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Humor wechselt in den Bildern mit erschütternder Tragik; die geschilderten Ereignisse finden darin eine überraschend lebensvolle und packende Darstellung, die den Beschauer völlig fesselt. Tie Aufführungen fanden denn auch lebhaften und wohlverdienten Beifall. So wohl der Direction, den Herren Dietrich und Howarth, wie auch den Mitwirkenden gebührt für ihre Leistungen volle Anerkennung. Das ganze Festspiel umfaßt 30 lebende Bilder, von denen fast jedes in einer Verwand lung nochmals erscheint; der verbindende Text wird von Mitgliedern der hiesigen Militärvereine vorgetragen. Die treffliche Musik unserer Stadtkapelle erhöht die Wirkung der Bilder. Wir können behaupten, daß durch die Aufführungen selbst die weitgehendsten Erwartungen erfüllt werden; der starke Besuch beweist auch, daß unser Publikum das Gute zu schätzen weiß. * — Der Kgl. Stichs. Militärverein Waldenburg hielt am 8. d. in den festlich geschmückten Räumen des Pfilipp'schen Gasthauses in Kertzsch sein diesjährige- Stiftungsfest mit Tafel und Ball in festlicher Weise ab. Es hatten sich außer den zahlreich erschienenen Mit gliedern des Vereins auch eine große Zahl eingeladener Ehrengäste eingefunden. Nach Beginn der Festtafel richtete Vorsteher Kamerad Lindner I. in markigen Worten an alle Festtheilnehmer einen herzlichen Will kommengruß, welcher in einem Trinkspruch auf Se. Majestät den König Albert von Sachsen ausklang, wo rauf von allen Anwesenden begeistert das Sachsenlied gesungen wurde. Kamerad Speck gedachte in sinnreichen Worten Sr. Majestät des deutschen Kaisers Wilhelm II. und ließ ein dreimaliges Hoch auf denselben erschallen, worauf das Lied Deutschland, Deutschland über alles ertönte. Kamerad Roth brachte auf das Haus Schön burg ein dreimaliges kräftiges Hoch au». Kamerad Illgen gedachte in freundlichen Worten der erschienenen Ehrengäste. Stellvertretender Vorsteher Kamerad Harnisch widmete ein Hoch den für König und Vaterland, Kaiser und Reich im Felde gestandenen Veteranen. Ehrenmit glied Herr Robert Lindner aus Reichenbach sprach seinen Tank für erfolgte Einladung aus und wünschte dem Militärverein ein ferneres Blühen und Gedeihen. Schriftführer Kamerad Lutz spendete seine Worte den Frauen und ließ ein kräftiges Hoch aus dieselben er klingen. Nach der Festtafel entfaltete sich ein flottes Tänzchen, welches die Festtheilnehmer noch längere Zeit in fröhlicher Stimmung beisammen hielt. - Für die bevorstehende 7 evangelisch-lutherische Landessynode im 21., die sämmtlichen Parochien der Ephoric Glauchau umfassenden Wahlbezirke macht sich an Stelle des ausscheidenden Gemeindevorstandes Rein hold in Hohndorf die Neuwahl eines weltlichen Abge ordneten nöthig. Die Wahl soll am 13. März nachm. 3 Uhr in der Aula der Bürgerschule zu Glauchau (Schulplatz 2) stattfinden. * — Eine seltsame Thatsache ist die Vorliebe der Verbrecher für Tätowirungen. Diese Neigung ist ge wissermaßen ein Rückschlag auf den Geschmack wilder Völker. Bei den Rekrutirungen in Preußen wurde be obachtet, daß ein großer Theil der Gestellungspflichtigen, die längere Freiheitsstrafen verbüßt hatten, mit umfang reichen, die unfläthigsten Dinge darstellenden Tätowirun gen gezeichnet war. Man berichtete das auch nach Sachsen und das Ministerium hat daraufhin bei den Directionen der Straf- und Besserungsanstalten Erörterun gen angestellt, welche ergaben, daß auch bei den in die sächsischen Anstalten eingelieferten Gefangenen vielfach Tätowirungen festgestellt werden mußten. Nach den Angaben der Gefangenen sind die Tätowirungen theils in Herbergen, Werkstätten und Krankenhäusern, theils in Gerichtsgefängnissen bewirkt worden. Von 281 im Decembcr 1898 in der Landesanstalt Sachsenburg be- sindlichen jugendlichen Sträflingen waren schon 39, da runter 3 Schulknaben, tätowirt. Unsittliche^Tätowirungen werden in den sächsischen Landesanstalten mit Beyers- dorstschem Zinkguttaperchapflaster bedeckt, damit die Bilder bei der Körperreinigung von anderen Gefangenen nicht gesehen werden können. *— Die neulichen Erhebungen über die Betheiligung der Socialdemokratie an den sächsischen Gemeindever tretungen haben nach der Communalen Praxis Folgen des ergeben: Im Jahre 1898 schlossen die Gemeinde- rathswahlen im Königreich Sachsen damit ab, daß in 90 Orten 130 socialdemokratische Vertreter mit gewählt worden waren. Im Jahre 1900 dagegen wurden in 145 Orten 279 Genossen gewählt. Im ganzen sind gegenwärtig 550 socialdemokratische Gemeindevertreter in Sachsen vorhanden. — Am 6. d. wurde von nachmittags 3 Uhr ab irn Sitzungssaale der Königlichen Amtshauptmannschaft i" Glauchau die erste diesjährige Bezirksausschußsitzung ^gehalten. Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen Mehrerer, die Bezirksanstalt Lichtenstein betreffenden Angelegenheiten fanden, beziehentlich bedingungsweise Genehmigung: ein ortsstatutarischer Beschluß der Ge meinde Kuhschnappel auf anderweitige Festsetzung des Gehaltes des dortigen Gemeindevorstandes, die Anlagen- regulative für Bernsdorf und Gersdorf, ein Nachtrag -um Anlagenregulativ für Grumbach, die Dispensations- Lesuche in Dismembrationssachen Steinbachs in Rothen bach, Wiefels in Jerisau, Vogels in St. Egidien, Steinerts in Meinsdorf, Seltmanns in Dennheritz, Friedrichs in Gersdorf, ferner die Schankerlaubnißge suche Neuberts in Callenberg, Hösels in Callnberg, Riedels in Remse für den Anbau, Haases in Hohndorf für die Veranda, sowie das Gesuch Wiegands in Mülsen St. Micheln um Erlaubniß zur Veranstaltung von Singspielen und theatralischen Vorstellungen durch Vereine, dagen wurde ein Gesuch Friedrichs in Niederlungwitz um Erlaubniß zur Veranstaltung von Singspielen und Schaustellungen von Personen und Weisers in Hohndorf um Erlaubniß zum Kleinhandel mit Branntwein mangels Bedürfnisses abgelehnt. Dem Nachtrage zu dem Statut, die Unterstützung der in den Ruhestand versetzten Be zirkshebammen in Meerane, Seiferitz, Waldsachsen, Götzen- thal, Crotenlaidc, Dittrich und Cauritz wurde zugestimmt. Nachdem sich sodann der Bezirksausschuß wegen der Wahl von Prüfungsdeputirten für die Bezirksanstalts- und Bezirkskassen-Rechnung auf das Jahr 1900, Wieder wahl des Vorstandes der Bezirksanstalt, Feststellung des HauShaltplanes der Bezirkskasse und der Bezirksanstalt für 1901, ingleichen wegen der den König!. Amtsge richten für die Schätzung landwirthschaftlicher Grund stücke vorzuschlagenden Sachverständigen, sowie wegen der Wahl eines stellvertretenden Vorsitzenden des Ge werbegerichts und der Entschädigung der Gewerbegerichts schreiber und einigen anderen sich zur Zeit oder über haupt nicht zur Veröffentlichung eignenden Sachen schlüssig gemacht hatte, wurde die Sitzung nachmittags 6 Uhr geschlossen. v Aus dem Sachsenlaude. — Der berühmte Mathematiker Geheimrath Professor Schlömilch ist in Dresden gestorben. Oskar Schlö- milch's Wiege stand in Weimar, woselbst er am 23. April 1823 zur Welt kam. Seit dem Jahre 1849 wirkte er als Professor in Dresden und 1874 ernannte man ihn zum Referenten im sächsischen Cnltusministerium. Als Verfasser vieler Lehr- und Handbücher ist er auch weiteren Kreisen bekannt geworden. — Gegen das freisprechende Urtheil in dem Prozeß gegen den Heilkünstler Louis Kuhne in Leipzig hat die Staatsanwaltschaft Revision eingelegt. — Gegen den bekannten Großindustriellen Neuer in Leipzig, den früheren Inhaber der bekannten Bunt papierfabrik Neuer L Co., ist Anklage wegen Wechsel fälschung in Höhe von 60,000 Mk. erhoben worden. Neuer befindet sich seil Herbst 1899 in Untersuchungs haft, seine Verhaftung hatte seiner Zeit großes Aufsehen hervorgerufen. — Bei einer Arealvcrsteigcrung an der Obst- und Riebeckstraße in Thonberg-Leipzig wurden für den Quadratmeter 45 bis 54 Mk. erzielt. — Die Textilarbeiter und Textilarbeiterinnen des Königreichs Sachsen werden am zweiten Osterfeiertage in Hohenstein-Ernstthal einen Congrcß abhalten, um bezüglich der Agitation weitere Beschlüsse zu fassen und ein ständiges Agitations-Comitee für das Königreich Sachsen zu wählen. — Anhänglichkeit an seine Vaterstadt bekundete ein Herr Zinßmann in Amerika, geborener Hohensteiner, indem er dem Waisenhause in Hohenstein-Ernstthal, dem Armenhause, sowie der Kirchgemeinde testamentarisch je 500 Dollars (also zusammen 1500 Dollars) ver machte. — Der vom Verein ehemaliger Königshusaren in Grossenhain im Einverständniß mit den Brudervereinen von Dresden, Chemnitz und Leipzig für Großenhain in Aussicht genommene Regimentstag des 1. Königshusaren- und des 1. leichten Reiterregiments wird am 22., 23. und 24. Juni abgehalten. Das aufgestellte Programm ist ein ungemein reichhaltiges. — Eine namhafte Spende für unsere deutschen Krieger in China wurde dem „Bogtl. Anz." aus Lengen feld i. B. übermittelt, und zwar 560 Mk., gesammelt auf einem vom dortigen Albertverein nebst dem Krieger verein zu Lengenfeld veranstalteten Wohlthätigkeitsbazar. — Vor etwa vierzehn Tagen wurden dem Gänse händler Schluck aus Böhmen in Coswig rund 4500 Mark entwendet. Der Dieb ist nunmehr ertappt wor den. Derselbe heißt Theuner und ist in der Schnell pressenfabrik daselbst beschäftigt. Er hat sich in Meißen verdächtig gemacht durch unvorsichtiges Herumwerfen mit dem Gclde. Dieses Geld wurde unter der ersten Eisenbahnunterführung in Coswig gefunden, nachdem Th. ein Geständniß abgelegt hatte. Der Verlierer hatte eine Belohnung von 500 Mk. ausgesetzt. An dem Be trage fehlten reichlich 100 Mk. Altenburg, 10. Februar. Gestern zu Mittag traf Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich Heinrich von Preußen, der älteste Enkel Sr. Hoheit unsers Herzogs, auf dem hiesigen Residenzschlosse ein. Am Abend fand Hofconcert statt, zu welchem ungefähr 200 Personen geladen waren. — Die Zahl der Theilnehmer an dem 1. volksthümlichen Hochschulkursus in unserer Stadt ist eine so große, daß der Raum der von der Regierung zur Verfügung ge stellten Aula im Herzog Ernst-Realgymnasium bei weitem nicht ausreicht. Die Vorträge finden daher im Kaisersaale des Goldenen Pflugs statt. — In Gerhart Hauptmanns effectvollem Märchens-Schauspiel „Tie ver sunkene Glocke", . welche am Mittwoch im Herzog!. Hoftheater zur Aufführung kommt, wird ein Gast Namens Heinz Hetedrügge, der Aussicht hat, für die hiesige Bühne gewonnen zu werden, die Hauptpartie des „Heinrich" spielen. Am Freitag folgt auf die Wieder holung des Postillons von Lonjumeau eine abermalige Aufführung der vom Regisseur Albert stammenden Ballet scene „Neckerei". — Wahrscheinlich in einem Anfall geistiger Umnachtung stürzte sich heute früh die Frau des Handelsmanns Egner in der Fabrikstraße aus ihrer im 3. Stock gelegenen Wohnung auf das Pflaster herab und fand bei dem Sturze den Tod. — In der Gläser- schen Nudelfabrik gerieth ein Arbeiter mit einem Arm in das Getriebe der Maschine und wurde so schwer da bei verletzt, daß er froh sein muß, wenn ihm der Arm nicht abgenommen zu werden braucht. Deutscher Reichstag. 49. Sitzung vom 5. Februar. 1^ Uhr: Die erste Berathung des Weingesetzes wird fortgesetzt. Abg. Rösicke-Kaiserslautern (Bd. d. Landw.) ist erfreut über den Versuch zur Lösung einer der wichtigsten landwirth- schaftlichen Fragen, kann aber nicht zugeben, da» diese Frage des Kampfes gegen Verfälschung in der Vorlage sehr glück lich gelöst sei. Die Conirolle müsse eine ganz strenge fein und die Kosten hierfür das Reich tragen. Abg. Ehrhardt <Soc.) meint, ohne Declarationszwang sei gar nichts zu machen. Man solle doch auch nicht glauben, daß nur die Händler fälschen; von den Winzern gelte das selbe. Und auch die Wirthe, soweit sie nicht ehrbar seien, setzten dieses „Veredeln" fort. Redner erklärt sich gegen ein Verbot des Kunstwein, der ein Volksgetränk geworden sei. Abg. Winlermeyer Fr. Vp.) befürwortet das Kunstwein- verbol, mit dem Declaralionszwang richte man gar nichts aus. DieControll-Beslimmungen mühten abgeschwächl werden. Abg. Deinhard tntl.) ichlieht sich dem Vorredner an. Tie Abgg. Schüler (Ctr.) und Schrempf (cons.) traten für sehr strenge Händlercontrolle ein. Nach weiterer unerheblicher Erörterung wurde die Vorlage an die Commission verwiesen, die bereits den Schaumweinsteuer- gesetzentwurf eingesetzt ist. Montag: Etatsberathung. Vermischtes. Allerlei. Drei große Sensationsprozesse bringt diese Woche: Heute Montag beginnt der Prozeß gegen den Bankdirector und Schwindler Wendland in Berlin, am Mittwoch der Meineidsprozeß gegen den Fleischer lehrling Moritz Lewy in Konitz, der beschworen hatte, mit dem ermordeten Gymnasiasten Winter keinen Ver kehr gehabt zu haben, während verschiedene Zeugen die Beiden zusammengesehen hatten, und am Freitag wird in Berlin der Polizei-Commissar Thiel vor dem Gericht erscheinen, der im Sternberg-Prozeß Durchstechereien zu Gunsten des Angeklagten getrieben und sich hatte be stechen lassen. Nachdem der Criminalschutzmann Stier städter seinen Vorgesetzten Thiel so schwer belastet hatte, gestand dieser schließlich Alles ein. Da er sein Ge ständniß aufrecht hält, wird die Verhandlung nur einen Tag in Anspruch nehmen. — Der Fall Adams-Rüger in Mörchingen hat unerwartet schnell mit der Ver- urtheilung des Oberleutnants Rüger wegen Ermordung des Hauptmanns Adams zu 12 Jahren Zuchthaus und zur Ausstoßung aus dem Heere geendet. — Geh. Rath Professor Max von Petlenkofer ist am Sonntag Vormittag in München erschossen in seiner Wohnung aufgefunden worden. Pettenkofer ist geboren am 3. December 1818 in Lichtenheina in Bayern, ward 1847 Professor der Medicin in München und später Professor der Hygiene daselbst. Seine Forschungen, die namentlich auch Cholera und Typhus betrafen, haben seinen Namen weit über die deutschen Grenzen hinaus bekannt gemacht. — Die Ursache des großen Brandes im Naphthalager zu Baku ist vermuthlich Brandstiftung von Seiten eines entlassenen Wächters. Es sind 200 Millionen Pud Naphtha verbrannt. Die Zahl der bei dem Brande Umgekommenen beträgt etwa 100. In den Hospitälern liegen 80 Personen, meist Schwerver letzte. Im Ganzen haben 160 Menschen Brandwunden erlitten. Der Schaden wird auf 6 Millionen Mark angegeben. — Im Forst bei Insterburg in Ostpreußen kam es zu einem erbitterten Kampf zwischen Wilddieben und Forstbeamten. Einer der Wilddiebe wurde erschaffen, ein zweiter tödtlich verletzt. Telegramme. Berlin, 11. Februar. Wie daS „Kl. Journal" hört, hat vir Lrtminalpolizei vie bestimmte Nachricht er halte«, daß oer durch den Lternvergprozetz bekannt« Lnppa London bereits verlasse» hat; seine Krau ist wahrscheinlich bei ihrem Mann. Berlin, 11. Februar. Nach einer Meldung an- Danzig wird die von der Martneverwaltnng geplant« Erweiterung des Hafens bedeutens eingeschränkt, da die Kriegsverwaltung von dem Ban eines Krieg-» schiff-Basstns Abstand genommen hat. Berlin, 11. Februar. Im Befinde« König Milan ist, wie das „Berl. Tagebl." meldet, gestern Abend die «ntscheidende Krists eingelreten. Wen« der König di« Nacht übersteht, so hoffen die Aerzt« auf «in« Wiedergenesung. Obwohl König Alexander sich täg lich nach dem Befinden seine» Baters erknndigt, ist da- Gerücht unbegründet, daß er nach Wien kom» men moüe. Berlin, 11. Februar. Dem „Berl. Tagebl." wird