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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lünzens«, LichtenfteinrEallnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- lcuba-Niederhain, Langenleuba-Lberhain, Niederwiera, Oberwiera, 5?berwinkel, Lelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rüßdorf, K»r«sprecher Str. 0. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Mittwoch, den 10. April 82. 1901. IMirn>T1I„«WWWN NMMINM» Eöitternugsbericht, aufgenommen am 9. April, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 759 MM. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -l- 14° 0. (Morgens 8 Uhr -i- 14° 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 75°/n. Thantznnkt — 10' 6. Windrichtung: Südwest. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,r WM. Daher Witterungsausfichteu für deit 10. April: Trübe, auch Niederschläge. Bekanntmachung. Das auf die Monate Januar bis mit März dieses Jahres noch rückständige Bürger-, sowie Selecta- und Fortbildungsschnlgeld ist zur Vermeidung des Mahn- und Zwangsvollstreckungsverfahrens längstens bis zum 15. April dieses Jahres an die hiesige Schulkassenverwaltnng abzuführen. Waldenburg, am 26. März 1901. Der Stadtrat h. Kretschmer, Bürgermeister. Br. Die Aufnahme in die Bürgerschule findet Donnerstag, den 11. April u. e., früh 10 Uhr statt. Waldenburg, am 9. April 1901. Dietzmann, Schuldirector. "Waldenburg, 9. April 1901. Die wirthschaftliche Lage wird in manchen industriellen Kreisen als trübe bezeichnet. In der That bringt fast jeder Tag Nachrichten über Förderungs-Einschränkungen, mangelndes Einlaufen von Aufträgen, drohende Arbeiter^ Entlassungen, die jene Auffassung zu bestätigen scheinen. Eine Handelskammer hat sogar erklärt, sie glaube nicht an eine vorübergehende Abschwächung des Marktes, sondern sei der Ansicht, daß ein länger dauernder gründ licher Umschwung eingetrcten sei, der sich nur nicht in so schroffen Formen äußere, wie früher. Im Gegensatz hierzu giebt es Stimmen, die ebenfalls Anspruch auf Beachtung haben, und die die wirthschaftliche Lage nicht für so ungünstig hallen. Die „Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen" beispielsweise meint, die augenblicklich herrschende wirthschaftliche Ruhe, so unerwünschl sie der Industrie gekommen sein möge, wirke im allgemeinen heilsam und trage dazu bei, das wirthschaftliche Leben gesund zu erhalten. Tie Industrie sei zu hoch gespannt gewesen, die Preise für Kohlen und Eisen wären hier und da bedenklich gestiegen. Tie gegenwärtigen Erscheinungen seien nur als eine Gegen strömung anzusehen, die die Preise wieder auf ihren natürlichen Stand zurückbringen würden. Die letztere Ansicht dürfte der Wahrheit am nächsten kommen. So viel steht fest, daß die Verbraucher ihre Bestellungen zurückhaltcn. Diese Thatsache beruht jedoch Weniger auf zwingenden sachlichen Gründen als vielmehr darauf, daß zur Zeit für größere Aufträge, wie man zu sagen pflegt, keine „Meinung" ist, nicht am wenigsten aus politischen Gründen. Es braucht nur irgend ein günstiges politisches Ereigniß von Bedeutung, z. B. die Beendigung des Krieges in Südafrika, einzutreten, und der Anlaß zum Wiederaufleben einer „Meinung" wäre da. Jedenfalls ist es übertrieben, wenn von einer Krisis in der Industrie gesprochen wird. Berücksichtigt man den ungewöhnlich großen Nutzen, den die Industrie in den letzten Jahren des wirthschaftliche» Aufschwungs ge habt hat, und vergleicht damit die immer mehr zurück gehenden Verhältnisse der Landwirthschaft, so wird man kaum in den Chor der industriellen Schwarzseher ein stimmen können. Vielmehr fühlt man sich versucht, den Actien-Gesellschaften, die in unserm WirthschaflSleben eine große Rolle spielen, den von dem verstorbenen Freiherrn von Stumm gemachten Vorschlag ins Ge° dächtniß zurückzurufen, einen mehr als gewöhnlichen Theil der hohen Betriebs-Ueberschüsse zu Rücklagen zu verwenden, statt die Dividenden auf eine außerordent liche Höhe zu treiben, die sich auf die Tauer nicht halten läßt. Zu Gunsten dieses Vorschlags lassen sich triftige Gründe anführen: Erstens geben hohe Dividen den den Wühlern willkommenen Anlaß zum Schüren des Klassenhasses und zur Erhöhung der Lohn-Forde rungen. Ein zweiter Grund liegt in der Thatsache, daß die Blüthe-Periode der Industrie zu einer allgemeinen Aufbesserung der Löhne geführt hat, deren möglichst un veränderte Fortgewährung in schlechtem Zeiten erwünscht ist, um einen Stamm tüchtiger Arbeiter zu erhalten, zu welchem Zwecke rechtzeitig Mittel bereit gestellt werden müssen. Schließlich darf nicht vergessen werden, daß solche Rücklagen zugleich den Arbeitgebern eine Hand habe zur erfolgreichen Durchführung eines ihnen auf gezwungenen wirthschaftlichen Kampfes gewähren. Verfehlt ist es auch, an eine Krisis deshalb zu glauben, weil die Industrie-Papiere an der Börse gesunken sind. Für deren Stand ist in der Hauptsache die Großfinanz maßgebend. Diese wird durch zwei Umstände bestimmt, in der Baisse-Stimmung zu verharren: durch die Unge wißheit über das Ende der kriegerischen Verwicklungen nnd über den Abschluß der Handels-Verträge. Ter letztere Grund fällt mehr ins Gewicht als die Furcht vor politischen Wirren. Tie Großfinanz steht bei dem Wettstreit zwischen Industrie und Landwirthschaft selbst verständlich auf Seite der Industrie und so wird sie auch, so lange der Kampf um die Handels-Verträge dauert, schwerlich der Industrie aufhelfen. Tenn je- mehr die Industrie als unterstützungsbedürftig erscheint, mit desto größerem Rechte kann diese ja den Kampf gegen die zu Gunsten der wirklich nothleidenden Land wirthschaft geplante Erhöhung der Getreidezölle führen. PolitischeHldschan. Deutsches Reich. Die kaiserlichen Majestäten haben inmittten ihrer Familie in gewohnter Weise Ostern gefeiert, für die jüngeren Prinzen und die kleine Prinzessin Luise war auch ein Eiersuchen veranstaltet, an welchem sich die älteren Brüder lustig betheiligten. Die anwesenden Mitglieder des Königlichen Hauses erschienen zur Familientafel. Trotz des unschönen Wetters am ersten Feiertag unternahmen Se. Majestäten doch Nachmittags eine Ausfahrt, an dem wunderbar schönen Ostermontag wurden die Majestäten von Zehntausenden von Menschen begrüßt. Am Osterdienstag erfolgt im Berliner Schlosse der feierliche Empfang der britischen Gesandtschaft, welche die Thronbesteigung des Königs Eduard officiell ankündigt. Mittwoch macht der junge Großherzog von Sachsen-Weimar dem Kaiser seinen offiziellen Besuch. Der drittälteste Sohn unsers Kaiserpaares, Prinz Adalbert von Preußen, wird am 18. April in den activen Dienst der Marine treten. Ter Kaiser beab sichtigt, diesen Act an Bord der „Charlotte" feierlich zu begehen. Zu dem Zwecke wird das Kaiserpaar mit den Prinzen Eitel Fritz, August Wilhelm und Oscar in Kiel eintveffen. Der Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklen burg-Schwerin vollendete am 8. April sein 19. Lebensjahr. Er wurde damit volljährig und übernahm mit einer Ansprache an seine Unterthanen die Regierung, die für ihn sein Oheim, der Herzog Johann Albrecht, als Regent bisher geführt, Der Großherzog ist am Ostersonntag 1882 in Palermo geboren, seine erste Er ziehung leitete seine Mutter, die Großherzogin Anastasia. 1881 wurde der Konrektor Ehrich aus Malchin als Lehrer berufen, der auch den jungen Prinzen an die Riviera begleitete, wo dessen kränkelnder Sohn Groß herzog Friedrich Franz III. einen großen Theil des Jahres verbrachte. An seinem 10. Geburtstage wurde er Unteroffizier im Grenadier-Regiment Nr. 89, 1893 wurde er Leutnant. Am 21. September 1896 wurde der Prinz in der Schweriner Schloßkirche vom Hof prediger Wolf eingesegnet und siedelte dann nach Dresden über, um auf dem Vitzthum'schen Gymnasium seine wissen schaftliche Ausbildung zu beenden. Am 10. April 1897 starb sein Vater in Cannes, und als Großherzog kehrte der Prinz nach Dresden zurück, wo er Ostern 1900 sein Abiturienten-Examen bestand. Seitdem hat der Großherzog in Bonn studirt, zeitweise auch Dienst beim Garde-Kürassier-Regiment in Potsdam gethan. Zu seinem Regierungs-Antritt wird der Großherzog, wie dies üblich, vom Kaiser zum Oberst ernannt. Reichskanzler Graf Bülow, der mit seiner Gemahlin die Osterfeiertagc in Venedig verlebte, wird noch einen kurzen Abstecher nach dem Como-See machen und Ende dieser Woche wieder in Berlin eintreffen. Morgen oder übermorgen wird Graf Bülow voraussichtlich eine zweite Unterredung mit dem italienischen Ministerprä sidenten Zanardelli haben, der, wie jetzt zugegeben wird, verschiedene Wünsche auf Abänderung des Dreibund- Vertrages resp. des Handelsvertrages hat. Die gerade nicht sehr erbauliche financielle Lage Italiens erklärt solche Wünsche, über die man sich aber sicher verständigen wird. Irgendwelche Pressionen auf Deutschland dadurch auszuüben, daß mit einem engeren Anschluß Italiens an Frankreich gedroht wird, liegt der römischen Re gierung ganz fern. Der Prinzregent von Bayern begnadigte neuer dings 566 Personen, wovon 80 der Strafrest ganz erlassen wurde. Weitere 100 Personen werden be gnadigt, wenn sie sich eine bestimmte Zeit hindurch gut führen. Ter Bundesrath wird sich bald nach Ostern mit dem ihm zugegangenen Entwurf einer Verordnung über die Beschäftigung von Gehilfen und Lehrlingen in Gast- und Schankwirthschaften befassen und ihn voraus sichtlich unverändert annehmen, obwohl einzelne Vor schriften als nicht weitgehend genug bemängelt werden; es kommt eben dem Bundesrath darauf an, was die Regelung der Arbeitszeit betrifft, auch in diesem Ge werbe einen Schritt nach vorwärts zu thun und Er fahrungen zu sammeln. Die Verordnung wird möglicher weise schon am 1. Juli dieses Jahres in Kraft gesetzt.