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Dagegen bewendet es bezüglich der Abentrichtung der halbjährigen Beiträge für die Versicherung industrieller und landwirthschaftlicher Be triebsgegenstände, soivie wegen der Nachzahlung der auf frühere Termine sich berechnenden Stückbeiträge, auch rücksichtlich der Gebäudeversicherung bei den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen. Es wird solches zur Nachricht für Alle, die es angeht, hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 19. September 1878. Königliche Brandversicherungs-Commission, von Oppen. Rudolph. Politische Rundscho«. * Waldenburg, 25. September 1878. Ueber die bisherigen Berathungen des Socia- listengesetzes in der Reichstagscommissionschreibt die „Nordd. Allg. Ztg.": Der bisherige Verlauf der Commissionsverhandlungen über das So- cialistengesetz hat nicht den Erwartungen entspro chen, welche die Generaldiscussion im Plenum und die Commissionswahlen Hervorrufen mußten. Es schien, als ob die nationalliberale Fractiou in ihrer Mehrheit gewillt sei, die Reichsregierung aufrichtig in der Bekämpfung des socialdemokra tischen Unwesens zu unterstützen und angesichts der vorliegenden ernsten und verantwortlichen Aufgabe die Geltendmachung doctrinärer Weisheit möglichst zu beschränken. Schon jetzt sind einige Beschlüsse gefaßt, welche die verbündeten Regie rungen voraussichtlich als unannehmbar bezeichnen werden. Das Zustandekommen des Gesetzes er scheint gefährdet, zum Mindesten erschwert, falls nicht in Fortgang der Verhandlungen und namentlich bei der 3. Lesung diejenigen Mit glieder die Oberhand gewinnen, welche eine Verständigung mit der Negierung auf der Grund lage des practischen Bedürfniß wirklich erstreben." — Die Berathungen selbst werden in dieser Woche schwerlich beendet, da eine zweimalige Lesung des Gesetzes beschlossen ist, so daß vor Mitte October der Schluß der Reichstagssession nicht zu erwarten steht. Der Vorschlag des Ent wurfs, den Bundesrath als Recursinstanz gegen Beschwerden von Verboten einzusetzen, wurde von der Commission abgelehnt, ebenso aber auch der Vorschlag des Abg. Di-, Gneist, als oberste Be schwerde-Instanz den Reichskanzler resp. dessen Stellvertreter einzusetzem, und zwar unter der parlamentarischen Controle des Reichstags, und schließlich wurde auch der Vorschlag Laskers, daß die Beschwerde gehen solle in Preußen, Baiern, Sachsen rc. an die resp. Verwaltungsgerichte, in den kleinen Staaten dagegen, die dieser Institu tion entbehren, an das Leipziger Oberhandels gericht, mit 11 gegen 9 Stimmen abgelehnt, so daß es in dieser Beziehung zu keiner Einigung gekommen ist. Das Befinden des Kaisers ist auch nach den Anstrengungen der Manöver ein gutes und zeigt dies, daß die Gesundheit seiner Majestät vollständig wieder hergestellt und der Blutverlust völlig ersetzt ist. Das deutsche Reich hat wiederum eine An- .eihe von 30 Millionen gemacht, welche einen Theil der vom Reichstage in der vorigen Session bewilligten Credite bildet. Das Consortium, wel ches die früheren Anleihen bereits übernommen hat, übernahm auch diese Anleihe wieder. Der Abg. Bebel hatte im Reichstage behauptet, .Lassalle sei durch einen Prinzen des königlichen Hauses zn Conferenzen mit Bismarck aufgefordert worden, jetzt heißt es aber aus authentischer Quelle, daß Lassalle niemals in irgend welchen Beziehungen zu einem Prinzen des königl. Hauses gestanden hat, folglich ein solcher auch schwerlich die Unterhandlungen zwischen Ersterem und Bismarck eiiigeleitet haben kann. Es sind zwar von socialdemokratischer Seite noch nähere „Auf klärungen" über diesen Punkt in Aussicht gestellt worden, es läßt sich darauf aber kein Gewicht mehr legen, da die bisherigen Enthüllungen genugsam klar gemacht haben, welche Grundlage dieselben besitzen. Der Leipziger „Vorwärts" selbst muß einge stehen, daß die Gesammtzahl der bei der jüngsten Reichstagswahl (Haupt- und Stichwahlen) abge gebenen socialistischen Stimmen gegen die vorige um 85,000 weniger betrug (1877 560,000, 1878 475,000). In Dietrichswalde ist am 16. d. Abends 9 Uhr pünktlichst der heilige Josef erschienen. Gegen 3000 Menschen, unter ihnen 40 bis 50 Geistliche, aus den posenschen und westpreußischen Diöcesen und aus Ermeland hatten sich einge funden. Gegen Abend begann es zwar heftig zu regnen, trotzdem zogen die Geistlichen im geord neten Zuge, vor ihnen die beiden Begnadeten, hinter ihnen die ganze Menge von Pilgern, dem gebenedeiten Baume zu, wo Alle niederknieten. Die beiden Frauen geriethen plötzlich in Exstase, denn der heilige Josef ließ sich sehen. Er erschien als 50jähriger Greis mit dem Jesuskinde auf dem einen und mit Lilien auf dein andern Arme; der Greis war barfuß und bedeckten Hauptes. Der Heilige, den sonst Niemand weiter gesehen, habe den Papst, den Bischof, die Geistlichkeit und alle Anwesenden gesegnet und sie zur Nüchtern heit und ferneren Frömmigkeit ausgesordert; ferner verkündete er, daß für Dietrichswalde eine schwere Zeit kommen werde rc. Vom Occupationsschauplatze liegen fol gende Depeschen vor: Am 21. d. von Morgens 7 bis Nachmittags 1 Uhr fand ein siegreiches Gefecht der ersten Truppendivision gegen 6000 bis 7000 Insurgenten zwischen Lenkovic und Bandinogiak statt. Die Insurgenten wurden mit großen Verlusten aus ihren stark befestigten Po sitionen geworfen. Die Verluste der Oesterreicher betragen circa 400 Todte und Verwundete, da runter 4 Offiziere todt und 8 Offiziere verwundet. Feldmarschalllieutenant Graf Szapary hat am 21. d. Dolnh-Tuzla besetzt, welches sich unterwarf und entwaffnet wurde. Die 13. Division traf am 21. d. auf dem Vormarsche gegen Dokani auf den Gegner, welcher sich auf dem Kamm der Majerica Planina in ausgedehnten Jäger gräben festgesetzt hatte. Die Infanterie erklomm unter dem heftigsten Feuer des Feindes die Höhe und warf die Insurgenten aus ihren Verschan zungen zurück. Die 26. Brigade hat am 20. d. Bjelina besetzt. Nichts als Krieg bewirkt die Ausführung des Berliner Friedensvertrages. So haben sich in der Dobrudscha Banden organisirt, um der Be setzung der Dobrudscha durch die Rumänen Wider stand zu leisten; es sollen gegen 8000 Gewehre an dieselben vertheilt worden sein, was vermuthen läßt, daß die Türkei wiederum die Hand dabei im Spiele hat. Frankreich hat am 22. Septbr. den Jahres tag der Proclamation der französischen Republik vom Jahre 1792 gefeiert. In Paris, Marseille und in anderen Städten wurden zu diesem Zwecke Bankets abgehalten. Unterdessen ist in Paris ein erneuter Versuch gemacht worden, einen socia listischen Congreß abzuhalten, weshalb am 19. d. abermals Haussuchungen vorgenommen und dabei die Protokolle über die Sitzungen der Association mit Beschlag belegt wurden. Infolge dieses neuen Vorfalles sollen übrigens mehrere ausländische An gehörige der „Internationale" ausgewiesen werden. Die englische Regierung wird trotz ihrer schlauen Politik jetzt ebenfalls ihren orientalischen Conflict bekommen. Der Herrscher von Afgha nistan, Schir Ali, war in Beziehungen zu Ruß land getreten, was England, da Afghanistan an Indien grenzt, nicht duldete und den General Sir Neville Chamberbain in besonderer Mission nach dem Emir Schir Ali absandte, um letzteren auszufordern, seine Beziehungen zu Rußland abzubrechen. Allein an der afghanischen Grenze wird der englischen Gesandtschaft, die eine Bede ckung von 1000 Mann hat, die Weiterreise ve- weigert, worauf sie sich auf telegraphischen Befehl des Vicekönigs von Indien nach Peschawer zurück begab. Infolge besten fand Specialsitzung des Rathes des Vicekönigs statt. Der Befehlshaber der Grenztruppen reiste mit geheimen Befehlen nach Peschawer. Große Truppenansammlungen an der Grenze wurden angeordnet, 12,000 Mann sind bereits concentrirt. Die indische Presse ver langt Abbitte oder die Besetzung Afghanistans. Aus dem Muldenthale. * Waldenburg, 25. September. (Gewerbe verein.) Die gestrige Sitzung des hiesigen Ge werbevereins war wiederum sehr zahlreich be sucht. Nach Verlesung des Protokolls über die letzte Sitzung machte der Vorsitzende Herr Or. Lamprecht Mittheilung von verschiedenen Ein gängen, von denen wir die Anfragen eines Hrn. vr. Roscher, welcher in Rücksicht auf die un genaue in Mühlhausen i. Th. herausgegebene Statistik der deutschen Gewerbevereine eine ge nauere Statistik herausgeben will, hervorheben, welche vom Verein wiederum bereitwilligst beant wortet werden sollen; von einem Leipziger Fabri kanten wurde eine verbesserte Petroleumlampe,