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Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage »ach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten Mr die »Lchster- scheinendc Nummer bis vormittags 11 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 5V Ps. Einzelne Nrn. 5 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., für auswärts 15 Pf. Tabellarischer Satz wird doppelt berechnet. und Val-enburzer Anzeiger. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Kaufungen bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchursdorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wilhelm Dahler, Tigarreufabrükant au der Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callllberg, und IN den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Fernsprecher Rr. 9. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. -M 25. Mittwoch, den 3V. Januar 1901. daß sinntes Deutschland zu bieten vermag. Darum wird > König Eduard und die englischen Fürstlichkeiten bei. gemacht, um den Abgeordneten Ur. Ebenbach Uebernahme des Präsidiums des Reichsraths zu wegen. zur be ¬ wegen zum sehr starken Theil nur auf uns angewiesen, Frankreich kann nie das bieten, was ein freundlich ge- Asten. Aus Kiautschau kommt die betrübende Nachricht, unser dortiger Gouverneur, Capitän zur See Jäschke an Kaisers Geburtstag seinem Leiden erlegen ist. Gou verneur Jäschke litt schon seit Wochen an Dysenterie, zu der unlängst ein schwerer Darmtyphus hinzutrat, der dem Leben des verdienten Mannes ein jähes Ende be reitete. Ter erste Gouverneur von Kiautschau, Rosen dahl, wurde im October 1898 von seinem Posten ab berufen und durch den Capitän zur See Jäschke ersetzt, der damals im 47. Lebensjahre stand und eine glän zende Carridre hinter sich hatte. Ausgestattet mit her vorragenden Geistesgaben, so schreibt der „Reichsanz.", hat er von dem ersten Tage der Uebernahme an mit seltener Energie in unermüdlicher Thätigkeit seines Amtes gewaltet und die Entwickelung des Schutzgebietes unter den schwierigsten Verhältnissen mit großer Um sicht und ebensolchem Erfolge geleitet und gefördert. Sein Tod bedeutet für das Schutzgebiet einen großen Verlust. Die kaiserliche Marine verliert in ihm einen ihrer fähigsten Offiziere. Er hat sich in den Geschäften der Entwickelung des Kiautschau-Gebietes selbst ein Denkmal gesetzt und sein Andenken wird in der kaiser lichen Marine stets in hohen Ehren gehalten werden. Ueber die Ereignisse in Peking und Tschili liegen erfreuliche Nachrichten nicht vor. Tie Langmuth der Mächte hat offenbar schon zu lange ge dauert und das Selbstbewußtsein der Chinesen in ganz bedenklicher Weise gehoben. Bewaffnete Banden sind neuerdings dazu übergegangen, die Verbindungen der internationalen Truppen zu bedrohen, so daß eine deutsch-englische Expedition gegen die Rebellen abge schickt werden mußte. Auch die chinesischen Blätter führen neuerdings eine auffallend anmaßende Sprache. Sie zählen alle die Ortschaften auf, die von den Straf expeditionen der Verbündeten zerstört werden mußten und fordern für jede einzelne Schadenersatz. So weit In unterrichteten Rcichstagskreisen bestätigt man, daß der Kaiser seine Unzufriedenheit darüber aus gesprochen hat, daß die betreffende Reichstagssitzung, in der die Mittheilung vom Ableben der Königin ge macht wurde, nicht sofort abgebrochen worden sei. Ten Präsidenten Grafen Ballestrem trifft indessen keine Schuld, da gerade dieser peinlich auf Beobachtung der Form dem Hofe gegenüber hält. Für den Reichstag lag nur ein Präcedenzfall vor: Das Ableben des Kaisers Alexander II. Damals wurde dem Zaren, der einem fluchwürdigen Verbrechen zum Opfer gefallen war, Seitens des Präsidenten, nachmaligen Oberpräsidenten Westpreußens, Herrn v. Goßler, ein Nachruf gewidmet und dann in die Erledigung der Tagesordnung ein getreten. Es ist schon darauf hingewiesen worden, daß auch das englische Parlament beim Hinscheiden Kaiser Wilhelms I. nicht vertagt wurde. Der deutsche Reichs tag hat also nur der Tradition gemäß gehandelt. In der oberschlesischen Eisenindustrie erfolgen größere Betriebseinschränkungen. Es sollen zunächst sieben Hochöfen ausgeblasen werden. Tie In dustriellen halten diese Einschränkung für dringend noth wendig, da ohne sie eine Verhütung großer Preisrück gänge nicht möglich sei. Oesterreich-Ungarn. Tschechischen Blättern zufolge werden Anstrengungen Witteruvgsbericht, ausgenommen am 29. Januar, nachm. 4 Uhr. Varometerstaud 746 MW. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -st 0,5° 6. (Morgens 8 Uhr -st 0° O.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 70"/». Thaupunkt — 4,-,° 0. Windrichtung: Südwest. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 1,5 HUQ. Daher Witteruugsaussichten für den 30. Januar: Trübe bis halbheiter, Niederschläge nicht ausgeschlossen. ^Waldenburg, 29. Januar 1901. Reichskanzler Graf Bülow hat in seiner Eigenschaft als Preußischer Ministerpräsident, wie bekannt, in der preußischen Landesvertrctung bindend versprochen, daß die landwirthschaftlichen Zölle, also vornehmlich die Kornzölle, erhöht werden sollen; zugleich wird die Ein bringung des neuen Zolltarifs im deutschen Reichstage thunlichst beschleunigt werden. In diesem Versprechen scheint aber noch mehr zu liegen, und wenn Graf Bülow das, was er voraussichtlich schon in voriger Woche gleichfalls hätte sagen können, bisher noch verschwiegen hat, so geschah es wohl um deswillen, weil er sich für den Reichstag und die Berathung des Zolltarifes einen Trumpf Vorbehalten wollte. Das aber, was der leitende Staatsmann heute noch „von Amtswegen" verschwiegen Hai, ist nichts Anderes, als die Thatsache, daß sich die Reichsregierung mit denjenigen Staaten, für welche der höhere deutsche Kornzoll von Bedeutung ist, das sind in Europa Rußland nud Ungarn, schon entweder geeinigt hat, sicher aber dahin einigen wird, daß diese gegen ein entsprechendes anderweitiges Äquivalent keinen Wider spruch gegen die deutsche Zollerhöhung erheben werden. Damit wird ein Hauptbedenken der Kornzollgegner hin fällig, nämlich, daß uns diese Drehung der Zollschraube in Zollkriege mit wichtigen Staaten des Auslandes hineintreiben würde. Graf Bülow hat aus der Amtsthätigkeit seiner Vor gänger zur Genüge ersehen können, wie schwer es ist, mit dem deutschen Reichstage fertig zu werden, wenn man nicht das ganze Gewicht der vollendeten Thatsache in die Waagschale werfen und damit allen Bedenken von vornherein die Spitze bieten kann. Ueber die Ge walt der historischen Persönlichkeit eines Fürsten Bis marck, der „die Stiere bei den Hörnern packen" konnte, und wegen des eventuellen Ausganges des Streites keinerlei Bedenken zu haben brauchte, verfügt Graf Bülow nicht; er zieht daher vor, die Thatsache» für sich sprechen zu lassen und Alles so in Angriff zu nehmen, daß wegen des schließlichen Ausganges kein Zweifel mehr bleibt. Bei der Debatte über die Chinavorlage wand er den Kritikern durch sein Entgegenkommen sofort die Waffen aus der Hand, bei der großen Kanal vorlage in Preußen verwies er auf die höheren Ge treidezölle und beim neuen Zolltarif wird er auf mehr oder- minder vertrauliche Abmachungen mit Oesterreich-Ungarn und Rußland Bezug nehmen können. Zur Zeit des Grafen Caprivi hatten wir den Zoll krieg mit Rußland; dazu wird es nicht wieder kommen, iu Petersburg hat man ja auch seine Zeit erkannt. Wenn die Diplomatie des Zaren auch mit den Deutschen in Ostasien nicht ein und denselben Strang zieht, so erkennt sie doch, daß in wirthschaftlicher und handels politischer Beziehung Deutschland dem russischen Reiche viel mehr werth ist, als der theuere Verbündete Frank reich. Rußland bleibt seiner natürlichen Nachbarschaft Für die Monate Februar und Mär; eröffnen wir ein besonderes Abonnement zu 1 Mk. Be stellungen werde» in nnserer Expedition, den Filialen, von den Ansträgern und Postaustalten jederzeit entgegengeuommen. Die Expedition des Schönburger Tageblattes. man in Petersburg eine deutsche Kornzollerhöhung nicht auf die Goldwage legen, sondern nur darauf sehen, daß die Vereinigten Staaten von Nordamerika als größter Concurrent nicht besser gestellt werden, als Rußland. Ungarn ist ein kleinerer Rivale, der schließlich sich nicht weigern wird, zu acceptiren, womit Rußland einver standen war. Tas natürliche Interesse veranlaßt unsere Reichsregierung schon, mit den benachbarten beiden Kaiserreichen zuerst das Handelsvertragsgeschäft ins Reine zu bringen, und diese haben dasselbe Interesse. Die geographische Lage weist die drei Kaiserreiche wirth- schaftlich und auch politisch auf einander an, und wenn es in politischer Beziehung nicht bei dem Dreikaiser bunde geblieben ist, so liegt die Schuld jedenfalls nicht auf unserer Seue. Aber in wirthschaftlicher und handels politischer Hinsicht wird man sich hüten, sich zu trennen, ein Fehler, der nur der mit Sicherheit zu erwartenden nordamerikanischen Riesen-Concurrenz Vorschub leisten würde. Wir können nach dem vorher Gesagten getrost an nehmen, daß sich die Reichsregierung wegen der Korn zollerhöhung mit dem direct interessirten Auslande ent weder schon vertraulich geeinigt hat, oder doch einigen wird; das besagt nun freilich nicht, daß wir im selben Augenblick schon feststellen können, wie hoch der neue Kornzoll sein wird und wie sich seine Wirkungen in Deutschland selbst stellen werden. Aus den industriellen Kreisen hat man anfänglich, wie bekannt, mit vieler Lebhaftigkeit gegen jede Aenderung in den Kornzöllen protestirt, doch ist die damalige Lebhaftigkeit heute schon um Vieles schwächer geworden. Nach der Lage der Dinge ist jedenfalls nicht anzunehmen, daß die Mehr heit des Reichstages grundsätzlich die Aenderung der landwirthschaftlichen Zölle nach oben hin verwerfen wird. Man glaubt nun, wegen der speciellen Höhe der Zoll sätze könnte es doch zu einer Katastrophe kommen. Es ist schwer, diese Ansicht zu theilen und wir wollen auch sagen, warum: Graf Bülow hat die Sache zu drei Vierteln in Ordnung gebracht, man kann annehmen, daß das letzte Viertel von selbst kommen wird. Er ist seiner Sache gewiß. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser verlieh an seinem Geburtstage dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts Frhrn. v. Richt hofen den Charakter als Wirklicher Geheimer Rath mit dem Prädikat „Excellenz", dem Wirkt. Geh. Rath v. Holstein den Rothen Adlerorden erster Klasse mit Eichenlaub, dem Gesandten Prinzen Lichnowski den Rothen Adlerorden zweiter Klasse mit Eichenlaub. Die Kaiserin kehrte Sonntag Morgen von ihrer Reise nach Homburg und Kronberg nach Berlin zurück. Mittags wurde bei der Kaiserin aus Anlaß des Ge burtstages ihres Gemahls ein Hausgottesdienst durch den Oberhosprediger Dryander abgehalten. Prinz Heinrich von Preußen hat am Montag von Kiel die Ausreise nach England angetreten. Ter Prinz schiffte sich an Bord des Panzers „Baden" ein, der die Admiralsflagge hißte. Die Fahrt ging durch den Kaiser Wilhelm-Kanal. Am heutigen Dienstag Abend oder am Mittwoch Morgen wird das deutsche Ge schwader in Dover erwartet. Kronprinz Wilhelm ist am Montag Mittag mit dem Hosenbandorden decorirt worden. Der Feierlichkeit wohnten Kaiser Wilhelm,