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!. Beilage M Schönburger Tageblatt. 1W1. Sonntag, Sen 6. Januar Di der MrmrintW Fiet. Postkarten ohne Ansichten von F. A. Esche. n Nachdruck verboten. Kiel, Ende December 1900. Der December hat uns Kielern recht viel Abwechs lung gebracht: erst festliche Tage, dann aber eine Hiobs botschaft. Hier über die Ereignisse in diesem Monat einige Stimmungsbilder. Kiel zeigt sich im Festgewande. Ueberall frohe Mienen, frohe Gesichter. Wehende Flaggen und Fahnen künden ein freudiges Ereigniß: Die Rückkehr der ersten Kämpfer für deutsche Ehre, deutschen Ruhm im fernen China. Mit Wehmuth, aber auch mit Begeisterung sah man sie scheiden vor mehr als 2 Jahren. Niemand ahnte da mals, daß es den Hinausziehenden beschicken sein würde, Zeugen und Theilnehmer so großer Ereignisse im fernen Ostasien zu werden. Und heute bewegt Stolz und De muth vor Gott, laute Freude und stille Andacht aller Herzen; die Herzen aller, welche am Bahnhof zu Tau senden die Heimkehrenden erwarten und die Herzen derer, die heimkehren, die in weiter Ferne gekämpft und ge litten. — Unter den Klängen der National-Hymnc rollt der Zug in die Bahnhofshalle ein, begrüßt von hohen Offizieren, Detachements aller Truppentheile, Militär- und Kriegervereine. Mit klingendem Spiele ziehen die Chinakämpfer durch die festlich geschmückten, zum Theil illuminirten Straßen von einem nach tausenden zäh lenden Publikum begrüßt. Und wie sie so dahinziehen, öffnen sich die Fenster und prachtvolle Blumenspenden werden den Heimkehrenden von zarter Hand dargebracht und für die Verwundeten sind eine Anzahl mit Guir- landen und Flaggen geschmückte Equipagen zur Ver fügung gestellt. Manch frohes Wiedersehen bewegt die Herzen. Da streckt ein kleiner Lockenkopf auf den Armen der Mutter sitzend die Acrmchen verlangend nach dem s heimkehrenden Vater, einem bärtigen Obermaat, aus. Dort hält die Mutter den Sohn nach langer Trennung umschlungen. Ter Freund begrüßt herzlich den Freund und die sehnende Braut den Verlobten. Und dort, wie sie ausschaut, die Ahnungslose! Ruhelos irren ihre Augen umher, suchen und suchen, doch den sie suchen, finden sie nicht. Auf Befragen wird ihr die Nach richt, daß der Erwartete erkrankt im Marinelazareth zu Wilhelmshaven bleiben mußte. Thrüneu, heiße Thräne» rinnen über das Angesicht der Harrenden und noch tiefer dringt sie ein mit ihren Fragen. Bange Zweifel quälen das arme Herz. Der wetter gebräunte Matrose möchte gern das Gespräch abbrechen, aber sie läßt nicht nach, um endlich die Wahr heit zu erfahren: Verstorben auf der Fahrt! Versenkt ins kühle Meer! — Da stehen Manche, deren Söhne draußen fürs Vaterland ihr Leben gaben und Wehmuth senkt sich ins Herz beim Anblick der Fröhlichen, denn „Manche blinde Rotte" giebts in ihren Reihen. Tie Zurückkehrendcn haben überall, wo sie im Feuer standen, dem deutschen Namen Ehre gemacht. Diese haben daS für alle Zeiten denkwürdige Iltis-Gefecht mitgemacht, jene sind bei der Einnahme der Taku-Forts mit thätig gewesen. Da die Braven, welche bei dem so verlust reichen und anstrengenden Seymour'schen Zuge mitgewirkt. „Isis Oormunk ok tli« Grollt," so hieß es damals. Und dort einige der tapferen Soden'schen Schaar, die Tapferen von Peking. — — „Gneisenau" verloren! Zwei Worte inhaltsschwer. Durch alle deutschen Gaue, durch alle Welt dringt diese Trauerkunde. Einundvierzig junge blühende Menschen leben mußten ihr Leben lassen, fanden den Tod im fremden Meere. Als leuchtendes Vorbild steht wiederum der Commandaut der „Gneisenau" vor unserem Auge. „Kinder, Muth und Gottvertraun," so schallt seine Stimme durch Wogengrollen und Sturmesbraus. Wohl uns, daß solche Männer Führer unserer Matrosen sind! Besonders tief war die Trauer und der Ernst in unserer Marinestadt, als die Nachricht vom Untergange der Gneisenau hier eintraf. Kannte doch jeder Kieler die stolze Fregatte, wenn sie so ruhig und still im Hafen lag, schimmernd in blendend weißem Anstrich, oder wenn sie mit geblähten Segeln stolz hinausstrebte ins offene Meer. Und nun ist sie dahin, zertrümmert und zerschellt an fremdem Strande und viele junge blühende Menschenleben fanden ihr Wellengrab an Spaniens Küste. Wechselvoll, gefahrvoll ist des Seemanns Beruf; und das Unglück schreitet schnell. — — — Verrauscht war die erste Kunde. Bangen Herzens erwarteten die Betroffenen weitere Nachrichten, er warteten die Verlustliste. Und als sie eingetroffen, da gabs bei Manchen wohl Erleichterung, bei Manchen aber tiefe Trauer. Väter haben die Söhne verloren, I da eine Frau den Gatten. Tiefbetrübt, fassungslos eilt j sic zu ihrer Schwester, um ihr die schreckliche Trauer- botschaft mitzutheilen. So gut wie es nur geht, versucht diese die trauernde Wittwe zu trösten: „Wir müssen! jeden Tag auf solche oder ähnliche Nachrichten gefaßt sein," meinte sie, denn auch ihr Mann dient in der Marine und ist draußen in China. Während nun die Beiden im stillen Schmerze Trost suchen, ertönt die Glocke. Ahnungslos öffnen sie die Thür. Eine Ordonnanz fragt nach Frau so und so und übergiebt einen Brief. Beide glauben, daß die Nachricht von dem Tode des Gatten der Einen auf der „Gneisenau" auch hier der Schwester mitgetheilt werde und wollen den Brief erst gar nicht öffnen. Doch eine Unruhe befällt die Schwestern und „öffne, öffne" ertöt mahnend eine Stimme des Innern. Und so geschichts. Mit einem Aufschrei sinken stch beide Schwestern in die Arme: Auch mein Mann starb, draußen in China!" Zwei Schwestern an einem Tage Wittwen. Schicksalsschläge! — — Als im Jahre 1896 am 23. Juli das Kanonenboot „JltiS" im fernen Ostasien unterging, fand fast die ganze Besatzung den Tod in den brandenden Wogen. Nur elf wurden gerettet. Und diese brachten die Kunde von dem unerschrockenen Verhalten der Iltis-Mannschaft, die da angesichts des Todes und im Sturmesgebraus das deutsche Flaggenlied: „Stolz weht die Flagge schwarz-weiß-roth" gesungen. Unter den Geretteten be fand sich auch der Wachtmeistersmaat Triebe. Auch jetzt beim Untergange der „Gneisenau" zählte Triebe mit zur Besatzung und wurde abermals gerettet. — Seemannsglück! Ein anderes Bild aus dem Marineleben, welches sich dieser Tage vor dem Kriegsgericht der Marine entrollte. Im Jahre 1887 trat der Matrose S. in die Marine ein und kam nach seiner Ausbildung an Bord des Kreuzers „Alexandrine." Dieser lief bald zu einer Auslandsreise aus dem Heimatshafen und im Jahre 1889 lag das Schiff in Albany in Australien. Hier flüchtete S. mit noch zwei Kameraden. Nun begann ein Abenteurerleben für S., den auch nur die Sucht nach solchen zur Fahnenflucht verleitet. So sehen wir die drei Flüchtigen zunächst in Australiens Innere gehen, dann wie sie in ein.r Hafenspelunke einige Matrosen eines im Hafen liegenden Kauffahrteischiffes treffen. Diese nehmen S. und seine zwei Gefährten mit an Bord. Da gerade einige Mann an der Besatzung fehlen, werden die Flüchtigen unter falschen Namen engemustert. Zu nächst mußten die drei aber wieder von Bord und sich zehn Tage bis zum Abgang des Schiffes verborgen halten. Nahrungsmittel wurden vom Schiff mitgenommen und die Flüchtlinge hausten zehn Tage lang im Walde. Als das Schiff abgangsfcrtig, gingen sie wieder an Bord. Der Eine wurde im Baderaum verstaut, während S. und der dritte Flüchtling an Deck unter falschen Namen blieben. Als die Untersuchungscommission an Bord kam, wurde diese gleich in die Kajüte genöthigt und die Beamten betrunken gemacht. So kamen die drei Ausreißer ungefährdet aus dem Hafen. Der Eine von ihnen ging bald wieder von Bord; S. und der andere verließen in San Franzisco das Schiff. S. nahm dann auf amerikanischen und englischen Schiffen Dienste an. Doch das Heimweh packte ihn so mächtig, daß er nicht widerstehen konnte. Er begab sich nach Deutschland zurück und stellte sich nach einem 13jährigen bewegten Leben in Hamburg freiwillig der Behörde. Die begangene That muß er nun mit 1 Jahr und 7 Monaten Gefängniß büßen, dann ist er einahe 40 Jahre alt, hoffentlich geheilt von Abenteurerlust und Drang. — — — Heute Schluß und der Wunsch: Fröhliches Neujahr! Prosit Neujahr vom Ostseestrand! ZapanW IkMrsgtkäuchk. Von Th. H. L. Wenn auch in Japan innerhalb der letzten 30 Jahre — die Europäisirung begann ja bekanntlich Anfang der 70er Jahre — manche altjapanische Sitte verschwunden ist, so haben sich doch noch viele nationale Feste bis auf den heutigen Tag erhalten. Die vier größten Feste des JahreS sind die Neujahrs-, Kirschblüthen-, Azaleen- und Chrysantemumfeste. Früher wurde der höchste japanische Festtag: die Neujahrsfeier, im Monat März begangen. Nachdem jedoch 1873 auch Japan den gregorianischen Kalender erhielt, wurde dieses Fest auf den 1. Januar verlegt. Bei allen japanischen Festen spielen Blumen eine große Rolle. Zu Neujahr fehlt es allerdings an blühen- den Gewächsen, doch werden die Häuser und Straßen mit Tannen und Kiefern, mit Bambus und Immergrün ! geschmückt. Die Bambusstengel versprechen reichen Kinder - 'fegen. Auch läßt man Karpfen aus buntem Papier, die vom Winde aufgebläht sind, auf den Dächern der Häuser an langen Stangen flattern. Tie großen Glotz- ! äugen und Mäuler dieser schmackhaften Fische sind weit geöffnet. Aber nur diejenigen Familien, denen im letz ten Jahre ein Knabe geboren wurde, dürfen derartige Karpfen, welche die männliche Kraft repräsentiren, über ihren Häusern anbringen. Ferner werden Farrenkräuter, Hummern, Orangen und Holzkohlen über den Eingängen der japanischen Häuser befestigt. Tie Farrenkräuter, von denen es ja unzählige Gattungen giebt und die Kerne der Orangenfrucht sollen eine zahlreiche Nachkommen schaft andeuten. Die Kohle, welche ihre Farbe nicht wechselt, symbolisirt die Dauerhaftigkeit des Glückes und die gebückte Gestalt des Hummers das hohe Alter, das man sich gegenseitig wünscht. In den ersten Tagen nach Neujahr werden auch die Wohnräume nicht gefegt, um das Glück nicht aus dem Hause zu treiben. Dieselbe Sitte findet man übrigens auch unter den Juden in Russisch-Polen. Die Kiefer, welche stets ihren Nadelschmuck bewahrt, versinnbildlicht die Thatkraft, denn auch in harten und schweren Zeiten soll der Mensch Muth und Festigkeit bewahren. Außer dem werden die Straßen mit langen Flaggen und Tüchern geschmückt und ebenso häufig die Brückenwölbun gen mit großen Laken ausgeschlagen. Von Haus zu Haus ziehen sich Strohseile, von denen lange, schmale Papier streifen herabhängen. Nach dem Glauben der Japaner sind das ganze Neujahrsfest hindurch, daS eine Woche andauert und während dessen alle Geschäfte ruhen, diese Seile mit unsichtbaren Geistern — den Seelen der Verstorbenen — besetzt. Diese Geister wollen bei dem größten japanischen Feste ihren Angehörigen nahe sein und sich mit ihnen zusammen, wenn auch unsichtbar, Vergnügen. Der Japaner kennt auch die Neujahrsgeschenke. Doch beschenken dort die Kinder die Eltern, die Diener die Herrschaft, die unteren Beamten die höheren u. s. w. Wie bei uns stattet man am ersten Neujahrstage sich gegen seitig Glückwunschbesuche ab. Es finden Festesten statt und Männer und Frauen zeigen sich nur in den schön sten Gewändern in der Oeffentlichkeit. Die Bevölkerung läßt Drachen steigen, Federbälle fliegen und im Innern der Häuser werden die Wände mit langen Papierstreifen neu behängt, auf die Blumen, Blüthen und andere Sujets gemalt sind. Erst am 6. oder 7. Januar endet die Neujahrsfeier, die für das Volk eine Art Ferien bedeutet, denn den wöchentlichen Ruhetag der christlichen, islami schen und semitischen Völker kennt das eigentliche japani- sche Volk nicht. Standesamts-Nachrichten von Grumbach. Von I. Juli bis 31. December 1900. Geboren: D. Kirchschullehrer Franz Paul Psau S. — D. Gutsbesitzer Friedrich August Barth T. — D Strumpf wirker Hermann Rabe S. — D. Hausbesitzer Friedrich Otto Heinig S. — D. Maurer Richard Sonntag T. — D. Maurer Robert Max Wagner S. — D- Gutsbesitzer William Johann Etzold S. — D. Garlengulsbesitzer Karl Hermann Stein T. — D. Hausbesitzer Gustav Reichenbach S. Getraut: Metallwarensabrikant Hugo Eigenbrod aus Glauchau mit Christiane Friederike Reichenbach von hier. — Rittergutspachler Karl Kretzschmar aus Remse mit Hedwig Marie Sonntag von hier. Gestorben: D. Gutsbesitzer August Hermann Jost T., 11 I. alt. — Der Hausbesitzer Johann Christlieb Sonntag, 75 I. — D. Hausbesitzer Heinrich Ernst Bauch Ehefrau, 38 I. alt. — D- Bäcker Paul Karl Ruprecht S., 14 W. — D. Strumpfwirker Hermann Rabe S., 9 W. — D. Guts besitzer William Johann Etzold S., 1 M. Kirchliche Rachrichte«. Epiphaniasfeft. Waldenburg. Vormittags '/»IO Uhr predigt Herr Ober pfarrer Harleß über Matth. 2, 1—12 (Lied 67). Kirchen- musik:, Recilativ, Terzett und Chor aus dem unvollendeten Oratorium „Christus" von Mendelssohn. (Mit Orchester.) Abends 6 Uhr hält derselbe MissionsgoUesdienft. Beim Vormittags- und AbendgotteSdienst wird eine Kirche«» collecte zum Besten der Heidenmijsion gesammelt. Wochen amt: Herr Diaconus Walter. — Dienstag Abend 8 Uhr Bibelstumde im Pfarrhause. Altsta»twalde«b«rg. Spätgottesdienst 10 Uhr. Collecte für den Hauptmissionsverein. Niederwi«kel. Frühgottesdienst Uhr. Collecte für die äußere Mission. HAMWWW Schlagwitz. Vorm. 8 Uhr Festgoltesdienst. Collecte für die äußere Mission. M MW Kra«ke«. Vorm. '^11 Uhr Festgottesdienst. Collecte für die äußere Mission. Abends V-8 Uhr Familienabend im Gast hof; Aufführung von „Christkinds Geburt" von Oberpfarrer Seidel. Oberwiukel. Vorm. 9 Uhr Festgottesdienst. Collecte für die Heidenmission. Grumbach. Nachm. 2 Uhr Festgottesdienst. Collecte für die Heidenmijsion. MM LaugeuchurSdorf. Früh V-9 Uhr Beichte. Vorm 9 Uhr Predigt u. heiliges Abendmahl. Abends 5 Uhr MissionS- stunde. Collecte für die Heidenmijsion.