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An die stimmberechtigten Bürger hiesiger Stadt ergeht deswegen die Aufforderung, auf ihren Stimmzetteln drei wählbare Bürger — nämlich zwei mit Wohnhäusern angesessene und einen ««ansässigen — zu benennen und diese Stimmzettel am obgedachten Tage Vormittags von 10 bis 12 Uhr und Nachmittags von 3 bis 5 Uhr im Sitzungszimmer für die Stadtverordneten (Nathhaus 1. Etage rechts) persönlich abzugeben. Zu bemerken ist, daß a., von den Stadtverordneten: 1 ., Herr Weberfactor Julius Hößler, 2 ., Herr Buchbindermeister Wilhelm Naumann, 3 ., Herr Webermeister Carl Ludwig Friedrich, d., von den Ersatzmännern: Herr Webermeister Carl August Linke ausscheiden. Waldenburg, den 16. November 1878. Der Stadtrat h. Cunrady. eichene Stämme von ein. den im Termine bekannt gemacht werdenden Bedingungen und bei 35 14 13 21 20 birkene „ Nadelholz- „ eichene Klötzer Nadelholz- „ bis 23 „ 40 „ 100 60 15 den Stämmen und Klötzern entweder gegen sofortige Bezahlung oder zum mindesten gegen Erlegung des fünften Theils der Erstehungssumme, bei den übrigen Hölzern nur gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert werden. Nähere Auskunft ertheilt Herr Revierförster Zeis in Waldenburg. Fürstlich Schönburg'sche Forstinspection zu Waldenburg. Oberstärke Unterstärke Mittenstärke // 2 i 17 t 164 ! 8 « 215 ! 350 36 ! 3 68 1,o 52,9 unter „ -Stangen v. 3 „ Rmtr. Nadelholz-Brennscheite von Vormittags S Uhr an, und 52 Holzauktion ans Niedertvaldenburger Revier. Station Waldenburg der Muldenthalbahn. In der Gräfe'schen Restauration in Altstadtwaldenburg sollen Freitag, den 13. Deeember 1878, „ birkene Rollen „ kieferne „ Hundert Laubholz-Reißig „ kiefernes „ im Forst, Haubler, Naundorfer . Holze, Callenberger Holze und Scheer graben MWc RimiW«. * Waldenburg, 2. Dezember 1878. In unserer letzten Nummer berichteten wir kurz von der Erklärung des „kleine» Belage rungszustandes" über Berlin auf Grund des 8 28 des Socialistengesetzes, welcher in Absatz 3 und 4 bestimmt, daß Personen, von denen eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit oder Ord nung zu besorgen ist, der Aufenthalt in bestimmlen Bezirken oder Ortschaften versagt werden kann, und daß der Besitz, das Tragen, die Einführung und der Verkauf von Waffen für Bezirke oder Ortschaften, welche durch die im Z 1 Abs. 2 be zeichneten Bestrebungen mit Gefahr für die öffent liche Sicherheit bedroht sind, verboten, beschränkt oder an bestimmte Voraussetzungen geknüpft wird. Von diesen beiden Befugnissen ist seitens des preußischen Staatsministeriums am 28. November Gebrauch gemacht worden. Der Anlaß zu dieser Maßregel scheint einestheils in mehrfachen ano nymen Drohbriefen, anderntheils aber in der Befürchtung zu liegen, daß die Agitatoren in kleineren Gruppen im Geheimen nach nihilistischer Weise weiter wühlen. Zweifellos hängt dieselbe auch mit dem Wiedereintreffen des Kaisers in Berlin zusammen. Auf Grund dieser Verord nung sind bereits gegen 40 Ausweisungen erfolgt, von denen auch Leute betroffen wurden, die eigentlich mehr als Dilettanten aufsocialdemokra tischem Gebiete hervorgetreten sind und mit dem Feuer gespielt haben. Aufsehen hat es erregt, daß auch Frauen die Schärfe des Gesetzes haben kosten müssen. So sind alle die „Präsidentinnen" der Weiberversammlungen, die Hahn, die Stäge- mann, die Canzius rc. ausgewiesen worden. Der größere Theil der Verbannten begiebt sich nicht in's Ausland, sondern nach Leipzig und vorzugs weise nach Köln. Der bekannte, seines Amtes entlassene Kreis richter vr. Kolkmann hat eine neue Broschüre herausgegeben: „Das Recht der deutschen Schänke und die Schanknovelle." Das Buch > tritt in kräftigster Weise dagegen auf, den abge- , nutzten Sittlichkeitsstandpunkt wieder betreten zu wollen zur Beschränkung eines Gewerbebetriebes, der einzig vom rechtlichen aus betrachtet werden dürfe. Die Gesetzvorlage, welche dem Reichstage unterbreitet werden soll, wird einer herben Kritik unterzogen, da derselbe in dem heutigen Wirths- hausleben nicht einen Factor des gesteigerten öffentlichen Lebens, sondern nur einen Klein handel mit geistigen Getränken, der der Trunk sucht Vorschub leiste, sehen will. Ein weiterer Riß in die Uebereinstimmung der Amtskleidung der deutschen Richter scheint in Bayern bevorzustehen. Eine bei der Berathung des Gesetzentwurfes zum Reichs-Gerichtsverfas- sungSgesetze in der bayerischen Kammer vor Be ginn der Specialdiscussion wegen der Amtstracht der Richter gestellte Anfrage wurde vom Justiz minister dahin beantwortet, daß die Regierung eine Aenderung der bisherigen Vorschriften nicht beabsichtigte, doch dürfte es zweckmäßig sein, den Frack durch den Rock, ähnlich etwa dem für Ver waltungsbeamte im Dienste vorgeschriebenen, zu ersetzen. Auf die Frage, wer die reichsten Leute in Preußen sind oder wer die höchste Einkommen steuer zahlt, giebt der Finanzminister folgende amtliche Antwort: In der 67. Stufe, bei einem Einkommen von 2,340,000 Mark, bis einschließlich 2,400,000 Mark, giebt es nur 1 Person im Regierungsbezirk Wiesbaden, wie man glaubt, den Banquier Rothschild in Frankfurt a. M. Es folgen sodann im Regierungsbezirk DüsseldorfKrupp mit 59,000 Mark Steuer (in der Gründerzeit war Herr Krupp dem Baron von Rothschild „über"), eine Person mit 39,600 M. im Regierungsbezirk Oppeln, von Thiele-Winkler, eine Person mit 34,200 M. in Berlin, und zwar der jüngst ver storbene Kommerzienrath Heckmann, je eine Person mit 32,400 M. Steuer in Berlin, v. Bleichröder, und im Regierungsbezirk Oppeln, Graf Henckel von Donnersmarck; je eine Person mit 30,600 ! M. in Berlin, Borsig'sche Erben, und Breslau. ; Nach dem jetzt erschienenen Fractionsverzeich- nisse des preußischen Abgeordnetenhauses gehören an: den Nationalliberalen 165, dem Centrum 84 und 3 Hospitanten, der Fortschrittspartei 63 : und 1 Hospitant, den Freiconservativen 33, den ' Neuconservatiren 26 und 4 Hospitanten, den Polen 15, den konservativen 10 Mitglieder, bei keiner Fraction sind 21 Abgeordnete, erledigt sind 8 Mandate. In eine unangenehme Lage ist der österreichische Ministerpräsident Graf Andrassy gerathen. Der Budgetausschuß der Reichsrathsdelegation hat be kanntlich beschlossen, den geforderten Occupations- credit nicht zu bewilligen. Darauf hin hat An drassy die Vorlage zurückgezogen. Den obersten Vertretungskörpern soll es durchaus nicht gefallen haben, die anspruchsvollsten Creditvorlagen so kurz angebunden wie eine „Schneiderrechnung" präsen- tirt zu bekommen. Ueber den Ursprung des Attentats in Ita lien finden sich in der „Deutschen Landes-Ztg." folgende sehr zutreffende Bemerkungen: Es ist nach unserer Kenntniß der Verhältnisse Italiens durchaus unzutreffend, dort ausschließlich von der „rothen Internationalen" zu sprechen. Attentate hat es in Italien gegeben, bevor von einer Inter nationalen in ihrer gegenwärtigen Gestalt die Rede war, wie dies unter Anderem der Fall des Grafen Rossi und ähnliche kleine Intermezzos beweisen, mit welchen man später der nationalen Entwickelung zu Hilfe kam. Garibaldianer und Mazzinisten, Carbonaris und zahmere Republi kaner, Internationale und Anarchisten: sie arbeiten Alle, wenngleich nebeneinander, so doch mitein ander einstweilen auf ein gemeinschaftliches Ziel hin. Die revolutionäre Partei in Italien hat in dieser Beziehung die meiste Aehnlichkeit mit dem Nihilismus in Rußland, welcher ebenfalls keine ausgeglichene Partei, sondern vielmehr ein Potpourri ist, in welchem sich vorläufig die ver schiedenartigsten revolutionären und verbrecheri schen Bestrebungen Rendezvous geben, selbstver ständlich mit der Maßgabe, daß die revolutionäre Energie vorwiegend bei den extremen Parteien zu suchen ist. In Italien rechnen hierzu die Hochgrade der Carbonaris und der linke Flügel der rothen Internationale, die sogenannten Baku- ninisten oder Anarchisten, welche den Fürsten mord als eine erlaubte Art der Kriegführung be trachten. Nach einer Meldung des „Morgentelegraf" wird die Vermählung der dänischen Prinzessin