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ZMiilmiM Tageblatt Filialen: in Altstadtwaldenburz bei Herrn Herrn unö Wal-enburzer Ameiger AMMEr ÄMLMLk MLS«LLL'<r7- kabellariicher Satz wird doppelt berechn . , —e^— —Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 1901 Mittwoch, se« 1«. Januar Wlttenmasbericht, ausgenommen am 15. Januar, nachm. 4 Uhr. . ... -- ^cirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand - 7- 0. (Morgens 8 Uhr - 13° 6.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Barometerstand "3 wk». I2' Windrichtung: Nordwest. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,0 MM. Lambrechts Polyme.er 70>. Thaupunkt W^terMtgSaussichteu für den 16. Januar: Halb bis ganz heiter. , ., lugtet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Ealluberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirkc: Zugletch wei ver ^»Ilnnbera St Eaidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- AItft°d.«°ld°nburs, Br-U^d°-I C-L-»!^ xLitz i. s, Rnch°nb°ch, R-mse, R-chÄu-g, Rüßdorf. l-ub-.W-»-rh°m, L-n»-nl°ub°-rb«h°m, S»w°brn. W°lk«oburz und Ziegelheim. Fernsprecher Nr. U. ... "Waldeubnrg, 15. Januar 1901. Es ist nur eine preußische, keine reichsdeutsche Ange legenheit, die Kanalvorlagc, die soeben unter einem langen neuen Titel dem Abgeordnetenhaus in Berlin zu gegangen ist, aber sie hat weit über die preußischen Grenzen hinaus von sich reden gemacht. Am meisten zu ihrer Berühmtheit hat die Maßregelung derjenigen gegenwärtigen Landtagsabgeordneten beigetragen, die zugleich VerwaltungSbeamte waren, eine Thatsache, die man von dem greisen Fürsten Hohenlohe kaum erwartet hatte, die aber auch nicht dazu beitrug, dem Kanal mehr Freunde zu gewinnen. Alle Parteien waren schließlich darin einig, daß auch ein Abgeordneter, der Beamter sei, das Recht haben müsse, seiner Ueberzcugung zu folgen. Wie also auch diesmal die Entscheidung fallen möge, ein solcher Schritt, wie der vom Fürste» Hohen lohe gethane, ist nicht Ivieder zu erwarten. Tas Hauptstück der neuen Kanalvorlage ist der Rhein- Elbe-Kanal, um den es sich von vornherein gehandelt, geblieben. Aber zur Beschwichtigung und Berücksichtigung des Landbau treibenden Ostens der preußischen Monarchie wird auch dort für neue Wasserstraßen gesorgt, so daß der Getreide-Transport nach Westen erleichtert und ver billigt und damit einer eventuellen Concurrenz von Westen her die Spitze geboten werden kann. Denn um diese mögliche Concurrenz mit fremden Getreide Von Westen her hat es sich früher gehandelt und wird es sich auch diesmal handeln, und nachdem wir gesehen haben, wie industrielle Vereinigungen die Branchenpreise zu halten und zu heben verstanden, können wir es auch der Landwirthschaft nicht verargen, wenn sie sich bei der Anlage neuer Verkehrswege thunlichst gegen den fremden Wettbewerb zu sichern sucht. Ist doch bei den riesigen Kapitalien, welche heute in lohnende Unter nehmungen gesteckt zu werden pflegen, eine jede wirk lich zuverlässige Berechnung, wie sich die deutschen Marktverhältnisse »ach Fertigstellung des Rhein-Elbe- Kanals gestalten werden, unmöglich. Die Großartigkeit moderner Speculation kann alle Erwartungen täuschen, und von Nord-Amerika haben wir uns in dieser Be ziehung besonders etwas zu versehen. Ein Gegengewicht gegen den ausländischen Wettbe werb ist, wie angedcutet, i» dem in der Vorlage ent haltenen Ausbau der ostpreußischen Wasserstraßen ge geben, ein zweites ist den bisherigen landwirthschaft- lichen Kanalgegnern vom Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten Grafen Bülow bereits zugesichert. Und damit kommen wir zu dem Punkte, mit welchem die Kanalvorlage für die außerpreußischen deutschen Bundesstaaten praktische Bedeutung gewinnt, zu der Er höhung der Getreidezölle, der Protest, der gegen dieselbe von Seiten der Industrie erhoben worden ist, ist, wenn man der Wahrheit die Ehre geben will, bei Weitem nicht so lebhaft, wie erwartet wurde. Vielleicht hat die Kornzoll-Erhöhung unter den Industriellen nicht eben viel Freunde, aber es giebt auch nicht viel Industrielle, welche diese Erhöhung ernstlich fürchten. Immerhin haben wir ja Branchen, für welche ein höherer Brod- kornzoll keine Kleinigkeit ist, und wie es dort mit dem Ausgleich steht, bleibt abzuwarten. Jedenfalls aber wird, wenn die heutigen allgemeinen Verhältnisse keine tiefgreifende Aenderung erfahren, der höhere Getreidezoü vom deutschen Reichstage mit einer starken Mehrheit angenommen' werden. Wer zur Stunde daran noch zweifeln wollte, verkennt die Sachlage gründlich. Der Kornzoll ist nicht absichtlich mit der preußischen Kanalvorlage zusammengekettet, aber es macht sich so, daß Beides gerade zusammenkommt. Und da werden die Chancen von selbst ausgenützt, es kann gar nicht anders sein. Darum wird auch nicht ernstlich mehr geglaubt, daß diesmal, zum dritten Male, die Kanal vorlage abgelehnt werden könnte, wenngleich die Be stimmungen über den Bau der ostpreußischen Wasser- liiiicn noch etwas geändert werden dürften. In der Regierungsvorlage wird darauf hingewiesen, daß der Kanal auch seinen hohen militärischen Werth habe, und die Ueberzcugung der militärischen Autoritäten ist gewiß nicht zu unterschätzen, aber die wirthschaftlichen Gesichts punkte werden nnd müssen naturgemäß die Hauptsache bleiben, wie sie denn auch von Anfang an im Vorder gründe gestanden haben. Kaiser Wilhelm II. hat das Letztere in seiner bekannten Dortmunder Rede nach drücklich genug betont. Wie die Reorganisation der deutschen Kriegsflotte unserem Kaiser Herzenssache gewesen ist, so ist auch der Bau des Mittelland-Kanals stets ein Gegenstand seines ganz besonderen Interesses gewesen. Mit der gegenwärtigen dritten Kanalvorlage wird der Monarch nun aller Wahrscheinlichkeit nach seinen Hauptwunsch erfüllt sehen und über die dazwischen liegenden Zeiten scharfer Differenzen wird der Schleier der Vergessenheit gezogen werden. Die Angelegenheit bietet ernste Lehren, sie war in der preußischen und deutschen Parlamentsge schichte einzig in ihrer Art. Politische Run-schan. Deutsches Reich. Ter Kaiser, der Sonntag Nachmittag den olden burgischen Staatsminister Willich in Audienz empfing, hörte am Montag Marinevorträge. Am Todestage des Vaters der Kaiserin, des Herzogs Friedrich zu Schles wig-Holstein, ließ das Kaiserpaar auf den Sarg desselben zu Prinkenau einen Kranz niederlegen. Am 21. Januar wird beim Kaiserpaar Desilirkour des diplomatischen Corps stattfinden. Dem Bundesrath ist die Geschäftsordnung für den Reichsgesundheitsrath zugegangen und in einer außer ordentlichen Sitzung von ihm erledigt worden. Tie 75 Mitglieder des Neichsgesundheitsämts sind auf Grund des Gesetzes, betreffend die Bekämpfung gemeingefährlicher Krankheiten, vom Bundesrath unlängst auf 5 Jahre ge wählt worden. Tie erste constituirende Sitzung deS Reichsgesundheitsraths soll noch in dieser Woche statt finden, wodurch sich die Eile des Bundsraths mit der Erledigung der Geschäftsordnung dieser neu gebildeten Körperschaft erklärt. Der Reichstag hat die Hoffnung auf ein stets be schlußfähiges Haus bitter getäuscht, die meisten Plätze sind wieder so leer wie gewöhnlich, trotzdem die dies jährige Berathung über den Etat des Reichsamts des Innern infolge der 12,000 Mk. Affaire für manchen Abgeordneten doch eine besondere Anziehungskraft besitzt. Es bleibt dabei, der Reichstag ist leer und nur an den sogenannten großen Tagen gut besetzt. Tie Reichstags- sitzung fällt am Freitag den 18. d. M. aus, da das Präsidium an diesem Tage dem Kaiser die Glückwünsche des Hauses zur Zweihundertjahrfeier des Königreichs Preußen überbringt und an dem dieserhalb veranstalteten Hoffeste theilnimmt. Die Stadt Eberswalde hatte vor einiger Zeit be schlossen, gegen den Reichstagsabgeordneten, Gymnasial professor vr. Pauli einen Civilprozeß anzustrengen, ! damit die principiell wichtige Frage, wer die Stell- ! vertretungskosten mittelbarer, ins Parlament ge- !wählter Staatsbeamten zu tragen habe, rechtlich gelöst werde. Wie jetzt aus Eberswalde gemeldet wird, hat Professor Pauli dieser Tage an die dortige Stadt kasse 2000 Mark bezahlt, da verschiedene Juristen ihm erklärt hatten, daß die Stadt nicht verpflichtet werden könne, für die Stellvertretungskosten aufzukommen. Aus Posen wird gemeldet, daß der dortige Bürger meister Witting, ein Bruder des bekannten Schriftstellers Maximilian Harden, als gemeinsamer deutscher Can- didat für die dortige Reichstagsersatzwahl aufgestellt worden ist. Harden wie Witting haben ihren jüdischen Vaternamen vor langen Jahren mit ihrem Uebertritt zum Christenthum abgelegt. Zu der Kanalvorlage hat das preußische Abge ordnetenhaus, wie das so bei großen Vorlagen zu ge schehen Pflegt, schon bei der ersten Etatsberathung Stellung genommen. Herr v. Miquel hatte seine Etatsrede schon beendigt und seinen Sessel wieder aus gesucht, als der laute Ruf: Kanal, Kanal! im Hause erscholl. Ach so, meinte der Minister, kehrte zum Rednerpult zurück und verbreitete sich in längeren Aus führungen über die Kanalvorlage. Er, der Minister, so erklärte Herr v. Miquel, habe noch keine Vorlage mit größerer Entschiedenheit vertreten als gerade diese Kanalvorlage. Aber er wolle ihre Annahme im Ein vernehmen mit dem Abgeordnetenhause, das schon auf so viele große Leistungen zurückblicken könnte, durchsetzen, nicht im Unfrieden mit dem Hause. Beamtenmaßrege lungen oder Auflösung des Abgeordnetenhauses sind also auch im Falle der Ablehnung des Kanals nicht zu be fürchten. Ter conservative Redner und derjdes Centrums hatten nur wenig Hoffnung auf das Zustandekommen der Vorlage gegeben, vielmehr mit voller Deutlichkeit durchblicken lassen, daß ihre Parteien dem Entwürfe diesmal dasselbe Schicksal bereiten würden, wie vor zwei Jahren; aber das hofften beide Redner auch, daß es mit der Ablehnung dann sein Bewenden haben werde und daß die Regierung nicht wieder zu ungesetzlichen Maßregelungen der beamteten Kanalgegner greifen werde. Ter freisinnige Abgeordnete Richter meinte, die Kanalvorlage werde diesmal auf keinen Fall abgelehnt, sondern entweder angenommen oder verschleppt werden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der alte Parlamentarier in diesem Falle Recht hat und daß wirklich die Ver schleppung eintritt, zu der es schon das vorige Mal beinahe gekommen wäre. Ueber angebliche Verhandlungen wegen einer neuen deutschen Rcichsanleihe in den Vereinigten Staaten von Nordamerika wird in Newyorker und anderen auswärtigen Blättern in ernsthaftester Weise gesprochen. Alle bezüglichen Behauptungen sind jedoch unbegründet. Tie demnächst zu emittirende deutsche Rcichsanleihe im Betrage von etwa 250 Millionen Mk. wird im Jnlande begeben werden. Tie deutsche Kolonie in Petersburg veranstaltete zu Ehren des bekanntlich nach Paris gehenden Bot schafters Fürsten Radolin eine Abschiedsfeier. Auf dieser Feier hielt Fürst Radolin eine Rede, in der er zunächst seiner Freude über die Genesung des Zaren Ausdruck gab und dann sagte: Mit Leib und Seele habe ich an der Aufgabe gearbeitet, die guten alten Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland ausrecht zu erhalten und zu fördern. Ein enges Zusammengehen mit Rußland unter Wahrung gegenseitiger Bewegungs-