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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Ckkllberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- leuba-Niederhain, Langettleuba-Oberhain, Niederwiera Oberwiera, L berwinkel, Oelsnitz i.. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdsrf, A-ruf-irechr* Nr. 9. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 1901 Freitag, Sen 11. Januar Witterungsbericht, aufgenommen am lo. Januar, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 765 mm. reducirt auf den Meeresspiegel. Therinometerstand — 3° 0. (Morgens 8 Uhr — 11° 6.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 61"/„. Thanpunkt — 10° 0. Windrichtung: Süd. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,0 mm. Daher Witternngsaussichten für den 11. Januar: Heiter. Bekanntmachung. Das auf die Monate October bis mit December dieses Jahres noch rück ständige Biirgerschul-, sowie Selecta- und Aortbildungsschnlgeld ist bei Ver meidung des Mahn- und Zwaugsvollstreckungsvcrfahrens längstens bis zum 10. Januar nächsten Jahres an die hiesige Schulkassenverwaltung abzuführen. Waldenburg, am 31. December 1900. Der Stadtrat h. Kretschmer, Bürgermeister. Br. ^Waldenburg, 10. Januar 1901. In den Erörterungen über die Erneuerung der Handels verträge und Teutschland's wirthschaftliche und politische Beziehungen wird heute entschieden dem Verkehr mit England zu viel und dem mit den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika zu wenig Beachtung beigelegt. Man meint, mit Nord-Amerika werde- Alles so gut, wie nur möglich gehen, es sei also nicht nöthig, darüber noch Viele Worte zu verlieren. England gilt dagegen als erster Stern an unserem politischen Himmel, von dessen Glanz wir nichts verlieren dürfen. In beiden Fällen sind die Erfahrungen früherer Jahre zu bereitwillig ver gessen, als daß man sagen könnte, sie seien ungern vergessen, aber leider fragt die Zukunft nicht darnach, ob eine Auffrischung des Vergessenen gern oder ungern geschehen wird. Und in dieser Beziehung wird uns vielleicht früher das Gedächtniß geschärft, als heute für möglich geachtet wird. Nageln wir einmal die Thatsache fest: Als unser Kaiser zum Jahres-Anfang 1896 dem Präsidenten Krüger seinen Glückwunsch wegen des glücklich abge- § sandten Jameson-Einfalles übersandte, waren erst wenige ' Jahre vergangen, seitdem der Helgoland- und Zanzibar- Vertrag zwischen Deutschland und England unterzeichnet worden war. Deutschland war in diesem Vertrage, wie zur Genüge bekannt ist, England riesenweit entgegenge kommen, Fürst Bismarck hat damals die Insel Zanzibar als eine reife Frucht bezeichnet, die uns in den Schooß gefallen wäre, wenn wir keinen Vertrag mit England abgeschlossen haben würden. War Helgoland für uns nicht wenig werth, so wäre es uns doch wohl auch zn- gefallen, wenn auch wohl etwas später erst, ohne daß wir uns damals der Insel Zansibar hätten entsagen müssen. Das ist geschehen indessen, Deutschland hattet demals wieder bewiesen, daß es sich dem Vetter John Bull gegenüber auch wirklich vetterlich verhält. Aber wie dieser Herr Vetter und seine stammesverwandte Nation sich aufführten, als unseres Kaisers Brief an Krüger bekannt wurde, ist in der Erinnerung. Kann man einer Nation und einer Regierung, die so schnell vergessen, völlig vertrauen? Wir — wenigstens die deutsche Politik --- haben so schnell vergessen; vielleicht wird an früher gedacht werden, wenn sich der deutsch englische Geheimvertrag als ein Helgoland- und Zanzibar- Vertrag Nr. 2 erweist. Aber wir können und wollen der Reichsregierung, die heute Englands Aufrichtigkeit allen Glauben schenkt und vom stammverwandten Volk der Briten viel Nutz bringendes erwartet, keine Vorhaltungen machen, kann sie den Beweis später in Thatsachen erbringen, daß sie ihr Zutrauen keinem Unwürdigen schenkte, dann ist es ja doppelt schön! Aber wir dürfen unter keinen Umständen stillschweigend darüber fortgehen, daß nach 1896 England und die Vereinigten Staaten von Nord- Amerika auf dem besten Wege waren, die dicksten Freunde gegen Deutschland zu werden. Früher achteten wir außerordentlich auf Amerika, wir wissen ja, wie wir in den letzten Jahren mit genauer Noth um verschiedene wirthschaftspolitische und zollpolitische Wirren herumge ¬ kommen waren, heute heißt es in Kundgebungen unserer äußeren Politik, die deutsch-amerikanischen Beziehungen seien die besten und sichersten, obgleich nicht wenige Deutsche in den nordamerikanischen Gegenüußerungen zwischen den Zeilen gelesen haben wollen, daß die herz lichen deutschen Worte nicht die wirkliche Erwiderung finden. Es ist ein freundlicher, flotter Geschäftston, der aus Washington herüberklingt, gegen den man schließlich nichts sagen kann, aber von unserer Seite ward mehr gegeben. Von deutscher Seite ist bis auf diesen Tag die Mög lichkeit noch niemals ernstlich in Betracht gezogen, daß trotz unserer großen Rücksicht auf England dies letztere und die Vereinigten Staaten sich doch einmal finden könnten, nicht aber um zu Deutschland zu sagen: „Sei in unserem Bunde der Tritte!" Man wird sagen, das kann nicht vorkommen! Nun, wie war zur Zeit des Kuba-Krieges in Amerika die Volksstimmung gegen Deutschland? Und als die Uankee-Zeitungen auf uns losraisonnirten, weil wir nicht einsehen wollten, daß sie ! nur goldenes Recht gegen Spanien hätten, da klatschten ! die Briten jauchzend und jubelnd Beifall. Das ist eine feststehende Thatsache, gegen die Niemand etwas einzu bringen vermag. Kann das nicht in verstärktem Maße wiederkommen? Auch auf Rußland hatte Fürst Bismarck seiner Zeit unendlich viel Rücksicht genommen, aber es kam doch eine Zeit, wo er sagte: Weiter können wir nicht! Und die Leitung der englischen Politik läßt lange nicht so mit sich reden, wie es die russische früher ge- than hat. Fürst Bismarck besaß nicht nnr den Willen, sondern auch die Fähigkeit, andere Nationen so zu sehen, wie sie wirklich waren, nicht blos, wie sie schienen. Mag unserer Reichsregierung weder dieser Wille, noch ! diese Fähigkeit verloren gehen! Politisch^ Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser hörte am Mittwoch im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des Oberstkämmcrers Grafen Solms-Baruth und des Chefs des Civilkabinets v. Lucanus. Die Reise nach Weimar zur Beisetzung des Großherzogs Karl Alexander hat nach dem „Berl. L.- Anz." der Kaiser infolge seiner Erkältung aufgegeben. Von anderer Seite heißt es, der Kronprinz werde seinen Vater bei der Feierlichkeit vertreten. Dagegen meldet die „Voss. Ztg.", der Kaiser reist nach Weimar. Im Gegensatz zu seiner Schweigsamkeit im Reichs tage hat der Reichskanzler Graf v. Bülow in seiner Eigenschaft als preußischer Ministerpräsident im preußi schen Abgeordnetenhause eine Programmrede gehalten, die von der Gleichberechtigung der verschiedenen Er werbszweige und von der besonderen Nothwendigkeit, der Landwirthschaft erhöhten Schutz zu gewähren, handelt. Graf Bülow hätte den Schleier wohl noch nicht gelüftet, wenn er nicht entschlossen wäre, die Canalvorlage im preußischen Landtag- mit aller Entschiedenheit zu ver treten und zur Annahme zu bringen. Seine Verspre chungen betreffs erhöhten Schutzes der Landwirthschaft und seine Zusicherung, daß sie durch den Canalbau keinen Bachtheil erfahren werde, wurden von der Rechten im Ganzen freundlich ausgenommen, so daß die Aussichten der Canalvorlage durch Graf Bülows Rede zweifellos bessere geworden sind. Staatssekretär Graf Posadowsky ist keineswegs ein einseitiger Befürworter der agrarischen WirthschaftSpolitik, er tritt vielmehr für die Gleichberechtigung von Handel, Industrie und Landwirthschaft ein, so läßt Fürst Her bert Bismarck in den „Hamb. Nachr." erklären und hinzufügen, daß er, der Fürst, ganz die nämliche Auf fassung habe. Einer etwas entschiedeneren Handhabung der Handelspolitik gegenüber den Vereinigten Staaten von Nordamerika redet allerdigs auch Fürst Bismarck in Uebereinstimmung mit der Gesammtheit aller Conserva- tiven das Wort. Und betrachtet man sich die braven Uankees mit voller Vorurtheilslosigkeit, so kann man nur dem Urtheil beistimmen und einer schärferen handels rechtlichen Behandlung der nordamerikanischen Union zu stimmen. Ter Handelskampf mit Europa, so erklärte erst ganz neuerdings eine amerikanische Größe, habe be reits begonnen und könne nur mit der wirthschaftlichen Herrschaft Amerikas über ganz Europa enden. Es ist also wirklich die höchste Zeit, den Uankees zu zeigen, daß auch ihre Bäume nicht in den Himmel wachsen werden. Tas Programm für die Preußenfeier in Ber lin wird veröffentlicht. Am 17. Januar, vormittags, findet im Beisein des Kaisers eine militärische Feier im Zeughause statt, wobei die Fahnen und Standarten des Gardecorps frischen Lorbeerschmuck zu tragen haben. Am 18. ist Festgottesdienst in den Garnisonkirchen, ebenso in der Schloßkapelle. Im Lustgarten wird ein Salut von 10 Schuß abgegeben. Nach dem Gottes dienst geht die Feier des Krönungs- und Ordensfestes vor sich. Der Minister des Innern hat die sämmtlichen Oberpräsidenten zur Beflaggung und Beleuchtung der Staatsgebäude am 18. Januar aufgefordert. Nach einem Erlaß des evangelischen Oberkirchenraths hat am 18. d. M. in allen Kirchen evangelischer Gemeinden ein Festgottesdienst stattzufinden oder haben die Geistlichen am Sonntag, den 20. der Bedeutung der stattgehabten Feier in geeigneter Weise zu gedenken. Kaiser Franz Joseph entsendet den Thronfolger zur Feier. Ter deutsche Handelstag beschäftigte sich in seiner Mittwoch-Sitzung nur noch mit einigen Fachangelegen heiten, er nahm einen Antrag betreffs Errichtung einer Auskunftsstelle für den auswärtigen Handel, sowie einen Antrag an, der eine Umgestaltung des Versicherungs wesens fordert. Mit einem Hoch auf den Kaiser wur den die Berathungen des deutschen Handelstages als dann geschlossen. Die Budgetcommission des Reichstags wird mit der Berathung der Chinavorlage erst fortfahren, bis der Von der Commission verlangte Gesetzentwurf betreffs Unterstützung der Hinterbliebenen eingegangen sein wird. Dieser Entwurf wird dem Reichstage in der nächsten Woche zugehen, dem Bundesrathe ist er bereits am gestrigen Mittwoch unterbreitet worden. Für die Gewährung von Zuschüssen soll danach als Grundsatz