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Erscheint wöchentlich drei Mal: Dinstags, Donnerstags und Sonnabends. Preis incl. der Sonntagsbeilage „Der Erzähler" vierteljährlich 1 Mark, durch die Post bezogen 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummern 8 Pf. — Jnsertionsgebühren pro kleingespaltene Zeile für Abonnenten 7 Pf., für Nichtabonnenten 40 Pf., im Redactionstheil 20 Pf. Bei mehrmaliger Insertion entsprechender Rabatt. — Jnseraten- Annahme bis Abends 5 Uhr des vorhergehenden Tages. — Geeignete Beiträge sind stets willkommen. 50. Donnerstag, 24. October 1878. Von dem unterzeichneten Gerichtsamte sollen verschiedene abgepfändete Gegenstände, worunter sich a., 16 Meter brauner Plüsch, d., eine goldene Uhrkette, e., eine Taschenuhr, ä., ein Hund, Leonberger Nahe, befinden, den 5. November 1878 von Vormittags 10 Uhr ab in der Lein'schen Restauration zu Altwaldenburg gegen sofortige baare Bezahlung an die Meistbietenden öffentlich versteigert werden. Waldenburg, den 9. October 1878. Fürstlich Schönburg'sches Gerichts-Amt. Martini. politische KuWM. * Waldenburg, 23. October 1878. Das Socialistengesetz ist vom Bundesrath einstimmig genehmigt, voin Kronprinzen des Deutschen Reichs äo äato Potsdam, 21. Octbr. unterzeichnet und gestern Nachmittags durch das Reichsgesetzblatt veröffentlicht worden. Eine Be schleunigung, die bewunderungswürdig ist. Unter dessen haben all die soicalistischen Blätter in aller Eile eine Wandlung vollzogen (s. unter Glauchau); während die Einen unter dem alten Titel weiter erscheinen, aber erklären, daß sie ihren Lesern nicht mehr von Tyrannenbrut und Bourgeois blutaussaugern verschwatzen wollen und deshalb um Entschuldigung bitten, haben Andere eine nochmalige Taufe an sich vollzogen und möglichst harmlose Titel gewählt, um so dem Arme des Socialistengesetzes zu entgehen. Die „Dresdner Volkszeitung" ist zu einer „Dresdner Bürgerzei tung", die Breslauer „Wahrheit" zu einem „Bres lauer Tageblatt" umgewandelt worden; alle Blätter suchen sich von dem Verdachte zu befreien, ein socialistisches Blatt zu sein. Ohne daß sich nur ein polizeilicher Finger gerührt hätte, sind all die zügellosen, wüsten Artikelschreibereien ver schwunden. Das ist wahrhaftig ein Erfolg, der vielleicht kaum geahnt worden ist. Deshalb nicht geahnt, weil man den Socialdemokraten mehr Muth zugetraut hatte. Mögen unsere Arbeiter nur zu der Erkenntniß kommen, daß ihnen durch Entziehung der socialistischen Geistesspeise nichts verloren gegangen ist. Die freie volkswirtschaftliche Vereini gung im Reichstage hat folgende Erklärung veröffentlicht: „In den weitesten Kreisen des deutschen Reiches sieht man mit Spannung einer endlichen klaren Entschließung der verbündeten Regierungen rücksichtlich der Grundlagen des deutschen Handelsverkehrs mit dem Auslände ent- : gegen. Es lag deshalb nahe und ist vielfach ! verlangt worden, daß der augenblicklich versam- i melte deutsche Reichstag die hiermit zusammen- hängenden Fragen behufs Klarstellung der han delspolitischen Wege und Ziele der Reichsregie rung in den Bereich seiner Verhandlungen zöge. Die unterzeichneten Neichstagsmitglicder geben dem Bedauern Ausdruck, daß ein solches Vor gehen nicht möglich war, weil der Zweck der diesmaligen Zusammenberufung des Reichstags lediglich der Beschlußfassnng über das Socialisten gesetz galt, und weil die Erhebungen über die wirthschaftliche Lage und die Lebensbedingungen mehrerer der wichtigsten Gewerbszweige Deutsch lands noch nicht abgeschlossen sind. Um aber dem Mißverständnisse vorzubeugen, daß es in der Vertretung des deutschen Volkes an dem nöthi- gen Interesse für berechtigte handelspolitische Forderungen des Landes und an dem festen Willen fehle, diese Forderungen zur Geltung zu bringen, halten wir uns zu der Erklärung ver pflichtet, daß wir lediglich aus den angedeuteten Gründen während der gegenwärtigen Session die von dem Lande erwartete Anregung nicht gegeben haben und geben konnten, daß wir aber ange sichts der Handelspolitik der meisten Deutschland umgebenden Länder — in Erkenntniß der den Volkswohlstand schädigenden Mängel des deut schen Zolltarifs und bei der Fortdauer der auf der deutschen Gewerbthätigkeit und Landwirthschaft lastenden Krisis — eine auf das Resultat sorg fältiger Prüfungen und sachgemäßer Abwägungen gestützte Reform des deutschen Zolltarifs für noth wendig halten und demgemäß entschlossen sind, für dieselbe in der nächsten ordentlichen Session des deutschen Reichstages einzutreten. Obschon von verschiedenen handelspolitischen Gesichtspunk ten ausgehend, finden sich die Unterzeichneten doch in dem Grundgedanken vereinigt, daß die schwierigen Fragen der deutschen Handelspolitik nicht lediglich nach den Schlagwörtern von Frei handel und Schutzzoll gelöst werden können, daß es vielmehr entscheidend darauf ankommt, die wirklichen und vermeintlichen Gegensätze der Inter essen mit Sachkenntniß, Umsicht und Vaterlands liebe auszugleichen. Berlin, den 19. October 1878." Unterzeichnet haben die Erklärung 204 Reichs tags-Abgeordnete aller Parteien, die meisten Namen stammen aus der deutsch-conservativen, der Reichs partei und dem Centrum. Weniger zahlreich sind die National-Liberalen; von der Fortschrittspartei hat nur einer unterzeichnet; Elsässer befinden sich vier darunter. Der Kaiser hat auf ärztlichen Nath beschlossen, sich im Monat November nach Wiesbaden zu begeben und dort, wo das milde Klima noch in diesem Monat die Bewegung im Freien gestattet, die Cur fortzusetzen. Am 29. d. M. wird er mit der Kaiserin zu mehrtägigem Aufenthalte nach Koblenz abreisen. Voraussichtlich wird der Kaiser am 4. December in Berlin wieder eintreffen und ist dies auch bereits dem Berliner Magistrate mitgetheilt worden. Fürst Bismarck hat sich gestern nach Friedrichs- ruh begeben, wird aber vor Eröffnung des Landtags, die gegen Mitte November stattfinden dürfte, noch zur Hochzeit feiner Tochter nach Berlin kommen und dann ans längere Zeit auf seine Güter gehen. Das Abschiedsgesuch des Contre-Admirals Werner ist vom Kronprinzen genehmigt wor den. Mit ihm verliert die deutsche Marine einen ihrer befähigtesten Beamten. Der bairische König hat den Professor der Theologie in Würzburg, Vv. Stein, zum Bischof von Würzburg ernannt. Der Kaiser von Oesterreich hat dem cislei- thanischen Ministerpräsidenten Fürsten Auers perg in einem Handschreiben seine allerhöchste Befriedigung über die Raschheit und Pünktlich keit ausgesprochen, womit der Heeresapparat in seiner jetzigen Zusammensetzung, wie dies die theilweise Mobilmachung dargethan, fungirt habe. Zugleich wird Fürst Auersperg beauftragt, allen den Behörden wie auch der gesammten Bevölke rung den Dank des Monarchen für ihre patrio- lische Hingabe und Opferwilligkeit zu Gunsten der braven Armee zu übermitteln. Dem österreichischen Abgeordnetenhause wird außer der Budgetvorlage eine Jndemnitätsforde- rung für 25 Millionen zugehen, um welche der Occupationscredit überschritten worden ist. Das Haus wird sich dann wahrscheinlich bis zur Bil dung des neuen Cabinets vertagen, welches noch immer nicht zu Stande gekommen ist. Eine vom Minister v. Pretis auf den 22. d. M. einberufene Abgeordnetenconferenz sollte Mittheilungen über die Cabinetscrisis entgegen nehmen. Der ungarische Reichstag ist am 20. d. M. Mittags vom österreichischen Kaiser feierlich durch eine Thronrede eröffnet worden. Aus Bosnien meldet der officielle Telegraph: die Veste Kladuc ist am 20. October ohne Kampf von den österreichischen Truppen besetzt worden, welche dort eine Fahne, drei eiserne Kanonen und Munition vorfanden. In Paris hat am 21. d. M. im Ausstellungs gebäude die feierliche Vertheilung der von der Preisjnry zuerkannten Preise stattgefunden, wobei der Präsident eine längere Rede hielt. Das ge- sammte in Paris anwesende diplomatische Corps hatte der Feierlichkeit beigewohnt. ^Mit der Aussicht auf eine friedliche Beilegung des Conflictes zwischen England und Afgha nistan ist es zu Ende. Ein Telegramm der „Daily News" aus Simla vom 21. d. besagt, daß die Antwort des Emirs Schir Ali an den Vicekönig von Ostindien eingetroffen sei und laute: „Macht, was ihr wollt; das Ende steht in Gottes Hand!" Danach ist der Krieg jedenfalls nicht mehr zu vermeiden. Gegenwärtig wird eifrig an der Sicherstellung der türkischen Hauptstadt von der Landseite her gearbeitet. Der Sultan hat Baker Pascha, wie ein Konstantinopler Telegramm meldet, be auftragt, zur Vervollständigung der Linien von Tschataldja nöthigenfalls 40,000 Mann zu verwenden. Atts dem Mttldenthale. * Waldenburg, 23. October. (Gewerbe verein.) An Stelle des abwesenden Herrn Vor sitzenden eröffnet der Vicevorsitzende Herr Schul director Hanschmann die Sitzung und macht, nachdem das Protokoll verlesen, Mittheilung von der Aufnahme eines neuen Mitgliedes. Von geschäftlichen Eingängen liegt nur eine Probe nummer einer neuen Zeitschrift „Gewerbeschau", Centralorgan für die Gewerbevereine Deutsch lands, aus Mühlhausen in Thüringen vor, welche namentlich Nachrichten aus den verschie denen Vereinen bringen will, weshalb gebeten wird, einen Berichterstatter aufzustellen und wenig stens ein Exemplar zu halten. Sodann verliest der Hr. Vorsitzende den von Hrn. Mai hier schriftlich abgegebenen Bericht über den deutschen