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freiheit, ein dauerndes auf Vertrauen begründetes Ver- hältniß beider Reiche ist eine Nothwendigkeit. Vitale Interessen collidiren nirgends. Mit beiderseitigem guten Willen können wir zu gemeinsamem Nutzen Hand in Hand gehen und so beide an dem großen Friedenswerk mitwirken. NußlarrV. In Rußland, wo bekanntlich der Julianische Kalender gilt, wurde erst am letzten Montag das Neujahrsfest gefeiert. Der Zar verlieh zahlreiche Auszeichnungen an Beamte nnd Offiziere. In Berlin gratulirte Reichs kanzler Graf Bülow dem russischen Botschafter v. Osten persönlich. Das Budget des russischen Reiches pro 1900 ist soeben zur amtlichen Veröffentlichung gelangt, dasselbe balancirt in Einnahmen und Ausgaben mit rund 1788^/z Millionen Rubel, dabei zeigt dasselbe trotz der gewal- tigen Aufwendungen für Ostasien in den ordentlichen Einnahmen ein Plus von 73^ Millionen Rubel über die ordentlichen Ausgaben. Was die Ausgaben betrifft, so ist aus der Aufstellung ersichtlich, daß die Armee 324 Millionen Rubel, die Marine 93 Millionen Rubel, die Landwirthschaft 40^ Millionen Rubel und das Unterrichtswesen 33 Millionen Rubel erfordert haben. Bei den Einnahmen fällt es auf, daß die Einnahmen aus den indirecten die aus den directen Steuern um das Vielfache übertreffen. In einer Denkschrift zu dem Budget wird ausgeführt, daß die chinesischen Wirren und die Wiederherstellung der Ordnung in der Mandschurei viele Millionen gekostet hätten, daß aber Tank der friedfertigen Haltung des Zaren alles in Ruhe und Eintracht beigelegt worden sei, und daß daS russische Reich, dessen Grenzen sich über 10,000 Kilometer aus dehnten, die von 220,000 Mann Soldaten vertheidigt würden, sich trotz seiner riesigen Macht niemals zu einem Mißbrauch derselben habe verleiten lassen. Die erhabene Politik des Zaren sei damit wieder aller Welt als die Friedenspolitik par exosllsnos erschienen, auf welche die Völker Europas in guten wie in bösen Tagen rechnen könnten. Asten. Die gemeinsame Note der Mächte ist am ver gangenen Sonntag von Lihungtschang, der übrigens so schwer krank sein soll, daß sein baldiges Ableben er wartet wird, und schon 24 Stunden vorher vom Prinzen Tsching unterzeichnet worden. Da der Kaiser von China mit dem Befehl an seine Bevollmächtigten, die Note zu unterzeichnen, in die Annahme der Friedens bedingungen gewilligt hat, so ist man eigentlich zu der Annahme berechtigt, daß die officielle Beilegung der Chinawirren unmittelbar bevorstehe. Jedenfalls hat nun auch die chinesische Regierung ihrem Verlangen dahin Ausdruck gegeben, daß der Friede bald wieder hergestellt werden möge. Da Seitens der Vertreter der Verbündeten Mächte natürlich Alles geschieht, um diesem Wunsche zur Erfüllung zu verhelfen, so sieht die Lage recht verheißungsvoll aus. Wenn nur nicht noch Ueber- raschungen nachkommen! Am 18. d. gehen die Rekruten der Panzerdivision 900 Mann mit 12 Offizieren auf dem Dampfer „H. H. Meier" nach China ab. Dieser Transport wäre gewiß nicht so beschleunigt worden, wenn Graf Waldersee ihn nicht angerathen hätte. Ta auch bis in die allerjüngsten Tage hinein Zusammen stöße selbst in der Provinz Tschili stattgefunden haben, so erscheint es doch angebracht, deS Sprichworts zu ge denken, daß man den Tag nicht vor dem Abend loben solle. Afrika. Die Duren entfalten nicht nur fortgesetzt im Kap- lande, sondern auch auf allen übrigen Gebieten des ausgedehnten Kriegsschauplatzes, namentlich auch im nördlichen Transvaal, eine äußerst lebhafte und erfolg reiche Thätigkeit. Tie Eisenbahn wurde von ihnen ganz in der Nähe Pretorias zerstört, Proviant erbeutet, kurz alle Vortheile, die der Kleinkrieg gewähren kann, wurden ihnen zu Theil. Lord Kitchener begnügt sich weiter damit, jeden auch nur den kleinsten Augenblicks erfolg der Engländer ausführlich nach London zu be richten und es so darzustellen, als ständen die englischen Truppen neuerdings stets einer Uebermacht von Buren gegenüber. An Zahl sind die Engländer natürlich auch heute noch den Buren weit überlegen; aber die eng lischen Soldaten sind dienstunfähig geworden, so daß die Größe des Heeres für den Oberbefehlshaber that- sächlich eine Last geworden ist. Im Kaplande schließen sich den Buren Tag für Tag Afrikander, bald in grö ßerer, bald in kleinerer Anzahl an, so daß sich die Tinge dort gleichfalls immer günstiger für die Buren gestalten. Amerika. Die Einwanderung in die Vereinigten Staaten von Nordamerika hat im Laufe der Zeit einen fchr bemerkenswerthen Wechsel in den Bedingungen und Umständen erfahren. Es gab eine Zeit, in welcher die meisten Einwanderer den intelligentesten Klassen Eng lands, Deutschlands, Skandinaviens re. angehörten; fast ein Jeder konnte lesen und schreiben. Im Jahre 1900; aber wurden die drei größten Ziffern in der Gesammt-' einwanderung von den Italienern mit 84,346, von den > galizischen Juden mit 60,764 und von den polnischen' Juden mit 46,938 gestellt, während die Irländer 35,607, die Skandinavier 32,052 und die Deutschen 29,682 ausmachten. Diese Zahlen bilden einen großen Contrast zu der Statistik des Jahres 1869, aus welcher hervorgeht, daß damals die Auswanderung von Groß britannien, Frankreich, Deutschland und Skandinavien drei Viertel des ganzen Menschenstromes ausmachte, der in Amerika eine neue Heimat suchte, und auch im Jahre 1895 stellten diese Länder noch mehr als die Hälfte der gestimmten Einwanderung. 1898 aber war es nur noch ein Drittel der Gesammtziffer, 1900 nur noch ein Viertel. Ms dem Mul-enthale. * Waldenburg, 15. Januar. Die strenge Kälte hält nun bereits volle vierzehn Tage an; nur ein Mal, und zwar am 8. d., ging das Thermometer über Null hin auf, aber auch nur kurze Zeit während der Mittags stunde. Beim Schießhaus und oberhalb des Mühlwehres ist die Mulde vollständig zugefroren, stellenweise hat das Eis eine Stärke von 25 bis 30 om. Auf dem sogenannten Sauteich in Grünfeld entwickelt sich alltäg lich ein fröhliches Leben und Treiben, eine so prächtige und dauerhafte Schlittschuhbahn hat es seit Jahren nicht gegeben. Ein Luftdruckmaximum lagert gegenwärtig über Sachsen und unter dessen Einwirkung herrscht bei uns zur Zeit die größte Kälte in Mitteleuropa. An den Nordseeküsten ist Thauwetter eingetreten. * — Tie an der Invaliden- und Altersversicherung Betheiligten seien auf Folgendes hingewiesen: Nach 8 135 Absatz 1 des am 1. Januar 1900 in Kraft ge tretenen Jnvaliden-Versicherungsgesctzes verlieren sämmt- liche Quittungskarten, also auch die zur Zeit im Ge brauche befindlichen, ihre Giltigkeit, wenn sie nicht inner halb zweier Jahre nach dem auf der Karte verzeichne ten Ausstellungstage zum Umtausch eingcreicht worden sind. Der bisher auf den vor dem 1. Januar 1900 ausgestellten Karten vermerkte Zeitpunkt, bis zu dem zur Vermeidung der Ungiltigkeit der Umtausch bewirkt werden mußte, ist also außer Kraft gesetzt. * — Wie zur Kenntniß des Ministeriums deS Innern gekommen ist, wird noch immer vielfach -egen die Be stimmungen des die Schlachtvieh- und Fleischbeschau be treffenden Gesetzes vom 1. Juni 1898 verstoßen und insbesondere der Vorschrift in Z 7 insofern zuwiderge handelt, als Viehbesitzer auffallend häufig die Herbei führung einer Besichtigung der zu schlachtenden Thiere im lebenden Zustande unterlassen, ohne daß ein Noth fall im Sinne von H 7, Absatz 2 des Gesetzes und § 11, Absatz 7 der Ausführungsverordnung vom 23. Juli vorliegt. Das Ministerium weist deshalb jetzt in einer Verordnung die Kreis- uud Amtshauptmannschaften an, daß sie nochmals auf die bestehenden gesetzlichen Be stimmungen in geeigneter Weise aufmerksam machen und dafür besorgt sind, daß künftige Zuwiderhandlungen unnachsichtlich zur Bestrafung gezogen werden. Die Fleischbeschauer haben die ihnen bekannt werdenden Uebertretungen zur Anzeige zu bringen. * — Herrn Kirchschullehrer Heinrich Franz Tech in Reinholdshain ist in Anerkennung seiner langjährigen treuen und gesegneten Arbeit der Titel „Cantor" ver liehen worden. * — Tie neue sächsische Anleihe im Betrage von 60 Millionen Mk. hat das Consortium zum Curs von 82,60 übernommen. Die letzte Emission 3procentige sächsische Rente vom vergangenen Jahre im Betrage von 51^/, Millionen Mk. erfolgte zum Curse von 83»/^. *— In diesen Tagen ist das bedeutendste Bauwerk der neuen Eisenbahnlinie Altenburg-Langenleuba, der Viadukt bei Wiesebach, erstmalig mit großer Lokomotive und einem Bauzug befahren worden. Die ganze Strecke der Section Penig ist nun nahezu im Bau vollendet. Auch hat der Bau des Bahnhofs-Restaurants bei der Station Langenleuba-Niederhain, welches Privat-Unter- nehmen ist, gefördert werden können und ist bis auf weniges Nebensächliche ebenfalls beendet. Der hoch und frei gelegene Bau präsentirt sich nach außen recht stattlich; auch wird die innere Einrichtung eine sehr comfortable. — Dem früheren langjährigen Oberlehrer an der Bürgerschule in Manch NU, Herrn Fr. Aug. Röhr, ist das Verdienstkreuz verliehen worden. — Gestern Abend i/,7 Uhr erschoß sich in Glauchau in der Nähe des Bahnhofes am Scherrberg ein Fremder. Ta er vorher aus den Kleidungsstücken die Buchstaben herausgefchnitten hatte, so können nähere Angaben zur Feststellung der Person des Unbekannten nicht gemacht werden. Aus dem Sachsenlaude. — Seit voriger Woche hat die Frau Prinzessin Friedrich August im Krankenhause der evangelisch-luthe rischen Tiaconissenanstalt in Dresden einen Cursus be gonnen, um unter der Leitung des Herrn Hofrath vr. lusst. Rupprecht die Behandlung von Wunden kennen zu lernen. — In der Nacht zum Montag sind aus dem Dresdner Polizeigebäude vier Gefangene entwichen, nachdem sie eine das vierte vom dritten Stockwerk trennende Decke durchbrochen hatten. Zwei der Aus brecher sind noch in derselben Nacht wieder aufgegriffen worden. — Flüchtig geworden ist nach Unterschlagung von 4000 Mk. der in der Reichsstraße in Leipzig in einem Agenturgeschäft als Kassenbote in Stellung gewesene Oskar Hause, geb. am 16. August 1873 in Roda bei Weißenfels. — Sonntag war das große Schlachtenpänorama „Sturm der Sachsen auf St. Privat" zum letzten Male in Leipzigzu sehen; es wandert nach Wien, wo es nunmehr zur Aufstellung kommt. — Die Weingroßhandlung von Franck L Just in Lhemmtz stiftete anläßlich des Weihnachtsfestes zu Gunsten der Ostasiatifchen Truppen uud speciell für die sächsischen Mannschaften 1000 Flaschen Wein und Cog- nak, welche durch die dortige Sammelstelle des „Jnva- lidendank" weiterbefördert und bereits aus hoher See schwimmen. — Nach Verordnung des königl. Finanzministeriums soll mit den Vorarbeiten der Hochlegung der zwischen den Bahnhöfen Chemnitz und Kappel gelegenen Strecke der Eisenbahnlinie Dresden-Werdau (Zwickau) und der damit zusammenhängenden Umgestaltung des Bahnhofes Chemnitz begonnen werden. — Am Sonntag Nachmittag von i/,4 Uhr ab fand im „Wettiner Hof" in Meerane eine Versammlung des Vereinsbezirks Glauchau vom Verein sächsischer Ge meindebeamten statt, die von 52 Mitgliedern besucht war. Lie Versammlung wurde vom Vorsitzenden Herrn Stadthauptkassirer Ehrhardt-Glauchau eröffnet, der die Versammelten begrüßte, worauf Herr Registrator Zimmer mann-Meerane als Obmann der dortigen Ortsgruppe die auswärtigen Herren in herzlicher Weise willkommen hieß. Sodann wurden mit kurzen Debatten verschiedene Angelegenheiten interner Natur erledigt und u. a. be schlossen, Crimmitschau als Ort der im Jahre 1902 stattfiudenden Generalversammlung in Vorschlag zu bringen. Als Vorsitzenden des Vereinsbezirks wählte man den bisherigen Vorsteher Herrn Ehrhardt-Glauchau und zum Vicevorsitzenden, da der bisherige, Herr Tschackert Glauchau, auf eine Wiederwahl verzichtete, Herrn Keil- Glanchau. Die nächste Bezirksversammlung soll in Crimmitschau stattfinden. — Nachdem in letzter Zeit wiederholt falsche 10, und 20-Pfg.-Stücke in den Verkehr gebracht worden waren, ist es in den letzten Tagen der Polizei in Hoheustein-Ernstthal gelungen, den Verausgeber und zugleich Verfertiger der Falschstücke zu ermitteln, und zwar in der Person eines seit ca. 2 Jahren daselbst wohnenden Ziegel-Arbeiters. Eine vorgcnommene Haus suchung förderte äußerst gravirende Beweise zu Tage; Herr Wachtmeister Noack nahm den Falschmünzer fest und übergab ihn dem Königl. Amtsgericht. — Eine Ausstellung hat der Burenfreiwillige Max Pontinus aus St. Mülsen in Neukirchen bei Crimmitschau im Gasthof des Herrn Emil Popp seit einigen Tagen veranstaltet. Am Sonntag wurde man zu der kleinen Sammlung kaum zugelassen, so belagert war dieselbe. Es sind gegen 70 Gegenstände ausgelegt, von denen am meisten beachtet werden die englischen Tum-Tum- Geschofse, der vom Aussteller getragene Burenhut mit dem Transvaalwappen, die Kriegszcugnisse und die Ent- lassungsbeschciuignng; in lctzerer, ausgestellt am 22. September 1900, wird beglaubigt, daß der deutsche Freiwillige Pontinus als Kämpfer jederzeit treu und brav der Burensache gedient hat und einer Verwundung wegen entlassen worden ist. — Der Steinmetz Kanis aus Hermannsgrütt wurde am 8. Januar morgens von einem Raasdorfer Weber nahezu erstarrt im Freien aufgefunden und in Sicher heit gebracht. Kanis hat die sehr kalte Nacht im Freien zugebracht und beide Hände und Füße erfroren, welche dem Unglücklichen jedenfalls amputirt werden müssen, um den Eintritt des Brandes zu verhüten. — Ein militärpflichtiger junger Mann aus Plaum i. B., der es versäumt hatte, im vorigen Jahre zur Musterung zu erscheinen, ist nachträglich in Plauen zum Militär ausgehoben und vom Königl. Bezirkscommando daselbst nach Zwickau abgeliefcrt worden. Er muß nun bis zum Herbste dieses Jahres beim Regiment ver bleiben, bevor für ihn die regelrechte zweijährige Dienst zeit beginnt. — Infolge Bruches eines Gasrohres sind in der Nacht zum Montag in drei Häusern der Lessingstraße in Meißen acht Personen an Gasvergiftung bedenklich er krankt. Ein etwa 30jähriger Tischler ist gestorben. Seine Frau und seine drei Kinder befinden sich außer Lebensgefahr. Das äußere Triebischthal ist infolge des Rohrbruches ohne Gas und die Straßenbahn ohne Betriebskraft. — Eine größere Anzahl Kinder, aber auch einzelne Erwachsene sind in Glashütte plötzlich erkrankt, wahr scheinlich an Erkältung, denn die Krankheit äußert sich durch Brechen uud Kopfschmerz, theilweisc auch Schwindel, Fieber, Diarrhöe, Mattsein rc. In der einen Schul klasse fehlten z. B. von ca. 40 Kindern 15 an einem Tage. Der Anfall hält gewöhnlich 1 bis 2 Tage an, doch dauert er auch in einzelnen Fällen 3 bis 4 Tage.