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Tchönbm'ger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Sonntags eme ^r?"neinges'palt^n"'Ps., d- Nicht- ^'t""-t°n- dt- °-p-d..t.n nnd^ -chm-n UM--tthr L.--h-L-nd-n Tages. 82. Waldenburg, Sonntag, de» 22. Deccmber 1878. Vermißt wird seit dem 14. dieses Monats der Schuhmachermeister Friedrich Wilhelm Walther von hier. Derselbe ist bekleidet gewesen mit bläulichem Jaquet, dunkelblauen Hosen, dergleichen Weste, meißwollenem Shawl, seidener Mütze, baumwol lenen Strümpfen, Hemde und Unterhosen, gezeichnet ^V., gestickten Hosenträgern und Lederpantoffeln. Etwaige Wahrnehmungen über den Verbleib rc. Walhter's bittet man anher anzeigen zu wollen. Waldenburg, den 21. December 1878. Der Stadtrat h. Cunrady. Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte sollen Sonnabend, den 28. December 1878 verschiedene Gegenstände, darunter 2 Schreibtische, 4 gewöhnliche Tische, mehrere Actenregale mit verschließbaren Thüren und das vorhandene Brennmaterial, an den Meistbietenden gegen sofortige baare Bezahlung versteigert werden, wozu Erstehungslustige eingeladen werden, sich gedach ten Tages Nachmittags 1 Uhr an hiesiger Amtsstelle einzufinden. Remse, am 11. December 1878. Das Königliche Gerichtsamt. In Jnterimsverwaltung: Gaudlitz, Assessor. Zur Bequemlichkeit des Publikums haben wir bis jetzt an folgenden Stellen Listen zur Ein zeichnung von Abonnements auslegen lassen: a) in Altstadt-Waldenburg bei Herrn Kaufmann Max Liebezeit, „ Restaurateur Friedemann, „ „ Althanns; d) in Altwaldenbnrg bei Herrn Restaurateur Lein; o) in Callenberg bei Herrn Restaurateur Fritzsche, „ „ Böhme, „ „ Harnisch; ck) in Kertzsch bei Herrn Restaurateur Müller; «) in Remse bei Herrn Restaurateur Rosenfeld; t) in Langenchursdvrf bei Herrn Restaurateur Wagner, „ „ Kühnert; T) in Oberwiera bei Herrn Restaurateur Martin, Heitzsch; ti) in Ziegelheim bei Herrn Restaurateur Cdnard Oehmigen, „ „ Valentin Mehner, „ „ Lonis Heinicke in Thiergarten; i) in Uhlemannsdorf bei Herrn Restaurateur Gottfried Vogel. Expedition des Schönburger Tageblattes. politische Rundschau. * Waldenburg, 21. December 1878. Der Bundesrath beschäftigte sich in seiner Sitzung vom 19. d. mit dem Handelsvertrags zwischen Deutschland und Oesterreich, außerdem wurde über den Entwurf einer Gebührenordnung für Rechtsanwälte und über verschiedene andere Vorlagen von minderer Bedeutung Beschluß ge faßt. Der baierische Landtag ist zum 7. Januar k. I. einberufen morden. Die Leiche des in Würzburg erschossenen Studenten wurde vom akademischen Senat, den Chargirten sämmtlicher Verbindungen und nahe zu tausend Studenten unter Trauermusik und umflorten Fahnen mit Fackeln vom Juliushospi- tale auf den Bahnhof (nicht zu Grabe, wie gestern irrthümlich gemeldet) geleitet, von wo ein Schnellzug sie der heimatlichen Erde zuführte. Auf dem Rückwege traten die Chargirten Ange sichts der Hauplwache mitten auf den Nesidenz- platz, die Studenten zogen zu den vier Seiten des Platzes auf und begannen das Gaudeamus zu singen. Beim letzten Verse wurden die Fackeln zusammen geworfen und die Menge zerstreute sich in der Dunkelheit. Der Verstorbene war der einzige Sohn seines Vaters und stand im Begriff, sein Staatsexamen zu absolviren. Der Jammer des Vaters, als er die Leiche seines Sohnes zu sehen bekam, war herzzerreißend. Zur Illustration unserer heutigen trüben Zustände diene die Thatsache, daß gegenwärtig in den Kanzleien des Stadtgerichts Berlin sehr viel Lohn schreiber beschäftigt sind, die dem Stande der Kauf leute angehören, auch solche, die zur Gründerzeit als Directoren von den vielen Banken in Equi pagen auf Gummirädern gefahren und jetzt froh sind, wenn sie die kärgliche Beschäftigung als Abschreiber haben. Sie fristen wenigstens das Leben, denn im günstigsten Falle verdienen sie höchstens des Monats 60 — 80 Mark. Karl Hirsch's „Laterne" ist bereits von meh reren deuttchen Polizeibehörden verboten worden. Der volkswirthschaftliche Ausschuß des öster reichischen Abgeordnetenhauses beschloß am 19. d. auf Antrag Wolfrum's, die ganze Regierungs vorlage, betreffend den deutsch-österreichischen Handelsvertrag, sammt dem Anhänge zum Ge genstände der Beschlußfassung zu machen. Bei der Spezialdebatte beantragte Pacher eine Reso lution dahin gehend, Oesterreich solle bei dem Abläufe des Vertrages die definitive Aufhebung des Appreturverfahrens unwiderruflich in Angriff nehmen; die Resolution wurde mit 12 gegen 7 Stimmen angenommen. Ueber die Gährung unter den Petersburger Studenten, in Folge deren 142 von ihnen ver haftet wurden, wissen die russischen Zeitungen , auch nicht ein Jota zu berichten. Sie haben sich darauf beschränkt, am 11. d. ein offiziöses Com- muniquä zu veröffentlichen, welches die, wie es sich jetzt herausstellt, sehr bedeutsamen Vorgänge als ganz harmlos schilderte. — Am 10. November sind bei der Rekrutenaushebung in Odessa Ruhe störungen vorgekommen, die erst, nachdem die Polizei verstärkt worden war, beigelegt werden . konnten. Die Fleisch-, Brod- und Obsthändler wurden bei dieser Gelegenheit ihrer Waaren beraubt. Die Pforte hat dem Sultan zu Commiffaren für die griechisch-türkische Grenzregulirungscom- mission mit entsprechenden Vollmachten Mukhtar Pascha, Vahan Pascha und Abeddin Pascha vor- geschagen. Bei Besprechung des afghanisch-englischen Conflictes fragt das „Journal des Debats" voll Unruhe, ob Rußland nicht etwa die Absicht habe, dieselbe Rolle in Afghanistan zu spielen, wie es sie seinerzeit in Serbien gegen die Türkei gespielt habe. Atts dem Muldenthale. * Waldenburg, 21. December. (Schwindel hafte Anpreisungen.) Der Leser wird sich vielleicht erinnern, daß vor einiger Zeit von der Firma Gustav Brand in Nürnberg für 10 Mark sechszehn hübsche Spielsachen, bestehend in einem Theater mit voller Einrichtung, einem großen schönen Baukasten, einem Kochheerd, auf dem man kochen kann, eine Spritze mit Pfecd zum Fahren rc. angeboten wurden. Ein hiesiger Ge schäftsmann zog lei einem befreundeten Hause in Nürnberg Erkundigungen ein, die jedoch nicht besonders günstig lauteten. Derselbe machte uns hiervon Mittheilung, wir beanstandeten aber die Aufnahme, da sie zu wenig positiven Anhalt ge währte. Heute nun sind wir in der Lage, einer Tbatsache Erwähnung zu thun, welche das Un reelle dieser Anpreisung zur Evidenz nachweist. In Hagen hatte nämlich ein dortiger Bürger unter Bestellung genannter Gegenstände 10 Mk. eingeschickt und nach einigen Tagen erhielt er ein Kistchen mit allerlei Schund, höchstens 2 Mk. im Werth. Ueber solchen Schwindel im höchsten Grade entrüstet, schickte der Geprellte, sein Geld zurückfordernd, den Krimskrams fofort wieder zu rück. Aber erst nach mehrfacher Aufforderung und mit dem Staatsanwalts drohend kam er vor einigen Tagen wieder in den Besitz feines Geldes. Hoffentlich ist Niemand von hier auf diese Offerte hineingefallen *— (Den Tagesbillets), welche am 24. December und an den beiden Weihnachtsfeiertagen gelöst werden, ist für dieses Jahr Giltigkeit bis mit Sonntag, den 29. December, beigelegt wor den. *— (Das Postamt) wird heute Sonntag, den 22. d., w>e an den Wochentagen geöffnet bleiben. *— (Ein neuer Mobilmachungsplan) ist in jüngster Zeit in Kraft getreten, welcher für den Ernstfall alle Vorbereitungen trifft und diese im Frieden üben läßt. Die neue Anordnung hat auch das Verfahren betreffs der Beförderung der Einberusungsordres der Reserve- und Lanowehr- mannschaften geändert. Den Einzuberufenden werden »ach der gesetzlichen Bestimmung nur 24 Stunden zur Ordnung ihrer häuslichen Verhält nisse freigelassen und deshalb die Einberufuugs- ordres ohne Verzug ausgehändigt, ohne Unter schied, ob es «-onn- oder Feierlag, Tag oder Nacht ist. Die Ortsvorstände haben sich schon jetzt mit allen Bestimmungen vertraut zu machen, da sie alle Nachtheile und Verzögerungen per sönlich zu verantworten haben. Glauchau, 19. Decbr. Heute begannen die letzten Sitzungen des hiesigen Geschwornengerichts. — Der Handarbeiter Beier aus Waldenburg war wegen Meineids angeklagt. Derselbe war von den Handarbeitern Tauscher und Taudert in Remse wegen Bezahlnng einer Forderung von 120 Mk. verklagt, welche ihnen aus einem Accorde wegen Herstellung einer Gasschleuße auf dem Glauchauer Bahnhofe zuständen Beier war wegen Erbauung dieser Schleuße mit dem Baumeister Ullrich einen Accord eingegangen, in welchen er