit tödten in Dir, den unsterblichen Harold", ent gegnete Jürgens. Tas Wort „tödten" stieß er rauh, drohend au-, daß es Jette kalt überlief. — „Sprich so etwa- nicht aus, es ist zu entsetzlich." „Warum? Ich sage nur, wenn er lebte — dann hat er Dich einfach aufgegeben, verlassen, sonst hätte er ja etwas von sich hören lasten, und dann wäre er doch Berichten ersichtlich, thatsächlich in hohem Maße feuer gefährlich gewesen, und auch das Asbesthaus des Grafen Waldersee ist, wie die Firma, die das Haus geliefert hat, im Gegensatz zu den Behauptungen ihres Elber felder Vertreters erklären läßt, keineswegs feuerfest ge wesen. Tie Asbestplatten sind wohl unverbrennbar, aber die Balken, welche diese Platten hielten, entbehr ten der Asbestbekleidung und gaben dem Feuer daher willkommene Nahrung. Tie Bewachung des Kaiser palastes geschah, wie Augenzeugen versichern, seit dem Einzuge des Grafen Waldersee durch deutsche Posten und wurde sehr sorgsam, ja streng geübt. Wer sich von den Fremden nicht vollständig legitimiren konnte, erhielt keinen Einlaß. Merkwürdiger Weise wird nicht gesagt, ob die Controle auch den Chinesen gegenüber so sorgfältig gehandhabt wurde. Die Gesandten in Peking bcrathcn noch immer die wichtige Frage der Entschädigungsforderungen, ohne dabei recht von der Stelle zu kommen. Zu den Mel dungen englischer Blätter, wonach Rußland sich an Japan mit einem bis ins Einzelne gehenden Vorschlag betreffend ein gegenseitiges Einvernehmen im fernen Osten gewandt und sich den Mächten gegenüber bereit erklärt habe, seine Entschädigungsforderung an China zu ermäßigen, falls China den Mandschureivertrag annehme, läßt die russische Regierung erklären, daß jene Meldung völlig auf Erfindung beruhe. Rußland sei fest ent schlossen, bei der gegenwärtigen Lage der Dinge in keinerlei Verhandlungen mit China wegen der Mand schurei einzutreten. (Wenn's nur wahr ist! Rußland hat schon zu oft versichert, daß es keine Sondervortheile in China anstrebe und trotzdem die Annexion der Mand schurei mit allen Kräften betrieben, als daß man den Petersburger Versicherungen so ohne Weiteres Glauben schenken könnte.) Afrika. Lord Kitchener schweigt noch immer. Tie Eng länder sind über die ihnen jetzt erst recht zum Bewußt sein gekommenen enormen Kriegsaufwendungen ganz kopflos geworden, so daß den meisten von ihnen die bloße Nennung des Wortes Südafrika einen Schrecken durch die Glieder jagt. Präsident Krüger und feine Umgebung zeigen sich dagegen ganz gelassen und auch die Buren lassen keine Spur von Aufregung wahrnehmcn. Ta kann noch viel Gold nach Südafrika wanvern, da kann Pest, sonstige Krankheit und Burenblei noch man ches Engländer-Leben fordern, ehe der Krieg ein Ende gewinnt. Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hin ein. Die Engländer haben jetzt reichliche Gelegenheit, die Wahrheit dieses Wortes an sich zu erproben. Tie Buren haben den Engländern in der Nähe von Molteno einen Zug mit Vieh und sonstigen Vorräthen Weggenom men und einer Abtheilung des 9. Lanzen- reiter-Regimenls recht übel mitgespielt. Von englischen Erfolgen kann Lord Kitchener dagegen nichts melden. General Blumer soll nach Osten vorgedrungcn und am Oliphantsfluß angekommen sein, wo sich angeblich zahl reiche Buren unter seinen Schutz stellen. Bei Ermelo und Bethal, sowie an anderen Orten treffen englische Truppen Veranstaltungen, um die Buren an dem ge planten Vormarsch nach Norden zum Buschwald zu hin ¬ wirklich todt für Dich — oder dann auch nicht?" „Ja dann, dann wäre er todt — ganz todt für mich," erwiderte nachdenklich Jette. Beide schwiegen. „Kommt man so vom Wyker Markt?" fragte Mutter Gertrud, als die beiden eintraten. „Wie sich doch die Zeiten ändern! — Ein junges Ehepaar! —" Jette schützte ein Unwohlsein vor, sie wollte vor der Mutter nicht traurig erscheinen, die sie seit der ver frühten Hochzeit argwöhnisch betrachtete und in jeder Wolke auf der Stirn ihrer Schwiegertochter nur die Bestätigung ihrer Prophezeiung sah. — Jürgens machte sich im Stalle zu schaffen, und bei dem Schein einer Laterne öffnete er mit zitternden Fingern den verhängnißvollen Brief. „Meine arme treue Jette!" Er zerknitterte verzweifelt das Papier, die ersten Worte vernichteten seine letzte Hoffnung. Jetzt stand er erst wirklich auf vor ihm auS seinem nassen Grabe, in dem er ihn so unlöslich gefesselt gesehen. Tie Schafe im Stande nebenan drängten sich neugierig heran und beschnupperten den Brief, als witterten sie den Schreiber. Jürgens schlug mit der geballten Faust auf die Köpfe, daß sie blöckend auseinanderstoben. „Ich lebe, und Tu und die arme Mutter trauern um mich seit Monaten. Wie weh mir das thut, kannst Du Dir denken, aber ich konnte es nicht ändern. Ein Engländer übersegelte mich in jener Nacht, in der wir uns ewige Treue schwuren, der Kapitän war ausnahms weise so anständig, mich herauszufischen; als ich aus meiner Betäubung erwachte, waren wir schon auf offe ner See auf dem Wege nach Indien. Du kannst Dir meine Verzweiflung denken, ich mußte mit, der Kapitän war froh mich zu besitzen, da er Mangel an Mannschaft hatte. Er nahm mich zum Steuermann, wohl auch um mich einigermaßen für seine Unvorsichtigkeit zu ent- dern. Im äußersten Osten Transvaals, im Swaziland, haben die Engländer den Ort Dartnell besetzt. Die Pest greift in Kapstadt weiter heftig um sich. Ihre Lokalisirung wird durch die Thatsache erschwert, daß die Kranken ihren Zustand vielfach verheimlichen. Täglich werden an der Pest Verstorbene in den Straßen der Stadt aufgcfnnden. Es ist daher vollkommen aus geschlossen, daß der furchtbaren Seuche in absehbarer Zeit Einhalt geboten wird. Von Botha, Dewet, Steijn und Delarey schwei gen die Londoner Kriegstelegrammc in letzter Zeit gänz lich. Die genannten Burenhelden scheinen in aller Stille einen größeren Schlag oorzubereiten. Oder findet sich vielleicht General French in den Händen eines dieser Helden? Ueber das Schicksal dieses Generals hört man infolge der Verschwiegenheit Kitcheners seit dem Tage, als das Gerücht von seiner Gefangennahme auftauchte, garnichts mehr. Das giebt doch zu denken. Aus oem MulSeuthale. ^Waldenburg, 22. April. Ihre Majestäten der König nnd die Königin empfingen Freitag Abend in der Villa Strehlen Ihre Durchlauchten die Frau Erb prinzessin und die Frau Prinzessin Georg von Schön burg-Waldenburg. *— Zu Ehren des Geburtstages Sr. Majestät des Königs wird morgen früh von 6 Uhr ab ein Weckruf durch die Straßen der Stadt und von */g12 bis '/,1 Uhr mittags Festmusik auf dem Marktplatze stattfinden. Während des Weckrufes wird die Schützengesellschaft 21 Salutschüsse aus ihrer neuen Kanone vor der Stadt abgeben. Im Seminare und in der Bürgerschule fin den vormittags Feierlichkeiten statt. Daß auch der hiesige Kriegcrverein und der Militärverein des Tages dnrch eine Feier gedenken, haben wir bereits gemeldet. *— Im Saale des Gasthofes zu Grünfeld entstand gestern Abend eine Schlägerei, in welcher auch das Messer eine Rolle gespielt haben soll. Infolge dessen wurden heute mehrere Verhaftungen vorgenommen. *— Die Mitglieder des Bezirks Glauchau vom Ver ein sächsischer Gemeinvebeamten hielten am gestrigen Tage ihre 2. diesjährige Versammlung in Crimmitschau ab, in welcher nur interne Vcreinsangelcgenhcilen zur Besprechung und Verhandlung gelangten. Vor Ein tritt in die Tagesordnung gedachte der Bezirksvor sitzende, Herr Stadthauptkassirer Ehrhardt, Glauchau, des Ablebens eines langjährigen und treuen Gemeinde beamten und Mitgliedes des Vereins, des Herrn Ge meindevorstandes Hoppert in Callenberg. Lie Versamm lung ehrte das Andenken des Verstorbenen durch Er heben Von den Plätzen. Als Ort für die nächste Versammlung wurde Lichtenstein bestimmt. *— Tie an hiesiger meteorologischer Station in der zweiten Tecade des Monats April gemessene Nieder schlagsmenge betrug 13,g mw. *— Aus dem amtlichen Bericht der Commmission für das Veterinärwesen über die in der Zeit vom 1. April bis mit 15. April 1901 im Königreich Sachsen con- statirten ansteckenden Thier-Krankheiten entnehmen wir, daß in der Amtshauptmannschaft Glauchau keine der artigen Fälle vorgekommen sind. Im ganzen Königreich schädigen und bei guter Laune zu erhalten — er hatte nämlich kein Signallicht aufgesetzt, und das ist strafbar. — Jetzt nach drei Monaten landeten wir nach einer schlechten Fahrt in Kapstadt und finde ich Gelegenheit, Dir diesen Brief zu senden. Hoffentlich kommt er Dir bald zu Händen — nicht, daß ich Zweifel hätte an Deiner Treue, gewiß nicht — sondern nur um Dich und die Mutter zu beruhigen, es ist so entsetzlich, für gestorben zu gelten bei allen seinen Lieben. — Wenn ich jetzt daran denke, daß ich Dir damals den Rath gegeben, für den Fall meines Todes Jürgens zu heiraten, könnte ich mir eine Ohrfeige geben, aber eS war ja nur ein Spaß, wenn auch ein recht dummer, und ich bin überzeugt, daß er Dir nicht gefährlich wird. Er ist ein guter Junge, aber für eine Jette ist er nicht geboren, für die giebt es nur einen Mann, und das ist der Harold Steven! Also darüber bin ich vollständig ruhig. — Ich muß jetzt geduldig ausharren, außerdem, da es einmal so ist, kann mir die Reise nur nützen. In C-, unserem Bestimmungsorte, werde ich mich um eine Stelle retour umsehen und mit vollen Segen in Deine Arme eilen. Wer weiß, für was dies alles gut ist! Vielleicht komme ich als Kapitän zurück und er fülle so den Traum meiner Mutter. Bleib' mir nur treu und habe mich lieb, dann wird alles gut, und alle- Leid verkehrt sich in Freud! Nur Muth! Bringe der Mutter die Nachricht mit Vorsicht bei. Gott, wie wer det ihr es angestellt habe», ihr meinen Tod zu berich ten — sie liebt mich so über alles. Tausend Grüße und Küsse von ihrem Harold — auch an Jürgens, wir waren immer gute Brüder. Und nun lebe wohl, halte fest an mir, und unser Herrgott wird es schon recht machen. In alter Treue Dein Harold." „Hast Du Dich wirklich gefürchtet vor dem tobten Harold, wie Du damals sagtest?" (Fortsetzung folgt.)