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wie die Regierung und das Parlament Serbiens ver langen aber, daß die Leiche nach Serbien gebracht und dort beigesetzt werde. Oesterreich besteht jedoch auf der Ausführung des Testaments. In Belgrad giebt sich eine fast allgemeine Trauer kund, die Kirchenglocken läuteten, die Häuser sind schwarz beflaggt. Der König ordnete eine sechsmonatige Trauer an. Spanien. Die Lage in Spanien ist bis zum Aeußersten ge kommen, die Kundgebungen gegen die Jesuiten haben fast die Form einer Revolution angenommen. Die Dolksmassen leisteten der Gendarmerie heftigsten Wider stand. In Madrid sind die Hauptstraßen mit Sand bestreut, um Angriffe der Cavallerie zu erleichtern. Ein Gendarm wurde von der Menge schwer verwundet, ein Kapitän erhielt einen Dolchstich durch die Hand. Es wurde mit Steinen geworfen. Auch fielen Schüße. Aehnliches wird aus Valencia, Barcelona, Granada und Saragossa gemeldet. In Valencia versuchte das Volk, ein Kloster in Brand zu stecken, in Saragossa wurde ein Priester halb todt geschlageu. Die Regierung geht nun gemäß dem Ausnahmezustand vor. Militär wird überall bereit gehalten. Asten. Vom Grafen Waldersee wird aus Peking gemeldet, daß derselbe seine Reise nach Paotingfu vorläufig ver schob, da die Eisenbahn dorthin infolge von Sand stürmen schwer passibar sei. Weiter heißt es, der Feld marschall werde im Laufe des April China verlassen und nach Deutschland zurückkehren. Diese letztere An gabe beruht offenbar auf willkürlicher Combination, da der Oberbefehlshaber in Tschili das Land nicht eher verlassen wird, als bis seine Mission zu Ende geführt ist. Wenn das der Fall sein wird, läßt sich heute noch in keiner Weise sagen. Kaiser Kwangsü beabsichtigt ein Edict betreffs Einführung von Reformen zu erlassen; man bezweifelt jedoch die Aufrichtigkeit des Erlasses. England will seine indischen Truppen in nächster Zeit aus China zurückziehen, natürlich um sie nach Süd afrika zu werfen. Dort werden sie die Pest hintragen, die in Kapstadt schon eine bedrohliche Ausdehnung ge wonnen hat. Afrika. In komisch feierlicher Weise hat Lord Kitchener seinen Entschluß nach London gedrahtet, den General Dewet abfangen und füsiliren zu lassen, da er sich gegen die Gesetze des Kriegsrechts vergangen habe. Als ob die Engländer nicht schon seit Monaten alles aufgeboten hätten, um Dewets habhaft zu werden, frei lich bisher stets mit negativem Erfolge! Nun haben die Engländer allerdings die Verfolgung Dewets und des ihnen ebenso gefährlichen Burengenerals Botha in noch erweitertem Umfange ausgenommen. Nicht weniger als vier englische Generale mit allen nur möglichen Truppen sind hinter Dewet hergejagt worden, während alle übrigen verfügbaren Mannschaften mit einer An zahl Generalen die Verfolgung Bothas ausgenommen haben. Größer ist die Gefahr für diese beiden unüber windbaren Helden wohl nie zuvor gewesen, als sie jetzt über sie heraufbeschworen worden ist. Aber die Hoff- Unterhaltungstheil. Auf der Feiseninftl. Eine Erzählung aus den norwegischen Schären. Lon M. Ottesen. 6) (Fortsetzung.) Jede Bewegung verrieth den Seemann, doch lag im Schnitt der Kleider, die vom feinsten, dunkelblauen Tuch waren, sowie in der ganzen freien Haltung ein etwas, das deutlich davon zeugte, der junge Mann sei kein ge wöhnlicher Matrose. Er kam uns eilig entgegen und rief schon von wei tem: „Ich weiß, wohin der Curs geht, Onkel Hansen. Thorstein sagte mir eben, daß Gunhilda noch nicht zu rückgekehrt sei. Willst Du mich mitnehmen, oder —" Er hielt zögernd inne und sandte mir einen prüfenden, nicht allzu wohlwollenden Blick zu. Der Alte nickte zufrieden. „Kannst mitkommen, mein Junge. Der Doktor da wird wohl das Rudern so ziemlich vergessen haben, und nachher kann ich Dich gerade am Steuer gebrauchen. Jetzt aber flink eingestiegen, wir haben keine Zeit zu verlieren! Stillschweigend nahmen wir unsere Plätze ein, und schnell wie ein Pfeil flog das Boot über die Meeresfläche dahin. Die Fischer, welche ihre Boote fester vertäuten und ihre Geräthe in Sicherheit brachten, blickten uns einen Moment kopfschüttelnd nach und machten sich dann wieder an die Arbeit. Kein Fahrzeug war ans der See zu erblicken, und unheimlich erklang das heisere Geschrei der Lohmen und anderer Wasservögel, die hier in den Schären zu Tausenden nisten. Ich fühlte mich müde und abgespannt, und obgleich mich das Wesen des neuen Bekannten nicht gerade sympathisch berührte, mußte ich doch die Kraft und Gewandtheit bewundern, mit der er die Ruder führte. Da kam der erste heftige Windstoß, die erste Sturz- nung gaben die wackeren Haudegen und mit ihnen ihre Millionen und aber Millionen Freunde noch nicht auf, daß den viel Verfolgten und Bekämpften auch jetzt wie der das Soldatenglück treu bleiben wird, so daß sie dem gewaltigen Netze ihrer Feinde entrinnen. Dieser neueste Versuch der Engländer, die beiden Burengenerale in ihre Hand zu bringen, der mit Aufbietung aller Macht unternommen worden ist, wird, falls er scheitert, für absehbare Zeit auch der letzte sein. Dann ist auch der letzte Rest von Kraft und Kriegstüchtigkeit aufge braucht und Lord Kitchener mag zusehen, was er mit seinem völlig erschöpften Heere noch zu beginnen ver mag. An Beweglichkeit, worauf es bei den bevorstehen den militärischen Actionen natürlich in erster Reihe an kommt, sind die Buren den schwerfälligen britischen Truppen, denen es fortgesetzt an Pferden fehlt, himmel weit überlegen. Der großprahlerischen Ankündigung des Lord Kitchener wird daher, wie wir zuversichtlich hoffen, eines schönen Tages das kleinlaute Eingeständniß folgen, daß alle Mühe und Arbeit vergeblich war. General Dewet befindet sich Londoner Meldungen zufolge im nördlichen Kapland bei der Stadt Philippstown. Tie englische Verlustliste vom II. Februar meldet: 36 Tobte, 21 Verwundete, 108 schwer Erkrankte, 1 Ver mißten. Airs dem M«lde«thale. *Waldenburg, 13. Februar. Auch gestern Abend erfreute sich die Aufführung des Festspieles „Deutsch lands 19. Jahrhundert" eines ausverkauften Hauses. Infolge des guten Erfolges, welchen die Aufführungen gefunden haben, soll außer den angekündigten 6 Vor stellungen nächsten Freitag noch eine siebente Vorstellung stattfinden. * — Die Niederschlagsmenge betrug in der ersten Decade des Februar im unteren Thale der Zwickauer Mulde 6 mm (normal 10), im mittleren 10 (nor mal II) und im oberen 16 (normal 16). * — Die Amtsräume der kgl. Amtshauptmannschaft Glauchau bleiben wegen Reinigung Freitag und Sonn abend, den 15. und 16. d., für nicht dringliche An gelegenheiten geschlossen. * — Im Gasthofe in Kuhschnappel hat in der Nacht zum Sonnabend außer vielen Gästen auch ein Lang finger Einkehr gehalten. Aus einem in einer Oberstube stehenden Koffer sind 100 Mark in Gold entwendet worden. In dem Koffer befand sich noch eine weitere viel größere Summe, welche der Spitzbube nicht entdeckt hatte, lieber den Thäter herrschen vorläufig nm Muth- maßungen. * — Tirector Häckel in Crossen a. O. erörtert in Nr. 6 des praktischen Rathgebers die Frage, welche Birnsortc die empfehlenswertheste ist. Er kommt dabei zu dem Ergebniß, die beste allen Birnen, die nahezu unter allen Verhältnissen und in jedem Klima gedeiht, sei die gute Luise von Avranches. Nach Häckels Meinung ist die gute Luise unter den Birnen etwa dasselbe, was unter den Aepfeln die Wintergoldparmäne ist. Die Obstzüchter werden aufgefordert, zu dieser Frage Stel lung zu nehmen. welle, und als hätten die Elemente nur auf dies Zeichen gewartet, brach das Gewitter plötzlich mit aller Gewalt los. Blitz folgte auf Blitz; wie eine Nußschale tanzte unser Boot auf den schaumgekrönten Wellen, und majestä tisch hallten die Donnerschläge zwischen den Felseninseln wieder. Verlockend, zauberisch schön war das Meer bis jetzt erschienen. Heute sollte ich es in all seiner Gewalt kennen lernen, wie es mit Menschenleben und Menschen gut sein verheerendes Spiel treibt, grausam alles auf bietend, um den Vorwitzigen, der sie ihm anvertraute, in die grollende, unergründliche Tiefe hinunterzuziehen. Ich sah die trotzigen Gesichter der beiden Männer. Sigurd hatte jetzt das Steuer ergriffen, der Alte folgte stumm seinen mehr durch Mienen als durch Worte ausgedrückten Befehlen. Wie überflüssig und erbärmlich kam ich mir ihnen gegenüber vor, der ich eine Helden- that zu vollbringen meinte, daß ich überhaupt mitge kommen sei. Mir war es um ein Abenteuer zu thun gewesen — sie kannten die Gefahr und verloren doch keinen Augenblick die Besonnenheit. Diese Betrachtungen verhinderten mich nicht, scharf nach dem Felsenriff aus zuschauen, an dem wir vorbei mußten, um die ferne Insel zu erreichen, nach der Gunhilda sich begeben hatte. War die „Nixentreppe" auch bei klarem Wetter weithin sichtbar, so wußte ich doch, daß es selbst dem kundigen Auge des Seemanns schwer ist, die gewaltigen, aufein ander gethürmten Steine zu entdecken, wenn die Brandung hoch aufspritzt, und die Wogen brüllend gegen den Felsen schlagen. Manch gutes Schiff ist an dem gefährlichen Riff zerschellt, und doppelt unheimlich erscheint es den Fischern, welche wissen wollen, daß diese Felsstücke Stufen seien, die zum unterirdischen Palast der See jungfer führen. In Hellen Mondnächten hat wohl der eine oder der andere erblickt, wie sie hoch oben auf dem Felsen saß und ihre traurigen Lieder erklingen ließ. Schmelzend süß dringt der Gesang ans Ohr; doch jeder brave Seemann wendet schnell sein Boot und meidet — Für das erledigte zweite Diaconat in Glaucha» wurde Herr Hilfsgeistlicher Hallbauer im Bad Elster mit 8 von II Stimmen gewählt. — Am Montag Abend ^7 Uhr starb in Glaucha« auf dem Wege durch die Stadt, nur wenige Schritte vom Postamte entfernt, vom Schlagflusse getroffen, Herr Bernhard Kuhn, Zeugdruckercibesitzer und Brand director, im Alter von 63 Jahren. Der Verstorbene war Gründer der im December 1862 in Glauchau entstandenen Freiwilligen Feuerwehr, deren Commandant er seit 1879 war. Seit I. Januar 1888 war er städtischer Branddirector. Von 1874 bi- 1895 war er Stadtverordneter, davon 8 Jahre Vorsteher und 9 Jahre Vicevorsteher. Als Abgeordneter der Stadt Glauchau gehörte er von 1879 bis 1898 der Bezirksversammlung an. Der Verstorbene zeichnete sich durch seinen biedere« Charakter, opferfreudigen Gemeinfinn, warmen Patriotis mus und kameradschaftliches Wesen aus. — Zu dem Anfangs Juli d. I. in Zwickau statt findenden Mitteldeutschen Bundesschießen werden 10 Feldscheiben zu je 300 m Entfernung, 15 Standscheibeu zu 175 m Entfernung, 5 Pistolenscheiben zu 35 m Entfernung und mehrere Windscheiben aufgestellt. A«S de« Sachse«la«-e. — Se. Maj. der König hat das Protectorat über die im Jahre 1903 in Dresden stattfindende Deutsche Städteausstellung übernommen. Den Ehrenvorsitz über nahm Se. König!. Hoheit der Prinz Georg und weiterhin besteht die Absicht, auch Sr. Excellenz dem deutschen Reichskanzler Graf von Bülow den Ehrenvorsih anzu bieten. Zu der Ausstellung, in deren Hauptausschuß Geh. Finanzrath a. D. Oberbürgermeister Beutler den Vorsitz führt, haben mehr als 100 deutsche Städte ihre Betheiligung zugesagt. — Von den kürzlich in Meeraue abhanden ge- kommenen 6 Sparkassenbüchern sind 2 (ca. 1500 Mk.) von einem dortigen Einwohner letzten Sonnabend an Finzel's Teich daselbst im Schnee versteckt aufgefunden und dem Stadtrath übergeben worden. — Die Stadtverordneten in Meeraue beschlossen am Sonnabend, die geplante Anleihe in Höhe von 1,200,000 Mk. bei der „Sächsischen Bank" in Gemein schaft mit der „Dresdner Bank" zum Kurse von 99,26 aufzunehmen. Diese Anleihe ist zur Deckung der Koste« der Wasserleitung und zur Tilgung früherer Anleihen bestimmt. — Die Angelegenheit betreffs der Gehaltsverbältniffe der Directoren und Lehrer der Volksschulen in Meerane hat nun am Sonnabend endlich ihren Abschluß gefun den. Wie noch bekannt sein wird, fühlten sich die Stadt verordneten durch einige Sätze aus dem Auszug des Jahresberichts des Pädagogischen Vereins beleidigt und beschlossen daraufhin, die Gehaltsangelegenheit so lange zu vertagen, bis der Pädagogische Verein eine Genug- thuung oder eine hinreichende Erklärung zu diesen be leidigenden Sätzen gegeben. Eine solche Erklärung haben die Lehrer nun an den Rath gerichtet mit der Bitte, nach Einsicht derselben dem Stadtverordnetencollegiu« das Schriftstück zuzustellen. Dasselbe wurde zur Kennt- die gefährliche Nähe, denn er weiß, daß die Wesen, welche im Meere Hausen, ebenso launenhaft wie schön sind und durch ihre Zauberlieder Sturm und Wogen gebrause heraufzubeschwören vermögen. Von den Wellen getragen, sah ich einen dunklen Gegenstand an uns heranschwimmen. Er stieß so hart gegen den Kiel, daß ich mich mit beiden Händen an der Ruderbank festhalten mußte, um nicht das Gleichge wicht zn verlieren. Ein Blick auf das blasse Gesicht des Alten brachte mich dazu, näher Hinsehen. Ein um geschlagenes Boot war es, das an uns Vorübertrieb. Keiner sprach ein Wort, doch alle drei hatten wir den selben Gedanken: wer hatte im Boot gesesseu? Sigurd saß steif und unbeweglich am Steuer, vor sichtig jeder Sturzsee ausweichend, der alte Schiffer führte die Ruder mit der Kraft der Verzweiflung — keiner sprach ein Wort. Plötzlich glaubte ich einen schwachen Hülferuf zu hören — der Sturm ließ einen kurzen Moment nach, gleichsam um Athem zu schöpfen — da wieder: ich hatte mich nicht geirrt. Auch meine Begleiter wurden aufmerksam. Der Curs wurde schnell geändert, und ich hörte den Ausruf: „Gott im Himmel sei gepriesen! Das Boot ist fort, aber das Kind lebt und hatnicht den Muth verloren hier allein in derWildniß!" Ich sah hin, und mein Lebtag werde ich nicht den Anblick vergessen, der sich mir darbot. Inmitten der Wellen, gleichsam dem Meere entstiegen stand eine, hohe, schlanke Mädchengestalt in einem dunk len, anschließenden Gewände. Die halb ausgelösten, schwarzen Haare flatterten im Winde und erinnerten wirklich an jene sagenhaften Wesen, welche an dieser Stätte Hausen sollten. In der erhobenen Hand hielt sie ein weißes Tuch, welches einer Fahne gleich sich ausbreitete. Die ganze Erscheinung hatte etwas Stol zes, Gebieterisches. Hier war kein furchtsames Kind, sondern ein Weib, das entschlossen war, muthig auszu harren und zu sterben, wenn es ihm bestimmt war. (Fortsetzung folgt.)