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Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.02.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189202112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920211
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-02
- Tag 1892-02-11
-
Monat
1892-02
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.02.1892
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Nr. 94 — IS. Jalirqanff. Die a» iedem Wochentag Abend snikt dem Datum des folgenden Tages» znr Ber- sendnng gelangende nnvarteüsche Zeitung „Sächsischer LandeS-Anzeiger": mit täglich einem Extra-Beiblatt 1. Kleine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler s Sächsische Gerichtszeitung ä. Sächsisches Allerlei K. Jtlustr. «ttterhaltungsblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbnch kostet bei de» Ausgabestellen monatlich 70 Pfg.. bei den Post-Anstalten 7b Pig. Sächsischer 77»? Donnerstag, 11. Februar 1892. iMites-AlljeMl. Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Di« Hauptblätter des „Sachs. Landes-AnzeigerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-AttSgabe als: „Chemnitzer General-Anzeiger" , fsirCstcmintz monatlich 40 Psg. frei inS HauS; außerhalb Chemnitz monatlich SO Pfg. mit Zntragen. PostzeitnngSpreiSliste fiir 1892: Nr. 1342. Der SSchs. LandeS-Anzeiger ist für dal Jahr 1892 eingetragen in der deutschen Post-ZeitungS-Prcisliste unter Nr »580, in der österreichischen unter Nr- 2651. FttrAbonnentenerscheint jecinmallinJahr: Jilustr. WeihnachtSbnch (JahreSbuch). Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. S. Fernsprech-Anschlnst Nr. 136. Tclegr-Nvr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Anzeigenpreis: Nan», der 6gespnltenc» CvrpnSzeile (ca- 10 Silben fassend) für in Sachsen wohnende Inserenten 1b Psg., für außerhalb Sachse» wohnende Inserenten 20 Pfg. — Bevorzugte Stelle (lipaltigc Petitzeile) 30 Pfg. — Mor-in,»" die 8gespaltc»e Petitzeile (ca. 8 Silbe» fassend) 10 Psg. — Anzeigen könne» »nr bis Vormittag angenommen werde», da Druck „nv Verbrciinng der große» Auslage längere Zeit crsorrer». — " ' -- ' " ' c" (billigere Sonder-AnSgnbe der Hanptblätter des „Sächsischen Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Best lütter). - Unlcr „Kleine Anzeigen .. .. . . - . . Die Anzeige» finden ohne PreiSansschlag gleichzeitig Verbreilnng durch den „Chemnitzer General-Anzeiger Politische Rundschau. Chemnitz, de» 10. Februar 1892. Deutsches Reich. Der „ReichsattZkigrr" widmet dem verstorbene» ilaliemscheu Bvischastcr Grase» Launay i» Berlin folgenden Nachruf: „Die kaiser liche Negierung beklagt aufrichtig das Scheide» dieses aiisgczcichncten Staatsmannes, der während emer mehr als 36 jährigen Thätigkeit überall, aber bei ii»S vor Allem, das Andenken einer edlen Persönlich keit und de» Eindruck eines scharsdlickcnde» Politikers zurückläßt." Fürst vismorrk im preusiischen Herrenhaus«? Berliner Zeitungen verbreiten die Meldung, Fürst Bismarck wolle im preußische» Herrenhause gegen das neue Volksschnlgcsetz stimme». Da bis zur Berathnng des Gesetzes in dieser Körperschaft »lindcstcns »och zwei Mvuate verstreichen werde», ist »»schwer zu erkenne», daß cs sich lei dieser ganzen Miltheilung nur um eine Erfindung oder Muthmaßung haudclt. Die Bttvgetcommissto» des Reichstages hat am Dienstag die Beiathnng des Militäreta'S beendet und die große Forderung vo» 61 Millionen Mark für Zwecke der Artillerie einstimmig und un- verändcrt angenommen. Nunmehr beginnt die Berathnng des MarineetatS. Die Schulgesetzcommissiou des pteusiischeu Abgeord- uetetthaufeS hat de» § 1 der Vorlage in der nachfolgenden Fassung angenommen: „Die Volksschule ist eine Veranstaltung des Staates nnd steht linier seiner Aufsicht. Aufgabe der Volksschule ist die religiöse, sittliche und vaterländische B ldnng der Jugend durch Er ziehung und Unterricht, sowie die Unterweisung derselben in de» für das bürgerliche Lebe» not ige» allgemein:» Kenntnisse» und Fertigkeiten." — Die Eingabe», welche das Gesetz betresst», mehren sich im Bureau des Abgeordnetenhauses vo» Tage zu Tage. Stimmen zu Gunsten des Gesetzes bleibe» nach wie vor recht vereinzelt. Ter Centralansschuh zur Förderuttg der Jugend- und Volköspiele in Deuts stland wird am 13. und 14. Fcbruar zu seine» diesj hrige» Sitzungen in Belli» zilsammentreien. Prcukisches Abgeordnetenhaus. Dienstagssitznng. Die zweite Berathnng des JnstizelalS säurt s>u einer heftigen antise mitischen Debatte. Avg. Rickcrt (srcis.) bringt den Fall des Xantener Knabenmordes zur Sprache, vo» welchem anlisemitische Zeitungen behaupten, daß hier ein von dem jüdische» Bewohner Busch» hoff verübter .Nitualmord vorlisgt. Redner vmheidigt in schärfsten Worten die antisemitische Agitation. Abg. Stöcker (cons.) will ans die Frage des Ritnalmordcs nicht eingchcn, hält aber Fälle für möglich, daß Christen vo» Inden Blut zu rituellen Zwecke» entzöge» wirb. Tie Justiz habe den Inden überhaupt viel zu viel Nachsicht gewährt. Juslizminister v. Schilling thcilt mit, daß der verdächtige Bnscsthoff ans Grund »euer Verdachtsmomente wieder verhaftet sei. Die Justiz werde also n»n entscheide». Bcsvndere Nachsicht sei den Juden nie gewährt. Abg. Mnuckel (freist) wendet sich gegen Stöcker, den er der Hetzerei beschuldigt. Abg. Fritzen (Centr.) hosst, durch ei» ordentliches Gerichtsverfahren werde Aufklärung über den Laulciicr Fall, der große Aufregung geschaffen habe, gegeben werde». Abg. Krause (nallib.) erklärt die Slöckcr'sche» Ausführungen über die Jndensrage für ganz nnbegründct. Es werden da»» noch verschiebe»« Wünsche dem Juslizminister wegen der Entschädigung »nschiildig Verurtheilter, Einführung der Berufung in Strafsache», Ein bewegtes Leben. Eine Erzählung aus der Gegenwart von Heinrich Graus. 1. Nachcrnck verboten. Einleitung. Es ist eine fromme, alle Sitte, daß man bei einem die Straße passirenden Lcichcnbegänguiß stetze» bleibt und den Hut zieht, dem To ten die letzte Ehre erweisend und eine» letzlen Gruß in jenes „unbekannte Land" niitscndenv, „von des Bezirk kein Wanderer wiederkehrt", welches vielleicht bald, immer aber gewiß auch unser Ziel sein wird. — Der Leicheozug, welcher sich an einem schöne» Winicrtag „nler dem Geläute aller Glocken n»d dem ganzen kirchlichen Pomp durch die Straßen vo» L dem Friedhof z» bewegte, hatte trotz der herrschenden Kälte v»d des starke».Schneefallcs die h.ckbe Bevvlk rnng der Siadt in Bewegung gesetzt. Zu beiden Seiten des Weges, welchen der Zug passiren mußte, drängte man sich auf dem Trottoir dicht zusammen. Als der hohe, von vier schwarz bedeckte», mit dnnklen Fcder- biischen gezierle» Pferden gezogene, mit den prachtvollste» Kränze», Blume» und Palmenzwcige» verhüllle Sarg langsam vvrübcrfnhr, wurden still und ehrerbietig die Hüte und Mutzet, abgenommen und unter den weiblichen Zuschauer» erhob sich hier »nd da leises Weinen. Der Verstorbene, der Geheime Commcrcicnralh Stein, von dem man erzählte, daß seine Ncichthümer unermeßlich seien, war ein Wolilthätcr der Stadt gewesen, beliebt bei hoch und niedrig, der Stifter vieler segensreicher Institutionen. Im kräftigste» Mannes- aller und unter de» denkbar glücklichsten Verhältnisse» lebend, war er nun durch eine» Herzschlag seinem reichen Wirke» plötzlich cntrasst Worden, eine »och junge und reizende Fran und eine» zehnjährige» Sohn znrücklassend. Zwischen» jciiieni Erzieher und dein berühmten Prediger Doctor A schritt der Letztere, Edgar, ein schlanker, blonder Knabe, mit rvthgcwcinten Augen dicht hinter dem Sarge, von Zeit r» Zeit das Gesicht im tiefste» Schmerz mit seinem Taschcnlnch ver hüllend. In der langen Reihe glänzender Equipage», welche den» Sarge folgte», saß i» der erste», dicht verschleiert, in ein« Ecke gedrückt, die laut schluchzende Wittiv« de- Verstorbene», «»Zugänglich für die Tröstungen, welche eine neben ihr sitzende Freundin möglichst kräftig Und überzeiiguiigsvoll an sie verschwendete. — Am Eingang zum Friedhof hielt der Zug,- man verließ die Vermehrung der Richtcrstellcii rc. vorgetrage». Abg. S tö ck er crllärt »och, daß die conservalioe Pqrlci darin einig ist, daß Inden keine höheren Justizäinler bekleide» solle». Eine Resolution der Budgct- commission, die Nichlerstellc» zu verwehre», wird angenommen, nach dem der Justizminislcr sich im Princip »nd vorbehaltlich der Finain- frage damit cinvcrstandc» erklärt hat. Die Weiterberathmig des Etats wird ans Mittwoch 12 Uhr vertagt. Das tu Portugal verlorene deutsche Geld. Die portugiesische Negierung will sich, den jüngsten Nachrichten ans Lissabon zufolge, mit ihren ausländischen Gläubiger» ans fünfzig Procent vergleiche». Gemeinhin hängt das Znstandckomm u ci. es solchen Vergleichs nicht vom Schuldner, sondern vo» de» Gläubigen» ab. Bei Slaatsbankerottcn liegt das Vcrhältniß »»»gekehrt, die Re gierung beschließt, »nd wer sich nicht fugt, kan» gewärtigen, vom Rege» nntcc die Traufe zn kommen. Einzelne Blätter rufen erregt das Dentsche Reich »in» Hilfe a». Der Reichskanzler soll einen Druck auf die portugiesischen Staalslciter ansüben. Es soll nicht geduldet werde», daß das deutsche Cap tal viele Millionen Einbuße a» portugiesischen Wcrlhc» erleide. Alle!» wollte sich die Ncichs- rcgi'ernng wirklich zu einer solche» Einmischung herbcilassen, so er- lnclte sie sicherlich von dem portugiesische» Ministerium die schönsten Werte, aber kein Geld. Und Kriegsschiffe wird »na» sicherlich nicht nach Lissabon »nd Oporto schicken, »m Portugal znr pünktliche» Zinszahlung zu zwingen. Sache der Bankhäuser, welche Dcms.hland mit porlugi'esischen Wertste» überschwemmt und dabei Millionen ver dient haben, ist es in erster Reihe, für die Wastrnchmiing der Interesse» ihrerAbnehmerz» sorgen. In Geldsachen aber hört bekanntlich die Gewüthlichkeit und, was schlimmer ist, oft auch das Gewissen ans. Italic». Premiermittistev Nuvtui tsteilte i» der Kammer mit, daß die Beziehungen z» Oesterreich fortgesetzt die besten sind »nd kein Grund zn Streitigkeiten vortiegt. — Aus verschiedene» Gegen den Italiens werden Demonstrationen beschäftigungsloser Arbeiter gemeldet, welche Brot verlangen. Die Leute sind in der Thal sehr übel dran. — Der Papst soll wohlauf sei». England. Das englische Parlament ist am Dienstag eröffnet worden. Wie wir bereits telegraphisch gemeldet haben, betont die Throirrede die vorzüglichen Beziehungen zu alle» Mächten und gicbt der besondere» Befriedigung über die gegenwärtige Lage in Aegypten und das Fortschreilen der dortigen Reformen Ausdruck. Weiter ge denk! das Schriftstück dcS verstorbenen Kstcdi've Tcivfik von Aegypten, rühmt die loyale Gesinnung des verstorbene» Fürsten gegenüber England und spricht dann die fast koniisch klingende Erwartung ans, der neue Khedive, Abbas, werde ebenso herzliche Beziehungen z» Großbritannien »nterhalloi, wie sei» Vater. Was soll denn der junge Fürst wohl anders machen? Dann wird i» der Thronrede auf die befriedigende» Abmachungen mit dem Sultan vo» Zanzibar und die Ecklürnng des Hafens vo» Zanzibar zum Freihafen hingc- wie-c», und der Beilegung des Fischeieistrcitcs vom BchringSmcer Erwähiinng gelhan. Als Vorlage» werden verschiedene! Localgesetzc angekündigt, und endlich »och des Todes de-Z Herzogs von Clarence, des künstige» Thronfolgers, Crwähniiiig gelhan. Im Ganze,, enl- stält die Thronrede also wirklich nichts, was nicht jeder Mensch schon wüßte. Wage» »nd ordnete sich in dem bereits beginnenden wiiit'rlichcn Dämmerlicht zn de»» letzten, kurze» Geleite bis zn dem ncnerbante» Stein scheu Erbbegrävniß. Nachdem hier ein Kirchenchor den Sarg mit dem Liede: „Rasch tritt der Tod de» Menschen an" empfangen, betrat Pastor A . . . eine Erhöhung, um dem Tobte» eine» letzte» Nachruf zu widmen nnd an Mutter und Sohn, welche sich, umringt von den Leidtragenden, schluchzend »mschlimgen hielten» Worte des Trostes »nd der Ermahnung zn richten. Selten hat Wohl eine Rede eine» so tief ergreifenden Eindruck heroorgcbracht; aber wohl selien kam dabei auch die Situation dem Redner so wie hier zn Hitse. Eine vaterlose, l 0jährige Waise, der künftige Erbe großer Neichlhümcr, stand vor ihm an der Seite seiner Mutter, die in ihrer zarte» Erscheinung sehr wenig gceignct schien, an die Stelle des Tobte» z» treten, rer sein Kind sletzZ zwar mit liebevoller, aber auch strenger, fester Hand geleitet hatte. Was ver mochte eine verfehlte Erziehung ans dem Weiche» Gemülh dcS Knabe» zn schassen? Welche» Mißbrauch konnte er mit den Glücksgütcr» stiften, die »hm einst znsiclen? Diese Motive bildeten den Inhalt der Rede, die Herr A . . . zu so erschüttert»:»» Ausdruck zn bringen wußte, daß, als sei» „Amen" laut über die Gräber sti» erschallte, kein Auge trocken blieb. Unter dem ergreifenden Gesang: „lieber allen Wipfel» ist Nnh'" ließ »na» den Sarg langsam in die Gruft hinab und als er dort verschwunden, brach die säst verzweifelnde Willivc ohnmächtig zusammen, während ihr Sohn sie laut weincnd nmschtnuge,» stielt. Eine Stunde später lag der Friedhof still und in Nacht gehüllt. Das Knirschen der schwere» eiserne» Thüre» des Erbbcgrävnisses, welche »>it Anstrengung vo» den Todlengräbern geschlossen wurden, war das letzte Geräusch; da»» bewegte» sich, wie Irrlichter, zwei Laternen in der Eypresscn-Allce hi» und her »nd verschwanden dort in einem kleine» Hänschen. — Einsam ruhte der erste Bewohner in seiner einsamen Familie», grust, durch deren vergoldete Eftengiller wirbelnd die Schneeflocke» drangen. 2. Die Stiefbrüder. Sieben Jahre sind seit der geschilderten KirchhofSsce»« ver gangen. Die trostlose Witwe hatte sich inzwischen wieder verheirathet und war zum zweite» Male Witlive geworden. Man nannte sie jetzt Frau Generali,, von Lanz. Ihr zweiter Gatte, ein Man» von einigen fünfzig Jahren, hatte einer höchst unliebsamen Affairr wegen Portugal — Spanien. Eine eigenthümliäie Scene stcit cs in den spanische» Corte» gegeben. Mit Bezug daraus, d. ß i» Portugal der König wegen dcr herrschende» Fincinziwth ans ei» Fünftel seiner Civ lüste verzichtet hat. ist nämlich auch die Krone vo» Spanien z» gleichem Verzicht aufgefordcrt worden. Allzuweit vom Bankerott enlsernt ist Spanien gerade auch nicht. — Die portugiesische Negierung hat sich nii» definitiv dahin klitsch edcn, von ihre» Colvniec» nichts znm Zweck der Schuldentilgung zu' verkaufen. Ans dies Wort soll »uan aber noch keine Häuser baue». Richland. Der Zar, der i» dem Ruse steht, alle Jahre einmal ein freund liches Gesicht zu »lachen, kann doch fccnndlich und liebenswürdig sci». Er hat soeben d>ei große Güter, die dicht bei der Sonimcrrcsidenz der dänischen Königsfauiilie in Bcnistvrff liege», für 200,000 Rubel getauft und sic seine», Schwager, den» Prinzen Waldemar von Däne mark, geschenkt, dessen Gemahlin, die Prinzessin Marie von Orleans, die LiebliugsvcNvandle des Zaren ist. — Das russische Kriegs- gcschwadcr im Stillen Ocea» ist beträchtlich verstärkt. — Das Geld »st so knapp in dcr Petersburger Staatskasse getvorden, daß uni, doch nvch der Versuch einer neuen Anleihe in Pari» ge macht werden soll. Auch die Franzosen sind übrigens klug getvorden. Afrika. Cmi» Pascha au Stanley. Das Neueste über Emi» Pascha's angebliche Ansichten kommt jetzt — aus Australien. Stanley, der momentan in Anckland verweilt, hat dvrt einen ans Vagamvyo dnticle» Brief seines Freundes, des Leutnants StairS, bekomme»,' dem v ui Emi» Pascha ein Schreiten für Stanley zugegange» ist. Darin sagt Emin, e; sci >hi» befühle», zur deutschen Küste zurückznkehrc», er stabe sich aber geweigert nnd »»arschire u»m»chr »ach Norden, wobei er in allen Orten deutsche Flagge», anfpslanze. Emi» schreibt auch, daß sei» nächstes Reiseziel Kibero i» Unjoro sci, von wo a»S er alsdann ans das andere Ufer des Albert-Sces hiiiüberznsetzcn gedenke. — Hier scheint dvch wohl Wa weS nnd Falsches »lit einander vermischt zu sci». — Aus Deutsch-Liidwestofrika komint die Meld ung, daß englische Agenten die Eingeborenen gegen die dentsche Schutz- sterrscstast anfznhetzen suchen. Es scheint wftklich an der Zeit zu sein, ,n diesen» vernachlässigten Gebiet einuial gründlich Ordnung zu schassen. Sächsisches. — Allgemetuer Gemeittdevertretertag. Für den 20. April dieses Jahres ist von Seite» der Sociaüsten ein allgemeiner Ge- meiiidevcrlrctertag geplant. Uebcr den Ort, an welchem derstlüe zu- samnienlrelcn sott, ist etwas Sicheres nvch nicht bestimmt worden. Zn demselben solle» alle Vertreter sächsischer Landgeniciiiden ohne Rücksicht ans ihre Klassen- nnd Parleistcllung eingcladcn werde». Auf die Tagesordnung dieses Gemeiudevertrelerlages sind vorläufig fol gende beisen Punkte gesetzt: Ist eine Revision der rcvidirlc» Land- gemrindc Ordnung nolhwendig, und wem» ja, in welchen Punkten? nnd welche Mittel und Wege sind uotstwendig, nm die immer mehr steigenden Lasten der Landgemeinden zu milder». Ei» Coniitö, an essen Spitze ei» Herr Georg Horn in Löbtau steht, erläßt zn diesem Zivecke einen Ausruf in de» secialvemokratischen Organe». — Bedeutende Diebstähle. In Leipzig benutzte» drei seinen Abschied nehmen müssen, nnd noch nicht alt genug, sich unthäti mit seiner kleinen Pension ans einen kleine» Landsitz znrückznziehen, Lebemann im vollsten Sinne des Wortes, begabt mit einer impv» nircndeii Persönlichkeit »nd de» bezanterndstc» Manieren, machte in Tan», »kreise» noch immer großes Fortune. Tie Geheime Commcrcl'en- räthi» Slei», welche testamentarisch überaus reich bedacht war, wurde bald ein Gegenstand seiner heißen Wünsche, und »och war daS Trauerjahr nicht zu Ende, als dcr Priester den Segen über die Neuvermählten sprach. Tie Verhältnisse Beider ähnelten sich in manchen Punkten; der General war ebenfalls Witlwer nnd statte, wie seine jetzige Gemahlin, cbcnsalls einen Sohn, nur die siiiaiiciellcn Verhältnisse waren ent- schicden andere, da dcr General znni größten Tstcil »nr Schulden »»d Gläubiger in die Ehe brachte. Mit soldatischer Frcimülh gkcit hatte er ihr das offen gestanden, allein sic Halle ihn» lächelnd daraus erwidert, sie vesitze genug für mehrere, »nd ihm dabei zugleich den Kassenschlüsscl zu freier Verfügung überreicht. — Ferdinand von Lanz, der Sohn des Generals, etwa »cnuzchn Jahre alt, befand sich in einer Cadettc,»schale, während sich Edgar, zwei Jahre jüngec, für die Universität vorbereitete, nm nach de», Wille» seines Vaters, de» Geheimen Cvnimcrcienrathcs, die juristische Carrftre cinznschlagen. Die beiden jungen Leute trafen sich während dcr Fcrien im elterlichen Hause und schlossen bald Frcnndich.it »ii't- cinander. Ihre Na»»r.n waren zwar durchaus vcr-chicden, aber sie ergänzten sich auch zugleich. Edgar war ernst, schweigsam, mit Eifer seinen Studien lebend, seiner Mutter gegenüber zniückhallcnd; er konnte ihr nie vergeben, daß sie seine» heißgeliebten Vater so schnell vergessen, ihm einen Nachfolger z» geben vermochte. Erst, als der General nach einer zweijährige», äußerst glücklichen Ehe starb, ver söhnte er sich wieder mit ihr. Was Ferdinand betrisst, so war er das Widcrspiel seines Stief bruders. Er hatte schon früh das Tebnt aller Unbcniitlcttc» dnr h- kämpfe» »niisscn, war aber dabei lebenslustig nnd lebenSmuthig, stets sorgloS, anch wenn er keinen Heller in der Tasche hatte, einer von jenen Mensche», die sich stets auf den nächsten Tag verlasse». Er hatte Talent zn Allem, das meiste aber zn den dnrchtriebcnstcn Schelmereien, die er in der Cadettenschnle aiizuzctteln ivnßte und die er so geschickt erfand und so schla» inscenirle, daß dcr Verdacht nie auf ihn fiel. Bei seiner Stiefmutter hatte er sich unendlich rinzu- schmeichel» gewußt; seine jugendliche Frische nnd Fröhlichkeit und die Gabe, langweilige Menschen — zn denen auch die gut« Generali» gehört« — zu unterhalle», hatte den Stiefsohn z» Ihrem vergöttert«
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