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MWMdlM UNzkigkl. Erscheint wöchentlich drei Mal: Dinstags, Donnerstags und Sonnabends. Preis inel. der Sonntagsbeilage „Der Erzähler" vierteljährlich 1 Mark, durch die Post bezogen 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummern 8 Pf. — Jnsertionsgebühren pro kleingespaltene Zeile für Abonnenten 7 Pf., für Nichtabonnenten 10 Pf., im Redactionstheil 20 Pf. Bei mehrmaliger Insertion entsprechender Rabatt. — Jnseraten- Annahme bis Abends 5 Uhr des vorhergehenden Tages. — Geeignete Beiträge sind stets willkommen. 58. Dinstag, 12. November 1878. Bekanntmachung. Von dem unterzeichneten Gerichtsamte sollen verschiedene abgepfändete Gegenstände, worunter sich 26 Stück Hemden, 13 Stück Blousen, 5 Stück Frauenjacken, 13 Stück Shawls, 11 Stück Jaquets, 6 Meter Flanell, ine Marktkiste und 1 Ausziehtisch befinden, den SV. November 1878, Vormittags 10 Uhr in der Lein'schen Restauration zu Altwaldenburg gegen sofortige Bezah lung an die Meistbietenden öffentlich versteigert werden. Waldenburg, den 28. October 1878. Fürstlich Schön bmrg'sches Gerichtsamt. I. V.: Melzer, Rfr. Die den 1. November d. I. fällige Einkommensteuer ist bis zum IS. desselben Monats anher zu bezahlen. Stadtsteuer-Einnahme Waldenburg, am 29. October 1878. Bekanntmachung. Zum Zweck der Anlegung der Einkommensteuer-Cataster aus das Jahr 1879 macht sich die Aufstellung von Hauslisten nach Vorschrift H. 35 des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli. d. I. nothwenoig. Zn diesem Behufs werden in den nächsten Tagen den hiesigen Haus besitzern Formulare zu Hauslisten behändigt werden, in welchen alle in dem betreffenden Grundstücke wohnenden Personen, welche ein eigenes Einkommen haben, sowie die in demselben eine Gewerbe betreibenden und anderwärts wohnenden Personen, ungleichen Beitragspflichtige der in Z. 4 des angezogenen Gesetzes bezeichneten Orten, welche in dem Grundstücke ein Geschäftslocal haben, nach Anleitung der den Listen vorgedruckten Bemerkungen einzu tragen, auch die sonstigen darin enthaltenen Fragen genau zu beant worten sind. Diese, mit den Namensunterschriften der Haushaltungsvorstände zu ver sehenden Hauslisten hat der Besitzer des Hausgrundstücks bez. dessen Stell vertreter bezüglich ihrer Vollständigkeit zu bescheinigen und binnen 10 Tagen von Zeit der Zustellung angerechnet, längstens aber den SS. dieses Monats wieder anher einzureichen. Die Versäumung dieser Frist zieht eine Geldstrafe bis zu SV Mk. — Pf. nach sich. Waldenburg, am 9. November 1878. Der Stadt rath. Cunrady. Bekanntmachung. Die unterzeichnete Sparcasse bleibt wegen des Rechnungsabschlusses vom 1. bis mit 20. Januar 1879 gänzlich geschlossen, und werden während dieser Zeit weder Einlagen angenommen, noch Rückzahlungen bewirkt werden. Fürst!. SM-casse Waldenburg, am 8. November 1878. Nebel. MitW LmdlljM. * Waldenburg, 11. November 1878. Der deutsche Kaiser ist am 9. d. Nachmit tags 4 Uhr im besten Wohlsein in Wiesbaden eingetroffen. Derselbe fuhr in offenem Wagen durch die prachtvoll geschmückten Straßen der Stadt, in welchen sämmtliche Vereine von Wies baden, die Schulen und die dort garnisonirenden Truppen Spalier bildeten. Der Kaiser wurde überall von der Bevölkerung mit den freudigsten Zurufen begrüßt. Der Kronprinz des deutschen Reichs feierte jüngst sein 25jähriges Freimaurerjnbiläum, bei welcher Gelegenheit die ihn beglückwünschenden Vertreter der Berliner drei Großlogen von ihm zum Mittagsessen geladen wurden. Die Verhandlungen der Curie mit Ber lin, die in letzter Zeit abgebrochen zu sein schie nen, sind, wie dem „D. Mont.-Blatt" aus Nom mitgetheilt wird, gegenwärtig wieder in ein schnel leres Tempo übergegangen und dürften in nicht allzuferner Zeit einen beide Theile befriedigenden Abschluß finden; wenigstens soweit es sich um die vertraulichen Besprechungen betreffs der Be setzung der vakanten Bischofssitze handelt. Diese letzteren dienen alsdann als Grundlage der wirk lichen Verhandlungen, welche in Berlin durch einen päpstlichen Nuntius geführt werden sollen, ohne jede Rücksicht auf die Wünsche des Centrums. Die Centrumsmünner werden natür lich gegen einen Frieden des Staates mit der Kirche gewaltig demonstriren, denn diese wollen überhaupt keinen Frieden, allein es ist sehr frag lich, ob sie, nachdem die Bischofssitze und alle erledigten Pfarrstellen mit staatstreuen Pfarrern besetzt sein werden, den alten ungeheuren Einfluß auf ihre Wähler werden fernerhin ansüben kön nen, ob Letztere nicht vielmehr im Bedtirfniß nach kirchlichem Frieden andere Abgeordnete in Reichs- und Landtag wählen werden. Nach der „National-Zeitung" liegt es seit längerer Zeit in der Absicht für die Vereidigung de/ Truppen des deutschen Heeres auf die Fahne eine einheitliche Formel einzuführen, über deren Wortlaut man jedoch noch nicht schlüssig ist. Für das preußische Heer ist die seit dem J^yre 1831 bestehende Eidesformel unverändert beibehalten. Dagegen wird der Fahneneid von Angehörigen der Reichslande dem deutschen Kai ser geleistet, während die übrigen deutschen Bun- descontingente den Eid ihrem angestammten Fürsten und dem Kaiser als Bundesfeldhern leisten. Der Geh Regierungsrath Wagener demen- tirt in einem längeren, an die „Post" gerichte ten Schreiben die auch von uns gebrachte Nach richt über seinen Concurs. Allerdings sei ein Concursantrag von dem gegnerischen Anwälte vr. Banks gestellt worden, aber es handelt sich um den Auslrag einer unter den betheiligten Ge richten selbst zweifelhaften Rechtsfrage. Die strei tigen 1500 Mark Hypothekenzinsen habe er dem Gerichte übergeben, damit es nach seinem Er messen darüb»r verfüge. Dabei giebt Herr Wa gener zu, daß von dem Kreisgericht Altona ein sogenanntes Concursmandat gegen ihn erlassen ist. Eine preußische Anleihe von 60 Millionen Mark war aufgelegt worden, auf welche zahl reiche Zeichnungen ergangen sind; dieselben werden auf 80 bis 100 Millionen Mk. geschätzt, sodaß eine Repartition eintreten muß. Dreiundvierzig socialdemokratische Agi tatoren (darunter die Reichstagsabgeordneten Liebknecht, Vahlteich und Kaiser) befinden sich wegen Gesetzesübertretungen gegenwärtig im Ge- fängniß. In letzter Zeit war viel die Rede von einem britisch-französischen Einvernehmen bezüg lich ihrer orientalischen Politik, welchem sich auch Oesterreich angeschlossen haben sollte. Ein Theil der deutschen Blätter war in Rücksicht darauf (mag dies vielleicht ihrem Wunsche entsprechend gewesen sein) gleich mit der Behauptung beider Hand, das Dreikaiserbündniß, von dem man so schon längst nicht mehr viel gehört, müsse dem nach in die Brüche gegangen sein. Ganz abge sehen davon, daß sich Oesterreich durch ein solches Vorgehen sicherlich auf einen gefahrvollen Weg begiebt, ist es mit dem britisch-französischen Ein vernehmen nur mehr ein englischer Wunsch, da der französische Minister des Auswärtigen Wad dington auf das Aengstlichste Alles vermeidet, was im deutschfeindlichen Sinne gedeutet werden könne. Infolge davon sind denn auch die augenblicklichen Beziehungen zwischen Paris und Berlin die aller besten, wie es namentlich bei Verhandlungen betreffs der griechischen Forderungen der Türkei gegenüber gegenwärtig deutlich zu Tage tritt. Eine herzegowinische Notabeln-Deputa- tion von 25 Mitgliedern ist in Pest angelangt, um dem österreichischen Kaiser für die Occupa- tion zu danken, eine ähnliche Deputation dürfte aus Bosnien eintreffen, um dem Herrscher für den versöhnlichen Act der Amnestie zu danken. Aus Belgrad wird dem „Reuterschen Bureau" von Unterhandlungen zwischen Serbien und Griechenland berichtet, die einen russisch-feindlichen Charakter haben sollen. Die russische Regierung hat es fürnöthig gehalten, durch Graf Schuwaloff in London die Versicherung ihrer friedfertigsten Gesinnungen abzugeben. Wie weit indessen diese Gesinnungen friedfertig sind, lehrt am besten die Thatsache, daß man im Innern Rußlands frische Truppen mobilisirt und als Nachschub über die Donau zur Occupationsarmee dirigirt. Die „Times" verbreiteten Nachrichten über eine Unpäßlichkeit des Kaisers Alexander, wel chen gegenüber der russische Botschafter in Paris, Fürst Orloff, mittheilt, in den ihm aus Livadia zugegangenen Nachrichten werde nichts von einem Unwohlsein des Kaisers erwähnt, die Nachrichten der „Times" seine demnach erfunden. Die Pforte hat dem russischen Botschafter, Fürsten Lobanoff, abermals eine Note zugehen lassen, worin sie sernerweite Ausschreitungen der bulgarischen Insurgenten zur Kenntniß der russi schen Behörden bringt und gleichzeitig zu ver stehen gibt, daß die Banden, welche sich jener Ausschreitungen schuldig gemacht, sich innerhalb des von den Russen besetzt gehaltenen Rayons organisirt hätten.