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von 200,000 Mk. betragen, statt 391/2 Millionen Mk. im Jahre vorher. Bei der Marine sind Überschreitungen von 6i/g Mill. Mk. vorgekommen, infolge der Ereignisse in China. Die Zuckersteuer bringt allerdings 21 Mill. Mk. mehr, aber der Minderüberschuß der Reichspostver waltung beläuft sich auf 19 Mill. Mk. Eine Nachprägung der Denkmünzen zur Preußen feier ist, wie der „Reichsanzeiger" mittheilt, in größerem Umfange in Aussicht genommen. Um die thunlichste Verbreitung der Denkmünzen zu ermöglichen, wird be absichtigt, das Prägeergebniß auf die kgl. Kaffen dem Bedarf entsprechend zu vertheilen. Wie die „Tägl. Rundsch." nach zuverlässigen In formationen mittheilen kann, liefert die Berliner Firma August Loh Söhne, Actiengefellfchaft für Militäraus rüstungen, entgegen dem mehrseitig im Reichstage und auch von der Regierung ausgesprochenen Wunsche auf Umwegen nach wie vor Kriegsmaterial in be deutendem Umfange an die englische Regierung. Die Firma steht augenblicklich wieder in Unterhandlung wegen Lieferung von etwa 30,000 Stück Sättel für die neu aufzustellenden englischen Cavallerie-Regimenter, die so schnell als möglich nach Südafrika abgesandt werden sollen. Mit Recht fragt das erwähnte Blatt: Wo bleibt da die Neutralität? Die Arbeitslosigkeit hat sich im Januar d. I. erheblich gesteigert, um 100 offene Stellen bewerben sich durchschnittlich 165,8 Arbeitsuchende gegen 126,2 im Vorjahre. Das ist bei dem harten Winter und den theuren Kohlen- und Lebenspreisen doppelt schlimm. Freiwillige Arbeiterfürsorge ist auch im letzten Jahre in reichem Maße bethätigt worden, trotz der sehr erheblichen Opfer, die von den deutschen Unternehmern bei der Durchführung der Arbeiterversicherung nach den gesetzlichen Bestimmungen regelmäßig zu bringen sind. Wie das Organ des „Centralvereins für das Wohl der arbeitenden Klaffen" mittheilt, haben im Jahre 1900 deutsche Arbeitgeber, Aktiengesellschaften und Private für Zwecke der Arbeiterfürsorge ungefähr 601/2 Millionen Mark freiwillig gespendet. Oesterreich-Ungarn. König Milans Leiche ist nach ihrer Einbalsamirung und Einsegnung am Freitag von der serbischen Kirche in Wien nach dem Bahnhof und von da nach Karlowitz in Ungarn gebracht worden. Der Ueberführung ging eine Trauerfeier in der Kirche voran, welcher Kaiser Franz Joseph und die Erzherzöge beiwohnten, die hierauf der Leiche das Geleit bis zum Bahnhof gaben. Die Ueberführung erfolgte mit großen militärischen Ehren, Truppen bildeten in den Straßen Spalier, und ein großes Publikum sah dem Schauspiel zu. Tie end- giltige Beisetzung vollzieht sich im Kloster Kruschedol. Spanien. In Madrid herrscht nach der Verkündigung des Belagerungszustandes und nach der Hochzeit der Prin zessin von Asturien äußerliche Ruhe, aber im Ge heimen da werden die Fäuste geballt. In verschiedenen Provinzialstädten kamen neue Ausschreitungen vor. Die politische Frage wird erst nach den Karnevalstagen gelöst werden. England. Die Eröffnung des englischen Parlaments ist mü besonderem Pomp vollzogen worden. Die vom König verlesene Thronrede beschäftigt sich naturgemäß im Wesentlichen mit dem südafrikanischen Kriege. Da neben wird des Hinscheidens der Königin Victoria, der Unterwerfung der chinesischen Regierung unter die For derungen der Mächte — von welcher Unterwerfung man in Wirklichkeit noch nichts gemerkt hat! —, der Nothlage in Indien gedacht, wo Tausende und Aber tausende von Menschen gestorben sind und noch sterben, ohne daß England für das von ihm ausgesaugte Land etwas Wesentliches thut. Ueber den Besuch Kaiser Wilhelms kein Wort! Nachdem die Nothwendigkeit der Erhöhung der Civilliste des Königs betont ist, werden schließlich Vorschläge für eine Vermehrung des Heeres gemacht. Der König beklagt, daß der Krieg in Süd afrika noch nicht beendet ist, trotzdem seine Truppen die Hauptstädte des Feindes und die hauptsächlichsten Verbindungslinien in Händen hätten. Tie baldige Unterwerfung sei sehr zu wünschen, da erst dann Maß nahmen getroffen werden könnten, die allen weißen Bewohnern gleiches Rechte sichern sollen; aber nach John Bulls Grundsatz: Jedem das Seine, doch mir das Meiste! Daß die Buren nicht so leicht klein zu kriegen sind, mußte Ministerpräsident Salisbury in der ersten Sitzung des Oberhauses wohl oder übel zugeben. Es könne noch viele Monate dauern, sagte er. Sehr interessant war auch das Eingeständniß des leitenden Ministers, daß die Buren auch nicht den geringsten Theil ihrer Unabhängigkeit behalten sollen, wenn man sie unterworfen hätte. Wenn! Und unter solchen Um ständen sollten die Buren nicht bis zum Aeußersten kämpfen? Sie müssen es ja! Im Unterhause hielt Forster eine Rede, in der er betonte, bei dem Besuch Kaiser Wilhelms habe es sich nicht um politische, son dern um Persönliche Motive gehandelt. Das deutsche Volk will auch von einem Bündniß mit England nichts wissen! Der Führer der Liberalen, Bannermann, trat ! dafür ein, daß man den Buren bestimmte Vorschläge mache, und die Iren zollten dem tapferen Burengeneral Tewet offen Anerkennung. Beide Häuser nahmen schließlich eine Ergebenheitsadresse an den König an. Einer der ersten Gegenstände, mit denen das Parlament demnächst befaßt werden wird, ist die Neuordnung und Feststellung der Civilliste des Königs, die von 7^ Mill, auf 10 Mill. Mk. erhöht werden soll. Da König Eduard sich großer Beliebtheit bei seinem Volke erfreut, wird man ihm ja wohl den Gefallen thun. Die Civil liste des Königs von Preußen beträgt bekanntlich fast 16 Mill. Mk. Asten. Dem Grafen Waldersee ist der Geduldsfaden nun doch abgelaufen und er hat, wie dem „Berl. Tagebl." gemeldet wird, Befehl ertheilt, Vorbereitungen für eine umfangreiche Expedition ausschließlich deutscher Truppen auf 80 Tage zu treffen. Die Seebataillone verbleiben als Besatzung in Peking. Graf Waldersee will also augenscheinlich die Kaiserin-Wittwe und deren Anhang aus ihrem Dachsbau in Singanfu heraus räuchern, damit endlich einmal die Möglichkeit, die Friedensverhandlungen in geordneten Lauf zu bringen, geboten wird. Daß Graf Waldersee sich entschlossen hat, die Expedition ausschließlich mit deutschen Truppen zu unternehmen, ist eine ebenso heroische wie dankens- werthe That. Bedauerlich ist nur, daß die Oberbefehls haber der übrigen Contingente sich als so unzuverlässig und oppositionssüchtig gezeigt haben, daß der deutsche Generalfeldmarschall bei wirklich entscheidenden und großen Maßnahmen auf ihre Betheiligung von vorn herein verzichten mußte. An den Früchten der deutschen Arbeit werden sie dann natürlich Alle, die Russen, Franzosen und Amerikaner, theilhaben wollen. Daß der Erfolg nun nicht länger mehr ausbleiben wird, als bis die deutschen Truppen in bedrohlicher Nähe Singanfus angelangt sind, bezweifeln wir keinen Augenblick. Vielleicht wirkt auch schon die Thatsache auf die chinesischen Maje stäten, daß der Marsch überhaupt unternommen wird. Wenn Deutschland aber schließlich bei der Regelung der Entschädigungsfrage den besten Theil für sich bean sprucht, dann sollen die andern, durch deren Quer treibereien das Friedenswerk so überlange hinausge schoben worden ist, auch stille sein; denn was sie dann überhaupt erhalten, empfangen sie aus der Hand Deutsch lands und Niemandes anderen. Afrika. Die Beulenpest greift im Kapland allen sanitären Abwehrmaßnahmen zum Hohn in furchtbarer Weise um sich und erfüllt die englischen Behörden mit Schrecken. Ter Kampf bei Philippstown hat den Buren thatsäch- lich keine größeren Verluste gebracht als den Eng ländern, so daß die letzteren absolut keine Ursache haben, von einem Siege zu reden. Tewet steht dicht am Oranjefluß, jederzeit bereit, den Engländern auf einen Schelmen anderthalbe wiederzugeben. Aus dem Muldenthale. * Waldenburg, 16. Februar. Der Winter von 1844/45 zeigte in seinen Gegensätzen noch ganz andere Bilder als der gegenwärtige. Damals ist es auch bis zn Weihnachten nichts weniger als winterlich gewesen, konnte doch sogar die Jugend barfuß laufen, und eben falls erst am 11. Februar hatte sich der eigentliche Winter eingestellt. Aber was für einer. Mit 15 Grad R einsetzend, ist die Kälte zeitweilig bis 20 und mehr Grad gestiegen und hat so bis zum 2. Osterfeier tage (24. März) fortgedauert. An diesem Tage ist dann so starkes Thauwetter eingetreten, daß vielfach schon tags darauf der Eisgang, und zwar ein sehr ge fährlicher, begonnen hat. So ist damals u. a. von der Augustusbrücke in Dresden der mittelste Pseiler mit dem Kruzifix versunken, ohne daß letzteres bis heute wieder aufgefunden werden konnte. Um das Ungewöhnliche der Witterungsverhältnisse jenes Jahres noch zu vervoll ständigen, ist mitten im Sommer, in der Nacht vom 26. zum 27. August, ein so harter Frost eingetreten, daß der größte Theil der noch auf dem Felde sich be findenden Ernte, namentlich die Kartoffeln, vollständig erfroren ist. * — Der hiesige Gewerbeverein wird nächsten Donnerstag, den 21. d., sein diesjähriges Stiftungs fest im Saale des Schönburger Hofes begehen, bestehend in Vocal- und Jnstrumentalconcert mit nachfolgendem Ball; auch ist für verschiedene Abwechselungen im Programm Sorge getragen. * — Die Bahnhofs-Portiers der sächsischen Staats bahnen trugen bisher bei besonderen Anlässen insbe sondere bei Ankunft fürstlicher Personen, großen Empfängen und dergl. eine besondere Gala-Livree be stehend aus Bandelier, Hut, Stock und Wappenknöpfen. Diese Livreen sind neuerdings infolge der kostspieligen Unterhaltungskosten eingezogen worden. * — Die nächste öffentliche Sitzung des Kreisaus schusses soll Mittwoch, den 27. d., nachmittags 1 Uhr im Sitzungssaale der kgl. Kreishauptmannschaft Chemnitz abgehalten werden. * — Im deutschen Reiche giebt cs zur Zeit nach den Ergebnissen der letzten Volkszählung vom 1. Dec. v. I. 124 Orte mit mehr als 30,000 Einwohnern, während es im Jahre 1895 nur 106 Orte dieser Art gab. Die letzte Stelle unter diesen Orten nimmt Frei berg i. S. ein, welches nach der Volkszählung von 1895 an 107. Stelle rangirte. Bemerkenswerth ist es, daß die 124 Orte mit mehr als 30,000 Einwohnern zusammen eine Bevölkerungszahl von 13,770,000 auf weisen, etwa 25 pCt. der auf 55,000,000 geschätzten Bevölkerung des Deutschen Reichs im Jahre 1900, während l895 die 16 größten Orte nur 11,000,000 Seelen zählten, das sind 21 pCt. der damaligen Be völkerung von 52,250,000 Bewohnern. — In Bezug auf die Stiftung von 30,000 Mk. seitens des Herrn Commerzienrath Schlüter an die Stadt Glauchau theilt das dortige „Tgbl." heute mit, daß es sich hierbei um ein Vermächtniß handelt. Herr Commerzienrath Schlüter hat bereits am 1. Januar d. I. das Zeitliche gesegnet. — Die in Zwickau geplante Schwimm- und Bade anstalt soll nach dem Muster der gleichen Anstalt zu Dortmund gebaut werden. Die Badeanstalt gliedert sich an das Johannisbad an, im Erdgeschoß werden die Volksbrausebäder, im Obergeschoß das Schwimm bassin von 18 Meter Länge nnd 10 Meter Breite, mit je 60 Auskleidezellen für Erwachsene und Kinder untcr- gebracht. — Am Donnerstag traten in Zwickau etwa 70 an dem Project der Erbauung von Thalsperren im Ge biete der Zwickauer Mulde und ihrer Nebengewässer interessirte Herren zu einer Besprechung zusammen, um zu dem Project Stellung zu nehmen und die Vorarbeiten in die Wege zu leiten. Es zeigte sich in der Ver sammlung, die von dem Kreishauptmann L>r. Forker- Schubauer geleitet wurde, allgemeine Geneigtheit zur Aus führung von Thalsperren, und es wurde einstimmig be schlossen, generelle Vorarbeiten dazu vornehmen zu lassen. Die dazu erforderlichen Gelder — 30,000 Mk. — hofft man durch Beiträge der etwa 200 Interessenten, darunter mehrere Stadtgemeinden, zusammenzubringen. Bereits am Donnerstag wurden 5430 Mk. gezeichnet. In den geschäftsführenden Ausschuß wurden gewählt die Herren: Gustav Bretschneider-Wolfsgrün, Heinrich Toelle-Niederschlema, Director Michael-Niederschlema, Paul Landmann-Lauter, Director Schinkel-Penig, Gene raldirector Freytag-Cainsdorf, Louis Friedrich-Carlsfeld, Richard Berger-Wolkenburg und Weidenmüller-Antons- thal. An der Hand eines von ihm verfaßten Ex- posäs verbreitete sich der Generaldircctor der Marien« Hütte, Herr Freytag, ausführlich über die Anlage und den Nutzen von Thalsperren. Durch diese würden die Schwankungen des Muldenwasserstandes, die sich so empfindlich bemerkbar machten, beseitigt und würde es erreicht, daß auch im Sommer stets 8 oboa Wasser in der Minute vorhanden wären, wozu minde stens 20 Millionen obm. aufzuspeichern wären. Für den ganzen Muldenlauf bis Colditz würde dies eine Gesammtersparniß von 300,000 Mk. bedeuten. Außer dieser Ersparniß und außer der regelmäßigen Wafferzu« fuhr würde sich eine erhebliche Verminderung der Ueber- schwcmmungsgcfahr erzielen lassen. Weitere Vortheile böten solche Sperren den Gemeinden, die sich durch sie billigeren Wasserzufluß verschaffen könnten. Auch wäre das Sammelwasser geeignet zur Verdünnung der Ab wässer; die großen Wasserflächen würden schließlich daS Klima verbessern und der Forstkultur zu Gute kommen. An Punkten, welche für Thalsperren geeignet sind, zählte Herr Freytag 20 auf. Die Ausführung der Thalsperren würde im Ganzen etwa 12 Mill. Mk. erfordern, davon die im Schwarzwasser (Böhmen) allein 2,5 Mill. Mk., die im Crinitzbach 3 Mill. Mk. — Zu der stattgehabtcn Aufnahmeprüfung in das Lehrerseminar in Rochlitz hatten sich 48 Knaben ein- gefunden, und wurden 2 für Klasse 4 und 34 für Klasse 6 für reif befunden. Von den letzteren können nächste Ostern jedoch nur 30 in das dortige Seminar eintreten. Ans dem Sachserrlan-e. — Vor kurzem wurde durch einen Kriminalbeamten in Leipzig die 22 Jahre alte Näherin Elisabeth Farkas aus Wien festgenommen, als sie unter verdächtigen Umständen werthvolle Schmucksachen verpfänden wollte. Diese Sachen wollte sie von einem Unbekannten in Berlin erhalten haben. Wie die angestellten Erörterungen ergeben haben, ist dieser Unbekannte ihr Geliebter, der berüchtigte Hoteldieb Sigismund v. Jarutowsky. Der selbe ist nun in Berlin durch die dortige Kriminalpolizei in einem Hotel Unter den Linden festgenommen worden. Außer einem Brillantendiebstahl, bei dem sich der Werth der gestohlenen Sachen auf 30,000 Mk. beläuft, fallen ihm noch mehrere derartige Diebstähle zur Last. — Der sehnlichst erwartete Leipziger Centralbahn hof gewinnt bereits greifbare Gestalt. An Stelle der früher geplanten einen Halle mit mächtiger Bogen spannung „sollen" drei Hallen zwischen dem jetzigen Dresdener und Thüringer Bahnhof errichtet werden. — Im Jahre 1903 findet in Leipzig aus Anlaß des 60jährigen Bestehens des Leipziger GärtnervereinS eine große Gartenbauausstellung statt. Der Verein er-