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Schönburger Tageblatt / Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Fernsprecher Rr- v. 1901. 69. Sonnabend, de« 23. Mär; Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Saufmann Otto Förster; in Saufungen bet Herrn Fr. Janaschek; in Laugeuchurödorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wilhelm Dahler, Cigarrensabrikant an der Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wallenburg bei Herrn Lrnst Rösche; in Ziegelhe.m bei Herrn Eduard Kirst«. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Rümmer bi» vormittags 11 Uhr. Der AbonncmentSpreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Ps. Einzeln« Nrn. b Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., für auäwLrt« lb Pf. Dabellarischer Satz wird doppelt berechnet. Amtsblatt für den ^-tadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Pe»tg, Lichtessteik-EkLuberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezrrke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrcnhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Lan^nchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rutz orf, und Val-enburzer Anzeiger empfing, hörte am Donnerstag militärische Vorträge. aus schwerer Gefahr entgegen. Am heutigen Freitag wird Se. Majestät die Glück- wünsche des Präsidiums des preußischen Abgeordneten- der „Berl. Volksztg." geschrieben: glaubwürdiger Quelle verlautet, Hauses zur Errettung nehmen. Aus Weimar wird Wie aus anscheinend gedenkt sich Großherzog Wilhelm Ernst nach Verlauf einer gewissen Frist, die durch die Trauer um den Groß herzog Karl Alexander geboten ist, mit der jüngsten Tochter des verstorbenen Herzogs Alfred von Koburg- Gotha, Bruder der Kaiserin Friedrich, zu verloben. Lin Zwischenfall hat sich an der schlesisch russischen Grenze, im Kreise Landsberg, zugetragen. Russische Grenzsoldaten verfolgten einen Schmuggler und überschritten hierbei die preußische Grenze, ja sie wagten es sogar, auf preußischem Gebiet vier Schüsse abzu feuern. Erst als der Schmuggler aus Angst ein Packet Waaren seinen Verfolgern überließ, zogen diese sich zurück. Der russische Grenzkapitän wollte diese Ange legenheit durch Leistung eines Schadenersatzes aus der Welt schaffen, doch hierauf konnte der Landrath des Kreises Landsberg sich nicht einlassen, da er die Sache im Dienstwege bereits weiter gemeldet hatte. Wie Herrn v. Miquels Berliner Organ verkündet, verfügt die preußische Eisenbahnverwaltung über genügend Mittel (im Ganzen 630 Mill. Mk.!), um noch auf Jahre hinaus Bestellungen und Anschaffungen in derselben überdurchschnittlichen Höhe machen zu können, wie dies in den letzten Jahren geschehen ist. So wird die Industrie jetzt nicht zu fürchten haben, daß, wie in früheren Jahren, aus Knappheit der verfügbaren Geld mittel die Eisenbahnverwaltung ihre Bestellungen gerade in einer Zeit einschränkt, in der wegen der im Allge meinen eingetretenen Abschwächung deS Absatzes eine solche Maßregel in der Industrie besonders drückend empfunden würde. In Südafrika scheinen die Engländer einen neuen Uebergriff gegen einen Deutschen sich erlaubt zu haben. In Rawitsch in Posen ist nach der „Tgl. Rdsch." aus Südafrika die Nachricht eingetroffen, daß der Missionar Otto Kahb, Vater von acht Kindern, im vorigen Jahre seiner Familie durch die Engländer ent rissen worden ist und sich seitdem in englischer Gefangen- schäft befindet. Dasselbe traurige Loos hat außerdem drei andere Missionarsfamilien betroffen. Herr Kahb ist ein Rawitscher Kind. Vielleicht kümmert das deutsche Auswärtige Amt sich etwas um das Schicksal dieses Mannes. In Swakopmund (Deutsch-Südwestafrika) trafen vor einigen Wochen 18 Buren, zum Theil mit Fami lien, ein und begaben sich nach Windhoek. Von dort wollten sie weiter nach dem Gibeoner Gebiet, dort sich das Land ansehen und geeignetenfalls ankaufen. Oesterreich-Ungarn. Auch Oesterreich soll seine Kanalvorlage erhalten. Ministerpräsident v. Körber hat erklärt, die Regierung betrachte die Wasserstraßenfrage als den Hauptpunkt ihres wirthschaftlichen Programms. Sie erkenne die Nothwendigkeit des Ausbaues vieler künstlicher Wasser- straßen und die Regulirung der anschließenden Flüsse an. Eine entsprechende Vorlage werde dem Parlament unmittelbar nach den Osterferien zugehen. Vielleicht hat die österreichische Regierung in dieser Frage mehr Glück als die preußische. *W„l-e»b«rg, 22. März 1901. Tie Befürchtungen, daß es in Ostasien zu ernsten Reibungen zwischen verschiedenen Mächten kommen könnte, waren einerseits durch einen Streit zwischen Engländern und Russen in Tientsin, anderseits durch daS von Ruß land verlangte Abkommen über die Mandschurei und die mongolischen Grenzgebiete veranlaßt. In Tientsin handelt es sich darum, daß Rußland im Verlaufe der chinesischen Wirren eine Niederlassung erworben hat, den Haufen zu rennen, durch das Verlangen entgegen getreten, vor allem die Steuerreform zu berathen. Spanien. Der spanische Ministerrath hat beschlossen, die Frei heit des Katheders in Religionsfragen herzu stellen. Ein weiterer Erlaß soll die zwangsweisen Religionsstunden in den Gymnasien abschaffen. England. Ueber die englischen Verluste im Burenkriege wird mitgetheilt, daß an Krankheiten, zumeist Typhus, 7501 Mann oder 37,5 per Tausend starben; in der Schlacht getödtet und an ihren Wunden starben 4318 oder 21,6 per Tausend, als kampfunfähig wurden nach England zurückgeschickt 1638 Offiziere und 36,986 Mann oder 185 vom Tausend; von letzteren waren 5662 verwun det, der Rest krank. Tie Zahlen gelten aber nur für 1900. Asten. Ob des Tientsiner Zwischenfalls ist John Bull völlig aus dem Häuschen gerathen und kann sich noch immer nicht beruhigen, trotzdem er sich sagen kann, daß ein Mann, dem die Hände gebunden sind, in inter nationalen Streitigkeiten keine Respektsperson ist. Hat England Verdrießlichkeiten, dann sucht ein Theil seiner Presse sich an Deutschland zu reiben, so ist es trotz der neuerlichen ungeheuren englischen Freundschaftsversicherun gen auch jetzt wieder gewesen. Zunächst sollte Graf Waldersee die Streitfrage in Tientsin schlichten. Die Engländer hofften, daß alsdann zwischen Deutschland und Rußland ein Conflict ausbrechen und England den tortiuo Anucksns würde spielen können. Daraus ist nun nichts geworden, denn Graf Waldersee ließ sich in die Angelegenheit nicht weiter ein, als er es unbeschadet seiner völligen Unparteilichkeit thun konnte. Die Aus einandersetzung über den Fall blieb den Engländern und Russen unter einander überlassen. Nun kommen die Londoner Hetzblätter und erklären, zwischen Eng land und Rußland bestehe volles Einvernehmen, Ruß land solle in Nord-, England in Südchina völlig freie Hand behalten; für Deutschland bleibe dann allerdings nichts übrig; aber Rußland und England wären befrie digt. Natürlich besteht ein derartiges Arrangement nur in der Phantasie einiger Deutschland übelwollender Lon doner Blätter. In wie peinlicher Situation sich Eng land befindet, das lehrt die Thatsache, daß in London ganz plötzlich ein CabinettSrath zusammenberufen wurde, der sich mit der Tientsiner Angelegenheit beschäftigte und versiegelte Depeschen an die englischen Commandeure in China und Indien abschickte. In Indien ist Eng lands Macht gegenwärtig infolge deS südafrikanischen Krieges aber auch so geschwächt, daß eine etwaige Ent sendung der dort abkömmlichen Streitkräfte nach China den Russen schwerlich imponiren wird. In China wird England von den Russen an die Wand gedrückt; daS ist sein Lohn für Südafrika! Ueber die diplomatischen Verhandlungen der Gesandten in Peking, sowie über irgendwelche bemerkenswerthen Vorgänge außer dem Tientsiner Zwischenfall ist aus China nichts zu berichten. Afrika. In welcher Weise der Oberbefehlshaber der Buren, General Botha, dahin wirkt, daß sich seine Leute ab- theilungsweise den Engländern ergeben, wird durch die Italien. DaS italienische Ministerium wehrt sich seiner Haut. Es wird dem Versuche seiner Gegner in der Abgeord netenkammer, es gelegentlich der Kornzollerörterung über Witter«»gsbericht, ausgenommen am 22. März, nachm. 4 Uhr. , BarometerftittE 762 mm. »educirt «uf den Meeresspiegel. Thermo «eterftem- -i- 0,i° 0. (Morgens 8 Uhr — 2,»" 6.) Feuchtigkeitsgehalt d« Luft nach Lambrechts Polymeter 57'/«. Thanpnntt — 7,;' 0. Win-richtnn-: Nordost. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 16,» mm. Dahe^WiNer«»gsauSstchte« für^den ^3^März^^^^is-gan^ deren Gebiet von der unter englischer Verwaltung stehen den Bahnlinie berührt wird. Beim Bau eines Bahn- geleises kam es zu einem bedrohlichen Conflicte zwischen englischen und russischen Truppen. Indessen kam diesem Streite von vornherein doch nur lokale Bedeutung zu, und es konnte im Ernste kaum angenommen werden, daß sich zwei Großmächte wegen eines so untergeordne ten Streit-Gegenstandes in die Haare gerathen sollten. ES scheint denn auch, daß die Cabinette von London und Petersburg keine Lust haben, sich von dem Ueber eifer ihrer Truvpenführer an Ort und Stelle fortreißen zu lassen, und daß somit die Sache auf diplomatischem Wege beigelegt werden wird. In der Mandschurei-Frage ist neben England beson ders Japan gegen die verschleierte russische Annexion interessirt. Aber auch die Vereinigten Staaten und Deutschland haben erklärt, daß China zunächst die Ge- sammt-Forderungen der Mächte begleichen möge. Daß uns die Mandschurei an und für sich gleichgiltig ist, ist vom Reichskanzler Grafen v. Bülow im Reichstage mit aller Offenheit ausgesprochen worden, aber mit dem Zu satz, daß es uns wegen unserer Entschädigungs-Forde rung nicht gleichgiltig sein könne, wenn China seinen Vermögensstand durch Sonder-Abkommen mindere. Die russische Negierung zeigt sich bestrebt, dieser diplomati schen Lage Rechnung zu tragen und nur auf friedlichem Wege zu ihrem Ziel zu kommen. Die Zeit läuft ja auch im nördlichen China für Rußland, und so ver lautet zuverlässig, daß eS auf eine Reihe von Bestim mungen in dem Abkommen mit China verzichten wolle. Damit scheint denn auch die Streitfrage ihren für daS Concert der Mächte bedrohlichen Charakter zu verlieren. Wie Rußland bei seinem Vorrücken im Norden Chinas mit den widerstreitenden politischen Interessen Japans und Englands zu rechnen hat und die wirthschaftlichen Interessen anderer Mächte wenigstens nicht ganz außer Acht lassen kann, so würde England, wenn eS sich im Yangtse-Thale festsetzen wollte, auf Widerstand bei Japan, Deutschland, Frankreich und den Vereinigten Staaten stoßen. In einem englischen Blatte ist nämlich der Ge danke aufgetaucht, daß eine russisch-englische Verständi gung auf der Grundlage erzielt werden müsse: Der Norden Chinas für Rußland, das Mittelstück für Eng- land! Vom russischen Standpunkte aus ist der Gedanke nicht übel, und vielleicht verdankt er seine Aufnahme in ein englisches Blatt einer Eingebung der panslavistischen Agenten in London, die unverdrossen an der Arbeit sind, um England und Deutschland zu verfeinden. Immer hin ist die Möglichkeit einer russisch-englischen Verständi gung nicht ausgeschlossen, und man darf sich nicht ver hehlen, daß nach den südafrikanischen Erfahrungen die Neigung in England, sich gut mit Rußland zu stellen, entschieden gewachsen ist. Politische »««»schau, »tutsche- Reich. Der Kaiser, der Mittwoch Mittag den Reichskanzler