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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Limzeuau, Lichtensteiv-Eailnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrcnhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langeu- leuba-diiederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Aerusprechrr Nr. ». Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 15. Freitag, den 18. Januar 1901. EAlMr,!1-'s —-r— 1 «WIMM-MD -f r 71-rvi i I Witterungsbericht, aufgenommen am 17. Januar, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 768 WW. reducirt auf den Meeresspiegel. Thernrometerstand — 2* 0. (Morgens 8 Uhr — 8,s° 6.) Feuchtigkeitsgehalt dar Lift nach Lambrechts Polymeter 61"/«. Thaupunkt — 9" 6. Windrichtung: West. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,» ruoa. Daher Witterungsaussichten für den l8. Januar: Heiter. "Waldenburg, 17. Januar 1901. An demselben Tage, wo vor zweihundert Jahren das Samenkorn gelegt wurde, das den Stamm des preußischen Königthums zu seiner heutigen Pracht gedeihen ließ, sind dreißig Jahre deutscher Reichsgcschichte verflossen, auf deren ersterSeite der leuchtende Schlußstein eines glor reichen Krieges, die Kaiser-Proclamation vom 18. Januar 1871, verzeichnet steht. Daß der 18. Januar auch zum Wiegenfest des wiedcrerstandenen deutschen Kaiser reichs gemacht wurde, lag in der geschichtlichen Bedeu tung dieses Tages begründen Tas Preußen der Hohen- zollern war allein im Stande, die Grundlage für die Einigung der deutschen Bolksstämme zu einem höher» Staatsleben zu legen. Ehe preußischer Staatsgeist das Gemeingut der Teutschcn geworden war, rieb sich die Nation in endlosem Hader auf; sie bot das Bild tiefster Politischer und wirthschaftlicher Ohnmacht. Seit 30 Jahren ist es gottlob! anders. Erfüllt war am 18. Januar 1871 das Sehnen und Ringen, das aus den heißen Kämpfen der Befreiungs-Kriege unbe friedigt hervorgegangen. Tie „kaiserlose, die schreckliche Zeit", war vorüber, „ein Herrscher wieder auf Erden." Auf der Wahlstatt von Sedan hatten die deutschen Heerschaaren den Kaiser gekürt, seitdem hatten die deutschen Fürsten und freien Städte im Verein mit der staats klugen Mäßigung des großen Kanzlers die Formen ge funden und gebilligt, unter denen' die Kaiserwürde zeit gemäß wieder aufleben konnte. Unter dem Vorantritt res Königs von Bayern boten sie dem ruhmgekrönten königlichen Führer im Silberhaar die Kaiserkrone. König Wilhelm nahm sie an, nicht als Gegenstand eines persönlichen Ehrgeizes, sondern in der Erfüllung der Pflicht des Königs von Preußen gegen das gemeinsame Vaterland. Huldigend senkten sich am 18. Januar im Versailler Schlosse vor dem Kaiser die Fahnen, die bei Sedan den Oberfeldherrn der deutschen Heere mit mächtigem Siegesräuschen umweht hatten. Wahrlich, ein Ausgang, wie die kühnste Poesie ihn nicht größer nnd hohcitsvoller hätte ersinnen können! Im tiefsten Frieden übermüthig herausgefordert, dennoch ungern und zögernd zum Schwerte greifend, war König Wilhelm au der Spitze des zu Schutz und Trutz ver einten Deutschland von Sieg zu Sieg geeilt, und wäh rend die deutschen Stämme im Feindeslande weltge schichtliche Schlachten schlugen, wachten treue und scharfe Augen, sorgte eine feste Hand, daß die Feder nicht ver darb, was das Schwert gewann. Die Wiege des Reiches umstand eine Schar gigan tischer Gestalten, wie die Weltgeschichte deren nicht viel gesehen hat: der hochbetagte König, der Kronprinz, Bismarck, Roon und Moltke, die Heerführer Friedrich Karl, Kronprinz Albert von Sachsen, Manteuffel, Blumen thal, Gaben. Sie alle sind dahingegangen, König Albert Von Sachsen allein ist von jenen großen Männern uns erhalten geblieben; seiner Verdienste um Kaiser und Reich wird man heute ganz besonders dankbar gedenken. In Schlachtengluten ist das Reich geboren, um ein Hort des Friedens zu werden. Erfüllt haben sich die Worte, mit denen König Wilhelm I. in Versailles die Kaiserwürde übernahm: „Uns aber und Unsern Nach folgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allezeit Mehrer des deutschen Reiches zu sein, nicht an kriege rischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." Das Kaiserthum der Hohen- zollern hat das deutsche Reich zu ungeahnter Größe, zur Vormacht des Friedens und der Kultur erhoben. Wenn da am 18. Januar aller Herzen unserm Kaiser entgegenschlagen, so ist dies nur die elementare Be kundung deutscher Treue und Dankbarkeit und sie wird standhalten zur Ehre unsers Kaiserhauses, mögen die Wogen der Zeit noch so brandend cmporzüngeln an dem Fels des deutschen Nationalstaates. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Ter Kaiser, der Tienstag Nachmittag den Vortrag des Reichskanzlers Grafen Bülow und abends im Reichspostmuseum Vorträge über Kabeltelegraphie und automatische Telephonanschlüsse hörte, erledigte Mittwoch Vormittag Regierungsgeschäfte. Nachmittags wohnte Se. Majestät einer Probe im kgl. Opernhause bei. Eine Abordnung des Preußischen Landeskriegerver bandes, die soeben vom Kaiser empfangen wurde, über reichte Sr. Majestät ein durch freiwillige Beiträge alter Soldaten zur Feier des 200jährigen Königthums des Hohenzollern-Geschlechts entstandenes Kapital von 120,000 Mk. Dieses Geld wird zu einer Stiftung mit dem Namen „Preußische Kriegerstiftung Wilhelm II." Verwandt werden. Aus den Zinsen des Kapitals, das durch einen jährlichen Beitrag vergrößert werden soll, wird am 18. Januar jeden Jahres würdigen und be dürftigen Kriegstheilnehmern und deren Hinterbliebenen eine Unterstützung gewäbrt werden. Ter Kaiser nahm die Stiftung mit folgenden Worten entgegen: „Ich freue mich über die Ucberraschung, die Sie smir heute namens meiner alten Soldaten bereitet haben. Die Idee einer Stiftung zur Erinnerung an den Tag der Begründung des Königreichs Preußen hat mich sehr sympathisch berührt. Denn eine Stiftung, welche be stimmt ist, Noth zu lindern und Thränen zu trocknen, ist viel besser geeignet, die Erinnerung an diesen Tag wach zu halten, als jede andere Widmung, welche mir dargebracht worden wäre. Ganz besonders hat mich die Höhe der Summe überrascht, welche die Kameraden zusammengebracht haben; es ist ein hochachtbarer Be trag, und er beweist mir, in welcher einheitlichen Weise die Kriegervereine zusammengefaßt sind. Ich freue mich ferner, daß die Absicht besteht, das Grundkapital ferner hin zu verstärken. Gern constatire ich bei dieser Ge legenheit, wie ich auf meinen Reisen überall beobachtet habe, welch frischer patriotischer Geist unter den Krieger vereinen weht. Ich halte mich gern überzeugt, daß dieser Geist unter Ihrer (Generalleutnant v. Spitz') Leitung auch fernerhin erhalten bleibt, und beauftrage Sie, meinen Tank den Kameraden zu übermitteln." Tie Verhandlugen der Reichstagscommission über die Wagen der O-Züge, so schreibt die „Nat.-Ztg.", haben erkennen lassen, daß in dieser, seit dem Offenbacher Eisenbahnunglück die weitesten Kreise beunruhigenden Frage eine Meinungsverschiedenheit zwischen dem Reichs eisenbahnamt und dem preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten besteht. Das erstere ist in der Forderung, in den O-Wagen eine Anzahl Thüren an der Längswand anzubringen, offenbar geneigter, als das preußische Arbeitsministerium; letzteres kommt immer wieder auf Erörterungen zurück, deren Sinn ist, das Publikum müsse zufrieden sein, wenn die Fenster so ein gerichtet werden, um die Rettung durch diese zu ermög lichen. Diese Vertröstung auf die Rettung durch die Fenster muß grundsätzlich abgelehnt werden. Tie öffent liche Meinung wird sich nicht zu dem Glauben bekehren, daß die heutige Technik außer Stande sei, Korridor wagen mit vier oder fünf Thüren herzustellen; ist dies aber möglich, so muß es nach den gemachten Erfahrun gen auch geschehen. Die officielleZweihundertjahrfeier der Erhebung Preußens zum Königreich beginnt am heutigen Donnerstag Vormittag mit einem militärischen Festact im Berliner Zeughause. Der commandirende General des Gardecorps wird dem obersten Kriegsherrn die Glückwünsche zu dem Jubeltage darbringen. Der Kaiser wird mit einer Ansprache an die Offiziere antworten. Mittags findet ein Ordcnskapitel des Schwarzen Adler ordens statt. Beim Erscheinen Sr. Majestät im Zeug hause senken sich die Fahnen und Standarten, die Leib compagnie und die Leibeskadron präsentiren und die Musik des 2. Garderegiments spielt die Nationalhymne. Bei dem Parademarsch werden die kaiserlichen Prinzen bei der Leibcompagnie eintreten. Die Kaiserin wird mit den Prinzessinnen der Feier auf dem Balkon des Mittelfensters beiwohnen. In der preußischen Armee ist die Einführung einer neuen Uniform beschlossen worden. Der Stoff des Rockes, der die bequeme Form der Litewka erhält, ist von graubrauner Farbe. Die blanken Knöpfe verschwin den, vorn an der Brust sind die Knöpfe, von dunkler Farbe, unter dem Tuch angebracht. Die Entwickelung des deutschen Schutzgebiets Kiau- tschau in China hat im letzten Betriebsjahre wesent liche Fortschritte gemacht, wie die dem Reichstage vor gelegte Denkschrift lehrt. Die Ruhe ist in der Colonie selbst auch im vergangenen Jahre nicht gestört worden, dagegen haben im Hinterlande, in der Provinz Schan- tung, Unruhen stattgefunden. Der Hafenbau ist mächtig fortgeschritten, der Straßen- wie der Hochbau in der Stadt Tsingtau und ihrer Umgebung sind ununterbrochen gefördert worden, die centrale Wasserleitung ist ihrer Vollendung nahe, der Anschluß Tsingtaus an das unter seeische Kabelnetz ausgeführt. Die deutsche Schule hat einen weiteren Ausbau erfahren. Trotz der Störungen im Hinterlande wurde das Eisenbahnunternehmen nicht nur nicht unterbrochen, sondern die unfreiwillige Muße auf den ferner gelegenen Strecken zu einer doppelten Thätigkeit auf dem näher der Küste befindlichen Theile der Bahnlinie benutzt. Hierdurch ist ermöglicht worden, die Arbeiten so zu beschleunigen, daß die Betriebs eröffnung dieser ersten Strecke schon im Frühjahr dieses Jahres mit Sicherheit erwartet werden darf. Die Justizcommission des Reichstags nahm gestern die Bestimmnngen betr. Berechtigung der Redacteure zur Zeugnißverweigerung mit 8 gegen 5 Stimmen in folgender Fassung an: „Begründet der Inhalt einer periodischen Druckschrift den Thatbestand einer strafbaren Handlung, für welche nach K 20, Abs. 2 des Gesetzes über die Presse vom 7. Mai 1874 der verantwortliche Redacteur als Thäter haftet, so sind Verleger, Redacteure und Drucker, sowie das zur Herstellung der Druckschrift verwendete Hilfspersonal berechtigt, das Zeugniß über die Person des Verfassers und Einsenders zu ver weigern." Angenommen wurden ferner die beantragten Bestimmungen über die Eidesleistung, wonach u. A. die Zeugen erst nach ihrer Vernehmung zu vereidigen sind. Oesterreich-Ungarn. Die Zusammensetzung des österreichischen Reichs raths läßt sich nach den bisherigen Wahlresultaten voll kommen überblicken. Tie Zahl der Parteien in Oester reich ist eine erschreckend große und es läßt sich be-