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einem Lobsdorfer Einwohner ein verendetes Reh auf gefunden. DaS Thier, welches nur eine leichte Schuß wunde aufwieS, hatte sich bis an den Fundort geschleppt und dort den Tod erwartet. Der Jagdpächter des Reviers, ein Glauchauer Herr, wurde von dem Funde benachrichtigt. *— „Fabian Sebastian (20. Januar), läßt den Saft in die Bäume gähn," lautet eine alte Bauernregel; sie beweist, daß nunmehr die Zeit der beginnenden Vegeta tion kommt. Mit ihr zieht neues Frühlingshoffen in die Herzen der Menschen ein. *— Die Königl. Staatseisenbahnverwaltung hat mit Rücksicht darauf, daß neuerdings die Gefahr der Ein schleppung der Pest nach Deutschland drohender ge worden ist, ihrem gesammten Personal Verhaltungsmaß regeln für den Fall des Auftretens pestverdächtiger Er krankungen auf der Eisenbahnfahrt ertheilt, dagegen soll die Beschaffung der Desinfectionsmittel erst beim Ein tritt wirklicher Pestgefahr erfolgen. Ein Auszug, ent haltend das Reichsgesetz, betreffend die Bekämpfung ge meingefährlicher Krankheiten vom 30. Juni 1900, ist den Verwaltungsmaßregeln angefügt. Ziegelheim, 22. Januar. Ihre Durchlaucht Frau Prinzessin Georg von Schönburg-Waldenburg be ehrte am vergangenen Sonnabend Herrn und Frau Pastor Redlich hierselbst mit ihrem Besuche und nahm am Sonntag am Gottesdienste theil; am Montag ist die hohe Frau wieder abgereist. — Heute wurde Herrn Kirchschullehrer Quietzsch in Anerkennung seiner lang jährigen treuen und ersprießlichen Thätigkeit als Kirch schullehrer eine vom kgl. Knltusministerium ausgestellte Urkunde, durch welche ihm der Cantortitel verliehen wird, in Gegenwart des Kirchen- und Schulvorstandes, sowie der Schüler der ersten Schulklasse durch Herrn Pastor Redlich mit warmen Beglückwünschungs worten überreicht, wofür Herr Cantor Quietzsch in be wegten Worten herzlich dankte. Möge dem verdienst vollen Schulmanne, welcher stets mit der größten Ge wissenhaftigkeit in Treue und Liebe feines Amtes ge waltet hat, noch eine recht lange und segensreiche Wirk samkeit beschicken sein. — Bergdirector Richter in Planitz hat der städtischen Mineraliensammlung (Ernst Julius Richter-Stiftung) in Zwickau einen in der Grube gefundenen versteinerten Baumstamm, der aus der grauesten Vorzeit stammt, ge schenkt. — Der Handarbeiter Gadsch in Rochlitz ist doch noch den Folgen der Gasvergiftung erlegen. Die drei tägige Bewußtlosigkeit ist Sonnabend Morgen dem ewigen Schlafe gewichen. Gadsch ist 55 Jahre alt. Er hinterläßt außer der selbst noch nicht völlig genesenen Ehefrau fünf erwachsene Kinder. — Am Sonntag Abend sprach im „Bürgergarten" zu Wurzen Comandant Jooste, Mitglied des Buren generalstabes, über Land und Leute seiner Heimat und über sein eigenes Geschick im Burenkricge. Der Saal war überfüllt. — Die Unterschlagungen des verhafteten Kassirers Braune von den Wnrzener Kunstmühlenwerken und Bisquitfabrikcn Vorm. F. Krietsch sollen die Höhe von 70,000 Mk. erreichen. Aus dem Sachseulaude. — Zum Uebertritt eines katholischen Geistlichen schreibt die „Ev.-luth. Kirchenztg.": Der Dresdner Hof kaplan Gustav Vogt ist (wie vor einiger Zeit erwähnt) im October v. I. in Halle mit mehreren auswärtigen Priestern zur evangelischen Kirche übergetreten. Inter essant an dem Falle ist besonders, daß, wie man hört, der Genannte Auftrag erhalten hatte, die protestantischen Streitschriften der „Los von Rom-Bewegung" zu studiren, und dann als Sachkundiger in Oesterreich gegen die evangelische Bewegung Verwendung zu finden; statt dessen ist er selbst evangelisch geworden. Im Jahre 1893 war er Domvikar in Bautzen geworden und seit einiger Zeit Hofkaplan in Dresden. Er hat jetzt in Hannover einen bürgerlichen Beruf ergriffen. — Da die Schlittenbahn auf dem Keilbcrg eine vor zügliche und das neue Unterkunftshaus auch den Winter über geöffnet ist, so herrscht reges Leben auf dem höchsten Gipfel des Erzgebirges. Für Schneeschuhläufer hält der Thurmwirth immer eine größere Anzahl von Schnee schuhen zur leihweisen Ueberlassung an Gäste in Bereit schaft. Auf Ersuchen des Erzgebirgsvereins Joachims- thal hat die k. k. Post- und Telegraphen-Direction den Landbriefträgerdienst von Gottesgab nach dem Keilberg auf das ganze Jahr (mit Ausnahme der Sonntage) ausgedehnt; es ist nun möglich, von einer beabsichtigten Partie den Thurmwart und den Bergwart Herrn Wohlrab rechtzeitig zu verständigen, welcher auf Wunsch in ein zu bezeichnendes Gasthaus einen Führer nebst der an zugebenden Anzahl von Schneeschuhen zu der Fahrt auf den Keilberg stellt. Für Uebernachtung ist durch wohleingerichtete und gut heizbare Fremdenzimmer in bester Weise gesorgt. — In dem mit abgefahrenem Kopfe auf dem Bahn körper bei der Seidnitzer Rennbahn bei Dresden auf gefundenen Leichnam hat man den ounst. urvst. B. aus Chemnitz, der in Dresden auf der Technischen Hoch schule seinen Studien oblag, ermittelt. — Nachdem es gelungen war, von den aus dem Dresdner Polizeigefängnifse ausgebrochenen vier Ge fangenen drei wieder zu verhaften, ist in Teplitz am Freitag auch der vierte Ausbrecher, der Kellner Weber, ermittelt und festgenommen worden. — Die medicinische Facultät der Universität Leipzig hat beschlossen, Damen zur medicinischen Vorprüfung zuzulassen. Demgemäß werden sich in kurzem eine An zahl angehende Aerzünnen daselbst dieser Prüfung unter ziehen. — Noch immer kommt falsches Geld im Verkehr vor. So wurden im vergangenen Jahre in Leipzig allein 352 Falsifikate angehalten, und zwar 1 Zehnpfennig stück, 3 Zwanzig- und 3 Fünfzigpfennigstücke, 159 Mark stücke, 98 Zweimarkstücke, 50 Thalerstücke, 35 Fünf markstücke und 1 Zehnmarkstück, sowie 1 Fünfzig- und 1 Einhundertmarkschein. — Sobald die geplante Einverleibung weiterer Vor orte in die Stadtgemeinde Leipzig durch das Stadt- Verordneten-Collegium gutgcheißen wird, soll mit der Errichtung weiterer Markthallen vorgegangen werden. Die erste derselben dürste im dichtbevölkerten Osten der Stadt entstehen. — Lonntag früh fanden Spaziergänger am Ein gang zum Stadtpark in Limbach einen alten Mann todt auf. Die hinzugerufene Polizei stellte in dem Verstorbenen die Person des vielen Einwohnern be kannten Strumpfwirkers Reinhard Förster fest, der wahrscheinlich auf dem Wege zur Herberge einem Schlag anfall erlegen ist. — Die vereinigten K- S. Militärvereine in Limbach haben es unternommen, daselbst das Festspiel „Deutsch lands 19. Jahrhundert" zur Aufführung zu bringen. Die Aufführungen beginnen Sonnabend, 26. Januar, und enden Sonntag, 3. Februar d. I., Sonntags finden zwei Vorstellungen statt. Der Reinertrag ist für wohl- thätigc Zwecke bestimmt. — In den letzten Tagen der vergangenen Woche wurden durch eine hochherzige Zuwendung des Herrn Commerzienraths Grimm in Crimmitschau an das Arbeiterpersonal der Firma Grimm L Albrecht 400 Centner Kohlen zur Vertheilung gebracht. — Die städtische Behörde in Crimmitschau nahm Donnerstag Abend eine Probe-Alarmirung des südlichen Stadtbezirks mittels der neuen Feuer-Alarmeinrichtung vor. Die Alarmirung erfolgte vollständig unvorbereitet. Punkt 1/48 Uhr wurde der Feuermelder durch den Vor sitzenden des Feuerlösch-Ausschusses, Herrn Stadtrath Richter, in Thätigkeit gesetzt. Das Läutewerk funktionirte sehr gut. Als Brandobject war der „Wettiner Hof" am Karolaplatz angenommen. Nach Verlauf von 10 Minuten nach Beginn der Alarmirung war die Bezirks spritze (7. Compagnie) zur Stelle und gab 7 Minuten nach ihrem Eintreffen mit Zuhilfenahme der Hydranten am Karolaplatz und an der Moritzstraßen-Ecke bereits Wasser. — In Nenstädtel bei Schneeberg wurde am Sonn abend ein Falschmünzer ertappt, als er in einer Restau ration falsches Geld an den Mann bringen wollte. Es ist der erst im September v. I. nach Verbüßung einer mehrjährigen Strafe aus dem Zuchthaus entlassene Ge schirrführer Seidel aus Zschorlau. Das falsche Stück lautete auf zwei Mark vom Jahre 1900 und trug das Vildniß König Alberts und das Münzzeichen L. Bei der Durchsuchung der Seidelschm Wohnung wurde ein ganz gleiches falsches Stück und ein schlecht gelungenes Fünfmarkstück, außerdem alle zur Herstellung von falschem Geld verwendeten Geräthe gefunden. Seidel wurde festgenommen. — Ein beim Felsensprengcn in Oberleutersdorf an der böhmischen Grenze beschäftigter Arbeiter steckte eine Dynamitpatrone in die Hosentasche. Als derselbe in hockender Stellung eine Steinplatte stützen wollte, explodirte die Patrone und der Arbeiter, welcher Frau und drei kleine Kinder hinterläßt, wurde in Stücke zerrissen. — In Eisenberg ist ein Bierkrieg ausgebrochen, dessen Folgen gar nicht abzusehen sind; denn sämmtliche Vereine der Stadt (immerhin nur 33!) haben in öffent licher Versammlung beschlossen, keine Festlichkeit mehr abzuhalten, so lange die Saalbesitzer nicht wieder zu dem üblichen Bierpreise (15 Pfg. für den halben Liter) zurückkehren. Außerdem sollen die Vereinsmitglieder keine Festlichkeit, keinen Tanz und kein Vergnügen be suchen, die in den boykottirten Sälen abgehalten werden. Deutscher Reichstag. 29. Sitzung vom 21. Januar. 1^ Uhr. Bei einer Anwesenheit von 15 Abge ordneten wird die Sitzung eröffnet. Am Bundesraths- tische Staatssekretär Graf Posadowsky. Die Berathnng des Etats des Reichs amts des Innern, Titel Staats sekretär, wird fortgesetzt. Abg. Prinz Schönaich-Carolath (nl.) begrünte mit Freuden die Anstellung weiblicher Fabrikinjpecioren und trat für Zulassung der Frauen zur Immatrikulation an allen deutschen Universitäten ein. Abg. Hitze (Ctr.) vertheidigte seine Partei gegen Vorwürfe der Socialdemokraten. Abg. Fransten (nl.l verlangt eine Unfallversicherung für die bei Rettung aus Feuergefahr verunglückten Personen. Abg. Or. Pichler (Ctr.l beschuldigte die meiningensche Regierung, daß sie die Gesetze betr. Verbot der Pbosphor- zündholzfabrikation nicht beachte. Geh. Rath Ziller stellte dies entschieden in Abrede. Abg. Schwarz (b. k. Part.i wünschte eine Mindestruhezeit für das Bäckereigewerbe Abg. Bassermann (nl.) erklärte, daß ferne Partei die Nothwendigkeit eines höheren Zollsckutzes sür die Landwirth- schaft anerkenne. Hierauf wurde die Weiterberathung auf Dienstag 1 Uhr verschoben. Vermischtes. Allerlei. In einem Steinbruch am oberen Züricher See wurden der Besitzer und drei Arbeiter verschüttet. Die Todten hinterlassen sämmtlich eine zahlreiche Familie. — Eine neue Pestgefahr scheint im Hamburger Hafen entstanden zu sein. Auf dem Dampfer „Pergamon", der aus Smyrna (Türkisch-Kleinasien) in Hamburg an gekommen ist, wurden zwischen der Stückgutladung viele todte Ratten gefunden; die Leichen werden bakteriologisch untersucht. Die Entlöschung der Ladung wurde verboten, Das Schiff und seine Mannschaft werden beobachtet. Ratten sind, wie bekannt, die schlimmsten Verbreiter der Pest. Aus Smyrna wurden jüngst einige Pestfälle ge meldet. — Das bronzene Standbild des großen Kur fürsten, welches der Kaiser der Marine zur Ausstellung in Kiel überwiesen hat, ist eine Schöpfung des Berliner Bildhauers Haverkamp. Der Begründer der branden burgischen Flotte erscheint als eine kraftvolle, Willens stärke Gestalt, seine linke Hand faßt energisch den Degen, die Rechte hält den Feldherrnstab. Der Kurfürst trägt zu den Reiterstiefeln den langen Rock mit Spitzenbesatz, auf dem Haupt den Hut mit umgebogener Krempe. Das Standbild ist 3,16 Meter hocy und wird gegen wärtig in Lauchhammer in Bronze gegossen. Ein gleiches Standbild ist für die Stadt Minden bestimmt, wo es voraussichtlich in Gegenwart des Kaisers am 15. April enthüllt werden soll. — Aus Großwardein in Ungarn wird berichtet, daß sich in der Umgegend Wölfe gezeigt haben, von denen zahlreiche Menschen zerrissen worden seien. — In der Teufelsmühte bei Heiligkreuz im Elsaß erschoß ein Müllerknecht die älteste Tochter des Müllers, die seine Werbung zurückgewiesen, angesichts ihrer Familie und dann sich selbst. — Tie noch heute gefeierte Sängerin Adelina Patti will ihr Schloß in Wales, welches sie glänzend ausgestattet hat, verkaufen. Sie fordert 3,200,000 Mk. — In Syrakus wurde eine mittellose Frau mit ihren beiden Kindern vor Ent kräftigung dem Tode nahe aufgefunden. Sie hatte nicht mehr betteln wollen und vor der bitteren Kälte in der Kirche Zuflucht gesucht. — Eine geistesgestörte russische Studentin Vera Gelow schoß in Paris auf den Pro fessor Emil Deschanel, den Vater des Präsidenten der Deputirtenkammer, traf aber statt besten eine andere russische Studentin, die zwischen die Beiden sich gestürzt hatte und verwundete sie schwer. Sie glaubte sich von dem Professor beleidigt. — In der Nähe der französischen Küste ist die britische Bark „Moel Tryvan" gekentert. Sieben Mann von der Besatzung wurden gerettet, der Kapitän und zehn Mann werden vermißt. — Die Kriminalpolizei in Köln verhaftete einen dortigen reichen Kaufmann, der gerade von einer Reise zurückkehrte, am Bahnhofe, als er sich nach Haufe begeben wollte. Be reits 14 schulpflichtige Kinder wurden iu dieser Sache vernommen. Weitere Verhaftungen werden erfolgen. — Tie große weitbekannte Pfotenhauer'sche Möbel- waarenfabrik in Rudolstadt ist am Sonntag durch Großfeuer eingeäschert worden. Ter Schaden wird auf über 200,000 Mk. geschätzt. Telegramme. Berlin, 22. Januar. Wie »er „Voss. Ztg." ge« meldet wir», habe Präsiden Krüger an die Königin Vittoria ein theilnahmsvoNes Telegramm gerichtet. Berlin, 22. Januar. Nach einem Telegramm »es „Berl. Lokalanz." ans Lonoon vernrsacht es sie grösste Besorgnitz, »atz Vie Binizirknlalion im Ge hirn gehemmt ist. Man hält die Krankheit »er Königin für Verstopfung »er Vene» durch Blnt- gerinnsel; eine Genesung von dieser Krankheit kommt zwar vor, aber selten bei Patienten in vem hohe« Alter der Königin. — Ein späteres Tele gramm deS „Berl. Lokalanz." aus Portsmouth meldet, daß die Hemmung des Blutumlaufes im Gehirn nicht behoben sei. Vor dem Sch oft warte« zahlreiche Menschen auf Nachrichten vom Kranken lager. Die Pflege der hohen Patientin ruht allein in Sen Hänseu der Familicuglieder, es sollen keine Berufs-Krankenschwester» zugezogen sein. Die Ver schlimmerung kam so plötzlich, Satz »io Aerzte be» fürchteten, die Königin werde nicht imstande sein, Kaiser Wilhelm noch zu sehen. Trotz der geringen Besserung ist keine Hoffnung, saß st- sich wisper er holen wird; sic entschlummert langsam, wen» auch das Ende vielleicht erst nach einem o»cr zwei Tagen eintretc» kau». Als günstiges Zeichen wirs es hier betrachtet, daß Salisbury uns der Bischof von Canterbury noch nicht »rach Osborne berufen sind, da diese Würdenträger bei dem 'Ableben des herrschen den Monarchen zugegen lein solle»». SalisSnry ist indesseu, wie der „Berl. Lokalanz." zi» melden weiß, wieder nach seinem Saudfitz Hatfield zurück» gekehrt.