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Damit nun auch die Post bekundet. Daß das Jahrhundert abgerundet, Sei dieses Kärtchen ihr verehrt; Sonst muß man auf Jahryundertkarten Noch 99 Jahre warten — Und die sind wieder dann verkehrt! *— Vom 1. Januar ab können nach der neuen Post ordnung Zeitungen bei den Postanstalten auch für den einzelnen Monat abonnirt werden. Auch der Bestell geldtarif ist neu geregelt. *— Am 14. November v. I. nachmittags wurde auf der Altenburger Straße bei Waldenburg, in der Nähe des Forstes, von einem Unbekannten mit rothem Schnurr bart, der eine Tasche und Stock mit rund gebogenem Griff trug, an einem 10jährigen Mädchen ein Sittlich keitsverbrechen verübt. Wie uns nachträglich mitge- theilt wird, ist einige Tage später von der hiesigen Gendarmerie der damals in Oberwiera beschäftigt ge wesene Maulwurfsfänger G. sistirt worden, welcher dem Unbekannten auffallend ähnlich sah, auch dergleichen Tasche und Stock trug und sein Alibi für den genann ten Nachmittag nicht nachweifen konnte. Er wurde je doch von dem verletzten Mädchen nicht recognoscirt, worauf G. wieder entlassen wurde. *— Man hört oft die Worte: „Der Stuhl ist be setzt", in Wirklichkeit ist er aber nicht besetzt, aber der jenige, der ihn für besetzt erklärt, hat ihn für andere Personen, die noch kommen, reservirt. Nun hat nach einer Gerichtsentscheidung kein Mensch das Recht für andere Leute in einem öffentlichen Lokale Stühle zu belegen, denn in dem betreffenden Gerichtserkenntniß heißt es klar und deutlich, daß nur in dem Falle, daß für den rcservirten Platz bezahlt sei, oder daß der Wirth den betr. Platz selbst als reservirt bezeichnet habe, dritten Personen ein Anrecht auf den leeren Stuhl zugestanden werden könne. In den meisten Fällen treffen die beiden Bedingungen nicht zu und man darf ruhig Platz nehmen, selbst wenn es heißt: „Dieser Stuhl ist besetzt." Ziegelheim, 1. Januar. Die Kirchennachrichlen aus dem mit Gott zurückgelegten Jahre 1900 betr., ist Folgendes zu berichten: Im Jahre 1900 sind in hiesiger Parochie oorgekommen 43 Geburtsfülle, 9 mehr als im Jahre 1899. Der Geborenen waren 22 Knaben und 21 Mädchen. 10 der Geborenen waren uneheliche. Aufgeboten wurden 16 Paare. Zehn Paare davon wurden in hiesiger Parochie getraut. 1899 wurden 11 Paare aufgeboten und getraut. Communicanten waren 588, darunter 19 Erstlinge. 3 Personen genossen das heilige Mahl in ihrer Wohnung. Todesfälle waren 21. 1899 gab es 18 Sterbefälle. Der Verstorbenen waren 7 Knaben, wobei ein Schulknabe, 7 Mädchen, 3 Ehe männer, 3 Jungfrauen, 1 Person ledigen Standes. Auch ein Selbstmord war zu beklagen. Nach dem Alter geordnet: 1 Todtgeburt, 11 unter dem ersten Jahre, 1 von 1-—6 I., 1 von 6 —14 I., 2 von 14 — 20 I., 1 von 20 — 30 I., 2 von 30—40 I., 1 von 50 — 60 I., 1 von 60 — 70 Jahren. Vergleich der Nachrichten mit denen vor 100 Jahren: Im Jahre 1800 kamen in hiesiger Parochie vor 38 Geburtsfälle — 1900 aber 43 Geburtsfälle, 1800 geschahen 8 Aufgebote und Trauungen, 1900 aber 16 Aufgebote und Trauungen. 1800 gab es 62 Sterbefälle (Auftreten von Scharlach und Ruhr), 1900 gab cs nur 21 Sterbefälle. — In Rochlitz wurde in der Nacht zum Sonntag der Postschaffner Weber bei Ausübung seines Dienstes von einem Eisenbahnzug überfahren und sogleich getödtet. Aus dem Sachsenlan-e. — Se. Majestät der König ist in Folge eines leich ten Unwohlseins genöthigt, daS Zimmer zu hüten. Des halb fiel die für den Neujahrstag mittags angesetzte Gratulationscour auch in dem bereits beabsichtigten be schränkten Umfange aus, während am Abend die ange sagten Empfänge und die Präsentationscour, sowie die Assemblee stattfanden. — Während in den Niederungen des Vogtlandes an den Weihnachtsfeiertagen sehr milde Witterung ob waltend war, so daß weder an Schlittenfahren noch an Eissport gedacht werden konnte, hat im Erzgebirge der Winter doch seinen Einzug gehalten. In der Gegend von Eibenstock, Jahanngeorgenstadt, Oberwiesenthal konnte man während der Festtage das muntere Schellen geläute der Schlitten hören, und der Schlittenverkehr war recht lebhaft. — Wieder hat der Tod in die Reihen des König!. Stenographischen Instituts zu Dresden eine Lücke ge- rifsen. Am Sonnabend Nachmittag halb 4 Uhr wurde Herr Hofrath Professor Eduard Oppermann in Klotzsche von seinem langen Leiden durch einen sanften Tod er löst. Der Entschlafene wurde am 15. August 1841 in Gießen geboren und studirte daselbst nach Absolvirung des Gymnasiums Jura. Tie Stenographie nach Gabels- berger, der sein ganzes Schaffen gehörte, erlernte er im Jahre 1859 durch Selbstunterricht. Er erlangte darin bald eine solche Fertigkeit, daß er bereits im Jahre 1862 die Verhandlungen der Zweiten Kammer in Darmstadt stenographisch aufnahm. Am 1. Juli 1865 erfolgte seine Berufung an das König!. Stenographische Institut in Dresden, an dem er bis zu seinem Scheiden gewirkt hat. — Ein Raubanfall soll in der Nacht zum 3. Feier tag gegen i/z2 Uhr in Plauen i. B. unweit des neuen Schlachthofes in der Carolastraße vorgekommen sein. Ein Zeichner hat angezeigt, daß ihm von einem un bekannten Mann mit struppigem Schnurrbart unter drohenden Worten sein Portemonnaie abgefordert worden sei. Der Zeichner will aus Furcht dem frechen Menschen das Portemonnaie zugcworfen haben, der es ergriffen und damit schleunigst das Weite gesucht habe. — Am 2. Feiertag wurde auf telegraphische Veran lassung seines Truppentheils, des Infanterieregiments Nr. 104 in Chemnitz, der Soldat Wagner in Falken stein festgenommen und am 27. Dec. nachmittags von! einem Sergeanten seiner Garnison wieder zugeführt. Derselbe ist eigenmächtig auf Urlaub gegangen. — Ein Förster und fein Bekannter trafen in der Christnacht im Walde unweit Möllern bei Leipzig mit einem Wilddiebe zusammen und stellten ihn. Hierauf feuerte der Wilddieb zwei Schüsse auf den Förster ab, die zum Glück nicht trafen. Dies gewahrend, warf er das Gewehr weg und ergriff die Flucht. Bald wurde er jedoch eingeholt und festgenommen. — Es ist kaum noch ein Zweifel, daß der Hand arbeiter Moritz Roth in Aöorf den Mord an dem Knaben Oskar Todt verübt hat. Stark belastend ist u. a. der Umstand, daß Roth, der viele Wochen hindurch arbeitslos war, nach dem Morde die rückständige Miethe bezahlt hat, von dem Gclde war ein Thaler mit Blut bejubelt. — Allseitige Theilnahme erregt in Hohnstein der schreckliche Tod, den der 80 Jahre alte Schafmeister des Ehrenberger Rittergutes, der alte „Vater Simon", wie er überall genannt wurde, gefunden hat. Der Ge nannte war am Montag in Hohnstein gewesen und wollte abends nach Ehrenberg zurückkehren. Bei der dunklen Nacht ist er, wie die Fußspuren im Schnee er kennen ließen, vom Wege abgekommen und schließlich auf die Schienen der Eisenbahn gerathen, wo er von dem letzten Abendzuge überfahren und furchtbar ver stümmelt worden ist. — Eine von Deutschenbora zurückkehrcnde Vorspann maschinc fuhr kurz vor der Station Rotzwem auf einen das Gleis besetzt haltenden Bcdarfs-Güterzug, welcher zwischen Nossen und Döbeln verkehrte, auf. Durch den Anprall wurde der Tender der Locomotive stark beschädigt, die drei letzten Güterzugswagen aber, von denen zwei befrachtet waren, vollständig zertrümmert.! Der Schlußbremser des Güterzuges rettete sich noch rechtzeitig durch Abspringen. Personen sind nicht ver letzt, der Materialschaden jedoch ist bedeutend. — In Schneeberg gerieth am Sonnabend Abend der betrunken nach Hause gekommene Bergmann Weber mit seinem 20jährigen Sohn, der gleichfalls Bergmann war, in Streit und stieß ihm ein scharfes Messer in den Hals. Nach der That legte er sich in's Bett, wohin er auch das blutige Messer mitnahm. Als die Ehefrau Weber's bald darauf in die Stube trat, fand sie den Sohn in feinem Blute liegend und rief sofort ärztliche Hilfe herbei; der Arzt konnte jedoch nur den bereits eingetretenen Tod feststellen. Der Mörder wurde verhaftet. — Die städtischen Kollegien von Mittweida haben beschlossen, die Mannschaften der Freiwilligen und dienst pflichtigen Feuerwehr gegen Unfall zu versichern. Es werden gezahlt im Todesfälle 3000 Mk., im Falle der dauernden Ganz-Invalidität 6000 Mk. und als Unfalls entschädigung pro Tag 3 Mk. — In Lichtenstein hat der Stadtrath und das Stadtvcrordnetcncollegium am 28. December die Ein führung einer Biersteuer beschlossen. — Der am Donnerstag in Altenburg abgehaltene Miethtag war gut besucht. Es fehlte durchaus nicht an ländlichen Dienstboten, aber die meisten von ihnen waren bereits versehen, d. h. sie hatten sich schon vor her vermiethet und kamen bloß, um zu sehen, wie sich das Micthgeschäft abwickeln würde. Dasselbe nahm einen recht schleppenden Verlauf. — Das Bundesfest des Sächsischen Radfahrerbundes wird im Jahre 1901 in Altenburg abgehalten. Der dortige Bundesbezirk hat sich zur Uebernahme und Vor bereitung des Festes bereit erklärt. — Einen Raubanfall vollführtcn am Sonntag Abend im Gasthofe zu Leumnitz bei Gera zwei Fleischer gesellen. Diese hatten in der Herberge zur Heimat in Gera bei einem Handwcrksburschen erhebliche Geld mittel bemerkt und sich an den jungen Mann heran gemacht. Ter Handwerksbursche durchschaute aber die Absicht der beiden Gesellen und suchte sie zu täuschen. Er ging am Abend von Gera weg, angeblich um seine Wanderung fortzusetzen, kehrte aber im Gasthofe des nahen Leumnitz ein, um dort zu übernachten. Er hatte sich bereits zur Ruhe begeben, als die beiden Strolche auf ihn eindrangen, ihn arg schlugen und seiner Baarschaft beraubten. Die Räuber sind aber bereits am Montag früh festgenommen und dem Amts gericht zugeführt worden. Vermischtes. Allerlei. Die Berliner Post hat einen Neujahrs- j Briefverkehr von unerhört riesigen Dimensionen zu be- ! wältigen gehabt. Zum ersten Mal hat sie den ganzen Verkehr allein bewältigen müssen, während früher die Privatpost die Hauptlast des Lokal-Verkehrs hatte. Das Personal des Briefpostamtes war für die Neujahrstage auf 1856 Mann gebracht und trotzdem hatte man seine harte Arbeit. — In der spanischen Provinz Granada ist es zu blutigen Wahlkrawallcn gekommen. In Vivar wurden dabei zwei Personen getödtet, 17 verwundet. — Zum Krach d er Spielhagen-Banken in Berlin wird mitgetheilt, daß auch verschiedene Lokalbehörden Gelder in den verhängnißvollen Pfandbriefen angelegt haben. Wie viel zu retten ist, wird sich, nachdem die Liquidation der Banken beschlossen ist, in nicht allzu ferner Zeit wenigstens ungefähr ersehen lassen. — Tie Verhaftung des Generalconsuls und Commerzienraths Eduard Schmidt in Berlin, Inhaber des altbekannten Bankhauses An halt und Wagner, ist auf Veranlassung der dortigen Staatsanwaltschaft am Sonnabend Nachmittag erfolgt. Schmidt ist der alleinige Chef des genannten Bank hauses. In Folge mit schweren Operationen ver bundener Krankheiten war er in letzter Zeit geistig nicht mehr ganz frisch, und nur auf diese Weise konnte es geschehen, daß der Inhaber des altrenommirten Bank hauses in die Machenschaften der Preußischen Hypotheken- Actienbank verwickelt ist. Von Seiten seiner Angehörigen sind sofort Schritte geschehen, um Schmidt's Haftent lassung gegen Kaution zu erwirken; ob diese Schritte ! Erfolg haben werden, bleibt abzuwarten. Das ist der Fünfte! — Ein Berliner Rentier hat sich, den dortigen N. N. zufolge, im. Teufelssee im Grunewald ertränkt, nachdem er fast sein ganzes Vermögen bei dem Zu sammenbruch der Spielhagen-Banken verloren Halle. Ein großer Theil dieser Papiere ist auch in Elsaß- Lothringen untergebracht gewesen, woher lebhafte Klagen kommen. — Das Ende des Antwerpener Tock- arbeiterstreiks ward zu Neujahr erwartet. — Ein allgemeiner deutscher Städtebund soll gegründet werden. Anfangs Februar wird in Eisenach eine Conferenz von Vertretern deutscher Städte zusammentreten, um über die Gründung zu beratheu. — In Antwerpen, dem Schauplatz des Hafenarbeiterftreiks, haben in der Sylvesternacht neue Krawalle stattgefunden. So bös wie vor acht Tagen ist es aber diesmal bei Weitem nicht gewesen. — Auch in der iösterreichischen Hafen stadt Triest kam cs zu größeren Krawallen. — Der „Vorwärts" meldet, daß der Berliner Polizeidirektor von Meerscheidt-Hüllessem, der am 21. December, dem Tag der Verurthcilung Sternbergs, „am Herzschlag" so plötzlich gestorben ist, sich mit Cyankali vergiftet hat. — Die Pfandbrief-Besitzer der preußischen Hypotheken- Bank haben am Sylvester Nachmittag in Berlin be schlossen, die am 1. Januar und am 1. April fälligen Zinsen zu stunden, und damit ist die Eröffnung des Concurses über die Bank vorläufig vermieden. Die deutsche Treuhandgesellschaft in Berlin ist dazu aus ersehen worden, die Rechte der geschädigten Pfandbrief besitzer wahrzunehmen. — In Berlin war das Gerede aufgetaucht, die Schatulle der Kaiserin habe bei dem Zusammenbruch der Bankfirma Anhalt und Wagner 14/z Millionen Mark verloren. Die genannte Firma hat allerdings Coupons für die Schatullen-Verwaltung der Kaiserin einkassirt, doch sind keinerlei Verluste zu beklagen. — In dem Verfahren gegen den verhafteten Bankdirektor Sanden in Potsdam haben die Gerichte schwere Arbeit, festzustellen, welche Geldanlagen Sanden und welche seiner Frau gehören. Es scheint bald, als ob er alle guten Hypotheken-Anlagen auf den Namen seiner Frau, alle schlechten auf den Namen seiner Banken eintragen ließ. — Die Zahl der Personen, welche in Berlin dem dortigen Straßenbahnbetrieb zum Opfer fallen, ist eine auffallend große; so wurden in den drei Monaten October, November, December 16 Personen todtgefahren und 28 schwer verletzt. Dazu kommen noch zahlreiche Leichtverletzte. Trotz aller Besprechungen in den Zeitungen sind von der Polizei bisher keine besonderen Maßnahmen gegen die Straßenbahnvcrwaltung ergriffen, aber man meint, daß es doch nun endlich dazu kommen wird, nachdem auch der Generalleutnant z. D. Otto von Pochhammer überfahren und getödtet ist. Ter General wurde von einem zu schnell fahren den Wagen umgerisscn und wohl fünfzig Schritte weit geschleift. Sein einer Arm war so fest am Wagen eingeklemmt, daß die Feuerwehr gerufen werden mußte, um den Wagen zu heben, und den schwer Verletzten zu befreien. Der Tod erfolgte durch StMelbruch. Ter Verstorbene hinterläßt eine Wittwc mit mehreren Kindern. Telegramme. Berlin, 2. Januar Zn Peking ist der Mörder Kcttclcrs enthauptet worden. — Der Grosthcrzog von Weimar ist bcwutzt- jlos. — Bei König Albert hat sich das Be- ! finden gebeffert; er bewegt sich frei im Zimmer. BerUu, 2. Januar. Der dettagenSwerthe Unfall, dessen Opfer scr GencraUeutuant Kochhamm-r ge» worden ist, hat dr« Kaiser aufs tiefste ergriffen. NachSenr schon vorher das Ministerium dir öffent« licheu Atvriien an sie Straßenvahngesellschast her»