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38,4 Mill. Stück vermehrten. Dagegen verminderten sich die Schafe um 64,5 Proc. auf 7 Mill. Stück. Bei der Pferdezucht steht Ostpreußen obenan. Gegen die Hälfte der Rinder entfällt auf Schlesien, Rheinland, Hannover und Ostpreußen. In der Schafzucht behauptet den ersten Platz Pommern. Der vierte Theil sämmt- licher Schweine befindet sich in Hannover und Sachsen. Vom Federvieh besitzen je ein Zehntel Hannover, Rhein land, Sachsen, Brandenburg und Schlesien. Spanien. In Spanien ist die längst erwartete Ministerkrisis nunmehr ausgebrochen, das Ministerium Azcarraga hat seine Entlassung gegeben. Wer die Erbschaft antritt, bleibt abzuwarten. Rußland. Der neue deutsche Botschafter in Petersburg Graf Alvensleben hat soeben seinen Posten angetreten. Auch General v. Werder traf in Petersburg ein und hat im kaiserlichen Winterpalais Wohnung genommen, als Gast des Zaren. Asten. Zwischen der britisch-indischen Regierung und dem Emir von Afghanistan ist eine Spannung ein getreten. Während der letzten Reise des Lord Curzon in die Grenzgebiete hielt es der Emir nicht einmal für nöthig, einen Vertreter zur Begrüßung des Vizekönigs zu entsenden. Der Emir läßt auch Kriegsvorrath an kaufen, welchem Vorgehen England besonders mißtrauisch gegenübersteht. Und der Ruffe? Der reibt,sich schmun zelnd die Hände! Glück muß man haben! Trotzdem die Dinge in Peking fortgesetzt recht chinesisch verlaufen, d. h. nur ausnahmsweise einmal ein voller Schritt vorwärts gethan wird, so besteht doch allgemein die Hoffnung, daß das Ende der Chinawirren nahe sei, so daß gegen Ende des kommenden Monats mit dem Rücktransport der Truppen begonnen werden könnte. Bei uns wird Jedermann froh sein, wenn dies uner quickliche Schauspiel endlich einmal vorüber ist. Hätte Deutschland die Sache allein gemacht, dann stände sie heute auf einem anderen Fleck. So aber war der deutsche Oberbefehlshaber genöthigt, die Leiden eines Coalitionskrieges gründlich auszukosten. Entsprechend der Unentschlossenheit und theilweisen Schwäche, mit der die Chinaaction geführt wurde, wird auch der schließ liche Erfolg kein völlig befriedigender sein. Die Chinesen nehmen sich offenbar noch immer viel zu viel heraus. Prinz Tuan und eine ganze Anzahl anderer Banditen, die eine gehörige Strafe verdient hätten, sind anscheinend durch eine wohlgelungene Flucht, die natürlich bei pflichtschuldiger Wachsamkeit der chinesischen Behörden unmöglich gewesen wäre, in Sicherheit gelangt. Sie befinden sich 300 englische Meilen nordwestlich von Singanfu. Eine Anzahl anderer Würdenträger, die sich bei den gegen die Europäer verübten Brutalitäten be sonders hervorgethan hatten, sollen übrigens auf Be fehl des Kaisers Kwangsü Selbstmord verübt haben. Afrika. Lord Kitchener sieht es wohl auch selbst ein, daß er den Mund bei seinen jüngsten Siegesmeldungen zu voll genommen hat, denn er beobachtet plötzlich wieder eine Unterhaltungstheil. Auf der Felseninsel. Eine Erzählung aus den norwegischen Schären. Von M. Ottesen. 15) (Fortsetzung.) „Gunhilda dagegen, die will lesen und studiren, und heiraten will sie nur, wenn sie einen Mann findet, der ihr wirklich überlegen ist. Dieser Unsinn! Ich bitte Sie, hier auf der Insel, wo die Schiffer und Kaufleute spärlich genug zu haben sind. Und eine alte Jungfer — na, das ist und bleibt doch ein verfehltes Leben." „Aber, bester Herr Pastor," rief ich eifrig, „die Ideen der Neuzeit — bald erhalten die Frauen Zutritt zur Universität." „Lassen Sie mich mit Ihren Ideen der Neuzeit in Frieden," wehrte der gute Mann schnell ab. „Davon wollen wir hier bei uns nichts wissen. Wir sagen: gieb dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Betrüben muß es jeden braven Mann, zu hören, wie sie es jetzt in den großen Städten treiben. Was soll am Ende vom Liede werden? Gott stehe uns in Gnaden bei. Ehe wir es versehen, haben wir Auf ruhr, Noth und Elend —" „Leider habe ich mich im Auslande gar nicht um die Politik gekümmert," unterbrach ich ihn fchnell, wohl wissend, daß zwischen uns keine Einigkeit über die schwierige Frage der politischen Lage zu erwarten sei. „Da sehe ich Ihre Damen im Garten. Wollen wir nicht wieder ümkehren?" Kopfschüttelnd folgte mir mein Wirth. Er wurde fortan vorsichtiger in seinen Aeußerungen und schien den Verdacht zu schöpfen, ich gehöre am Ende auch zu jenen Freidenkern und gefährlichen Radicalen, welche seiner Meinung nach im Begriff standen, das Vaterland ins Unglück zu stürzen. Desto beredsamer zeigte sich jetzt die Pastorin. Ein auffallende Zurückhaltung im Telegraphiren. Von den Leuten Dewets scheint den Engländern kein einziger in die Hände gefallen zu sein, die einzige Beute der Briten vielmehr eine Anzahl verwundeter Pferde gewesen zu sein, die die Buren nicht mehr gebrauchen konnten, die den Engländern aber noch hoch willkommen waren. Im englischen Kriegsministerium jubelt man auch garnicht, gesteht vielmehr ganz offen ein, daß die Aussichten noch ebenso ungewiß sind wie vor dem Rück züge Dewets aus dem Kaplande. Die Pest in Kapstadt nimmt weiter zu. Bis jetzt sind 33 Personen an der Seuche erkrankt, darunter 6 Europäer; gestorben sind 6 Pestkranke, unter ihnen ein Europäer. Unter Beobachtung stehen über 150 Personen. Ms dem Muldenthale. "Waldenburg, 27. Februar. In der Obergasse hierselbst ist höchstwahrscheinlich infolge des Frostes abermals ein Wasserleitungsrohrbruch entstanden; das der Leitung entströmende Wasser drang in den Keller des Roth'schen Wohnhauses und richtete dort mannich- fachen Schaden an. *— Morgen Donnerstag Abend 8 Uhr wird der Afrikareisende Herr Oberleutnant a. D. Th. Westmark im Saale des Rathskellers hierselbst einen Vortrag halten. Derselbe wird unter andern folgende Punkte enthalten: Reise von Banana nach M'Suata, die Schwiegermütter von Las Palmas, ein Krokodil unter seinem Bette, Stanley-Affaire, romantische Gemälde, Sitten unter den Kannibalen, Kasten der Menschen fresser, ihre Palavers (Rathsversammlungen), Arbeits verhältnisse, Sklaven, falsche Haare, Schmuck, Religion, Menschenfresserei, Mahlzeiten, Gastereien der Kannibalen, Menschenopfer und Begräbnißfeierlichkciten, Leichentanz, ein Boot von einem Flußpferde umgeworfen, Handel und Sklaverei. Ueber Westmarks Vorträge schreiben die „Dresd. Nachr.": „Am Montage Abend hielt im dichtgefüllten Meinholdschen Saale in Dresden der Afrikareisende Th. Westmark den angekündigten Vortrag über seine Erlebnisse am oberen Kongo. Die Vortrags art des Herrn Westmark wich sehr von der anderer ab. Er sprach nicht nur völlig frei, sondern auch mit Leiden schaftlichkeit, die ihn zu fortdauerndem, unbewußtem, vervösem Hantiren mit seinem Stuhle und dem eigent lichen Rednerpulte trieb, mit welchen beiden Möbeln er im Laufe des Abends auf dem ganzen Podium ruhe los umherwanderte." „Leipz. Tgbl.": Auf dem Katheder des Kaufmännischen Vereins in Leipzig stand am Frei tag Abend Theodor Westmark, der über seinen Aufent halt bei den Kannibalen am oberen Kongo berichtete. Er sprach mit Feuer und Energie. Die hochinteressanten, wenn auch oft furchtbar grauenhaften Ausführungen er weckten nach Form und Inhalt ungetheilte Anerkennung und lebendigen Beifall. Die „Leipziger Jllustrirte Zeitung" (Nr. 2512) hat das Bild Westmarks, sowie verschiedene Illustrationen über seine Reisen ausgenommen, was wohl am meisten für die Bedeutung der West- mark'schen Vorträge spricht. *— Auf den Folien 99, 100 und 101 des Handels registers für den hiesigen Gerichtsbezirk sind am 22. d. mal der häuslichen Sorgen entledigt, schien sie bereit, sich der Geselligkeit zu widmen und ihrerseits so viel Gewinn wie möglich von dem unerwarteten Besuch zu ziehen. Ich sah bald ein, daß die stattliche Frau nicht allein im Aeußeren einen Gegensatz zu ihrem würdigen Ehe herrn bildete, und ich verstand, daß gerade eine Natur wie Gunhildas sich von ihr angezogen fühlen mußte. Ein Band wirklicher Freundschaft schien trotz des Unter schiedes der Jahre diese beiden zu vereinigen, und wie vorhin brachte die Pastorin bald wieder das Gespräch auf die Pflegetochter meines Wirthes. „Nehmen Sie sich meiner Gunhilda ein wenig an, Herr Doktor," begann die Pastorin, während wirzwischen den Blumenbeeten dahinschritten. „Es ist ein seltsames Wesen mit einer Feuerseele, das zu schnell alles auffaßt und sich zn eigen macht, um davon befriedigt zu sein, was eine alte Frau wie ich mitzutheilen versteht." „Sie haben Gunhilda unterrichtet?" fragte ich ver wundert. „Mit meinen Kindern zusammen. Eine feste Schule giebt es ja nicht hier auf der Insel. Der Schulmeister zieht mit seinen Zöglingen umher von einem Hause zum andern. Da haben denn ich und mein guter Mann es übernommen, den Mädchen das nöthigste zu lehren. Meinen ältesten Töchtern war auch, was wir ihnen boten, mehr denn genug. Küche und Keller, Spinnstube und Waschhaus — das ist nun einmal ihr Revier, und meine kleine Hannah — sie ist eben ein liebes, über- müthiges Kind, das sich am liebsten in Feld und Flur herumtreibt. Ich wette, sie zerbricht sich jetzt gewaltig den Kopf, um den Brief noch vor Abend fertig zu bringen. Mein Mann ist darin ein bißchen zu sehr von der alten Schule und kann es gar nicht begreifen, wie der Wildfang sich hierher unter uns verirrt hat." Sie lächelte halb schelmisch, halb wehmüthig und fuhr dann vertraulich fort: „Anders ist es mit der fremden Blume, die hat in die Firmen Otto Förster in Altstadtwaldenburg (In haber Otto Friedrich Förster daselbst), Emil Resch in Altstadtwaldenburg (Inhaber Töpfermeister Emil Robert Resch daselbst) und I. Hermann Weinhold in Langen chursdorf (Inhaber Julius Hermann Weinhold daselbst) eingetragen worden. *— Der Discont ist seitens der Reichsbank für Wechsel auf 4^«/g und für Lombarddarlehen auf herabgesetzt worden. *— Aus Weidensdorf wird dem „Gl. T." geschrieben: Nachdem sich die Anzeichen dafür gemehrt haben, daß unter den Feldgrundstücken hiesiger Besitzer sich ausge dehnte Torflager erstrecken, sollen demnächst eingehende Bohrversuche vorgenommen werden. Zu diesem Zwecke haben sich mehrere hiesige Grundstücksbesitzer, deren Felder aneinandergrenzen, vereinigt. Mit den Boh rungen sollte eigentlich schon vor Weihnachten begonnen werden, doch konnte man damals die erforderlichen Instrumente nicht bekommen. Hoffentlich erweist sich die Hoffnung auf die Erschließung reicher Torflager nicht als trügerisch. Die Auffindung und Ausbeutung von Torfschächten würde für unsere in guten Verhältnissen befindliche Gemeinde, die keinerlei Armenunterstützung zu zahlen braucht, eine weitere Quelle des Wohlstandes bedeuten. *— Wie das Kriegsministerium bekannt giebt, können in der in Sachsen bestehenden Volksheilstätte für Lungen kranke „Albertsberg" bei Auerbach i. V. auch sächsische Militärinvaliden, deren Lungenleiden in den ersten An fängen steht und bei denen durch eine vielleicht acht wöchige Kurdauer eine Wiederherstellung der Erwerbs fähigkeit mit Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist, für Rech nung der Militärverwaltung unter den Aufnahme- Bedingungen dieser Anstalt untergebracht werden. Vor bedingung in erster Linie ist, daß das Leiden des Be treffenden mit einer Dienstbeschädigung im Zusammen hänge steht. Die Gesuche um Aufnahme sind bei dem zuständigen Bezirkscommando anzubringen. — Das Unteroffizier-Wohngebäude der Garnison in Zwickau wird baldigst vollendet und im Frühjahr 1901 bezogen werden. Dasselbe besitzt 45 ru Front und 16 na Höhe. Es gliedert sich dem Kasernement an und ist im Stile desselben erbaut. — Am Sonntag früh entstand in der Hochdruck wasserleitung in Peuig ein Rohrbruch, wodurch binnen wenigen Stunden 22,000 Liter Wasser davongelaufen sind. Erst nach langem Bemühen wurde die schadhafte Stelle gefunden. Ms dem Sachsenlande. — Da die im Etat aufgestellten 110,500 Mk. für die Schneebeseitigung in Dresden dieses Jahr nicht ausreichtcn, wurden vom Rathe 90,000 Mk. hierzu nachbewilligt. — Den unausgesetzten Bemühungen der Polizeibe hörde in Leipzig ist es nunmehr gelungen, die Mörder des Laufburschen Kurt Otto zu ermitteln und zur Haft zu bringen. Es sind dies der Arbeitsbursche Friedrich August Ernst Thärigen, geboren am 6. December 1884 in L.-Thonbcrg, in L.-Neu-Reudnitz, Dorotheenstraße 28 unseren Schären nicht recht Wurzel fassen wollen. Ich glaube nun mit unserem verstorbenen Freunde, dem Arzte, daß Gunhilda einer vornehmen Familie entstammt. Sehen Sie diesen Wuchs, diese feinen Züge! Merk würdig, daß es nie gelingen wollte, eine Spur von den Verwandten zu entdecken, welche ihre Mutter hier auffuchen wollte!" „Sie selbst weiß, wie ich hörte, daß sie eine Fremde ist?" „Leider. Dazu das dumme Gerede der Leute. Sie nimmt alles zu ernst und meint in ihrem Pflichteifer, nie könne sie dem Pflegevater, uns allen vergelten, waS wir Gutes an ihr gethan haben. Sie ist dazu ge schaffen, die Seele eines großen Kreises zu sein, eine rastlose Thäthigkeit zu entfalten, dabei aber" — — Sie schwieg und zerpflückte mechanisch eine Blume, die sie in der Hand hielt. „Was wollen Sie sagen, verehrte Frau?" schaltete ich gespannt dazwischen ein. „Ich meinte nur," sagte sie schnell aufblickend und mir prüfend in die Augen sehend, „daß in ihrer Natur trotz alledem ein gewisser schwärmerischer Zug liegt, ein Sinn für Poesie, eine Begeisterung für alles Neue, Fremde, dazu eine Neigung, unbedingt zu vertrauen, wo sie bewundern kann. Möchte sie sich selber nie un treu werden und in der Fremde suchen, was ihr hier zu finden bestimmt ist!" Ich stutzte. Wie verschieden sich auch die beiden Gatten ausgedrückt hatten: beide fürchteten sie für die Zukunft des seltsamen Mädchens, das auf ihre Umgebung einen so wunderbaren Einfluß auszuüben schien. Tie Töchter gesellten sich zu uns, und das Gespräch nahm eine andere Wendung. Bald nachher verab schiedete ich mich von der gastlichen Familie, nachdem ich wiederholt hatte versprechen müssen, die alte Heimat meiner Kinderjahre bald wieder zu besuchen. (Fortsetzung folgt.)