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als deren Vollstrecker sich Kaiser Franz Josef bezeich nete, schweren Herzens stattgegeben. Und mit ihm muß sich der Theil des serbischen Volkes bescheiden, der gleich dem König den Wunsch hegte, der sterblichen Hülle Milans in Serbien die letzte Ruhestätte zu bereiten. Die Leiche ist am Mittwoch einbalsamirt worden und wird am Freitag Nachmittag im Beisein des Kaisers Franz Josef eingesegnet und dann unter militärischen Ehrenbezeigungen nach dem Bahnhof übergeführt. König Alexander erließ eine Kundgebung an sein Volk und das Heer, in welcher dem Schmerze über das Hinscheiden Milan's Ausdruck gegeben und der Verdienste des Heimgegangenen gedacht wird. In Belgrad giebt sich anfrichtige Trauer kund. Rumänien. In Rumänien hat Carp das Ministerpräsidium wieder übernommen, nachdem sich herausgestellt, daß ein conservatives Ministerium Cantacuzeno nicht existiren kann. Carp gestaltet seine Steuerpläne im Wesentlichen nach den Wünschen der Conservativen. Spanien. Zur Lage in Spanien wird berichtet, daß die Unruhen in Madrid am Mittwoch fortdauerten, trotz der vom obersten Gerichtshof angeordneten sofortizen Auslieferung des von den Jesuiten in ein Kloster ge brachten jungen Mädchens. Der Gouverneur befahl, mit äußerster Strenge vorzugehen. Auch in den Provinzialstädten kommen nach wie vor Ruhestörungen vor, Cuenca sah besonders bedenkliche Scenen. Am heutigen Donnerstag soll in Madrid die Vermählung der Prinzessin von Asturien, Schwester des Königs, mit dem Prinzen Carlos von Bourbon stattfinden. Der Vater des Prinzen, der Graf von Caserta, war es, der im letzten Karlistenkriege die männlichen Einwohner der liberalen Stadt Cuenca niedermetzeln oder lebendig ver brennen ließ, während die Frauen geschändet wurden. Natürlich hat man das in Spanien nicht vergessen. Asien. Die diplomatischen Verhandlungen in China gehen ihren schleppenden Gang weiter. Die persönlichen Beziehungen des Grafen Waldersee zu den französischen Offizieren sollen Londoner Blättern zufolge ausgezeich nete sein. Diese Angabe schließt natürlich die Richtig keit der entgegengesetzt lautenden Behauptung der „Rhein.- Westf. Ztg." nicht aus. Afrika. In England, wo man seit Beginn des südafrikanischen Krieges überschwängliche Hoffnungen auf den schnellen und glänzenden Sieg der britischen Waffen hegte, ist man trotz der tausendfachen üblen Erfahrungen auch heute noch voller Illusionen. Das Gelingen des neuesten Kitchener'schen Versuchs, Dewet mit seinen Tapferen ab zufangen, wird bereits als unbedingt sicher bezeichnet. Lord Kitchener, so heißt es in einer Londoner Blätter meldung aus Pretoria, treibt durch seine combinirte Bewegung zwecks Säuberung des Landes östlich von Pretoria, die am 28. Januar begann, die Buren be ständig in südöstlicher Richtung vor sich her. Es werde angenommen, daß nur wenige der Gefangennahme ent gehen können; allgemein werde die Uebergabe der Buren oder die Flucht nach Swaziland erwartet. In Unterhaltungstheil. Auf der Felseninfel. Eine Erzählung aus den norwegischen Schären. Von M. Ottesen. 7) «Fortsetzung.) Es leuchtete auf in dem ernsten Gesicht, als sie uns entdeckte; sie winkte aber abwehrnd und schien vollkom men die Gefahr zu begreifen, welcher das Boot ausge setzt war, wenn die Insassen es versuchen wollten, hier zu landen. Doch Sigurd ließ sich nicht beirren und steuerte gerade auf das Felsenriff zu. Eine brausende Sturzwelle hob das Boot in die Höhe, warf es ans Land — dann aber, jeder mensch lichen Berechnung spottend, wieder weit hinaus. Ganz zufällig hatte ich vorher ein Tau, das unten im Boote lag, erfaßt und es mechanisch in der Hand behalten. Einer raschen Eingebung folgend, benutzte ich den Moment, wo das Boot wieder ans Land geschleudert wurde, um das Tau der Schiffbrüchigen zuzuwerfen, — und, was ich kaum zu wagen gehofft hatte, das geschah. Das Mädchen erfaßte es mit festem Griffe, und im nächsten Moment stand sie mit einem kühnen Sprunge mitten im Boot. So schnell war das Ganze gegangen, daß die beiden andern uns betroffen austarrten. Dann schüttelte der Alte mir kräftig die Hand, während Sigurd mir nur einen langen Blick zuwarf und dann, ohne das Mädchen weiter zu beachten, dem Steuer eine andere Richtung gab. Die Nixentreppe mit ihren Schrecken lag hinter uns. Nur wenige Minuten waren verflossen. Sie hatten aber genügt, einen Umschwung in meinem ganzen Denken und Fühlen hervorzurufen. Nur wer mit dem Tode gerungen hat, lernt es, daS Leben als ein Darlehen zu betrachten, das jeden Augenblick zurückgefordert wer den kann, und er beginnt fortan, Menschen und Ver- ^ondon „rechnete man" dieser Tage erst mit der dem- nächstigen Absendung von 30,000 Mann Verstärkungen , nach Südafrika, aus der noch nichts geworden ist; hoffentlich endet die Wahrscheinlichkeitsrechnung betreffs der Gefangennahme sämmtlicher Buren resultatlos. Londoner Blätter melden auch, daß ein Mitglied der Buren mission, die Amerika und Europa bereist hatte, die Buren um schleunige Niederlegung der Waffen bittet, da eine Intervention nicht zu erlangen gewesen und bei Fortsetzung der Feindseligkeiten die völlige Ver nichtung des Burenvolks in Aussicht sei. Präsident Krüger hegt dagegen fortdauernd die Hoffnung auf einen den Buren günstigen Ausgang des Krieges. Er hat seine Landsleute aufgefordert, nur tüchtig Minen zu zerstören, da dann Europa doch wohl eingreifen werde. 40 berittenen englischen Freiwilligen wurden die ver liehenen Auszeichnungen wieder aberkannt, da sie sich im Kampfe gegen die Buren feige gezeigt hatten! Ans dem Muldenthale. *Waldenburg, 14. Februar. Auf Blatt 95 des Handelsregisters für den hiesigen Gerichtsbezirk ist am 9. d. die Firma Karl Kleindienst in Waldenburg und als ihr Inhaber derHandelsmann Karl Heinrich Kleindienst hierselbst und auf Blatt 94 am gleichen Tage die Firma Ernst Esche in Callenberg und als ihr Inhaber der Fabrikant Heinrich Ernst Esche daselbst eingetragen worden. *—- Der Andrang zu den Aufführungen des National festspiels „Deutschlands 19. Jahrhundert" im Schön burger Hofe hierselbst ist, wie bereits gemeldet, ein ganz gewaltiger; jeden Abend mußten viele Besucher an der Kaffe umkehren, da kein Platz mehr zu haben war. Es entspricht daher einem allgemeinen Verlangen, daß die beiden Militärvereine sich entschlossen haben, am Freitag noch eine Aufführung, die letzte, stattsinden zu lassen. Wir haben bereits mehrfach auf den hohen Werth des Festspiels und die lebenswahren Bilder hin gewiesen und möchten wir nochmals den Besuch des selben empfehlen. Die Gelegenheit, eine derartige Vor führung zu sehen, wird nicht so leicht wieder geboten. Den unternehmenden Vereinen gebührt der Dank de» Publikums, der sich ja auch durch den glänzenden Be such bekundet. Welchen Verkehr das Festspiel übrigens unserer Stadt gebracht hat, konnte man an der großen Zahl Schlitten und Wagen bemerken, welche vor den Gasthöfen tagtäglich sich ansammelten; auch am Sonn tag, an dem dem hiesigen Handelsgewerbe ein erweiterter Geschäftsverkehr freigegeben war, waren die Besucher aus der weiteren Umgebung zahlreich herbeigekommen. Die Festspiele haben gezeigt, welch fester patriotischer Sinn in unserer Bevölkerung wohnt, ihn wieder aufgefrischt zu haben, ist nicht das kleinste Verdienst dieser Vorführun gen. Allen Besuchern und Mitwirkenden werden sie in freudevoller Erinnerung bleiben. *— Die Landrentenbank ist seiner Zeit vom Staate - begründet worden, um die bäuerlichen Lasten mit Geld abzulösen und die den Grundstücken so erwachsende Schuld nach und nach zu tilgen. Seit 1834 ist sie in Thätigkeit und hatte nach Schluß des Termins Michae lis 1900 zur Tilgung der Landrentenbriefschuld einen hältnisse mit einem anderen Maßstabe zu messen. Unsere Heimfahrt ging glücklich von statten. So schnell, wie es gekommen war, verzog sich zwar das Gewitter nicht, und die beiden Männer hatten alle Kraft und Gewandtheit nöthig, um das Boot zwischen den hohen Sturzseen, die es zu vernichten drohten, zu lenken. Mir ward die Beschäftigung zuertheilt, das Wasser, welches unaufhörlich hereindrang, auszuschöpfen, und ich fühlte ein kindliches Behagen, wie ich so da saß, den Gischt im Gesicht fühlte und gewissenhaft meiner Pflicht nachkam. Gunhilda hatte neben dem Vater Platz genommen, mir gegenüber. Sie sprachen zusammen; das Heulen des Sturmes verhinderte mich aber, die Worte zu unter scheiden. Mir war es, als hörte ich meinen Namen, und die dunklen Augen ruhten manchmal fragend auf mir. Wie schön war diese Gunhilda! Ich hätte sie un verwandt ansehen können, wie sie da saß, ruhig und unerschrocken, als wäre sie nicht in dieser Stunde mit Mühe und Noth der Todesgefahr entronnen. In den mandelförmigen, von schwarzen Wimpern beschatteten Augen schien sich eine Welt von Lebenslust und Leiden schaft zu bergen; um die schwellenden Lippen lag aber ein schmerzlicher, beinahe resignirter Zug, der davon zeugte, daß seine Besitzerin schon den Ernst des Lebens kennen gelernt hatte. Welche Räthsel versteckten sich wohl hinter der Weißen Stirn, über welcher dicke, blau schwarze Haare sich ringelten — in dieser Gegend eine ebenso große Seltenheit wie der blasse Teint des edel geschnittenen Gesichtes und die dunklen, feingezeichneten Brauen. Nur wenn ihr Blick den Steuermann streifte, verlor sich das wehmüthige Lächeln, welches dem schönen Ge sicht einen so fremdartigen Charakter verlieh: etwas wie kindliches Vertrauen, freudiger Stolz prägten sich dann darin aus. Bon dem seltsamen Mädchen suchte mein Jahreszufluß von 1,591,943 Mk. 48 Pf. Dieser Zu fluß beträgt 12,03 Proc. der am 1. October 1900 noch vorhandenen Landrentenbriefschuld. Von dem ur sprünglichen Gesammtnennwerthe der überhaupt ausge fertigten Landrentenbriefe an 83,585,925 Mk. sind bis mit dem 30. September 1900 84,17 Proc. getilgt worden. *— Der Schnee, der seit voriger Woche mit Unter brechungen gefallen ist, hat sich als haltbarer erwiesen, als man gehofft hatte; zum Schnee hat sich anhaltende Kälte gesellt, vergangene Nacht fiel das Thermometer auf 9,z Grad Celsius unter Null. Die Schlittenbahn ist nun überallhin gut im Stande und dem Vergnügen des Schlittenfahrens wird reichlich gehuldigt. '*— Don Beweis, daß es auch noch ehrliche Spitz buben giebt, hat kürzlich in Ehrenhain ein Fahrrad dieb geliefert. Vor einiger Zeit wurde ein vor der Ehrenhainer Bahnhofscantine stehendes Fahrrad ge stohlen. Wahrscheinlich ist dem Dieb nun der Boden unter dem Rad zu heiß geworden, denn nach Verlauf von ca. 3 Wochen hatte er das Rad über Nacht wieder an Ort und Stelle gebracht. — Wegen Lohndifferenzen ist in Wilkau ein großer Theil der Arbeiter, besonders Möbelpolirer, in der Krebsschen Möbel- und Stuhlfabrik in den Ausstand getreten. Ein anderer Theil Arbeiter, Vie Stuhlmacher, stehen in Kündigung. — Seitens der Staatsregierung scheint jetzt ernstlich an die Lösung der Frage wegen der zukünftigen Ge staltung des Bahnhofes in Aue herangetreten zu werden. Dem Vernehmen nach ist das Königl. Eisenbahn-Bau bureau in Aue bereits mit den erforderlichen Project- bearbeitungen beschäftigt. Wir der „Erzgeb. Volksfreund" erfährt, ist dem genannten Baubureau neuerdings auch die Leitung des Baues der vom letzten Landtage ge nehmigten Neubaulinie von Schönheiderhammer nach der Stadt Eibenstock übertragen worden. Aus dem Sachsenlaude. — Die Besserung im Befinden Sr. Majestät deS Königs schreitet auch weiterhin langsam vorwärts. Appetit und Kräfte heben sich. Ihre Majestät die Königin hat in den beiden letzten Nächten gut geschlafen. Tie catarrhalischen Erscheinungen nehmen ab und daS Allgemeinbefinden bessert sich. — Ter Centralausschuß für das 13. Deutsche BundcS- schießen in Dresden hat nunmehr an die Garantie fondszeichner eine zweite Aufforderung gerichtet, in der mitgetheilt wird, daß noch 10 Procent der gezeichneten Beiträge eingezogen werden sollen. Eine Anzahl der Garantiefondszeichner haben sich entschlossen, ihre Zeich nungssummen voll, andere zu zwei Dritteln und einige zur Hälfte zu entrichten. Der Centralausschuß hofft, daß auch die Stadtgemeinde selbst die Summe von 50 bis 60,000 Mk. beisteuern wird. Bon dem im Ganzen ! 172,000 Mark betragenden Deficit sind durch die Garantiefondszeichner, die bis 16'^ ihrer Zeichnungs summe geleistet haben, gegen 53,000 Mk. gedeckt worden. — In Folge der überaus großen Geldknappheit ist in Dresden eine allgemeine Geschäftsstockung eilige- treten. Die Inhaber der Läden vermögen ihren Ver- Nuge unwillkürlich den jungen Seemann. Eine heim liche Stimme flüsterte mir zu, daß zwischen diesen beiden Menschen ein Verhältniß bestehe — was für eins aber? Liebten sie sich und hatten es sich noch nicht gestanden, waren Hindernisse zu überwinden, oder was war es, das sie noch trennte? Glücklich sah auch er nicht aus, der stattliche Mann, der jetzt mit sicherer Hand sein Fahrzeug zwischen den hohen Wellen lenkte. Mir war es, als vermiede er, Gunhilda anzusehen, und als nehme sein energisches, scharfgeschnittenes Gesicht einen fast finsteren Ausdruck an, wenn er meiner gewahr wurde. Noch hatten wir beide kaum ein Wort gewechselt, und schon hatte ich daS bestimmte Gefühl, wir könnten nie Freunde, wohl aber erbitterte Gegner werden, und ich überlegte halb unbewußt, ob ich wohl dem kräftigen Manne gewachsen sei, sollte es dereinst zum Streite kommen. Dann mußte ich wieder über mich selbst lachen und nickte beistimmend, als der Leuchtthurmver walter den Vorschlag machte, wir wollen alle nächster Tage einen Besuch bei Sigurds Eltern auf dem Hand lungsplatze machen. Unten am Hafen harrte unser eine ganze Schaar Fischer und Seeleute. Die Kunde von unserer wag. halsigen Fahrt hatte sich offenbar mit Windeseile über die Insel verbreitet, und viele Hände streckten sich ge schäftig aus, um uns beim Landen behülflich zu sein. Dabei sahen alle Gunhilda strafend an, und ein dumpfes Murren glitt durch die Reihen, als sie, die erste, ans Land sprang. Ein strenger Blick des Alten machte zwar bald die Leute verstummen; deutlich hörte ich aber di« Worte: „Seejungfer, Sturm, Zauberei." Nach kurzem Gruß verabschiedeten wir uns auch von Sigurd, der unten bei einem Fischer abwarten wollte, daß das Gewitter nachließe, um dann ungesäumt den Heimweg anzutreten. (Fortsetzung folgt.)