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Nr. 124. Srohevhaiuer Uuler-att»«-«- *»d Auzeigeblatt. Sette S. Spanien. In Barcelona wurden zehn Invwwueil ver haftet, welche einen Aufstand vorbereiteten; compromittirenve Papiere und über 1000 gestohlene recommandirte Briefe wur den bet ihnen beschlagnahmt. England. Die Zustände in Irland werden immer un erquicklicher. Der bekannte Agitator O'Brien wohnte in dem Landstädtchen Woodford einem mitternächtigen Meeting bei und hielt sodann aus einem Fenster des Hauses heraus eine Ansprache, in welcher er sagte, wenn die Meetings am Tage verboten würden, müßten sie Mitternachts abgehalten werden. Dann zerriß O'Brien unter lebhaften Beifallsbezeugungen der Menge die Proclamation, welche das Berbot des Mee'ings enthielt. Der anwesende Polizeicommissar sah diesen Vor gängen zu, ohne einzuschreiten. Die Versammlung ging hier auf ruhig auseinander. Die Demonstrationen der brodlosen Arbeiter in London, die sich Tag für Tag wiederholen, nehmen allgemach einen drohenden Charakter infolge scharfer Aufreizungen an. Zu Zusammenstößen mit der Polizei ist es bisher nicht gekommen, doch wird die letztere in verstärkter Zahl bereit gehalten. Dänemark. Wie aus FredenSborg gemeldet wird, sind der Großfürst-Thronfolger, der Prinz Georg von Griechen land, sowie die Prinzessin Victoria, Tochter des Prinzen von Wales, gleichfalls an den Masern erkrankt. Ruhland. Im Kriegsministerium zu St. Petersburg sind jetzt auch allerlei Vorsichtsmaßregeln gegen Spionage getroffen. Niemandem, selbst nicht Offizieren, ist der Zutritt in die Kanzleiräume gestattet. Wer eine Auskunft haben will, schreibt sein Anliegen im Vorsaale auf einen Zettel, den ein Schreiber an Ort und Stelle übermittelt; derselbe bringt auch die schrift liche Antwort zurück. Hier und da wird die Antwort auch mündlich durch einen Offizier überbracht. Bulgarien. Die Regierung wird der Sobranje sofort einen Gesetzentwurf vorlegen, welche die Touveränetätsrechte des Fürsten bedeutend erweitern soll. Bedeutsam erscheint, daß der Metropolit Clement beim Fürsten eine Audienz nachsuchte, um demselben seine Ergeben heit auszudrücken und sich gegenüber dem Vorwürfe, daß er illoyal sei, zu vertheidigen. Die Audienz wurde bewilligt. Dieses Gesuch Clement'S hat in Sofia großes Aufsehen er regt, da man darin einen ersten Schritt der Zankowisten zur Annäherung an den Fürsten sieht. Neur-e Nachrichten. Berlin, 18. October. Der „Reichsanzeiger" meldet: Du. Mak- kenzie besuchte vor seiner Rückkehr nach England nochmals den Kronprinzen in Baveno und bestätigt abermals die fortschreitende Besserung des Halsleidens, er hielt aber die größte Schonung im Sprechen, sowie behufs Vermeidung von Erkältungen einen Winter aufenthalt in warmem Klima unbedingt für nothwendig. Der Kronprinz wird daher zunächst noch in der sehr zweckmäßig und bequem eingerichteten Villa Clara in Baveno verbleiben und dann Voraussichtlich an der Riviera Aufenthalt nehmen. Paris, 18. October. Die Kammern sind für den 25. October einberuien. — Das „Journal „officiell" veröffentlicht Decrete, welche Anam und Tongking, bislang dem Ministerium des Aeußern zugetheilt, fortan dem Ministerium der Marine über weisen, unter gleichzeitiger Creirungeines Civil-General-Gou verneurs für die indisch-chinesischen Besitzungen. London, 18. October. In Trafalgar Square fand heute Vor mittag wiederum eine Zusammenrottung beschäftigungsloser Arbeiter statt. Zahlreiche Polizeimannschaften verhinderten das Meeting. Da die Menge immer mehr zunahm, vermochte die Polizei nur mit der größten» Mühe den Verkehr freizuhalten. Zwischen der Polizei und einigen Individuen, die die Menge an reden wollten, kamen vereinzelte Conslicte vor. Zwei Verhaftungen erfolgten. — Abends. Nachdem die Theilnehmer an der heutigen Zu sammenrottung auf Trafalgar Square von der Polizei vertrieben worden, begaben sich gegen 2000 beschäftigungslose Arbeiter nach dem Hyde-Park, woselbst mehrere sociallstlsche Reden gehalten wurden. Die Redner erklärten, sie würden später nach Trafalgar Square zurückkehren. Hierauf setzte sich die Menge unter Voran tragung von schwarzen und rothen Fahnen quer durch den Park gegen Westen in Bewegung; als sie aber in Victoria Gate an kam, fand sie das Thor von der Polizei geschlossen. Nach einiger Zeit wurde dasselbe geöffnet. Die Polizei ging vor, um die Menge zu zerstreuen. Die Menge riß die eisernen Stäbe der Thorgitter heraus, bewaffnete sich mit denselben und ging damit gegen die Polizei vor. Mehrere Polizisten wurden hierbei schwer verwundet. Als die Polizei Verstärkung erhalten hatte, wurden mehrere Ver haftungen vorgenommen und die Menge aus dem Parke gedrängt. Locale, sächsische rc. Nachricht«-. Großenhain, l9. October 1887. — * Seit dem 10. d. M. ist in der Dresdner Kunstgewerbehalle, Pragerstraße 49, die alljährlich wiederkehrende Ausstellung künst lerisch ausaeführtcr Frauenarbeiten eröffnet; dieselbe zeichnet sich dieses Mal durch außerordentliche Mannigfaltigkeit und hervor ragend schöne Arbeiten aus, welche dem häuslichen Fleiße und der Geschicklichkeit unserer Damenwelt zu großer Ehre gereichen. — Wir finden da ganz herrliche Arbeiten der Stickerei, Häkelei, der Porzellan-, Majolika-, Holz- und Stoffmalerei. Als interessanter Neuheit begegnen wir der jetzt viclgeübten Teppichknüpserei, ferner der Zwirnknüpferei und Handwirkerei. Ein Besuch der interessanten Ausstellung ist umsomehr zu empfehlen, als man in derselben reiche Anregung findet und manchen guten Gedanken für die bald in Angriff zu nehmenden Weihnachtsarbeiten daraus schöpfen kann. Dresden, 18. October. Se. Majestät der König jagte heute früh auf Königsbrücker Revier, wozu an mehrere höhere Offiziere Einladungen ergangen waren. Das Jagddmer sand dann in der Villa zu Strehlen statt. Eine größere prinzliche Hofjagd war ferner auf Weesensteincr Revier veranstaltet, woran auch Se. königl. Hoheit Prinz Friedrich August theilnahm. — Der Rückkehr Ihrer Majestät der Königin ist nunmehr für nächsten Freitag entge^en- zusehen. Seit Sonnabend weilt die Monarchin auf Schloß Sig maringen im trauten Kreise der fürstlich hohenzollern'schen Herr schaften, welche es an innigster Ausnahme nicht fehlen ließen. — Der Kronprinz Constantin von Griechenland, Welcker sich von Leipzig bekanntlich hierher begeben hatte, um Sr. Majestät dem König seine Aufwartung zu machen, ist heute Vormittag wieder nach Leipzig zurückgekehrt. Der hohe Gast hatte im Hotel Bellevue Wohnung genommen. — Vorbei ist wieder die Qual der Wahl, welche die Gcmüther in letzter Stunde noch ganz bedeutend erregt hatte. Sind wir glücklicherweise auch noch weit entfernt von eng lischen und amerikanischen Verhältnissen, wo oftmals die Beweis führung der Wahlprogramme durch den Revolver unterstützt wird, so hat sich doch auch bei uns das persönliche Element mit Ver dächtigungen und Verunglimpfungen bereits vielfach reckt breit gemacht. Es ließe sich bierüber gar viel reden. — Eine förmliche Jagd unternimmt man jetzt auf Billets zu dem am nächsten Frei tag im Residenztheater stattfindendeu Concert zum Besten der Dresdner Presse. Heute wurde bekannt, daß sowobl Se- Majestät der König, als auch Prinz Georg und die priuzlich Altenburgiichen Herrschaften zu dem Concert erscheinen, dessen Elite-Cbarakter dadurch noch bedeutend gehoben wird. Von verschiedenen Seiten, namentlich aus den Kreisen der Hochfinanz, sind schon horrende Preise für Billets geboten worden, jedoch vergeblich. — Im Neu- städter Hostheater ist für Freitag das Schauspiel „Brigitta" von Richard Voß angesetzt. Dem Stück ist die sorgfältigste Emstudirung zu Theil geworden. lib. Dresden, 17. October. Eine ganz besondere, alle Fest- tkeilnehmer tief berührende Weihe erhielt das gestern Abend in Meinhold's Sälen stattgefundene 17. Stiftungsfest des Fort bildungsvereins für Arbeiter jeden Berufs durch die An wesenheit Sr. Majestät des Königs. Nackdem sich die Herren Oberbürgermeister Ur. Stübel, geh. Hofrath Ackermann, geh. Re- gierungsräthe Schmalz und Böttcher, Polizeipräsident Schwauß und mehrere hervorragende Pädagogen eingefunden, erschien präcis 7 Uhr der König in Begleitung seines Flügeladjutanten General- lieutenaut v. Carlowitz, begrüßt mit dem Gesänge der Sachsen- Hymne. Die Sänger des Vereins unter ihrem Liedermeister Fiedler eröffneten programmgemäß die Vorträge des Abends mit dem Ave Maria von Schmölzer und sodann trug ein Vereinsmitglied, Herr Raue, eiuen vom Oberlehrer Eichler verfaßten poesievollen und zündenden Prolog vor, der ebenso als ein Bariton-Solo und das Weihelied von Schubert den sichtlichen Beifall des allverehrten Landesherrn sand. Hieran schloß sich die etwas zu bilderreiche Festrede des Herrn Dr. Eduard Hohlfeld uud der sehr befriedigend ausgeführte Quartettgesang „O, schöne Zeit" von Götze. Der hoch verdiente, zum Ehrenmitglied ernannte 1. Vorsitzende des Vereins, Herr Schlagehan, betonte in seinem Rückblick die fortgesetzte Für sorge der Staatsregierung und der städtischen Behörden für den Verein, dessen Fortbildungsschule nicht weniger als 960 Schüler mit 19 Lehrern zählt und schloß mit begeistert aufgenommenen Hochs auf den König. Nach dem Gesänge des Liedes „Was ist des Deutschen Vaterland" traten die Turner des Vereins in Action und führten im Rahmen der olympischen Spiele bei bengalischer Beleuchtung eine Reihe von Productionen auf, die ein glänzendes Zeugniß von ihrer Leistungsfähigkeit ablegten. Nach 1'^ stündigem Aufenthalt drückte Se. Maiestät unter dem wiederholten Ausdrucke des Wohlwollens dem Vorsitzenden Worte der Anerkennung mit dem Wunsche aus, daß der auf königstreuer Basis stehende Verein in der bisherigen Weise fortwirken möge. Jubelnde Hochs be gleiteten den scheidenden Monarchen. Dresden. Für die durch den Tod des Herrn Ober- consistorialrathes Anacker erledigte Stelle im evangelisch- lutherischen LandeSconsistorium werden von hiesigen Blättern als Candidaten genannt: Herr Oberkirchenrach 0. Schmidt in Bautzen und Herr Superintendent 0. Harig in Großen hain. — Die hiesige königl. Kreishauptmannsckaft hat die Druckschrift: „ Der Kampf gegen die bestehende Ordnung von Otto Spielberg. Zürich 1887. Verlags-Magazin (I. Scha belitz)." auf Grund von Z 11 des Socialistengesetzes verboten. Leipzig. Ein gefährlicher Betrüger, der Kaufmann Schröter von hier, welchem 15 Betrugsfälle, verbunden mit Urkundenfälschung, nachgewieseu wurden, ist am Sonnabend zu drei Jahren Gefängniß verurtheilt worden. Meist ver schaffte er sich dadurch Geld, daß er bei Schulcirectoren und Lehrern sich für einen College» auSgab, der unverschuldeter Weise stellenlos geworden sei; da er böse Augen hatte, erregte er Mitleid und erhielt zahlreiche Unterstützungen. — Während der verflossenen Michaelismesse wurden bei dem Polizeiamte 22794 Anmeldungen, davon 7396 aus Privathäusern, bewirkt. Die Stadtverordneten zu Wurzen haben am 14. October den Bau einer Kaserne für die dortige Garnison mit 10 gegen 8 Stimmen genehmigt. Der Kostenaufwand hierfür, ein schließlich des Exercirhauses und des ehemaligen Stations gebäudes, welches für Militärzwecke mit eingerichtet wird, ist auf 538000 Mark berechnet worden. Die Mehrheit entschloß sich zu der Bewilligung, weil sie der Meinung war, daß die gegenwärtige Unterbringung der Garnison der Militärbehörde auf die Dauer nicht genügen und eine wirkliche, den Wünschen der genannten Behörde entsprechende Kaserne eher vom Reiche einmal übernommen werden würde. Auf dem Bahnhofe zu Chemnitz ist am Dienstag beim Zusammensetzen eines Güterzuges ein Mann zwischen die Puffer der Wagen gekommen und erdrückt worden. Der Bc- dauernswerthe ist anscheinend ein auf dem dasigen Bahnhofs- Erweiterungsbau beschäftigter Arbeiter. In einer bei Crimmitschau liegenden Ziegelei wurde kürzlich ein Hamsternest im wahren Sinne des Wortes aus gegraben, nur mit dem Unterschied, daß nicht dies von den Landwirthen so ungern gesehene Thier dort zu seinem Winter bedarf eingetragen hatte, sondern Menschen das Eigenlhum Anderer aufgestapelt und versteckt hatten. Kartoffeln, Kraut und andere Feldfrüchte waren in unglaublicher Menge vor handen, ebenso Aepfel und Pflaumen. Diese hamsterartig zusammenschleppende Bande bestand auS Ziegeleiarbeitern mit dem Herrn Ziegelmeister an der Spitze, deren Unwesen end lich durch die Gendarmerie ein Ziel gesetzt wurde. Erleichtert athmen die benachbarten Feldbesitzer auf, welche wohl viel eingebüßt haben, da daö Obst zu Scheffeln und die Kartoffeln fuderweise gefunden wurden. Unter den deutschen Städten, in welchen elektrische Be leuchtung eingeführt ist, nimmt Plauen i. V. hinsichtlich der Zahl seiner elektrischen Lampen eine achtunggebietende Stellung ein. Daselbst stehen nämlich in 16 Etablissements 21 dynamo- elektrische Maschinen mit zusammen 77 Bogen- und 1700 Glüh lampen, wovon drei mit Gasmotoren, die übrigen mit Dampf maschinen betrieben werden. Bedeutende elektrische Anlagen befinden sich auch in Falkenstein und Auerbach. Wie die angestellten Untersuchungen ergeben haben, ist das am 12. October Nachmittags beim Waldarbeiter Bor mann in Bärenfels zum Ausbruch gekommene Schaden feuer von dessen siebenjährigen Knaben angelegt worden. Letz terer hat sich Streichhölzchen verschafft und dann, gleich den Kuhhirten, auch ein „Feuerchen" angebrannt. js Elsterwerda, 16. October. Seit vorigem Freitag ist am hiesigen Seminar die Wiederholungs-Prüfung der provisorisch cm- gestellten Lehrer im Gange. Die Examinanden haben sich diesmal m bisher wohl noch nie erreichter Zahl eingefimden; es sind deren nicht weniger als 57. Bis heute wurden nur schriftliche Arbeiten angefertigt, und zwar über folgende Themata: 1. Wie ist das Bibellesen in der Volksschule dem übrigen Religionsunterrichte einzuffigen, welche Auswahl ist zu treffen und wie ist es zu be handeln? 2. Die zweite Bitte in schulgemäßcr Behandlung. 3. Die Regeldctri mit ganzen Zahlet: in schulgemüßer Behandlung. Gestern Nachmittag wurden die Ausgaben zu den Lehrproben vertheilt. Da die Zahl der Examinanden so groß und die Prüfungs-Com mission diesmal nicht vollzählig ist, so ist die Hälfte der Examinanden, und zwar die nahe wohnenden, bis Dienstag Abend nach Hause beurlaubt worden. Bei der Prüfungs-Commission, deren Vor sitzender wieder der Herr Regierungs- und Sckulrath Bode aus Magdeburg ist, fehlt der Herr Regierungs- und Schulrath aus Merieburg und der Herr Seminardlrector von hier. Ersterer ist versetzt und sein Nachfolger erst ganz kürzlich ernannt; Letzterer weilt als Mitglied der jetzt tagenden Provinzial-Svuode in Merse burg. Ihn vertritt der Seminar-Oberlehrer Herr Oberfeld, während als stellvertretender Commissarius der Königl. Regierung zu Merseburg der Herr Superintendent Opitz von hier fungirt. Herr Seminar-Dircctor vr. Thiemann wird bis nächsten Mittwoch zurück erwartet. Der für den Reg.-Bez. Merseburg an Stelle des Herrn Schulrath Cremer neu ernannte Regierungs- und Schul rath ist der frühere Seminar-Director Herr Friedrich aus Dramburg in Pommern, seit kurzer Zeit Mitglied der Königl. Negierung in Schleswig. — Heute Nachmittag wurde der von Herrn K. Pinkert in Krauschütz neu erbaute große und schöne Gasthof cingeweiht. Es batten sich dazu eine so große Anzahl von Gästen, Damen und Herrn, namentlich viel aus Elsterwerda, cmgefunden, daß die zahlreichen weiten Räume sie kaum zu fassen vermochte--. Derr Anfang der Festlichkeiten machte ein Instrumental-Concert, aus- geführt von der Capelle des Herrn Musikdirector Bauer aus Liebenwerda. Das Programm war ein sehr gewähltes und ent hielt mehrere klassische Stücke, die zum Theil nicht unerhebliche technische Schwierigkeiten boten, wurde aber mit großer Präcision und feiner, verständnißvoller Nuancirung ansgesührt, so daß Herr Musikdirector Bauer lebhaften Beifall erntete. Ter schöne Saal eignet sich auch wegen seiner vorzüglichen Acustik, welche die zar testen Pianos überall deutlich vernehmen läßt, vortrefflich zu musi kalischen Aufführungen. Nach Beendigung des Concertes trat der Herr Hotelier Schulz von Elsterwerda auf und vollzog im Namen des Besitzers und des Pächters die Taufe und Weihe des Gast hofs, wobei er demselben den Namen „Zur Weintraube" beilegte, die anwesenden Gäste als Taufpathen bezeichnete und ihnen den fleißigen Bestich des neuen Gasthofs als Pathenpflicht an das Herz legte. Die Festtheilnehmcr erlabten sich nun an Speisen, und Getränken verschiedener Art und vergnügten sich schließlich an einem Balle, bei welchem die heiterste Stimmung bis zu Ende, d. h. bis zum frühen Morgen des Montags herrschte. (Früher Winter.j Wie aus Brüssel gemeldet wird, ist bereits in den Ardennen das ganze Land mit Schnee bedeckt. Im Luxem burgischen hat es wiederholt geschneit; im Arlon und Spaa deckt der Schnee Stadt und Land, alle Berge rings um Spaa sind voll Schnee und scharfer Nachtfrost ist auf den Feldern sichtbar. Der Winter hat in Belgien ungewöhnlich zeitig begonnen und eine sonst im October seit langen Jahren nicht bemerkte Kälte ist im ganzen Lande eingetreten. Auf emem Felde bei Wäpion ist der Leichnam eines in der Nacht erfrorenen Arbeiters ausgesunden worden. Auch in der Schweiz und England trat früher Winter ein. Was soll aus unserem Sol-ne werden? Nach Beendigung jedes Schuljahres stehen viele Eltern vor dieser Frage, oder doch vor der Sorge, ob die getroffene Wahl des Be rufs den Zeitverhältnissen entspreche. Diese Sorge wird noch vermehrt durch die Warnungen, welche aus verschiedenen Kreisen zeitweilig Veröffentlichung finden und durch den Kampf, welchen das Handwerk mit der Großindustrie zu bestehen hat. Diesen Verhältnissen gegenüber fällt es auf, daß die Postver waltung, deren Geschäfte von Jahr zu Jahr zunehmen, hier in Sachsen fast stetig mit Mangel an Beamten zu kämpfen hat, ob wohl es an geeigneten Kräften kaum fehlen dürste. Wir nehmen deshalb Veranlassung, einige Mittheilungen über die dienstliche Laufbahn derjenigen Classe der Post-Subalternbeamten folgen zu lassen, in welcher der Mangel bisher vorzugsweise zu Tage getreten ist. Die jungen Leute, welche sich dem Postdienst widmen wollen, müssen das 16. Lebensjahr erfüllt haben und selbstverständlich gesund und kräftig sein, um den Anforderungen eines lebendigen Verkehrs entsprechen zu können. Auck achtbar nnd schuldenfrei müssen sie sein, um das Vertrauen, dessen sich die Postverwaltung erfreut, bewahren zn helfen. Ferner wird von dem Eintretcnden eine Caution in Höhe von 300 M- verlangt. Schüler höherer Lehranstalten mit guten Zeugnissen bedürfen keines besonderen Befähigungsnachweises; andere haben ihre Kenntnisse in der Deutschen Sprache, in den gewöhnlichen Rechnungsarten (ein schließlich der Decimalbrnch- und Verhöltnißrechnung), sowie in der Geographie und dem Ueberietzen französischer Adressen m einer Prüfung darzuthun. Ihrer Verpflichtung als Postgehilse folgt die mehrwöchentliche Ausbildung im Post- und Telegraphendienft bei einer Postanstalt, nach welcher sie in der Regel bald in den Genuß eines Einkommens treten, um ihren Lebensunterhalt selbstständig zu bestreiten, oder doch den Eltern die Sorge für den Unterhalt erleichtern zu können. Nach vierjähriger Dienstzeit wird der Postgehilse zur Aisistenten- prüfung zugelassen, von deren Bestehen seine weitere Beschäftigung im Postdienst in der Regel abhängt. Der Ablegung der Prüfung folgt unmittelbar die Ernennung zum Postassisteuteu uud die Er höhung der Tagegelder aut 3 M. Die etatmäßige Anstellung, welcher die Erledigung der Militärpflicht vorangegangen sein muß, hängt demnächst von der Zahl der Vakanzen ab, nach den Er fahrungen erfolgt sie in durchschnittlich fünf Jahren. Au Stelle der Tagegelder tritt dann festes Einkommen von 1350 bis 1500 M. Gehalt nebst dem entsprechenden WohnnngSzuschuß (180 bis 540 M.) Nach Maßgabe des Dienstalters tritt im Weiteren für diejenigen Assistenten, welche nicht zu Vorstehern von Postämtern dritter Classe (Postvermalter) verwendet werden, die Ernennung zum Oberassistenten ein, für welche im letztjährigen Etat der Reichs-Post- und Tele- graphenverwaltnug, außer dem WvhnungSgcldzuschuß, ein Gehalt von 1500 dis 2400 M. ausgeworfen war. Bei normalem Verlauf der Dienstzeit steht ein junger Mann, welcher mit vollendetem 16. Lebensjahre seinen Eintritt in den Postdienst bewirkte, nach Verlauf von vier Jahren in einem sichern Einkommen von jährlich 1095 Ak., nach weiteren fünf Jahren — also im 25. Lebensjahre — in einem solchen von 1530 bis 1890 M. (Der Unterschied liegt in den ungleichen Sätzen des Wohnungsgeld zuschusses, welches nach den jetzigen Etatssützen bis nahezu 3000 M. steigt). Zieht man noch in Betracht, daß bei einer Pensionirung die Berechnung der Dienstzeit bereits vom 21. Lebensjahre ab erfolgt, daß auch die Sätze der Pension seit mehreren Jahren bedeutend erhöht worden sind , so fällt es auf, daß andere Verwaltungen, bei welchen die Einkommens- nnd Pensionsverhältnisse kaum so günstig liegen, als bei der Post- und Tclcgraphen-Verwaltung, über gleichen Mangel an geeigneten Kräften bisher nicht zn klagen hatten. Wer über die Bedingungen des Eintrittes in den Postdienst und über die Formen der Anmeldung Auskunft haben will, wende sich an die Postaustalt seines Orts, welche nach den bestehenden Verwaltungsvorschriften zur Auskuuftsertheilung, wie zur Ver mittelung der Anmeldung verpflichtet ist. Verband Veuischer Handlungsgehülsen. Lrrcisvcrcin Großenhain. Die am llO p. staugelundene 111. ordentliche „Generalversammlung" gicbt uns BussHluß über das Veieinsjabr 1880/87 (i Dctvbri 1880 bis iw. September 1887) Sonach zählt sitzt der diesige Änismnin ein außerordentliches unv Zu ordenwche ÄNglicd.r, von welchen sich sechs gegen Krankheitsfälle vusichert haben. D>e laufende Milgliedsnummer ist kg (seil iw ei (ädrigem Bestellen) am Anfänge des Veieinsjahres. l. Oktober 18^0, 04. mNdin ein Zuwachs von io Mitgliedern, davon sind Ui infolge Domicilwechsels vm bnr wcgzegangen. Der Verein feierte in dnftm Jahre NW I. Svstungefest und hielt außer einigen geselligen Zusammenkünften 10 Vt.sammlnngen ab, tue tbeils durch Vorträge. u. 'N. über die Bb-singssiage. über Schäler, Shakespeare re. tkeitS durch Vorlesungen Weils durch Dloenrsionen über kausm. Ziagen uud Veninsangelegettheiten ausgcsüllt wu,den. Die Snllenvermiitelung nahmen V Srellciuchendc in Auipruch. wovon 4 platttt werden konnten. Vakanzen für hiesige Eonloistellen wurden N angemeldet. Dee den Mitgliedern zustehende Rechtsschutz, sowie die Uutnstutznng bei Stellen-- lofigteit kamen nicht in Frage Der Witwen- und Waueukassi sowie der Wtcrsverftngun,,s. und Invaliditätskasse geholt zur Zeit noch A n. and an. Dies mag wohl seinen Grund in »em noch jungen Bestehen dieser beiden Kassen haben. Die noch in dieser Versammlung voigeuo.umcne